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Locher Hammer - Neuer Lochkotten -
Phillippskotten (Lochbach)

Locher Hammer
Locher Kotten
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Lage
Geschichte und Eigentümer
    -   Eigentümer Elscheid
    -   Eigentümer Nippes
    -   Eigentümer Dorp
    -   Eigentümer Henkels und Dorp
    -   Eigentümer Carl Phillipps
    -   Firma Richard Abr. Herder
    -   Stadt Solingen
Namen



Lage

Der Locher Hammer befand sich in Solingen-Wald zwischen Dorpskotten und der Hofschaft Tiefendick. Das Gebäude Locher Straße 91 steht noch.




Geschichte und Eigentümer

"Am Lochbach entstand der Locher Hammer, dessen Erbauer der Solinger Richter Rütger Vischer (gest. 1645) war, der im Dahl wohnte. [Rosenthal 1967 S. 29]

"Der zweite Unternehmer als Hammerherr errichtete während seiner richterlichen Amtszeit in Solingen (1636-1646) den Locher Hammer im Lochbachtal; es war Rütger Vischer im Dahl". [Rosenthal 1. Bd. S. 286]

  gestorben 1645 ... Amtszeit bis 1646?

Jahrzehnte später ist im Hebbuch des Solinger Rentmeisters Wilhelm Vaßmann 1683-1684 "Richter Vischers Hammer" mit 1 Goldgulden Wassererkenntnis an erster Stelle beim "Heidberger und Broßbach" aufgeführt.

1684 soll Frieß Hammerschmidt am Berg, d.i. Kleinenberg, Besitzer des Hammers gewesen sein. [Rosenthal 1967 S. 29]

1715 ist der Hammer auf der Karte von Ploennies eingetragen.

1772 wird das Hammerwerk in den Akten des Haupt-Staatsarchivs Düsseldorf als "Lochhammer" bezeichnet. [HStA Düsseldorf Jülich-Berg, Hofrat B XXVI, Solingen Nr. 87; zit. bei Lunkenheimer]




Eigentümer Elscheid

1787 war Wilhelm Elscheid Eigentümer des Hammers. Bei einer Verhandlung im Jahre 1787 bemerkte er, "wenn er das Wasser vom vorigen Tage thäte aufbehalten, so könnte er des Morgens um acht Uhr schon anfangen: weilen die Mülleren zugleich brodtbäckern wären, so fingen selbige nicht eher zu mahlen an, bis daß sie das brodt verfertigt hätten, daher wäre er wohl zufrieden, wenn er das Wasser jederzeit um 12 Uhr erhielte, welches jedoch höchstens um 8 Uhr morgens abgelassen werden müßte..."
[HStA Düsseldorf Jülich-Berg, Kellnereirechnung vom Amt Solingen/ 1786/87; zit. bei Lunkenheimer; a.a.O. nicht gefunden.]

  Mit den "Müllern" sind wohl die Gebrüder Abraham und Johann Nacken gemeint, die lt. Lunkenheimer ab 1782 die bachaufwärts gelegene Scheider Mühle nutzten. Zwischen Scheider Mühle und Locher Hammer soll zu dieser Zeit (ab 1785) auch noch der Reckhammer von Hartkopf und Paffrath gelegen haben.

  Bei der "Verhandlung" wird es sich um die Besprechung des Benrather Kommissars Frhr. von Franz mit den Schleifern und Müllern des Lochbachs vom 26.10.1787 handeln.




Eigentümer Nippes

1807 sind in den Grundaufnahmen der zweiten Dorfhonnschaft Wald Abraham Nippes und die Witwe Plücker als Eigentümer des Locher Hammers genannt. Abraham Nippes war Hammerschmied und verheiratet mit Anna Catharina Pauls im Loch. Der Sohn dieser Eheleute, Carl Wilhelm Nippes (* 03.09.1794 im Loch), ebenfalls Hammerschmied, heiratete in Wald am 17.02.1821 Anna Gertraut König.

