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Bernskotten - Katternberger Kotten   (Pilghauser Bach)

Lage
Geschichte und Eigentümer
Das Ende
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Lage

Am Pilghauser Bach lag zwischen Pilghauser und Neuenhauser Kotten der Bernskotten, über den anscheinend lange Zeit gerätselt wurde. Nicht immer sind alte topographische Karten auf Anhieb hilfreich.

Julius Günther hatte vor Jahrzehnten auf einem Messtischblatt von 1895 außer dem Pilghauser Kotten am Pilghauser Bach noch die Wortkürzung "Schlf" = Schleiferei entdeckt und berichtete dazu in der RLZ vom 12.10.1940. "Daß es sich hierbei um den Bernskotten handeln kann, ist möglich, aber noch nicht erwiesen." Die Existenz des Bernskotten selbst ist durch etliche Anzeigen und Dokumente erwiesen.

  Auf der Königl. Preuss. Landes-Aufnahme von 1893 finde ich den Bernskotten nicht.




Geschichte und Eigentümer

Am 29. Mai 1846 suchte der Katternberger Bäcker Karl Wilhelm Berns beim Höhscheider Bürgermeister Höfer um die Genehmigung nach, auf seinem Grundstück einen Schleifkotten zu errichten und mit dem Wasser des Katternberger Baches zu betreiben:


Öffentlicher Anzeiger Nr. 50 vom 5. Juni 1846

725. Anlegung eines Schleifkottens.

429. Der Bäcker Carl Wilhelm Berns zu Katternberg beabsichtigt auf seinem Grundstück Flur 1 Nr. 354 genannt Höhscheiderwiesen einen Schleifkotten zu bauen, und zu dessen Betrieb die Katternberger Bach zu benutzen.

Nach §.29 der Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar pr. bringe ich dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß, daß der Plan bei hiesiger Stelle zur Einsicht vorliegt, und daß diejenigen, welche sich durch diese Anlage in ihren Rechten beeinträchtigt glauben, binnen einer Präklusivfrist von 4 Wochen mir hiervon Anzeige zu machen haben.

Höhscheid, den 29. Mai 1846.
Der Bürgermeister: Höfer.


Eine gleich lautende Ankündigung erschien in der Beilage zum Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 13.06.1846. Was aus dem Antrag wurde, verschweigt die Literatur. Vermutlich wurde er zunächst abgelehnt, wie auch bei den anderen Bachnutzern.

Die nächste Nachricht über das Projekt folgt erst sieben Jahre später: Am 25.07.1853 erschien Berns' Konzessionsgesuch wegen der Anlegung eines Schleifkottens im Öffentlichen Anzeiger, Amtsblatt der Regierung zu Düsseldorf von 1853, Nr. 1189.

Am 24.08.1853 erhoben der Scherenschmied Gustav Weihrauch und der Gabelmacher Gottfried Böntgen wegen des Wasserentzugs der Wiesen zu Mittel Katternberg (wieder?) Einspruch. Gottfried Böntgen, des Schreibens unerfahren, malte drei Kreuzchen als ein Handzeichen; Gustav Weihrauch unterschrieb mit seinem Namen.

Am 31.08.1853 kam eine Vereinbarung mit den Vorgenannten zustande, die darauf hinauslief, dass ihnen kein Nachteil wegen der Wiesenbewässerung entstehen würde. [StA Solingen, Gem. Höhscheid G-1-39, Band I spec.]

Am 22.09.1853 erhielten Karl Wilhelm Berns und seine Teilhaber Robert Hoppe und Ferdinand Everts, alle aus Katternberg, die Genehmigung zum Bau des Schleifkottens.

In Privatbesitz befindet sich ein aus dem Nachlass von Ferdinand Everts zu Neuenhof stammender, am 4. April 1854 ausgefertigter Teilungsvertrag über den Bernskotten, hier im Wortlaut wiedergegeben:


"Definitive Theilung,

betreffend den gemeinschaftlich gebauten Katternberger Kotten von Karl Berns, Robert Hoppe, Ferdinand Everts alle drei zu Katternberg wohnend.

1) Karl Berns erhält den östlichen Theil vom halben Kotten bis an die gezimmerte Scheidewand von Norden nach Süden bis durchs Dach, und bis zum Damme des Teiches. Der westliche halbe Kotten bis an die genannte Scheidewand wie oben genannt gehört Robert Hoppe und Ferdinand Everts

2) Diese genannte Scheidewand oder Grenze, so wie die Wasserrad Seite, so weit sie davon benachteiligt wird so wie die nördliche Seite am Kotten, so weit die Keller sind das laufende Werk Teich, d.h. alles was zum laufenden Werk erforderlich und artsgebräuchlich ist, soll gemeinschaftlich in Ordnung und Reparatur gehalten werden.

3) Jeder muß das laufende Werk in den Stuben so wie auch den Zugriemen vom Hollrade nach der Stube so wie auch seine Hälfte vom Bau selbst reparieren und ordnen.

4) Keiner darf ohne Willen des ändern Eigenthümer mehr Arbeitsstellen resp. Sitze machen als jetzt sind.

5) Der Gebrauch des Raumes im Vorderkotten ist gemeinschaftlich zu gebrauchen.

6) Die angekaufte 14 Ruth. 14 Fuß von Carl Zimmermann am Höfgen bei Solingen begrenzt westlich an Gast. Weckrante nördlich an Wittw. Joh. Abr. Hoppe südlich an Karl Berns gehören zur Hälfte des Robert Hoppe und Ferdinand Everts. 

