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Um 1810 Pilghauser Kotten Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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- Lage - Geschichte und Eigentümer - Leben im Kotten - Namen |
Lage
Der Pilghauser Kotten (nach dem Erbauer des Schleifkottens auch Preußkotten genannt) liegt auf der südlichen Bachseite südöstlich von Michelshäuschen. Er ist per Spaziergang zwischen (Mais-)Feldern und auf Waldwegen von der Hermelinstraße aus zu erreichen oder, von der Höhscheider Seite her, über die kleine Straße Siepen, die von der Neuenkamper Straße abzweigt und ins Tal hinunterführt.
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Geschichte und EigentümerErbauer und Eigentümer Preuß1846 wollte der Unten-Pilghauser Scherenfabrikant Friedrich Wilhelm Preuß auf seinem Grundstück am "Hermelches Berg" einen Schleifkotten errichten und zum Antrieb das Wasser des Katternberger Baches nutzen. Dies gab Bürgermeister Höfer (Namensgeber des gleichnamigen Höhscheider Platzes mit dem Denkmal) pflichtgemäß in der örtlichen Presse bekannt: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 25. April 1846
Bekanntmachung.
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Von dieser Möglichkeit des Einspruchs wurde bei Kotten-Neubauten und Veränderungen an den Stauanlagen von den anderen Bach-Nutzern häufig Gebrauch gemacht, so auch in diesem Fall, wie weiter unten noch zu lesen sein wird. Als mit dem Kottenbau begonnen wurde, lag jedenfalls keine gültige Konzession vor. Ungeduld, ein Versehen oder ein Missverständnis?
Ärgerliche Missverständnisse gab es auch wegen des Bauholzes:
"Überliefert ist noch, daß der Fabrikant Friedrich Wilhelm Preuß das Eichenholz zum Kottenbau von Jonathan Dahl erworben hat. Dieser besaß einen Eichenwald an der Schmalzgrube. Bis zu einer gewissen Stärke sollten die gefällten Eichenstämme liegen bleiben, was aber beim Abtransport nicht geschah. Es gab Streit, Preuß bezahlte nicht, der in Elberfeld geführte Prozess blieb ergebnislos. Jonathan Dahl ist dann im Jahre 1848 mit seinen drei Brüdern nach Amerika ausgewandert." [Lunkenheimer S. 147]
1852 suchte Preuß nachträglich um die Erlaubnis nach, einen Schleifkotten zu errichten, der aber schon seit 1850 in Betrieb gewesen sein soll. Bürgermeister Berger leitete das übliche Procedere ein: |
Oeffentlicher Anzeiger Nr. 52 vom 25. Mai 1852 - Nr. 878
878. Anlegung eines Schleifkotten
580. Der Herr Fr.Wilh. Preuß zu unten Pilghausen beabsichtigt auf seinem Grundstücke an der Pilghaus-Katternberger Bache Flur 2 Nr. 771 des Grundstücks, genannt am Hermelchesberg, einen Schleifkotten anzulegen, wozu ihm bereits früher die Concession von Königlicher Regierung ertheilt worden, die aber erloschen ist.
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Das riesige Wasserrad an der Rückseite des Pilghauser Kottens. Zeichnung von Arthur Uellendall. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Da Regierung und Behörden dem Gewerbe offenbar keine größeren Steine in den Weg legen wollten, wurde die (nachträgliche) Konzession zum Bau des Schleifkottens mit einigen Auflagen 1854 [Lunkenheimer] oder 1853 erteilt [ST v. 24.08.1954].
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Solinger Tageblatt vom 24. August 1954 -n-
Böses Blut um den Pilghauser KottenVor 100 Jahren reichten die Bäche nicht mehr - 200 Kotten in Solingen
ln diesem Jahre sind 100 Jahre verflossen, daß unterhalb der Hofschaft Unten-Pilghausen der Pilghausener Kotten erbaut wurde. Der Erbauer war der zu Unten-Pilghausen wohnende Scherenfabrikant Friedrich Wilhelm Preuß, nach dem der Kotten auch "Preuß-Kotten" genannt wurde.