1829 ist im Urhandriss als Eigentümer des Locher Hammers Daniel Nippes angegeben. [Lunkenheimer]


Locher Hammer
 
1828/30
Locher Hammer
Links der Teich des bachabwärts
liegenden Locher Kottens

Nach einer Abb. bei Malunat S. 138
(Detail)



Eigentümer Dorp

  "Um 1838 begegnet uns als Eigentümer der Scheider Mühle der Müller und Bäcker C. W. Dorp", schreibt Lunkenheimer auf S. 86. Einspruch:
1838 begegnet uns Peter Wilhelm Dorp, der die Mühle von 1835 bis 1877 betrieb. Carl Wilhelm Dorp, sein Sohn, soll 1877-1889 Müller der Scheider Mühle gewesen sein. [Lunkenheimer S. 85]


Am 26.09.1838 erhielt P. W. Dorp als Eigentümer die Konzession für den "Locherkotten" (den späteren Phillippskotten) [Rheinische Landeszeitung vom 09.06.1938] bzw. zum Umbau des Locher Hammers in einen Schleifkotten. [Lunkenheimer S. 86]

Im Juli 1852 erschien folgende Kleinanzeige eines verärgerten Wilhelm Dorp in der Zeitung:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 14. Juli 1852
Warnung.
Das Baden in meinem Loch-Kotten-Teiche wird, weil verschiedene Fisch-Diebereien daselbst vorgekommen, von heute an untersagt. Zuwiderhandelnde werden zur Bestrafung angezeigt werden.
Scheidermühle, den 12. Juli 1852.   Wilhelm Dorp.

1853 werden in der Liste über die im Walder Bezirk vorhandenen Wassertriebwerke über den Locher Hammer und späteren Kotten folgende Angaben gemacht:

    "15. Lochkotten,
    Besitzer Wilhelm Dorp,
    Schleifkotten mit mittelschlächtigem Wasserrad.
    12 Fuß Gefälle.
    16 Schleifstellen.
    War früher Hammerwerk und wurde im Jahre 1838 zum Schleifkotten eingerichtet.
    Wehr ist vorhanden. Höhe über dem Fachbaum 4 Fuß.
    Pegel wurde 1838 und 1843 gesetzt."
    [Günther 1932, S. 103]

Locher Kotten
 
2003
der ehemalige Locher Hammer
an der Locher Straße 91

1854 hatte Carl Wilhelm Dorp die Absicht, zwischen seinem Dorpskotten und dem Locher Hammer (dem "neuen Lochkotten", wie er nach der Umwandlung in einen Schleifkotten genannt wurde), einen weiteren Schleifkotten am Lochbach zu errichten, zumal ihm das gesamte Gelände am Lochbach von der Scheider Mühle bis zum Locher Hammer gehörte. Im März 1854 wurde ein Gutachten zur Anlage dieses neuen Schleifkottens angefertigt. Es kam aber nicht zur Ausführung dieses Vorhabens. [Lunkenheimer S. 86]

  Wirklich nicht? Der Notiz aus der Rheinischen Landeszeitung vom 09.06.1939 zufolge handelt es sich bei diesem neuen Kotten um den Dorpskotten, zu dessen Errichtung der Mühlenbesitzer P. Wilhelm Dorp am 21.03.1854 den Antrag gestellt hat.




Eigentümer Henkels und Dorp

Carl Wilhelm Dorp muß den Locher Hammer schon zwischen März und Mai 1854 an Carl und Reinhard Henkels aus "Im Loch" verkauft haben, denn beide werden am 22.05.1854 als Besitzer des sogenannten neuen Lochkottens genannt. [Lunkenheimer]

Bei diesem Verkauf war vereinbart worden, daß die Käufer das Freigefälle in Anspruch nehmen können. Dies bedeutete für C. W. Dorp den endgültigen Verzicht auf ein neues Wassertriebwerk zwischen dem Dorpskotten und dem Locher Hammer.

