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Bech in Wald

Die Hofschaft Bech liegt in Solingen-Wald unmittelbar an der "Grenze" zu Merscheid zwischen Weyerstraße, Bebelallee und Lochbach. Hier lässt sich noch ein bisschen erahnen, wie es früher in den Solinger Hofschaften ausgesehen haben mag.

Es fällt angenehm auf, dass viele der alten Fachwerkhäuser von ihren nachträglich angebrachten, einstmals so praktischen Eternit- und sonstigen Verkleidungen wieder befreit und sorgfältig restauriert worden sind. Auch die Eigentümer neuer Häuser sind vielfach bemüht, diese dem Hofschaftscharakter optisch anzupassen.


Bech
 
2006
Haus Becher Mühle 87.
Auch dieses Haus wurde restauriert (Herbst 2005)
und die bisherige Verkleidung der Seitenwand
durch "artgerechte" Verschieferung ersetzt.

Das Fachwerkhaus Bechermühle 87 trägt sog. Aufschieblinge. Diese verlängern das Dach über die Hauswand hinaus, um die Wand ein wenig vor Regenwasser zu schützen. Interessant ist die Giebelwand gestaltet. Sie zeigt zehn Andreaskreuze und elf kleine "Stiele" kurz unter der Dachspitze. Warum elf? Die Zahl sei wahrscheinlich nicht zufällig gewählt, vermutete Heimatkundler August Arensmeier: "Die elf sollen an die elf Jünger erinnern, die dem Herrn treu geblieben sind!" [Arensmeier S. 149 ff] - Wer weiß, vielleicht? -

Auch die alte geteilte und benagelte Haustür ist noch vorhanden. Darüber ist der Spruch angebracht: "Machet die Tore weit und die Thueren in der Welt hoch dass der Koenig der Ehren einziehet. Ao 1756 d. 27 Majius H.L. A.C.S. E.L."


Bech
 
2012
Hofschaft Bech



Wasser

Welche Besonderheiten die Hofschaft Bech aufweist, konnte man z.B. am "Tag des offenen Denkmals" im Jahr 2004 feststellen, der unter dem Motto "Wasser" stand. An diesem Tag durfte das Badezimmer eines Hauses besichtigt werden, in dem sich zwischen Waschbecken und Waschmaschine ein vier Meter tiefes, aus Bruchsteinen gemauertes Brunnenloch befindet, abgedeckt von einer in den gefliesten Boden eingelassenen dicken Glasplatte. Der Brunnen wurde zuällig bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Benutzt wird er nicht; dazu müsste er, wie wir hörten, wesentlich tiefer sein. Auch andere Häuser der Hofschaft verfügen über Brunnen innerhalb oder außerhalb des Gebäudes, die teilweise freigelegt wurden und zur Bewässerung des Gartens dienen.

Bis in die 1920er Jahre waren die Hofschaftsbewohner auf die Wasserversorgung aus ihren Brunnen angewiesen; erst dann wurden Wasserleitungen gelegt, noch später ein Abwasserkanal. Kanalisiert wurde auch der Lochbach: Ab 1927 floss er durch eine V-förmige, ausgekleidete Rinne und wurde erst 1997 renaturiert. [Hakenberg]




Scherenschleiferei Leverkus

Im 17. Jh. wird Bech als einer der Wohnsitze von Schwertschmieden in Wald genannt. Später wurden hier andere Schneidwaren bearbeitet.

Bis in die 1970er Jahre arbeitete in der Hofschaft Bech der Scherenschleifer F. Leverkus in seiner Werkstatt, die sein Vater 1919 eingerichtet hatte. Das Gebäude ist heute im Besitz von Peter Hakenberg. Leverkus war Spezialist für aufgebogene Scheren. Die alte Schleiferei ist heute im Rheinischen Industriemuseum "Gesenkschmiede Hendrichs" ausgestellt (Solingen, Merscheider Straße 297). Eine Tafel im Industriemuseum informiert:


