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Die einstige Bürgermeisterei Dorp umfasste das Gebiet östlich der damaligen Stadt Solingen etwa von der Linie Balkhausen - Kohlfurt bis zur Wupper und soll 40 Hofschaften in sich vereinigt haben.
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Bock und Hippe
Die seit Jahrhunderten gebräuchlichen Ortsbezeichnungen "Bock" und "Hippe" waren noch in den 1940er Jahren geläufiger als die offiziellen Straßennamen.
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Solinger Tageblatt vom 13. Dezember 1944 - R. Schaberg
[...] Die allerältesten Leute, die es wieder von ihren Vorfahren wissen wollen, behaupten zwar, daß sich auf dem "Bock" einst eine Bockstation befunden hat und auf dem etwas unterhalb liegenden früheren großen Wiesengelände der "Hippe" stets zahlreiche Ziegen geweidet haben sollen. Ob dies wirklich zutrifft, dürfte jedoch zum mindesten stark umstritten sein. [...]
Von beiden war der "Bock" schon vor der Jahrhundertwende "moderner". Er umfaßt jenen Teil der mittleren Wupperstraße, etwa von der Schwertstraße bis zum Eingang zur Siedlung Kannenhof sowie den oberen Teil der Baumstraße und der Bleichstraße, ist also als Anschluß an die Innenstadt außerhalb der Wälle anzusehen.
Das äußere Bild der "Hippe" stand dazu stets in einem ziemlich großen Gegensatz. Der Bezirk, den man so bezeichnet, beginnt am unteren Teil der Dorper Straße und reicht bis zum Beginn der Klingen- und Meigener Straße. Hinzurechnen kann man auch noch teilweise die Baumstraße. Bis zu den Jahren nach dem ersten Weltkrieg hat die "Hippe" ihren ländlichen Einschlag behalten.
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Eulswaag (Ulswoog)1488 als "Uwelswaeges" erwähnt im Liber decimarum (Zehntverzeichnis des Klosters Altenberg).1715 in der Ploennies-Topographie als "Eulswagen" eingetragen. Zu "Eul" kommen mehrere Bedeutungen infrage: 1. Familienname; 2. mittelhochdeutsch fuwel = Eule; 3. Eu = Aue (Flusswiese) "Waag" = Woog; althochdeutsch wág = bewegtes Wasser, Wirbel im Wasser, Strudel; auch See, Teich. Der Begriff erscheint in Solingen mehrfach in Verbindung mit Wupperwehren (Schwarzwoogs Au bei Burg a.d. Wupper; Perdswoog bei Rüden, Kirkwoog bei III. Balkhausen u.a.) [Festschrift] |
Felderstraße1715 in der Ploennies-Topographie eingetragen als "I. Feld", "II. Feld", "III. Feld", "IV. Feld"I. Feld = Hof im Bereich der Kreuzung Klingenstraße - Felder Straße II. Feld = Hof im Bereich der Niedersachsenstraße III. Feld = Hof zwischen Vogtlandstraße und Einmündung Degenstraße IV. Feld = Hof zwischen Einmündung des Bayernweges und der Thüringer Straße in die Hacketäuerstraße; frühere Bezeichnung: Oberfeld (17. Jh.) Die Hofschaft IV. Feld wurde im Volksmund wegen vieler Prügeleien unter den Anwohnern auch der IV. Hieb genannt. 1884 gab es in Dorp außerdem eine I. Felderstraße und eine II. Felderstraße. |
Am Galgenbaum (Am Jaljenboum)So hieß der Flurbereich etwas westlich des heutigen Westfalenweges im Volksmund. Dass dort vermutlich Mitte des 18. Jh. an einem einzeln stehenden Baum eine Person durch den Strang zu Tode gekommen sei, ist mündlich überliefert, anscheinend aber nicht belegt. |
