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Sorgenhaus


 
April 2005
Sorgenhaus



An dem schmalen, heckengesäumten Pfad zwischen Stübbener Straße und Böcklinstraße in Wald, der vom Sorgenhausweg zur Hofschaft Sorgenhaus führt, steht im Jahr 2005 - etwas versteckt - noch ein uraltes, verschachteltes, teils verschiefertes und verschindeltes Häuschen am Rand einer Wiese und scheint nicht mehr ganz von dieser Welt zu sein. Es ist eines der Gesindehäuser des früheren Bauernhofes. Heute ist in dieser kleinen Hofschaft nur noch wenig Fachwerk zu sehen. Die Häuser wurden - wenn nicht abgerissen - dem Zeitgeschmack entsprechend modernisiert, verkleidet und verputzt.

Über den "Ursprung des nicht gerade anheimelnd klingenden Namens Sorgenhaus" machte man sich anno 1938 im Solinger Tageblatt öffentlich Gedanken. Dass ein Bauer "Sorge" der Namensgeber war, klärte sich zwar erst später, aber genannt werden in diesem Zusammenhang folgende Namen:

  • Am 9. Februar 1733 wird des Johann Kaiser am Sorgenhaus Sohn Hans Peter getauft.
  • Am 22. Mai 1734 wird eine Tochter des Wimber (= Wennemar) Wupper am Sorgenhause namens Catharina Maria Margarethe getauft.

Hauptlehrer Pohl machte zum Thema folgende Anmerkungen:

"[...] Die urkundlich festgestellte älteste Bezeichnung für die Hofschaft ist 'Sorgenhauß' und findet sich in einer Original-Urkunde vom 5. Mai 1635. [...] In der Urkunde heißt es wörtlich:

»Erstlich hat obgen Peter Verkaufft einen Bandt gelegen unter dem Sorgenhauß, mit einer seithen Langes bis Graeffrather Kirchstraß, mit der ander seithen Langes selbige Jan Reinges Bandt aufm feld, und mit einem Haubt auff Jan Adams Hoff am Sorgenhauß, mit dem anderen Haubt auff die Straße die nach Wald gehet.« Der Verkaufspreis betrug 112 Reichsthaler.

In einer Nachschrift ist von einem »Kraut Blech [= Wiese, Viehweide] oder Heubanden gelegen am Sorgenhauß« die Rede. Dieser Banden grenzte »an den Sorgenhauser Hoff und Langs feld Johannes [?] und mit einem Haupt an des Herrn Abts Grund von Deutz und mit der anderen seithen langs die Henßhauserstraß.« [...]

Wenn in der Urkunde von einer Gräfrather Kirchstraße die Rede ist, so wird uns dadurch das Rätsel über die Lage dieser Straße gegeben. Die Stübbener Straße ist es nicht, denn diese wird urkundlich unter dem 24. Oktober 1670 schon erwähnt. Auch die Henshauser Straße kann es nicht sein, weil diese auch schon 1635 vorhanden war."

[Pohl, Solinger Tageblatt ?/1938]


Otto Bauermann veröffentlichte 1951 einen Aufsatz über das wahrscheinlich älteste Haus der Hofschaft Sorgenhaus, über die Nr. 5, die auch heute noch steht. Obwohl äußerlich stark verändert, kann es immer noch als dasjenige Haus identifiziert werden, das der Autor beschrieben und abgebildet hat.


Die Heimat Jg. 17 - Nr. 9 vom 1. Dezember 1951

Das "Sorgenhaus"

Von Otto Bauermann

In Wald, unweit der Friedrich-Ebert-Straße, liegt still und verträumt eine kleine alte Hofschaft, seit Jahrhunderten fast unverändert - Sorgenhaus. Die Hofschaft ist auf der bekannten Karte von H. Ph. Ploennies, "Charte vom Ambte Sohlingen 1715", verzeichnet und "Sorgenhüs" genannt.

