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Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war meine Mutter, geboren und zu Hause in Langerfeld, erst ein Jahr alt. Anders als ihre drei älteren Geschwister hat sie den Ersten Weltkrieg also nicht bewusst miterlebt. Ihr Vater Otto Frensel war für seinen Langerfelder Arbeitgeber, die Firma Henkels, als Elektrotechniker unentbehrlich und wurde nicht eingezogen. Um ihn musste sich die Familie keine Sorgen machen, wohl aber um Onkel Willy: Wilhelm Lübbecke, 26 Jahre jung, frisch verheiratet und als Kaufmann ebenfalls bei Firma Henkels tätig. Dann setzte der Krieg allem ein Ende. Auslöser des Ersten Weltkriegs war bekanntlich die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie von Hohenberg in Sarajewo am 28.06.1914. Dann ging es Schlag auf Schlag, die Geschichte ist bekannt:
Das unmittelbare Grauen dieses Krieges, bei dem zum ersten Mal Giftgas eingesetzt wurde, fand auf entfernten Schlachtfeldern statt, und noch nicht in dem Ausmaß wie im Zweiten Weltkrieg auch in der Heimat. Das Ergebnis waren über neun Millionen Tote sowie ungezählte Kriegsversehrte und zerstörte Existenzen. Mittelbar war der Krieg natürlich auch "zu Hause" gravierend zu spüren. Der folgende Text über die Kriegsjahre in Langerfeld ist mit freundlicher Genehmigung des Rechtsnachfolgers dem Buch "Langerfeld" von Günther Voigt (1927-2000) entnommen. |
Die Kriegsjahre 1914-1915
"Am 31. Juli 1914 erfuhren die Langerfelder durch die Zeitungen, daß das gesamte Reichsgebiet in Kriegszustand erklärt worden war. Alle vollziehende Gewalt ging nun vom Militärbehelfshaber aus. Die Mobilmachung wurde für den 2. August befohlen. Die Familien bangten um Väter, Männer und Söhne, die bei der Truppe standen oder sich in Hagen stellen mußten. Viele von ihnen sangen auf ihrem Weg die »Wacht am Rhein«: »Lieb Vaterland, magst ruhig sein...!« Auf den Eisenbahnstrecken ratterten die Militärtransporte.
Seit September 1914 trafen viele Feldpostkarten von der Westfront bei Familie Frensel in Langerfeld ein. Sie kamen aus Frankreich, die erste aus Anvers mit einem Blick auf die Avenue de Keyzer, dann weitere mit Ansichten von Laon, Ostende, Bouconville, Chamouille, Craonne, Rethel, Neuville, Charleroi, Monceau-sur-Sambre, Longwy, Eton, Maubeuge, Bouligny, Mouzay, Montmédi, Crèpion, Arras, Cheppy, Muzeray, Malancourt, Selles, Reims... Viele der Karten waren in Deutschland gedruckt.
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"Gedenkhalle des Soldatenfriedhofs in Chamouille. Und wer den Tod im heil'gen Kampfe fand, Ruht auch in fremder Erde im Vaterland. Mit Gott für König u. Vaterland." Feld-Postkarte, Magdeburger Lichtdruck-Anstalt Richard Kramer, Magdeburg. Verlag Walter Kiessling, Düsseldorf. Abgestempelt 21.04.1915. |
Die Kriegsjahre 1916-1918
"Im Februar 1916 setzten die Materialsammlungen vom Gold bis zum Eisen verstärkt ein.
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März 2008 Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Friedhof an der Kohlenstraße in Langerfeld |
Der Name Lübbecke wurde hier nicht eingemeißelt. Am 18. Mai 1918 schrieb Wilhelm Lübbecke, Gefreiter des 5. königlichen Infanterie-Regiments IV A.K., die letzte Feldpostkarte an seine Mutter nach Goslar. Ebenso wenig wie frühere Postkarten ließ sie Rückschlüsse auf die eigene Situation und die Verhältnisse am Kriegsschauplatz zu, sei es aufgrund der strengen Militärzensur oder persönlicher Rücksichtnahme. Willy fiel in Sedan.
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Quelle:
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