Einige Kapitel dieser Webseite berühren vor dem Hintergrund der Familienforschung bzw. der jeweiligen Ortsgeschichte das Thema Krieg, auch in Verbindung mit der Zeit des Nationalsozialismus im Bergischen Land:
Wuppertal
Solingen
Haan
Verschiedenes
Familienforschung hat immer auch mit Krieg zu tun. Wie distanziert man als Familienforscher diese Tatsache betrachten kann, hängt sicher auch davon ab, was nahestehende Zeitzeugen wie Eltern, Großeltern und Urgroßeltern erlebt und was und wieviel sie von ihren persönlichen Erlebnissen weitergegeben haben.
Angesichts der folgenden Auflistung aus dem 18.-20. Jh. kann man den Eindruck gewinnen, dass Kriege im Leben der Vorfahren immer wieder eine Rolle gespielt haben müssen, sei es als Soldat, als Hinterbliebene oder als Betroffene von Truppendurchmärschen, Besatzungsdrangsalen, Kriegslasten, Haus- und Heimatverlust, Flucht und Vertreibung.
1743-1748 - Österreichischer Erbfolgekrieg
1756-1763 - Siebenjähriger Krieg > Peter Hahn
1792-1795 - Erster Koalitionskrieg
1798-1801 - Zweiter Koalitionskrieg
1813-1815 - Befreiungskriege
1848-1851 - Erster deutsch-dänischer Krieg
1864 - Zweiter deutsch-dänischer Krieg > Düppeler Schanzen
1866 - Deutscher Krieg > Königgrätz
1870-1871 - Deutsch-französischer Krieg > Sedan
1914-1918 - Erster Weltkrieg
1939-1945 - Zweiter Weltkrieg
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Andenken
Über die Plagen der Franzosenzeit (1795-1801) gibt es in mancher Familien- und Ortschronik noch aufschlussreiche Schilderungen von Zeitzeugen, aus den Befreiungskriegen sind vielleicht noch Medaillen zur Erinnerung an siegreiche Schlachten vorhanden, oder in einem Kirchenbuch steht ein ausführlicher Eintrag. So lese ich im Sterberegister von der Wehrhaftigkeit meines Ur...ahnen Wilhelm Schultze aus Magdeburg:
"Der Bürger und Eigenthümer Johann Heinrich Wilhelm Schultze (Alexanderstr. 191b) ist am 17. Januar 1847 in einem Alter von 72 J. 4 M. 29 T. gestorben.
Derselbe diente im Befreiungskriege im 1. Elb Landwehr-Regiment,
hat mitgemacht die Belagerung von Magdeburg u. dessen Einnahme am 24. May 1814,
im Jahre 1815 die Schlacht bei Ligny
am 16. Juni die Schlacht bei Belle alliance
am 18. Juni den Sturm von Namur
am 20. Juni dann die Belagerung und Einnahme von Avesnes, Landrehsin, Marienburg, Philippeville, Gioet und Carlemont bis Ausgang September.
Dann ist er in La Capelle in Garnison gestanden, bis im November zum Rückmarsch."
Diese Ereignisse liegen weit zurück, sind nur noch Geschichte und für Herrn Schultze ja auch gut ausgegangen. Finden sich unter den "Familienschätzchen" aber z.B. ein Wehrpass, letzte Briefe aus dem Feld und eine posthum verliehene Medaille aus dem Zweiten Weltkrieg, so kann dies heute noch sehr gemischte Gefühle auslösen.
Münzen und Medaillen
Kollektive und im Allgemeinen wenig beachtete Andenken an die Gefallenen der jeweiligen Gemeinden oder Vereine sind die Denk- und Ehrenmale, die in großer Zahl im 19. Jh., nach dem Ersten und vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Viele davon sind nach dem II. Weltkrieg sang- und klanglos entfernt worden, oft zum Leidwesen der Hinterbliebenen. Heute werden wieder Denk- und Mahnmale errichtet, auch für die Gefallenen der aktuellen Kriege. Anscheinend wird inzwischen wieder erkannt und akzeptiert, dass sie für die Angehörigen eine wichtige Funktion erfüllen können, besonders dann, wenn es keine Grabstätte gibt, die man besuchen und pflegen könnte.
Kriegerehrenmal in Haan
Pietätvoller war man in manchen Kirchen; dort durften nicht selten die Tafeln mit den Namen gefallener Gemeindemitglieder an Ort und Stelle bleiben. Z.B. sind im Eingangsbereich der evangelischen Kirche in Solingen-Wald die Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Walder Bürger in Stein gemeißelt, darunter Ernst Mutz und Rudolf Mutz.
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Gedenktafel in der Kirche von Drackenstedt: "Aus dieser Gemeinde kämpften mit Gott für König und Vaterland in den glorreichen Kriegen der Jahre 1864, 1866, 1870/71 folgende Krieger: ... Adolph Gueinzius, ..., Drakenstedt den 1ten September 1872"
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2008 Kriegsgräber auf dem Kommunalfriedhof in Solingen-Gräfrath
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Kriegsspuren
Sie sind noch da - einige Spuren aus der Zeit, die jahrzehntelang verdrängt und vergessen wurde. Die sich aus eigenem Erleben erinnern könnten, werden immer weniger. Man hat sich an diese Überbleibsel gewöhnt, sie lösen keine Emotionen mehr aus. Von Zeit zu Zeit wird politisch korrekt gemahnt. Aber welche menschengemachte Katastrophe dahintersteckt, wer will es heute noch wissen? Die Nachrichten bringen uns täglich Nachschub an immer neuen und immer mehr menschengemachten Katastrophen. Die Einschläge kommen näher. Geschichte wiederholt sich.
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2008 Hochbunker in Wuppertal-Langerfeld
2008 "Bunkerkirche" St. Sakrament, Düsseldorf-Heerdt
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2008 Luftschutzturm in Solingen
Viele Hochbunker dienten auch noch nach Kriegsende als Wohnraum für Ausgebombte und obdachlos Gewordene. Viele, aber nicht alle Bunker wurden später gesprengt. Ein außergewöhnliches Beispiel für die Weiternutzung einer solchen Anlage ist die "Bunkerkirche" in Düsseldorf-Heerdt.
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Nachtrag 2014
"In Deutschland ist die Sicht auf den Ersten Weltkrieg nachhaltig von den Nationalsozialisten geprägt. Das hindert uns daran, die richtigen Schlüsse zu ziehen - und die eigenen Toten zu betrauern." Thomas Weber, DIE WELT v. 06.01.2014
Artikelreihe zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren:
DIE WELT vom 03.01.2014: Was mich die Kriege der Väter gelehrt haben
DIE WELT vom 04.01.2014: Warum Deutschland nicht allein schuld ist
DIE WELT vom 06.01.2014: Wir sitzen immer noch Goebbels' Propaganda auf
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