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Über das "Gemür", eine alte Fluchtburg in Oben-Ketzberg, berichtet Max Schmidt im Jahr 1922 in seinen "Geschichtlichen Wanderungen": |
"Das älteste Bauwerk - vielleicht sogar das älteste der gesamten Stadtgemeinde Gräfrath - hat aber Oben-Ketzberg aufzuweisen. Dort steht inmitten der Fachwerkhäuser Nr. 18 und 22 der steinerne Turm, in der platten Volkssprache 'das Gemür' (Gemäuer) genannt. Im Hinblick auf das verwandte Baumaterial haben Sachverständige und Geschichtsforscher geurteilt, daß der Turm im 12. Jahrhundert errichtet worden ist.
Im Bergischen Lande fanden sich derartige Anlagen oft. Mir scheint aber, daß der Turm zu Ketzberg früher noch weitere Umbauten aus demselben Material hatte. Seine Grundmauern deuten auf Anbauten hin. Festzustellen ist, daß verschiedene der umliegenden Häuser bis in Sockelhöhe dasselbe Baumaterial wie der Turm aufweisen, so daß man vermuten kann, es stamme von niedergelegten Teilen der alten Burg. Die Bezeichnung 'Burg' hat sich im Volksmunde erhalten. Möglich ist denn auch, daß hier ein altes burgähnliches Gebäude gestanden hat.
Die Mauern des Turmes weisen an verschiedenen Stellen eine Stärke von etwa einem Meter auf. Das Innere des Turmes mißt im Viereck 4 1/2 Meter. Der Turm hat zwei Stockwerke. Hervorzuheben ist noch, daß in den beiden Stockwerken sich sogenannte 'Verbörgs' befinden, d.h. Hohlmauern, die geeignet waren, der wertvollsten Habe als Versteck zu dienen.
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Das Gemür mit den Häusern Nr. 18 und 20. Abb. MBGV 7-8/1919 Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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2006 Nur der große Baum ist verschwunden |
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Der massive Bruchsteinbau ist heute noch vorhanden und nach dem alten Foto einwandfrei zu erkennen - vorausgesetzt, man findet ihn.
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Rheinische Landeszeitung vom 20. Februar 1944
[...] Es ist ein viereckiger Bau von 9 bis 10 Meter Höhe, der drei Stockwerke aufweist. Der einzige vorhandene Eingang erfolgt durch das Wohnhaus Nr. 18, Besitzer Oberbauscheid. Die einzelnen Stockwerke sind durch schwere Holzdecken getrennt und durch Holztreppen miteinander verbunden. Die eichenen Tragbalken sind im Laufe der Jahrhunderte so hart geworden, daß ein Nagel nicht mehr eingeschlagen werden kann. Die inneren Räume messen ca. 4 bis 5 Meter im Geviert. Das untere Mauerwerk hat eine Dicke von 1 1/2 Meter, das des mittleren Stockwerkes ein solches von einem Meter, während es sich im oberen Stockwerk auf 3/4 Meter verjüngt.
Hervorzuheben ist noch, daß sich möglicherweise im Erdgeschoß ein Brunnen befindet. Der Besitzer hatte vor einer Anzahl von Jahren einen Teil der Erde aus dem Untergeschoß ausgeräumt, um es mit dem anschließenden Flur des Fachwerkhauses gleich zu gestalten. Es wurde um etwa 60 Zentimeter vertieft. Dann versuchte der Besitzer mit einer Eisenstange zu ergründen, ob etwa ein Keller vorhanden wäre. Nur an einer Stelle kam er tiefer. Als er dann noch einmal mit der Stange zustieß, entglitt sie ihm und verschwand in der Tiefe. Mit einer Bohnenstange wiederholte sich das gleiche Ergebnis. Dann wurde von weiteren Nachforschungen Abstand genommen.
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Auch in der Solinger Hofschaft Bech bezeichnete der Volksmund ein teilweise massives altes Gebäude als "Burg"; möglicherweise auch hier wegen seiner einstigen Schutzfunktion. Einen Fluchtturm besitzt heute noch das restaurierte und unter Denkmalschutz gestellte Haus am Quall in Haan-Gruiten. Auch das Gütchen in Haan hatte eine solche Schutzanlage.
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Quellen:
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