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Vom Agiherhain nach Eiershagen

Nur wenn man es nicht ganz so genau nimmt, gehört auch das Oberbergische Land, speziell Eiershagen bzw. Reichshof ein bisschen zu meiner Familiengeschichte.


Eiershagen
 
1962
Landschaft
um Eiershagen



Wo und was ist denn Eiershagen?

Eine kleine Broschüre verrät es: "Der Weiler Eiershagen liegt inmitten einer typischen Mittelgebirgslandschaft mit flachen Kuppen, Rücken und Scheiteln. Durchzogen wird diese Landschaft von kleinen Bächen. Eiershagen hat 136 Einwohner und ist Teil der Gemeinde Reichshof am südlichen Rand des Naturparks Bergisches Land. In der Nachbarschaft findet man den heilklimatischen Kurort Eckenhagen und den staatlich anerkannten Erholungsort Denklingen. ... Die nächstgelegenen Zentren sind Gummersbach (20 km), Köln (50 km) und Siegen (34 km)." [LÖBF]

Anders als im (Mittel-)Bergischen Land um Solingen haben die Bäche aber hier keine Mühlen oder andere Wasserbetriebswerke angetrieben. Dazu hätte ihr Gefälle nicht ausgereicht.


Eiershagen, Lindenweg
 
1962
Eiershagen

Und warum heißt Eiershagen Eiershagen?

Als Kind war das für mich ganz klar: Das konnte nur an den vielen Eiern liegen, die Heerscharen gackernden Federviehs hier täglich produziert haben. Irrtum - auch hier klärt das Heftchen auf:


Historisches

"Im 9. Jahrhundert wurden die ersten Siedler in der Gegend des heutigen Eiershagen seßhaft. Ein Mann namens Agiher kam über frühmittelalterliche Höhenwege hierher. Er fand eine sanfte Talmulde mit einer frischen Quelle und viel Wald und damit beste Voraussetzungen zum Siedeln. Reste eines alten Handelsweges, eine sogenannte Brüderstraße, sind noch heute nahe dem Ort vorhanden. Der alte Weg verlief im Mittelalter von Köln nach Siegen." [LÖBF]

Agiher nannte seine kleine Waldlichtung Agiherhagen. Mehr Urwald wurde gerodet, Eichen und Buchen als Nutzwald angepflanzt. So war der Ort schließlich von hohen Hainen umgeben: Der Aigiherhain entstand (1562). Auf der Mercatorkarte von 1575 wird der Ort mit Eyerßhain bezeichnet. Seit der kommunalen Neugliederung von 1969 ist der Weiler Eiershagen mit weiteren 106 Orten Bestandteil der Gemeinde Reichshof.

So und nicht anders wird es gewesen sein, und damit wäre ein Zeitsprung von 1200 Jahren kurz und knapp vollzogen.


Genealogisches

1931 heiratete die ältere Schwester meines Vaters einen Eiershagener, verließ die angestammte Heimat Solingen-Ohligs und folgte dem Ruf des Herzens in eben dieses Eiershagen, den idyllischen Weiler, der damals noch ein Ortsteil von Denklingen war.


Nostalgisches

Als Kind verbrachte ich in Eiershagen Jahr für Jahr die Sommerferien bei meiner Tante und ihrer Familie auf dem Bauernhof, begleitete die friedlichen rot-bunten Kühe zur Weide und zurück in den Stall, und manchmal auch die Kälber. Wobei letztere gegenüber dem allzu nachsichtigen Stadtkind gelegentlich den nötigen Respekt vermissen ließen und zum Missvergnügen der Bäuerin, meiner Cousine, einfach in den Gemüsegarten ausbüxten. - Es waren schöne Zeiten mit frischer Landluft, wogenden Kornfeldern, grünen Wäldern, Champignons frisch von der Wiese und vielen, vielen langen Wanderungen.


Eiershagen
 
1962
Eiershagen

Heutiges

Heute ist Eiershagen ein denkmalgeschütztes Bilderbuchdorf, sogar mit Medaillen ausgezeichnet ("Unser Dorf soll schöner werden"), mit vielen sorgfältig restaurierten Fachwerkhäusern meist bäuerlichen Ursprungs. Und Eiershagen ist für Fahrsportfreunde ein Begriff: Hier finden regelmäßig Turniere und Meisterschaften im Gespannfahren statt, und der inzwischen leer gewordene Kuhstall des Lindenhofs dient manchem vierbeinigen Leistungssportler vorübergehend als Quartier. Bemerkenswert: Es gibt kaum noch Zäune im Dorf! Man muss sich nicht mehr abgrenzen, und freilaufende Tiere dringen auch nicht mehr so oft unbefugt in Gärten ein.


Wappen Reichshof


Quelle und weitere Literatur:
  • Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten (LÖBF): Als wär's ein Stück vom Himmel: Eiershagen, das Oberbergische Dorf. Recklinghausen o.J. (1998?)
  • Gerhard, Oswald: Eckenhagen und Denklingen im Wandel der Zeiten. Eine Heimatgeschichte des ehemaligen Reichshofgebietes Eckenhagen. Hrsg.: Heimatverein Eckenhagen e.V., Eckenhagen 1953

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