Dieser Lantrakt [Kontrakt] ist doppelt ausgefertigt jedem ein Exemplar in Händen
Geschehen zu Katternberg den 4. April 1854

Gezeichnet:
Ferdinand Everts
Robert Hoppe
Karl Berns."

Aus diesem Teilungsvertrag geht hervor, daß dieser Schleifkotten 1854 von den Eigentümern Karl Berns mit einem halben und Robert Hoppe und Ferdinand Everts mit je einem viertel Anteil erbaut wurde. Er wird zu dieser Zeit in Benutzung genommen worden sein.

1861 versuchen die Eigentümer Hoppe und Everts erstmals, ihre Hälfte des Schleifkottens zu verkaufen:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 15. Juni 1861

Verkauf eines halben Schleifkottens.

Auf Anstehen der am Neuenhof wohnenden Herren Robert Hoppe und Ferdinand Evertz, wird der Unterzeichnete

am Dienstag, den 2 Juli dieses Jahres, Nachmittags 3 Uhr,
in der Wohnung des Wirthen Carl Wilhelm Berns zu Mittel-Katternberg,

deren daselbst gelegenen halben Schleifkotten der Bernskotten genannt, - so gut wie neu, mit Wohnung und 30 Ruthen Wiese und Garten, öffentlich an den Meistbietenden gegen Bürgschaft versteigern.
Auf Verlangen kann 2/3 vom Kaufpreis stehen bleiben.

Wald, den 10. Juni 1861.
C.J. Blumberg, Notar.


Wenn auch wahrscheinlich der angegebene Wirt Carl Wilhelm Berns mit dem Eigentümer der anderen Kottenhälfte identisch war und sicher optimale Rahmenbedingungen geschaffen hat, so fand der "so gut wie neu" erhaltene Bernskotten mit Wohnung und Land dennoch keinen Käufer.

1863 wurde der halbe Schleifkotten - mit langer Vorlaufzeit - zum zweiten Mal zum Verkauf angeboten. Er gehörte den Geschwistern Hoppe zur Hälfte. [SKIB vom 25.04.1863]


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 25. April 1863

Kotten-Verkauf.

Am 1. Juni laufenden Jahres, Nachmittags 2 Uhr, wird der Unterzeichnete zu Mittel-Katternberg, beim Wirthen Eduard Lüttgens den, den Geschwistern Hoppe daselbst zugehörigen, beim Katternberg gelegenen Bernskotten, resp dessen Hälfte unter sehr günstigen Bedingungen öffentlich an den Meistbietenden versteigern.

Wald, den 20. April 1863.
C.J. Blumberg, Notar.


Im Oktober 1865 wurde der ganze Kotten per Anzeige zum Kauf angeboten:


Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 21. Oktober 1865

Kotten-Verkauf.

Die Herren Robert Hoppe, Fabrikant zu Mittel-Katternberg, Ferdinand Evertz, Fabrikant, am Neuenhof und Carl Wilhelm Berns, Rentner zu Mittel-Katternberg, lassen

am Montag den 23. Oktober l.J. Nachmittags 4 Uhr,
zu Mittel-Katternberg in der Wohnung des Wirthen Herrn Eduard Lüttgens,

ihren auf dem Pilghauser Bach, Gemeinde Höhscheid, gelegenen ganzen Schleifkotten, den sogenannten Bernskotten, in Abtheilungen und im Ganzen öffentlich zum Verkaufe ausstellen und dem Meist- und Letztbietenden sofort definitiv zuschlagen.

Wald, den 11. Oktober 1865.
C.J. Blumberg, Notar.


Zum Verkauf kam es anscheinend wieder nicht. In einer Liste der in der Gemeinde Solingen-Höhscheid vorhandenen "Wasserwerke" von 1854-1874 sind am 17.05.1867 als Eigentümer des Berns-Kotten am Katternbergerbach "Carl Wilhelm Berns und Consorten" angegeben.

Carl Wilhelm Berns starb am 30. Juni 1868 im Alter von 70 Jahren. Seine Witwe Caroline Witte sowie deren Kinder und Erben wollten am 20. August 1868 den halben Schleifkotten versteigern lassen. Ob es diesmal gelang, ist nicht bekannt.




Das Ende

Am 4. Mai 1889 wurde die in der Nähe gelegene "Actien-Gesellschaft für Dampfschleiferei zu Katternberg" ins Handelsregister eingetragen. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als diese Dampfschleiferei an der Hossenhauser Straße mit 100 Schleifstellen in Betrieb genommen wurde, dürfte auch der Bernskotten seine Attraktivität für Heimarbeiter aus der Umgebung eingebüßt haben.

Nach Angaben des Graveurmeisters Richard Ritter (* 08.11.1891) aus Höhscheid, Neuenkamper Straße, hat der Bernskotten etwa ab seinem 6. Lebensjahr nicht mehr bestanden. Vermutlich war er um 1890 verfallen. [Lunkenheimer]

Nach einer Mitteilung von Gustav Weck, Nöhrenhaus aus dem Jahr 1938 soll der Kotten in den 1890er Jahren abgebrannt sein. [Stadtarchiv]




Namen

1846   Karl Wilhelm Berns
1853, 1863, 1867   Karl Wilhelm Berns, Robert Hoppe, Ferdinand Everts
1863   Geschwister Hoppe


Quellen:
  • Lunkenheimer (1990) S. 150 f
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 15.06.1861 / 25.04.1863 / 21.10.1865 [SKIB]
  • Thiemler / Dauber / Putsch, Dampfschleifereien (1991)
  • Rheinische Landeszeitung vom 12.10.1940 [RLZ]

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