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Kaiserstraße: Nördliche Seite (1) |
Heute beginnt die Kaiserstraße "eigentlich" mit dem Schieferhaus hinter dem Kaufhaus am Windhövel, in dem sich eine Gaststätte befindet. Früher stand links daneben ein wahrscheinlich um 1900 gebautes massives Steinhaus. Vielleicht ist es zusammen mit dem alten Hotel Windhövel abgerissen worden. Auf einem alten Foto von 1928 ist es zu sehen. Dass in dem vor Jahren von Grund auf restaurierten Schieferhaus in brauner Vorzeit die Haaner Zentrale der NSDAP residierte, lässt sich unschwer anhand der vor dem Haus wehenden Requisite erraten (folgendes Foto). |
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Vor 1945 Kaiserstraße 5, "das braune Haus" Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
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2005 Die Häuser Kaiserstraße Nr. 5 und 7, gesehen vom Park Ville d'Eu aus. In der Bildmitte die Holzskulptur, geschaffen aus der alten Freistandseiche, die hier gestanden hat. |
Das Gebäude Kaiserstraße 19 zeigt die typischen Merkmals des bergischen Schieferhauses mit seinen bergisch-grünen Schlagläden und dunkelgrüner Haustür, weißen Fenster- und Türrahmen. Hier befindet sich seit 1866/67 die Adler-Apotheke. Vor 1866 wurde hier Bier gebraut.
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2002 Adler-Apotheke, Kaiserstraße 19 |
Am 2. Sept. 1887 fand in den Grünanlagen der Kaiserstraße, etwa in Höhe der Häuser Nr. 25/27, die Einweihung eines repräsentativen Denkmals für die in den vorhergehenden Kriegen gefallenen Soldaten der Bürgermeisterei Haan statt. Das Denkmal war 8,6 Meter hoch und "ausgeführt in kaiserzeitlichem, prunkvollem Neoklassizismus, mit vier großen Bronzeadlern auf den Ecken eines Gesimses mit Säulen, nach oben abschließend mit einer Kuppel auf Arkadensäulen und an der Spitze das Eiserne Kreuz.
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Kriegerehrenmal an der Kaiserstraße Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
Das abgebildete Schieferhaus stand gegenüber der Post an der Ecke Kaiserstraße / Goethestraße (heute Neuer Markt). In der Nr. 39 befand sich die Werkstatt von Schumacher Overbeck. Schaukästen und Aufschriften am Haus, die auf dem alten Foto zu erkennen sind, verweisen auf die "Schmucktruhe" von Frau Leimberg und die "Bücherstube" von Frau Blum.
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Vor 11/1962 Kaiserstraße Nr. 37-39 Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
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2011 Blick auf die "neue" Bücherstube (rechts) an der Kaiserstraße 41 und die Stadt-Sparkasse. Links davon stand das alte Haus. |
Kindheitserinnerungen an die Kaiserstraße und eben dieses alte Schieferhaus hat die Haanerin Marion Braunschweiger aufgeschrieben und den Text mit den dazu passenden Fotos für diese Webseite zur Verfügung gestellt. Er wird sicher bei manchem Leser - wie bei mir - Erinnerungen wecken an das eine oder andere fast vergessene Detail aus der eigenen Haaner Kinderzeit. |
Kindheit in der KaiserstraßeVon Marion Braunschweiger-Heuschkel, Haan 2011
Geboren wurde ich in Haan 1943. Meine Eltern wohnten damals im Haus Kaiserstraße Nr. 37. Dieses Haus wurde am 12. November 1962 abgerissen, um dem Neubau der Stadt-Sparkasse und dem Ausbau des Neuen Marktes Platz zu machen.
Vor 1962 Kaiserstraße 37-39. Bild-Quelle: M. Braunschweiger-Heuschkel
Das Haus mit der Nr. 37 gehörte der Stadt Haan, das Nachbarhaus Nr. 39 der Familie Overbeck. Meine Großmutter war als Witwe mit ihren Kindern 1937 in die erste Etage gezogen.