Bech
 
2004
Links die ehemalige Werkstatt
von Friedrich Leverkus,
Becher Straße 93a

"Die Scherenschleiferei Leverkus befand sich in der Hofschaft Bech im Lochbachtal unmittelbar beim Wohnsitz der Schleiferfamilie. Im Jahr 1919 richtete der damals 26-jährige Schleifermeister Friedrich Leverkus die Werkstatt in einem unscheinbaren Kottengebäude ein. Die Grundausstattung der heimgewerblichen Schleiferei erwarb Leverkus für 600 Mark von der Witwe eines verstorbenen Schleifers. Um einige Bestandteile - insbesondere den Elektromotor für den Antrieb - ergänzt, war damit die Basis für die Existenz zweier Generationen gelegt. Der Sohn von Friedrich Leverkus, der 1921 geborene Fritz Leverkus, erlernte ebenfalls den Beruf des Scherenschleifers und betrieb die Werkstatt noch bis in die 1970er Jahre.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die heimgewerblichen Handschleifer nach und nach durch die Schleifmaschine verdrängt. In den Nischen der mechanisierten Produktion blieb nur noch zwei Gruppen von Schleifern eine Existenzmöglichkeit. Die größere Gruppe meist angelernter Schleifer führte Teilarbeiten aus, die an den Maschinen nicht oder nur unter unrentablem Aufwand erledigt werden konnten. Sie arbeiteten in der Regel nicht selbstständig, sondern als Lohnarbeiter in einem Betrieb. Geringer war die Zahl der hochqualifizierten Spezialisten, die ihr Handwerk noch von der Pike auf gelernt hatten. Diese Schleifer stellten meist in kleineren Serien Qualiätsprodukte her, die handwerklich bearbeitet werden mussten.

Zur zweiten Gruppe zählten Friedrich und Fritz Leverkus, die sich auf aufgebogene Scheren - von der kleinen Nagelschere bis zur Pferdeschere - spezialisiert hatten. Die dafür verwendeten Rohlinge stammten zu einem erheblichen Teil aus der Gesenkschmiede Hendrichs."

[Rheinisches Industriemuseum Gesenkschmiede Hendrichs (2004)]

  Rheinisches Industriemuseum, Schauplatz Solingen




Die "Burg"

In einem 1944 erschienenen Zeitungsartikel über "Bergische Bauernburgen in alter Zeit" erwähnt Julius Günther neben dem "Gemür" in Ketzberg (Gräfrath) auch die sog. "Burg" in der Bech. Das Haus steht noch, und mit etwas Glück kann man bei einer Führung durch die Hofschaft vor Ort nähere Einblicke gewinnen:


Rheinische Landeszeitung vom 20. Februar 1944
Die "Burg" zu In der Bech

Im Solinger Gebiet gibt es noch eine "Burg", die wahrscheinlich einst dem Schutze eines größeren bäuerlichen Anwesens diente. Es ist das jetzige Wohnhaus einer Familie Linder in der Hofschaft In der Bech im Lochbachtale. Hier handelt es sich um den Teil des Hauses, der aus Bruchsteinen erbaut, 80 Zentimeter dicke Wände hat und außer dem Erdgeschoß ein Obergeschoß aus gleichem Steinmaterial besitzt.

Für dieses feste Haus hat sich die Bezeichnung "In der Burg" im Volksmunde erhalten, ohne daß man eine bestimmte nähere Erklärung dafür hat. Allerdings haftet dieser "Burg", wie es bei derartigen Bauten öfter der Fall ist, die natürlich zunächst abzulehnende Vorstellung an, als ob von dieser Stelle aus ein unterirdischer Gang nach dem ziemlich weit entfernten ehemaligen Rittersitz Caspersbroich führen sollte. Die Besitztumsverhältnisse mögen insofern Verbindungen nach Caspersbroich mit sich gebracht haben, als das ganze Lochbachtal von der Quelle oberhalb der Hofschaft Scheidt bis zur Mündung einst Casparsbroicher Gebiet gewesen ist.

Der burgartige Teil des eben beschriebenen Gebäudes besitzt einen Fachwerkaufbau und Anbau, die augenscheinlich später errichtet worden sind, als das massive Bauwerk. Nach Angabe der Hausbewohner befindet sich im Keller, in einen Stein gemeißelt, die Jahreszahl 1730. Das soll nach Familienüberlieferungen der Zeitpunkt der Renovierung oder des Aufbaues des Fachwerkes am Hause sein.

Da der Bau von Steinhäusern mit starken Mauern, wie wir sie hier finden, im Bergischen selten war, so müssen wir beim Vorliegen der Bezeichnung "In der Burg" an eine Bedeutung des Bauwerkes in seiner früheren Gestalt denken. Es wäre wohl möglich, daß auch die "Burg" zu In der Bech einst dem Schutze einer größeren bäuerlichen Ansiedlung gedient hat.

[Julius Günther]


Bech
 
2004
Die "Burg" (links)



Aufderbech in Ohligs

Die Ohligser Hofschaft "Auf der Bech" lag südlich der Höhscheider Straße; die Straßenbezeichnung gibt es noch. Der Hof ist 1715 auf der Karte von Ploennies sowie 1898 auf der Hofacker-Karte verzeichnet. Ein Stück weiter nördlich fließt der Viehbach.



Quellen:
  • Arensmeier (1987) S. 149-151
  • Hakenberg, Peter (Führung 2004)
  • Gesenkschmiede Hendrichs, Merscheider Straße 289-297 (2004)
  • Rheinische Landeszeitung vom 20.01.1935: Walder Bürgerliste aus dem Jahre 1727 (Karlwilhelm Stamm)
  • Rheinische Landeszeitung vom 20.02.1944: Bergische Bauernburgen in alter Zeit (Julius Günther)

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