HalfeshofHalfeshof ist die neuere Bezeichnung für den Windfelner Hof (auch Hof Windhövel genannt), der von einem Halfmann verwaltet wurde. Halfe = Halbwinner = Halbgewinner, d.h. ein Pächters bewirtschaftet das Gut gegen Abgabe des halben Ertrages.1507 geht aus einem Verzeichnis der Freigüter hervor, der halbe Hof Windhövel bei Solingen gehöre der Johanniterkommende in Burg, die andere Hälfte dem St. Katharinenaltar in Radevormwald. Der Windfelner Hof war Hebestelle für alle Einkünfte des Ordens in der Stadt und im Kirchspiel Solingen. [Rosenthal 1 S. 64] 1715 in der Ploennies-Topographie als "Windhöfler Hof" eingetragen (unmittelbar südlich davon der Hof "Windhöfel"), 1898 in der Hofacker-Karte als Halfeshof. 1911 wurde hier die Provinzial-Fürsorgeerziehungsanstalt Solingen eröffnet; heute Jugendheim Halfeshof. |
HoppenböckenDie kleine Straße Hoppenböcken liegt südlich der Eichenstraße und westlich des Pfaffenberger Weges. Die Bezeichnung der früher sehr ländlichen Örtlichkeit geht zurück auf den Familiennamen Hoppe; Böcken = Böken steht für Buchen (gilt auch für Böckerhof). |
In der HütteDie Ortsbezeichnung erscheint in einer alten Zeitungsanzeige: |
Beilage zu Nr. 30 des SKIB vom 29. July 1835
Mein in der Hütten, in der Gemeinde Dorp gelegenes Guth, bestehend in einem Haus, Scheune, sammt einem vierten Theil Schleifkotten ec. ec., bin ich Willens freiwillig zu verkaufen oder zu verpachten. |
Kleiner Druckfehler: Die Anzeige erschien tatsächlich 1835. - Samuel Lauterjung könnte Eigentümer eines Anteils am Wiesenkotten an der Wupper gewesen sein; 1853 wird die "Witwe Sam. Lauterjung" als Miteigentümerin genannt. - Wo in Dorp "in der Hütte" lag, ist mir nicht bekannt. |
KannenhofOrtsbezeichnung nach dem früheren Eigentümer, dem Capitaine oder Kapitänleutnant Werner von Cann, der als Soldatenführer, wahrscheinlich nach Beendigung des 30jährigen Krieges, hier ansässig wurde.1715 in der Ploennies-Topographie als "Cannen Clauberg" eingezeichnet. Der Kannenhof war wie der Keusenhof in Ohligs ein Sattelgut, das auf Anforderung des Landesherrn ein gesatteltes Pferd bzw. einen voll ausgerüsteten Reiter zu stellen hatte. Am 15.07.1756 wurden die beiden Sattelgüter gegen Zahlung einer Jahresgebühr von 8 Goldgulden von der Gestellung des Sattelpferdes befreit. |
KastelleiDer heimatkundliche Autor Julius Günther versuchte sich 1942 an der Deutung der Bezeichnung dieser Örtlichkeit, von der aus der Spaziergänger einen bemerkenswerten Blick auf das Tal der Wupper und den Balkhauser Kotten genießen kann. Das Ergebnis, wie so oft: Nichts Genaues weiß man nicht, aber man darf spekulieren. |
Rheinische Landeszeitung vom 4. Juli 1942 - Julius Günther
[...] Die Stelle [Kastellei] liegt fast unmittelbar an der Wupper zwischen dem Balkhauser Kotten und I. Balkhausen und bildet einen langgestreckten Höhenzug, der sich als Ausläufer des Pfaffenberges wie eine Zunge gegen die letztgenannte Ortschaft hinzieht. In Höhe des Balkhauser Kottens gestaltet sich das Gelände zu einer Plattform. Daran anschließend besteht ein scharfer Gebirgskamm, dessen Grat nur ein bis zwei Meter breit ist und der nach Norden und Süden steil abfällt. Nördlich befindet sich, von II. Hästen kommend, ein tiefes Bachtal, dessen Parzellen Nr. 355 bis 370 als "Krautgärten" bezeichnet sind.
