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Auf dem Feld

"Feld" erscheint als Ortsbezeichnung mehrfach auf Solinger Gebiet, auch verbunden mit anderen Ortsnamen. An dieser Stelle geht es um "Feld" in Wald an der Wittkuller Straße.

Im 13. Jh. ist der Bauernhof Feld (super campum bei Wald) als Zinsgut im Gerresheimer Heberegister 1212-1232 der Äbtissin Guda mit den Zinsabgaben der Bauern aus dem Solinger Gebiet aufgeführt (falls es sich dabei wirklich um diesen Hof Feld handelt). Der Zins musste in barem Geld an den Hof Dern (Amt Mettmann) abgeliefert werden. [Rosenthal 1. Bd. S. 36]

1715 hat Ploennies in seiner Karte "Feld" gleich zweimal eingetragen: unmittelbar rechts der Walder Kirchturmspitze und ein wenig nordöstlich davon. Bei Rosenthal heißt der erste Hof ebenfalls einfach "Feld", der zweite "Felder Hof". [1. Bd., Karte der Höfe Solingens um 1715, im Anhang]

1898 ist auf der Hofacker-Karte nur noch ein "Feld" eingetragen. Aus den beiden Höfen hatte sich eine größere Hofschaft entwickelt.

1939 steht "Felder Hof" auf der Karte, und so heißt die kleine Straße noch heute.

Der folgende Aufsatz bezieht sich auf die zwei Erbgüter aufm Feld, die erst 1759 "genau" geteilt wurden.


Die Heimat, Nr. 5, Mai 1971, S. 17 f

Acht Albus Wegegeld für die Walder Hausarmen

Aus der Geschichte des Felder Hofes /
Die Besitzverhältnisse im 18. und 19. Jahrhundert


Von Herbert Weber

"Schon Mitte des 18. Jahrhunderts gab es einen Fußweg vom Felder Hof an der heutigen Wittkuller und Schnepperter Straße gelegen, ins 'Wauler Dorp'. Aus dem Hof wird er etwa über die heutige Böcklinstraße zum Sorgenhaus und über die Stübbener Straße verlaufen sein. Das geht aus einer alten Urkunde vom 17. Januar 1749 hervor, die sich neben anderen noch heute in Privatbesitz befindet.

In der Urkunde wird den Nachbarn vom Eigentümer des Weges, der damals gleichzeitig ein Teil des Erbgutes 'aufm Feld' war, ein Recht zur Benutzung des Weges zu festen Bedingungen eingeräumt.

Eigentümer des (geteilten) Erbgutes waren damals Peter Ronsdorf(f) u. Engel Baurman(n). Ronsdorf gab auch im Namen seiner Erben (Tochter Catharina, verh. mit Isaac Kirschbaum; Sohn Johannes, verh. mit Gerdraut Weck) das Versprechen ab, vom Hofe über den eigenen Grund in die Walder Straße gehen zu können und den bisher zu eigenem Gebrauch gelegten Fußweg in gemeinschaftlichen Gebrauch zu übergeben. Die Bedingungen waren folgende:

Der Weg mußte von nun an gemeinsam in Ordnung gehalten werden. Gegen den Hof zu und zur Walder Straße hin wurde je ein Tor mit Schloß angebracht. Falls jemand seinen Teil zum Unterhalt des Weges nicht zahlte, sollte er von dem Kontrakt ausgeschlossen werden.

Der Fußweg muß aber auch für Fuhrwerke befahrbar gewesen sein. Es heißt nämlich, daß für den Schaden, der durch Fuhrleute angerichtet wurde, derjenige Vertragskontrahent, in dessen Auftrag das Gespann verkehrte, verantwortlich sei. Er hatte dann 8 Albus an die Armenkasse in Wald zu bezahlen. [...] Jeder Partner hatte einen Schlüssel zu den Toren. Wenn jedoch jemand bei Tage ein Fuhrwerk passieren lassen wollte, so mußte der Schlüssel bei Isaak Kirschbaum geholt werden. Nur des Nachts durfte derjenige, der ein Fuhrwerk ein- oder ausfahren lassen wollte, seinen eigenen Schlüssel benutzen. [...]