Das älteste und hervorragendste Haus in dieser Hofschaft ist das heutige Haus Nr. 4/5. Der Ueberlieferung nach wurde das Haus von einem Bauer Sorge im 15. Jahrhundert erbaut. Die Bauweise, das schwere Balkenwerk, Türen und Treppen aus Eichenholz, zeugen von einem hohen Alter; es ist aber zweifelhaft, daß das Haus bereits im 15. Jahrhundert erbaut wurde; wahrscheinlich stammt es aus einer späteren Zeit.

Wie viele andere Häuser auf unseren Hofschaften gab auch dieses Haus ursprünglich nur für eine Familie Raum. Mit der Vergrößerung der Familie wurde es dann durch Anbauten erweitert. Heute ist auch der frühere Kuhstall, der an das Haus angebaut war, umgebaut. Er diente eine Zeitlang als Tanzsaal und heute Wohnzwecken. Die Ueberlieferung erzählt, daß in dem Hause früher auch Gericht gehalten wurde.

Nach der Bauweise zu urteilen, hat das Haus schon lange Jahre zwei Besitzer. Der Teil des Hauses, der an der Giebelseite den Eingang hat und heute die Nr. 4 trägt, umfaßt auch die linke Hälfte des Vorderhauses, zu dem vom Flur eine Treppe führt. In dem gewölbten Keller des Vorderhauses befand sich früher eine offene Feuerstelle; man vermutet eine Räucherkammer, die der vorletzte Eigentümer entfernte.

Die Eigentümer des Hauses sind nur bis in das vorige Jahrhundert zurückzuverfolgen. Aus den wenigen vorhandenen Papieren ist zu entnehmen, daß das heutige Haus Nr. 4 in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts [1860er] den Eheleuten Gabelmacher Ferinand Engels [Ferdinand Engels] und Helene geborene Kronenberg gehörte.

Nach einem Akt des Notars Carl Joseph Blumberg, der damals an der Scheuer wohnte, verkauften diese das Haus mit Stallung und Zubehör am 22.2.1870 den Eheleuten Carl Storsberg und Bertha geb. Hammerstein. Das Haus trug damals die Nr. 777, zu ihm gehörten Ländereien am Sorgenhaus und im Armenbusch. Am 3.12.1875 ging das Besitztum durch Kauf an die Eheleute Schirmarbeiter Johann August Gußenhofen und Anna geb. Hahn über.




1883 war das Haus mit der Nr. 3 bezeichnet. Ein Akt des Notars Carl Wilhelm von Holtum besagt, daß es am 12.11.1883 von dem Messerschleifer Hermann Wolfertz, Felderhöhe, zum Preise von 3675 Mark angekauft wurde, der sein neues Eigentum am 1.4.1884 in Besitz nahm. Nach dem Tode von Hermann Wolfertz blieb das Haus im Besitz der Witwe Wolfertz, die 1909 noch als Eigentümerin genannt ist.

Nach ihrem Tode erbte ihr Sohn, der Schleifer Hermann Wolfertz, das Haus. Im Jahre 1921 kauften die Eheleute Hugo Holke und Emma geb. Paashaus das Haus Nr. 4. Beide waren in Haan [...] geboren. Nach ihrem Tode kam das Haus in den Besitz ihrer Kinder [...]. Eine Enkelin der Eheleute Holke, Elisabeth Kemper, führt seit dem 1.10. dieses Jahres in dem Hause ein Manufakturwarengeschäft.

Das Haus Nr. 4, heute Nr. 5, war bereits Anfang der 80er Jahre im Besitz des Schirmarbeiters Gustav Wirtz. Von diesem kaufte es 1932 der heutige Eigentümer Ernst Doerper.


Das Haus ist längst wieder in anderen Händen - in denselben, wie das kleine, verwunschene Häuschen hinter der Hecke.



Um 1975   Sorgenhaus
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 

Das 2. Haus von links ist die heute verputzte Nr. 5.
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Quellen:
  • Bauermann, Otto, Die Heimat 09/1951
  • Günther, Julius: Zur Ortsnamenforschung. Sorgenhaus. Solinger Tageblatt ?/1937
  • Pohl: Zur Ortsnamenforschung. Sorgenhaus. Solinger Tageblatt ?/1937

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