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Das Vorhandensein einer Burganlage hält hingegen Rosenthal für ausgeschlossen. Er erwähnt in einem Aufsatz den zu den Bauernhöfen von Glüder gehörenden 'Glüderberg': "Der Steilhang zwischen diesem und dem Pfaffenberg heißt 'Steinrötschen' und bezeichnet eben eine steile Geländestelle. Der Hang oberhalb des Balkhauser Kottens heißt auf der Katasterkarte 'Fließenberg', das ist aber wohl die Stelle, die Julius Günther unter den Flurnamen "Kastabei, Kasselei, Kastellei" aufgeführt hat. An eine Burganlage, wie Günther überlegte, ist hier nicht zu denken". [Rosenthal 1958] |
Klauberg (Cloubrich)1303 und 1494 wird der Hofname Clauberg urkundlich genannt.1715 in der Ploennies-Topographie als "Clauberg" vermerkt. Die Ortsbezeichnung Clauberg kann hergeleitet werden 1. aus der Geländeform: klobiger, massiver Berg, 2. aus dem Althochdeutschen: "klioban" = spalten - im Zusammenhang mit dem Hauwald, der sich vom heutigen Klauberg um die Hasseldelle herum bis Stöcken hinzog. (Stöcken = Stockausschläge des ehemaligen Hauwaldes) [Festschrift] |
KlönnenhöheGemeint ist die Gegend um die katholische Kirche mit den angrenzenden Häusern. Der ehemalige Dorper und Solinger Bürgermeister Karl Klönne (1781-1859) hatte dort umfangreichen Besitz. |
KrahenhöheBezeichnung einer Hofschaft, gelegen südlich des westlichen Teils der Schaberger Straße.Die Ortsbezeichnung geht zurück auf den Personennamen Grah (Krah). 1488 wird im Liber decimarum (Altenberger Zehntverzeichnis) "Birtzen Hoe" genannt, wobei es sich lt. Rosenthal um die Krahenhöhe handelt. 1715 in der Ploennies-Topographie als "Cronhöh" eingezeichnet. 1898 ist in der Hofacker-Karte "Krahenhöhe" unmittelbar am Volksgarten eingetragen. Vgl. Ortsbezeichnung "Am Parier" |
MaikammerFlurname im südöstlichen Teil des Theegartener Höhenrückens (am Waldrand).Er wird gedeutet als ein Flur- oder Waldgebiet, in dem die Maiglöckchen besonders üppig blühen. [Festschrift] |
MaushöheSie befindet sich im Einmündungsbereich der Ritterstraße in die Schützenstraße.1488 wird im Liber decimarum (Altenberger Zehntverzeichnis) "Oevermans Hoe" genannt, wobei es sich lt. Rosenthal vermutlich um die Maushöhe handelt, den Standort der Dorper Kirche. Der Ortsname geht evtl. auf den Personennamen Maus zurück. |
Meigen1488 heißt es im Altenberger Zehntverzeichnis: zom Meygen (3 Höfe).Um 1700 erscheint Meigen auch als "aufm Eigen", "zum Eigen". 1715 Ploennies-Topographie "Meigen". Der Ortsname bezeichnet ein Eigengut im Gegensatz zum Gemeingut, zur Allmende bzw. Lehen. Der Name Meigen (Eigen) kommt im Rheinland und im Bergischen Land häufig vor, "Eigen" auch in Solingen südlich des Frankfurter Damms. |
Am ParierDiese Ortsbezeichnung mit dem französischen Anklang war bis etwa in die 1890er Jahre gebräuchlich und bereits um 1940 aus dem Solinger Sprachschatz verschwunden. Es handelt sich um die Krahenhöhe, und zwar genau an der Stelle, wo auch heute noch die Straßen nach Burg, Müngsten und in die Schaberger Straße abzweigen. |
Solinger Tageblatt vom 23. Oktober 1941
[...] Hier befanden sich bis vor etwa siebzig Jahren zwei mächtige Schlagbäume über die Landstraßen nach Burg und Müngsten. Es bedarf also keiner großen Phantasie, um bei der Bedeutung, die diese Schlagbäume hatten, auch der alten Ortsbezeichnung auf den Grund zu kommen. "Parieren" (lateinisch parere) heißt: gehorchen, ausweichen und aufhalten. Fuhrleute, die die Straßen nach Burg und Müngsten benutzen wollten, wurden hier aufgehalten, um den fälligen Tribut zu leisten, genau so, wie es am einstigen "Schlagbaum" [...] der Fall war.