Später finden wir als Eigentümer der beiden Erbgüter 'aufm Feld' den schon erwähnten Engel Baurman(n) und Wilhelm Linder. Im Jahre 1759 fand eine genaue Teilung dieser Güter statt, »welche in älterer Zeit nach dem Augen-Maaß ohngefehr abgetheilet und separirt gewesen«.

Erben waren einerseits Johannes und Peter Baurman(n) und andererseits Johannes Baus(ß). Letzterer war verheiratet mit Anna Catharina Linder und somit 'Eydam' von Wilhelm Linder.

Wie aus der weiteren Erbfolge hervorgeht, muß Baus damals im Besitz des heutigen Hauses Felder Hof 14 gewesen sein, den Baurmanns gehörte dann das heutige Gebäude Nr. 16. Beide Güter waren damals etwa je 10 Morgen groß.

Eine weitere Erbteilung fand am 11. April 1780 statt. Baus hinterließ zwei Töchter: Maria Catharina und Anna Margaretha. Sie waren verheiratet mit Johann Abraham Röltgen bzw. Johann Peter Röltgen (wahrscheinlich waren beide aber keine Brüder). [...]

Die Eheleute Johann Abraham Röltgen verkauften am 27. Dezember 1782 an die Eheleute Johann Peter Röltgen den größten Teil ihres Erbes, so daß das Gut nun wieder in einer Hand war. Der Grund war wahrscheinlich, daß Johann Abraham schon ein Gut zum Holz bewirtschaftete, das er von seinem Vater geerbt hatte. Der Kaufpreis betrug 875 Taler, zahlbar in drei Jahresraten zu dreieinhalb Prozent Zinsen."


Ein Haus Felder Hof 14 ist auch heute vorhanden. Das kleine restaurierte Fachwerkhaus wurde Mitte der 1980er Jahre in die Solinger Denkmalliste aufgenommen, ebenso die Häuser Nr. 19, 39, 42 und 44. In dieser Straße mit sehr gemischter Bebauung ist heute nur noch wenig Fachwerk sichtbar. Am Ende der Straße ist der "Gewerbepark Solingen Wald" entstanden.

Der im Aufsatz beschriebene Fußweg "ins Wauler Dorp" ist noch nachvollziehbar. Ein wenig weiter als ins Dorf war der Fußmarsch zu den Itterkotten, wo die Herren Mutz, Linder, Röltgen und Baus am Schleifstein gearbeitet haben.


Feld
Um 1925   Felder Hof
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Feld
1965   Felder Hof
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen


Weiter: Die Heimat, Nr. 5, Mai 1971, S. 17 f

"Johann Peter Röltgen verkaufte am 15. Januar 1783 einen "halben Schleifkotten bei der Eschbach am Kotterhof" in der Bürgerschaft Gräfrath an Samuel Hons in Gräfrath. Hons durfte dazu eine Eiche auf dem Gutsgelände fällen, mit dem dann das Schalt am Kotten ausgebaut werden sollte. Den Kottenanteil hatte Johann Peter von seinem Vater geerbt.

  Welcher Kotten ist gemeint? In Frage kommt der Bauskotten. Dessen Eigentümer war 1787 Wilhelm Baus, aber er muss nicht der Einzige gewesen sein. Infrage kommt, ebenfalls auf Walder Gebiet, auch die Bausmühle, die aber schon 1766/67 zu einer Mahlmühle umgebaut worden sein soll. Der Name Hons erscheint hier 1797: Damals wohnte Mar. Kath. Honns an der Bausmühle.

Einen Samuel Hons gab es damals in Gräfrath, und das war der Schulmeister. Ein anderer mit dem gleichen Namen ist nicht bekannt. [...]