Der Höhscheider Bürgermeister Peter Höfer, der ebenfalls zu dem Gesuch Stellung nehmen mußte, schrieb, daß der Pilghauser Bach nicht die Stärke hätte, einen Schleifkotten für 20 bis 25 Mann, wie er hier vorgesehen sei, in Betrieb zu halten, die Betriebskraft des Pilghauser Baches wäre kaum auf die Hälfte der anderen Bäche berechnet. Ferner wies er darauf hin, daß die Wiesenbesitzer bisher das ganze Jahr in ungestörtem Genuß des ganzen Baches gewesen seien, um denselben über ihre Wiesen zu leiten, denn in diesem Tal und an diesem Bach sei noch kein laufendes Werk erbaut worden.
Der unerfreuliche Rechtsstreit zog sich aber noch lange hin, erst am 24. Mai 1853 erhielt Friedr. Wilh. Preuß die Konzession, "auf seinem Grundstück am Hermelschesberg genannt, Flur II Nr. 771 des Katasters", gemäß dem beigefügten Situationsplan binnen Jahresfrist einen Schleifkotten errichten und betreiben zu dürfen.
Der Kotten ging damals in den Besitz des Scherenfabrikanten Friedrich Koch zu Kirschheide über. Die Opponenten ließen aber auch dem neuen Besitzer keine Ruhe, eine Eingabe folgte der anderen. Vielleicht war auch Koch an den Eingaben nicht ganz schuldlos. Er hatte an dem Kotten und dem Staudamm verschiedene Aenderungen vorgenommen, die nicht der Konzession entsprachen, und die die bestehenden Rechte der Anlieger gefährdeten.
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 2. Dezember 1854
Verkaufs-Anzeige.
daselbst stattfinden. Alsdann werden noch außer dem Kotten folgende zu Unten-Pilghausen liegende Immobilien zum Verkaufe kommen, nämlich:
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Eigentümer Koch und Spielberg
Den Zuschlag erhielt, wie im Artikel erwähnt, der Scherenfabrikant Friedrich Koch zu Kirschheide. Er ließ am 23. März 1856 den Schleifkotten mit Wohnung und Stall mit 800 Reichstaler gegen Feuer versichern. [Stadtarchiv H.A. III-F-3]
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 15. November 1856
Der Herr Friedrich Koch zu Kirschheide beabsichtigt für folgende Veränderungen an seinem am Katternberg-Pilghauser Bache gelegenen Schleifkotten die polizeiliche Erlaubniß zu erwerben:
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2008 Der ehemalige Pilghauser Kotten, versteckt hinter sommerlicher Vegetation |
Leben im KottenErinnerungen an ihr Geburtshaus, den Pilghauser Kotten, hat Emilie Hölterhoff (1901-1998) in einem Artikel veröffentlicht, der viel zu schade ist, um im Solinger Stadtarchiv in einer Schublade vergessen zu werden. Die Familie der Autorin bewohnte und nutzte den Kotten in der Zeit 1888-1905. Hier sind einige Auszüge aus ihrem Text:
"[...] Der sogenannte Unterbau war als Betrieb eingerichtet, seitlich war noch ein großer Backofen, wo wir lange Zeit unser Brot selbst gebacken haben. Hochparterre und Mansarden boten reichlich Räume für eine so große Familie wie die unsrige. Nach meinem Vater Hermann Hölterhoff hieß der Kotten in all den Jahren nur der 'Hölterhoffs Kotten'.
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Juli 2008 Blick von Siepen auf das Pilghauser Bachtal |
Namen1850-1854 Wilhelm Preuß1854-1864 Friedrich Koch ab 1864 Carl und Franz Spielberg 1888-1905 Hermann Hölterhoff |
Quellen:
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