Irgendwelche Verkehrsmittel gab es bis auf die Landpost Müngsten-Remscheid überhaupt nicht. Wer etwas in Dorp oder Solingen zu erledigen hatte, kannte nur den Fußweg. Aber Drang und Hang zur Stadt waren in damaliger Zeit auch lange nicht so ausgeprägt wie heute.
Vor etwa sieben Jahrzehnten fielen die Schlagbäume weg. Mehr und mehr breitete sich Dorp und Solingen aus. In den neunziger Jahren erhielt die Krahenhöhe den ersten Straßenbahnanschluß Neumarkt - Krahenhöhe mit den Weichen Schwertstraße und Schützenhöhe. Das neue Jahrhundert brachte den Bau der Burger Kleinbahn, die später in den Besitz der Städtischen Straßenbahnen überging und auch den Bau der Anschlußstrecke Krahenhöhe - Müngsten der Barmer Bergbahn, die aber im Weltkrieg stillgelegt und dann nicht mehr in Benutzung genommen wurde, obwohl mancherlei Pläne und Projekte gerade um diese Bahn immer wieder auftauchten und sogar schon eine Verbindung zwischen diesem Streckenkörper und dem der Solinger Straßenbahnen an der Krahenhöhe geschaffen wurde. Die Hoffnungen erfüllten sich aber trotzdem nicht.
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Schaberg1259 urkundlich belegt als Scaydberg1374 Schaeberg (auch: Schadeberg, Schadberg, Schadeburg) 17. Jh. Schaberg ist Johanniterbesitz. 1715 Ploennies-Topographie "Schaberg" Der Ortsname Schaberg wird gedeutet als Schattenberg (im Gegensatz zum Sonnenberg). |
SchlickenIn der Hofschaft Schlicken stand das Haus des ersten Bürgermeisters (Maire) der Bürgermeisterei Dorp. Das Haus wurde Ende der 1980er Jahre abgebaut und nach Dahl (Merscheid, Peter-Knecht-Haus) transloziert. |
SchützenhöheIm Bereich der heutigen August-Dicke-Schule lag die Schützenhalle der St. Sebastianer. Danach ist auch die heutige Schützenstraße benannt. |
Theegarten1303 ist in einer Urkunde Henrich van Zeyngardin (Zeyngerdin) genannt, was als Theegarten gedeutet wird.1374 heißt der Hof Thegarden. 1715 ist in der Ploennies-Topographie "Degarten" eingezeichnet, 1898 in der Hofacker-Karte "Theegarten". Es wird vermutet, dass das älteste Bestimmungswort das Zahlwort 10 ist (mundartlich "theen"). "Mit 10 Gärten, durch hohe Hecken eingefriedet, hätte sich so der einsam gelegene Hof nach außen geschützt." [Festschrift] |
Windfeln1227 wird ein Godescalus de Windhuvele urkundlich genannt.17. Jh. Der Hof Windfeln ist Johanniterbesitz. 1715 ist in der Ploennies-Topographie "Windhöfel" eingezeichnet; nördlich davon der "Windhöfler Hof" (später Halfeshof). 1898 Hofacker-Karte "Windfeln" Der Ortsname Windhovele bzw. Windhöfel wird abgekürzt zu Windfeln, "Höfel" bedeutet Erhebung, Hügel. Windfeln kann demnach gedeutet werden als windiger Hügel bzw. Höhenrücken. |
Quellen:
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