Noch im gleichen Monat des Kottenverkaufs an Hons starb Johann Peter Röltgen, denn seine Frau Anna Margaretha quittierte am 23. Januar 1783 dem Hons eine Summe von 25 Talern, die sie "zu den Begräbniskosten meines Mannes" verwenden mußte. Anna Margaretha lebte noch lange. Sie starb am 15. Februar 1817 und vererbte das Gut an Johann Abraham Röltgen. Zwei Kinder waren der Anna Margaretha im Tode vorausgegangen.

Nun meldeten aber Halbgeschwister des verstorbenen Johann Peter Erbansprüche an. Die Mutter Johann Peters, Margarethe Schnitzler, hatte nach dem Tod ihres Mannes Peter Röltgen in einer zweiten Ehe einen Clemens Bauss geheiratet und noch vier Kinder geboren. Diese wurden nun mit einer Summe von 300 Talern abgefunden.

Einige Jahre danach setzte sich Johann Abraham Röltgen zur Ruhe. Er übergab seine Erbgüter Felder Hof und Holz am 30. März 1820 seinen drei Töchtern, da er "wegen Alter und Schwäche halber seine Güter nicht länger lust hatte selbst zu benutzen".

  Röltgen auf dem Eipas
  Röltgen auf dem Rolsberg

Tochter Johanna Maria Catharina war ledig. Maria Catharina war verheiratet mit dem Messerarbeiter Abraham Adams vom Felder Hof. Catharina Gerdraut hatte den Messerarbeiter Benjamin Storsberg, aufm Holz, geheiratet. Als Gegenleistung für die Übergabe der Höfe mußten die drei Kinder ihrem Vater je 20 Taler Unterhalt jährlich zahlen. Das Gut Holz kam an die Eheleute Benjamin Storsberg, das Gut Felder Hof an die Eheleute Abraham Adams.

In den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts [1850er] war Johann Abraham Dültgen jun. aus dem Dültgenstal Besitzer des Felder Hofes. Er hatte die Tochter von Adams, Wilhelmine Henriette, geheiratet. Diese hatte das Gut von ihren Eltern geerbt.

Johann Abraham Dültgen jun. hatte seinerseits Immobilien im Dültgenstal am 12. Juli 1838 und am 5. Dezember 1848 durch antizipierte (vorweggenommene) Teilung von seinem Vater erhalten.

Wilhelmine Henriette starb früh und hinterließ ihrem Mann zwei Kinder, Hulda (später verheiratet mit dem Federmesserfabrikant Hermann Wundes) und Ewald. Johann Abraham Dültgen jun. heiratete in zweiter Ehe Henriette Koch und hatte mit dieser noch zwei Kinder, Martha und Laura. Dültgen und seine zweite Frau starben, als die vier Kinder noch nicht mündig waren.

Zwischen den Verwandten kam es zu einer Erbauseinandersetzung. Am Landgericht zu Elberfeld wurden Prozesse geführt. Urteile vom 18. Oktober 1865 und vom 26. Februar 1866 ordneten den öffentlichen Verkauf der Immobilien zu Dültgenstal und aufm Feld an.

Kontrahenten waren einerseits die Fabrikanten Gustav Gottfried (Ehefrau Helena Emma Dültgen) und Carl Abraham Dültgen (beide wohnhaft in Merscheid) sowie andererseits der Kaufmann Peter Daniel Dültgen aus dem Dültgenstal (Hauptvormund der beiden Kinder aus Johann Abraham Dültgens erster Ehe, Hulda und Ewald; Ewald, dann Gymnasiast zu Elberfeld, lebte später bei Carl Abraham Dültgen) und der Fabrikant Friedrich Wilhelm Koch, Dültgenstal (Hauptvormund der Kinder aus der zweiten Ehe, Martha und Laura).

Aufgrund der ergangenen Urteile und auf Betreiben der beiden erstgenannten Kontrahenten wurden von dem Notar Blumberg, Wald, die Besitztümer zum Verkauf gestellt. Sie gehörten den vorhin erwähnten Personen bis dahin gemeinsam.

Zu einem ersten Verkaufstermin am 27. August 1866 erfolgte kein Angebot. Die beiden ersteren Erben verlangten einen neuen Verkaufstermin mit Zuschlag zum Letztgebote, auch unter der Taxe.