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1949 Axel und Marion in Overbecks Garten. © M. Braunschweiger-Heuschkel |
Damals, als die Straße "Neuer Markt" noch Goethestraße hieß, wurde sie von den Haanern nur "Eigens Gasse" genannt. Viel mehr als eine Gasse war es auch nicht, was zwischen den beiden Häusern Kaiserstraße 35 und 37 hindurchführte. Hinter den Häusern kamen Hof und Garten, so dass die "Gasse" links und rechts von Hecken begrenzt wurde. An dem großen Lagerhaus der Samengroßhandlung Laux auf der linken Seite wurde der Weg breiter. Etwas weiter standen drei Häuser auf der rechten Seite, denen im Laufe der Jahre auch Häuser auf der linken Seite folgten. Auf den Ecken zur Diekerstraße war links die Kohlenhandlung von "Kürte Pitter" und rechts war auf dem Trümmergrundstück "Blochers Büden", bevor dort die Häuser wieder aufgebaut wurden, die bei einem Bombenangriff Ende Juni 1943 von einer Luftmine zerstört worden waren.
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1952 Auf der Jaubank. © M. Braunschweiger-Heuschkel An der Stelle von "Kaiser's Kaffee Geschäft" ist heute (2011) ein Schuhhaus zu finden. |
Mein Bett stand unter dem Fenster zur Kaiserstraße, und wenn die Schlagläden noch nicht geschlossen waren, konnte ich in die Zweige der Kastanie träumen. Im Sommer saßen abends oft noch Leute auf der "Jaubank", und wenn sie laut genug sprachen, konnte ich ihrer Unterhaltung folgen.
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1946 In der Kaiserstraße. Hinten das Eisenwarengeschäft Liefering. © M. Braunschweiger-Heuschkel |
In der Erinnerung frage ich mich, ob wirklich alle Kaiserstraßen-Kinder miteinander gespielt haben und mir wird klar, dass dies nicht so war. Gab es Unterschiede nach der Straßenseite? Dem Alter? Dem Status der Eltern? Der Religion? Ich weiß es nicht. Konkurrenzen unter den Kindern gab es sicher. Als Beispiel fällt mir die Zugehörigkeit zu einem der Turnvereine ein. Ich war im Haaner Turnverein, und wenn wir am alten Kirchplatz an der Turnhalle des Haaner Turnerbundes vorbeikamen, dann riefen uns die Kinder dort nach: "HTV - hat 'nen Hau" und wir riefen zurück: "HTB - tut doch weh".
Während meiner gesamten Kinderzeit in dem alten Schieferhaus an der Jaubank wusste ich immer, dass dieses herrliche - das bergische Straßenbild prägende - Haus eines Tages abgerissen werden würde. Die Begründung war, dass die Einmündung der Martin-Luther-Straße in die Kaiserstraße durch Ausbau der "Eigens Gasse" zu einer zentralen Kreuzung in der Stadtmitte nötig sei.
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"Muken" ist übrigens auch ein Solinger Begriff für ein Schnapsglas von 1/16 l Inhalt. Mukendeel = Stehbierhalle. Der erwähnte große Baumstamm, der das ganze Haus zusammenzuhalten schien, erinnert an die Konstruktion eines "Schwebehauses", eine statisch "unberechenbare" architektonische Besonderheit, wie sie z.B. noch in Gräfrath im ehemaligen "Hotel zur Post" vorhanden ist. Dabei wird das Haus von einem Längsbalken und einem Querbalken aus Eichenholz getragen. |
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2011 Die neue Jaubank mit blauem "Haans" an der Kaiserstraße |
Um Klärung der in Haan und Umgebung gebräuchlichen Bezeichnung "Jaubank" für das "dörfliche Kommunikationszentrum" bemühte sich Paul Schüller in seinem 1929 erschienenen Mundartbuch "Die Jaubank": "Völl söllener jeweß alt jedeit hann, wat dat bedüdden sall: "Jaubank". Noch mie söllen et ewwer wall weeten, dat vö Johren onger dem aule Kaschteieboum der Post jejenöwer en Bank stong, die "Jaubank", wie et alljeme'in heesch. Op der Bank koun men no Fierowend, wenn die Kett af wor, wenn söß Verstell wor, oder Sonndags immer dieselbe Re'in Männer setten senn. Aule Haaner Bürger, die sech immer völl te vertellen hadden. Be'i Frauen es men da jo alt ih jewönnt, dat die bene'in stonnt on vertellen sech jet. [...] Wenn die Frauen ewwer Männer sind, dann jöt et ke'in Wonger, dat die Bank te joderletzt denn Namen "Jaubank" kräjen hätt. Arg klok, arg jau wor wallens de Vertell; et es ewer och manch schön Stöcksken op et Tapetz komen." [Schüller S. 36]
Soweit ich die Haaner Mundart übersetzen kann, bedeutet dies Folgendes:
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Quellen:
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