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Das "Tummelhus"

Solinger Tageblatt vom 18./19. Juli 1942

Vom alten "Tummelhus"

Eine heute seltener genannte Ortschaft im Gräfrather Stadtbezirk ist das sogenannte 'Tummelhus'. Nur den älteren Generationen ist der Name noch geläufig, während die heutige Jugend von seinem Bestehen kaum noch etwas Näheres weiß. Im eigentlichen Sinne bezieht sich der Name 'Tummelhus' nach Ueberlieferungen von alteingesessenen Mitbürgern auf ein einzelnes Gebäude, in dem heute der Fuhrunternehmer und Kohlenhändler A. Faupel sein Geschäft betreibt.

Es liegt in der Nümmener Straße (früher Gosstraße) und ist jetzt ein Bau, der vorne aus Wohnung und dahinter aus Lagerschuppen, Stall usw. besteht. In früheren Jahren befanden sich mehrere Schleifkotten im 'Tummelhus' [...]. Alte, dort tätig gewesene Schleifer wissen noch manches nette Geschichtchen vom 'blauen' oder 'Kirmesmontag', an denen es hoch herging, zu berichten.

Dabei spielte besonders der in der Talsenke zwischen Untenflachsberg und Nümmener Straße fließende Nümmener Bach eine unheilvolle Rolle. Ein schmaler Fußsteg führte über denselben und mehrmals ist es vorgekommen, daß in dunklen Abendstunden 'Hilferufe' die im Kotten Zurückgebliebenen erreichte und eine Rettung der 'Verunglückten' erfolgen mußte. Doch hatte der Bach seine Tücken, denn auch die 'Hilfsbereiten' haben manchmal mit ihm Bekanntschaft gemacht. Daß die 'Beeke' ihre Anziehung auf die Flachsberger Jugend nicht verfehlte, sei noch nebenbei vermerkt.

Heute ist die Verbindung am 'Tummelhus' nicht mehr vorhanden. Vor etwa 35 Jahren [um 1907] befand sich in dem Gebäude auch einmal eine Pferdemetzgerei, die jedoch infolge ungenügender Nachfrage wieder einging. Das verwitterte Gebäude, dem vor einigen Jahrzehnten nach einem Brande schon der Verfall drohte, konnte durch vorbeugende Maßnahmen bis heute erhalten bleiben.



Solinger Tageblatt vom 3. September 1942

=g= Vom alten Tummelhaus. Unsere Mitteilung in der Ausgabe Nr. 166 des 'Solinger Tageblattes' über das alte Tummelhaus, wird von einer betagten Leserin noch ergänzt. Hiernach stand am Tummelshaus vor 65 Jahren eine Gießerei, welche der Familie Jung gehörte. Außerdem befanden sich dort nur noch vier Häuser und eine große Scheune. Ein Fuhrweg führte vom Tummelhaus nach dem Steinenhaus.

Da es in jenen Zeiten noch kein künstliches Eis gab, holte die Brauerei Beckmann aus Solingen in den Wintermonaten das benötigte Eis mit Fuhrwerken. Am Bergerbrühl stand nur die alte Schleiferei, die später einem Schadenfeuer zum Opfer fiel, die Wirtschaft von Hillers und das Haus Schulte vom Brühl.


In der Topographischen Karte des Landmessers A. Hofacker von 1898 ist "Tummelhaus" eingetragen. - Die Anschrift des Kohlenhändlers August Faupel, in den Gräfrather Adressbüchern von 1936 und auch noch von 1953 mit Nümmenersraße 25 angegeben, muss nicht mit der heutigen Häusernummerierung übereinstimmen.

Die frühere "Hillers Wirtschaft" an der Wuppertaler Straße ist noch vorhanden, vorausgesetzt, sie heißt heute "Wirtshaus am Flachsberg". Von dort aus führt ein Weg hinunter nach Obenflachsberg, wo noch alte Schieferhäuser stehen, und weiter hinunter ins Landschaftsschutzgebiet "Hillers Bach".


Wuppertaler Straße
2005   Gräfrath, am Bergerbrühl, Wuppertaler Str. 124: Hier wurde am 16.01.1858 der Gräfrather Schriftsteller und Journalist Walther Schulte vom Brühl geboren.
 
Wuppertaler Straße
2005   Gräfrath, Wuppertaler Straße, Wirtshaus am Flachsberg


Quellen:
  • Solinger Tageblatt vom 18./19.07.1942
  • Solinger Tageblatt vom 03.09.1942

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