Der neue Termin fand am 1. Oktober 1866 statt. Die Verkaufshandlung ging folgendermaßen vonstatten:

Zunächst verlas der Notar die Verkaufsbedingungen, bisherigen Verhandlungen und gesetzlichen Vorschriften. Sodann kamen die einzelnen Parzellen oder Abteilungen zum Verkauf. Jede Parzelle oder Abteilung wurde einzeln angeboten. Zu diesem Zweck wurden jeweils drei kleine Kerzchen "vor und nach" entzündet, d.h. das zweite wurde entzündet, wenn das erste erlosch; das dritte, wenn das zweite erlosch. Jedes Kerzchen brannte wenigstens eine Minute, so daß das ganze Gebot etwa drei Minuten dauerte. So wurden im ganzen zehn Abteilungen zum Verkauf gestellt. Aber wieder wurde kein Angebot abgegeben.

Nach diesem Verfahren wurde bedingungsgemäß das ganze Gut auf dem Feld nebst Gebäuden ungeteilt angeboten. Die Größe des Gutes betrug etwa 15 Morgen.

Hier ersteigerte schließlich Wilhelm Schmachtenberg, Ackerer auf dem Feld, das Gut für eine Summe von 2105 Talern "und erhielt dafür, nachdem auch bei diesem Gebote drei nacheinander angezündete Kerzchen, deren jedes wenigstens eine Minute brannte, erloschen waren, ohne daß inzwischen Aufgebot erfolgte", den definitiven Zuschlag. Bürge des Wilhelm Schmachtenberg war Johann Schmachtenberg, Ackerer in Hilden.

Auf dem Gut standen ein Wohnhaus mit Nebenwohnung, angebautem Ziegenstall und Scheune. Der Wert des gesamten Gutes war vorher auf 2510 Taler geschätzt worden."



Feld
 
1957
Felder Hof
Um 1979 soll eine Umnummerierung
zur Wittkuller Straße erfolgt sein,
deren Steinpflaster hier zu sehen ist.

Fotos aus den 1960er/1970er Jahren vermitteln einen Eindruck vom teilweise sehr desolaten Zustand der alten Fachwerkhäuser. Sie verfielen, sei es aus Geldmangel, Interesselosigkeit oder fortgeschrittenem Alter der Eigentümer. Viele wurden abgerissen.




Genealogisches

  • Isaak Kirschbaum war Pate des 1748 getauften Isaac Hartkop, eines Bruders meiner Ahnin Anna Catharina Hartkop, deren Mutter Catharina Kirschbaum war.

  • Auf dem Feld lebten mindestens 1771-78 der Schleifer Peter Andreas Mutz und seine Frau Anna Catharina Hartkop bis zu ihrem Umzug nach Tiefendick. Die ersten vier gemeinsamen Kinder kamen "aufm Feld" zur Welt.

  • 1811 lebte dort ihr Sohn, der Schleifer und Messerreider Johann Abraham Mutz, mit seiner Frau Anna Gertrud Dörner und seinen Kindern, bevor die Familie nach Haan übersiedelte.

  • 1811 wurde auf dem Feld als letzter meiner Vorfahren Carl Ludwig Mutz geboren, der später mit der Familie nach Haan umzog und sich als Erster von der Stahlwarenbranche löste: Er wurde Weber.

  • Feld war auch Wohnort des 1791 getauften Schleifers Peter Daniel Mutz, Sohn von Benjamin Mutz und Mar. Christina Henkels, und seiner Frau Caroline Hausmann mit ihren Kindern. 1833 wird der Wohnort von Daniel Mutz mit "Felderhöfe" angegeben, 1835 mit 'Auf dem Feld'.

  • Weitere Angehörige der Familie Mutz wohnten hier im 18. bis Anfang des 19. Jh.


Quellen:
  • Rosenthal Bd. 1 (1973)
  • Weber, Herbert, Die Heimat 05/1971 S. 17 f

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