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"Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart". [Richard von Weizsäcker]
Er hat sich schon lange vor 1939 angekündigt: der Zweite Weltkrieg, obwohl das Leben nach der Machtübernahme der NSDAP anscheinend ganz normal und nahezu beschaulich weiterging. Allerdings schon bald nicht mehr für alle. Nachträglich erkennt man die Zeichen deutlicher als in der Gegenwart, vor allem dann, wenn man nicht zu den unmittelbar Betroffen zählt.
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1930-1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939-1945 1946-1950 |
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Siehe dazu auch Mettmann: Koburg Schon die vorherige Regierung hatte ein Arbeitsbeschaffungsprogramm ausgearbeitet, doch erst die neue nationalsozialistische setzt Notstandsarbeiten als Mittel zur Überwindung der Arbeitslosigkeit ein und nennt diese "produktive Arbeitslosenfürsorge".
"Bei den Projekten handelte es sich in erster Linie um Straßenbauarbeiten, Rohrverlegungen und Arbeiten in den Forstkulturen sowie in der städtischen Gärtnerei. Zu den bemerkenswertesten Leistungen, die auf diese Weise erbracht wurden, gehören die Umgehungsstraße in Gräfrath, durch die der Durchgangsverkehr aus der engen Freiheit an die Außenseite der Stadt verlegt wurde, ferner die Straße quer über das Weinsbergtal als Verbindung zwischen Höhscheid und der Eichenstraße sowie die Verbindungsstraße von Wald nach Schlagbaum, den heutigen Frankfurter Damm. Von 1933 bis 1937 entwickelte die Stadt Solingen fünfundzwanzig Notstandsprojekte." |
"Das war ein Alarmzeichen. Die ersten Abwanderungen begannen, vornehmlich nach Palästina. Die Stahlwarenindustrie war davon nicht betroffen. Von den mehr als achthundert in Solingen bestehenden Stahlwarenfirmen waren nur sechzehn in jüdischem Besitz." Allerdings stand die Firma Alexander Coppel schon seit 1862 an dritter Stelle der Stahlwarenfirmen. [Rosenthal 3 S. 423]
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Solinger Tageblatt vom 8. April 1933
"Wie wir erfahren, haben die sämtlichen Solinger Krankenkasse, [...] auf Grund einer Empfehlung der Aufsichtsbehörde (Versicherungsamt) ihre Aerzteregister geändert. Bis zum Erlaß gesetzlicher Bestimmungen werden für die Groß-Solinger jüdischen Aerzte keine Krankenscheine mehr ausgestellt. Von der Maßnahme werden sechs Aerzte und eine Aerztin betroffen. [...]" |
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August 2005 Ohligs, Ehrenmal auf dem Friedhof an der Schwanenstraße "DEN TOTEN ZUM GEDÄCHTNIS DEN LEBENDEN ZUR ERINNERUNG UND MAHNUNG 1914 / 1918 1939 / 1945 |
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Solinger Tageblatt vom 16. Juli 1936 - Julius Günther -
Auflockerung der Alt-Solinger Innenstadt. Abbruch des Hauses Kölner Straße 78, Ecke Kirchstraße, zur Gewinnung von Verkehrsraum.
Heute vormittag ist mit dem Abbruch des aus älterer Zeit stammenden Hauses Kölner Straße 78 und Ecke Kirchstraße begonnen worden. Die Beseitigung dieses Gebäudes erfolgt zur Verbesserung der Verkehrsmöglichkeit in einem der am schwierigsten zu passierenden Brennpunkt der Solinger Altstadt.
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2004 Obstwiese in Rüden |
"Als Abteilung der Landesgruppe Rheinland entstand 1937 der 'Waffenring der Flugabwehr', auch 'Flakwaffenring' genannt. Darin wurden die Mitglieder in Fragen der Luftabwehr theoretisch-wissenschaftlich ausgebildet. Hierzu diente das neueingerichtete flugphysikalische Laboratorium der Moeller-van-den-Bruck-Schule (Gymnasium Schwertstraße)." [Rosenthal 3. Bd. S. 431]
Der Walder Werkzeugmacher Ewald Peiniger (* 05.07.1881 in Gräfrath) verlässt während des I. Weltkriegs die SPD. In der Weimarer Republik engagiert er sich in der Kommunistischen Partei und der Gewerkschaft und ist führend in der Konsumgenossenschaftsbewegung tätig. "Trotz der Beteiligung am illegalen Widerstand seiner Partei entgeht der bekannte Walder Kommunist den Verfolgungen in den ersten Jahre des NS-Regimes. Nach der Verhaftung von Albert Teichert Ende 1936 zerschlägt die Gestapo in den folgenden Monaten eine kommunistische Widerstandsgruppe in Wald. Mehr als zwanzig Regimegegner werden verhaftet. Sie werden beschuldigt, illegale Organisationen gebildet, Schriften verteilt, Geld für politisch Verfolgte gesammelt und den Moskauer Rundfunk gehört zu haben.
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2007 Gräfrath, Ehrenmal an der Fauna |
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Synagoge an der Ecke Gerichtsstraße / Malteserstraße. Eingeweiht am 08.03.1872, in Brand gesetzt in der Nacht 9./10.11.1938, am nächsten Tag gesprengt. Die Ruine wurde bis Januar 1939 abgetragen. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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2008 1943/1944 wurde an derselben Stelle ein Hochbunker errichtet, der noch vorhanden ist. Eine Gedenktafel erinnert an die zerstörte Synagoge. |
Aus den Erinnerungen einer damals 19jährigen Zeitzeugin an diese Nacht:
"Ich erinnere mich sehr deutlich an die Reichskristallnacht. [...] Gegen zehn Uhr, als wir ins Bett gehen wollten, schellte es. Wir wohnten damals Inderhöhe, wo auch der Angriff gewesen ist. Der Vater ging runter, Türdrücker gab es ja damals nicht. Ich blieb oben stehen und dachte: 'Wer ist das bloß jetzt?' Er machte die Tür auf, ein SA-Mann stand da: 'Heil Hitler, Herr Blockwart. Ich wollte melden, wir haben das und das...' und zählte Verschiedenes auf. [...] 'Bei Dr. Rüppel haben wir alles zerdeppert, die ganze Röntgenabteilung. Das geht ja auch nicht, diese Juden.' Mein Vater hat da starr gestanden und hat überhaupt nichts gesagt. Ich war so perplex. Die Tragweite ist einem erst später bewußt geworden. Was da passiert ist, das war schlimm. Dr. Rüppel war unser Hausarzt. [...]"
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Luftschutzturm an der Florastraße nach dem Angriff 1944. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen (Detail) Am 02.12.1948 gesprengt. |
Quellen und weitere Literatur |