  Demnach hätte Dorp 1854 neben seinem neuen Dorpskotten noch einen weiteren Kotten geplant.

Mit diesem Freigefälle waren Carl und Reinhard Henkels in der Lage, eine zusätzliche Erhöhung ihrer Staugrenze um 6 Zoll zu erreichen. [Stadtarchiv Solingen Gem. Wald, G-I-75, Band I spec.; zitiert bei Lunkenheimer S. 86]

1864 meldet das Walder Adressbuch unter der Anschrift "Lochkotten 422":

-  Herder, Gustav (* 1817), Schleifer, Witwer
-  Herder, Gustav (*1848), Sohn

Am 04.02.1875 wird Friedrich Dorp als Eigentümer des "Locherkottens" im Verzeichnis der in der Bürgermeisterei Wald vorhandenen Wasserbetriebswerke genannt [Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263].

  Lunkenheimer ordnet diesen Namen dem Locher Kotten (5) zu, was mir sehr zweifelhaft erscheint. Ein zweiter "Locher Kotten" wird in der Liste des Bürgermeisters nicht erwähnt.




Eigentümer Carl Phillipps

Wann Carl Phillipps aus Haan neuer Eigentümer des Schleifkottens wurde, ist nicht bekannt. Im Mai 1883 stellte er den Antrag, die Schleiferei - jetzt Phillippskotten genannt - in ein Hammerwerk umwandeln zu dürfen:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 15. Mai 1883

"Bekanntmachung.

Der Messerschläger Carl Phillipps zu Haan beabsichtigt auf seinem zu Loch hierselbst belegenen Grundstück Flur IV Parzellen Nr. 14 und 15 eine

Hammerwerk-Anlage

einzurichten. Etwaige Einwendungen gegen die Anlage sind binnen 14 Tagen, vom Tage des Erscheinens des diese Bekanntmachung enthaltenden Amtsblattes ab gerechnet, bei der unterzeichneten Stelle vorzubringen, woselbst Beschreibung, Zeichnung und Pläne zur Einsicht ausliegen. Nach Ablauf der Frist können Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr vorgebracht werden.

Wald, den 9. Mai 1883.     Der Bürgermeister: Alvermann."


Unbekannt ist, ob die Genehmigung zur Umwandlung in ein Hammerwerk erteilt wurde. Möglicherweise hat der Sohn von Carl Phillipps, Karl Josef Phillipps, den Kotten noch als Schleiferei weiterbenutzt. [Lunkenheimer]




Firma Richard Abr. Herder

Es scheint jedenfalls so, als wären die Pläne von Carl Phillipps durchkreuzt worden, denn schon 1884 begegnet uns der Phillippskotten in der Geschichte der Firma Richard Abr. Herder in Solingen wieder. Erhard Spitzer erwähnt ihn in seiner Ansprache vom 14. Dezember 1984 anlässlich der Belegschafts-Versammlung zum 100jährigen Firmenjubiläum im Solinger Clemenssaal:

"Gegründet wurde unser Unternehmen am 19. November 1884 von Richard Abr. Herder sen. [...] Nach der Geschäftsgründung wurde das Wohnhaus mit dahinter liegenden Werkstätten am Birkenweiher [...] teilweise zu Geschäftsräumen hergerichtet. Um von Anfang an auf alle Arbeitsgänge in der Fabrikation bestimmend einwirken zu können, wurde gleichzeitig im Lochbachtal der Phillippskotten gemietet, in dem die ersten Muster und Klingen geschmiedet wurden."

Ähnlich steht es auch in der Schrift zum 50. Firmenjubiläum im Jahr 1934. Hier ist ein Foto des Phillippskotten (s. Seitenanfang) abgedruckt, versehen mit der Unterschrift "Erstes Fabrikgebäude im Lochbachtal". Wie lange es von der Firma Herder genutzt wurde, steht nicht dabei. Der Kotten ist offenbar weiterhin im Besitz der Familie Phillipps geblieben.




Stadt Solingen

1938 interessierte sich die Stadt Solingen für den Phillippskotten und den dazu gehörenden Grundbesitz, den die Witwe Karl Josef Phillipps zum Kauf anbot. Im Solinger Stadtarchiv befindet sich ein Schriftstück dazu:


Betrifft: Erwerb des Phillippskottens im Lochbachtal
von Wwe. Karl Jos. Phillipps.

Witwe Karl Josef Phillipps in Solingen-Gräfrath bietet ihren Grundbesitz in Solingen-Wald, Locher Straße, zum Kauf an [...] mit den aufstehenden Gebäuden.

Des weiteren tritt die Wwe. Phillipps der Stadt Solingen sämtliche Wasser- und Gefallrechte, die ihr am Lochbach, dessen Nebenwasser und sonstigen Quellen und Gewässern zustehen, ab.

Der Kaufpreis beträgt 6000,- RM. Der Kaufpreis ist zahlbar nach lastenfreier Umschreibung der Grundstücke auf den Namen der Stadt Solingen.

Alle mit der Eigentumsübertragung verbundenen Notar- und Gerichtskosten, wie auch die Grunderwerbssteuer sind von der Stadt zu tragen.

Der Erwerb des Grundbesitzes ist für die Stadt wünschenswert, um den Beschwerden, die sich bei der späteren Kanalisation aus der Ableitung der Schmutzwässer ergeben, zu begegnen.

Die erste Kaufpreisforderung belief sich auf 20000 RM am 18.1.38, wurde im Laufe der Verhandlungen am 28.6.1938 auf 11000,-RM und nunmehr auf 6000,-RM gesenkt. Der Einheitswert beträgt 8600,-RM.

Die Beiräte für Angelegenheiten der Bauverwaltung empfehlen den Ankauf zu den günstigen Bedingungen.

Kaufpreis und Kosten sind dem außerordentlichen Haushaltsplan 1939, Pos. 92001, zu entnehmen.

[Stadtarchiv Solingen, 0-4-Kotten]

Zu diesen günstigen Bedingungen tätigte die Stadt am 28.06.1938 dann auch tatsächlich den Kauf. [Lunkenheimer]

Der Stauteich soll bis in die 1950er Jahre vorhanden gewesen sein [Stadtarchiv Solingen] Eines der Gebäude steht noch. 1990 war der ehemalige Locher Hammer ein Mietshaus der Stadt Solingen. Das Wasserrad hatte sich an der östlichen Seite dieses Hauses befunden. [Lunkenheimer2009 wird das Gebäude als "IPA-Haus" (Gästehaus der International Police Association, Landesgruppe Nordrhein-Westfalen e.V.) genutzt.




Namen

1636-1646   Rütger Vischer
1787   Wilhelm Elscheid
1807   Ehepaar Abraham Nippes und Anna Catharina Pauls
1807   Witwe Plücker
1829   Daniel Nippes
1838   Peter Wilhelm Dorp
1852,1854   Carl Wilhelm Dorp
1853   Wilhelm Dorp
ab 1854   Carl und Reinhard Henkels
1875   Friedrich Dorp
1883   Carl Phillipps
?        Karl Josef Phillipps
1938   Witwe von Karl Josef Phillipps


Quellen:
  • Firma Richard Abr. Herder (Hrsg.):
      Schrift zum 50. Firmenjubiläum 1884-1934
      Spitzer, Erhard: Rede zum 100jährigen Firmenjubiläum am 14.12.1984
  • Günther (1932), S. 103. Seine Quelle: Gemeindeakten Solingen-Wald, G.II.5
  • Lunkenheimer (1990) S. 86-88
  • Malunat (1990) S. 138
  • Rheinische Landeszeitung vom 09.06.1938
  • Rosenthal (1967) S. 29
  • Rosenthal Bd. 1 (1973) S. 286
  • Stadtarchiv Solingen, Akte W-2263

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