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Haupt-Informationsquelle zur folgenden Übersicht "im Zeitraffer" über die Geschichte Langerfelds und der Schilderungen über die Zeit Anfang des 20. Jh. ist Günther Voigt (Jg. 1927, Studium der Geschichte und Pädagogik, zuletzt Rektor der Grundschule an der Germanenstraße). |
Aus der Geschichte von Langerfeld -
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1999 Alte ev. Kirche |
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Die alte lutherische Kirche ist das Wahrzeichen Langerfelds. Nach einer Bauzeit von 20 Jahren fand hier am 25.09.1786 mit der Gedächtnisfeier zum Tod Friedrichs des Großen der erste Gottesdienst statt. 1896 und 1966 wurde die Kirche umgebaut. Sie steht unter Denkmalschutz. Kirchen in Wuppertal |
Nach 1740 ließen sich Wuppertaler Weber in Langerfeld nieder. Ein neuer Fabrikationszweig, die Herstellung von Litzen und Schnürbändern, beschäftigte bald viele Bewohner. Der Riemengang [eine Flechtmaschine] soll um 1750 in der Fleute erfunden worden sein. Führend wurde die Bandwirkerei, und nach einem Bericht aus dem Jahr 1789 "klapperte das ganze Dorf".
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Um 1880 Langerfelder Markt. Bild-Quelle: Voigt o.J. |
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Langerfelder Markt: Wegen der starken Steigung der Odoakerstraße wurde 1837 (nach anderer Quelle 1832) die Hauptstraße hinter die Kirche verlegt. Dadurch musste der Hof Pennekamp weichen, der an der Stelle des heutigen Marktplatzes lag. Die neue Straße wurde höher gelegt, und der Marktplatz rückte weiter nach Süden. |
Auf die Befreiungskriege folgte eine lange Friedenszeit. Die Gewerbezweige konnten zunächst ihre alte Bedeutung wiedererlangen. In der Nähe der Bleichen entstanden die ersten Fabriken. Nach der Einführung der Dampfkraft und der Erfindung der Spitzenmaschine bahnte sich auch in der Band- und Spitzenfabrikation der Übergang von der Heimarbeit zum Fabrikbetrieb an.
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Um 1911 Die Eisenbahnanlagen am Güterbahnhof . Rechts sind noch so eben die kath. Kirche St. Raphael und die alte ev. Kirche zu erkennen. Bild-Quelle: Voigt o.J. |
Die Entwicklung von einer Landgemeinde zum Industrieort verdeutlichen die Einwohnerzahlen, die von 4.157 im Jahr 1856 auf 14.832 im Jahr 1910 anstiegen. In diesem Zeitraum beginnt meine eigene Langerfelder Familiengeschichte. - Dieser Aufschwung wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkriegs jäh unterbrochen.
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Alte Ortsbezeichnungen in Wuppertal-LangerfeldLangerfeld (ohne den Bezirk Beyenburg) erstreckt sich heute von der Kemna an der Wupper bis zur Bramdelle nördlich Jesinghausen, von der Oehde und Rauental an der Wupper bis zur Grenzöhde an der Stadtgrenze zu Schwelm. Eine ungefähre Vorstellung, wie es hier vor vielen hundert Jahren ausgesehen haben könnte, lässt sich aus den alten Orts- und Flurnamen ableiten. Günther Voigt hat einige Deutungen zusammengetragen: |
"Die älteste Siedlungsstelle ist Jesinghausen, eine -inghausen-Siedlung, die schon um 800 bestanden haben dürfte. Der nördliche Abhang zwischen Jesinghausen und Höfen, der zur Schwelme hin abfällt, war einst mit Wald bedeckt. Darauf weisen die Namen mit Loh hin. Loh bedeutet Wald, und in diesem Gebiet finden wir Stelloh (Hof Kämper), Werloh (von Werth = Insel), Dornloh und Webersloh.
Nach der Überlieferung gab es bis zur Jahrhundertwende auffallend viele Bäume im Ort. Neben den Kastanien an der Langerfelder Straße und den Linden an der Schwelmer Straße wird berichtet vom Grünen Baum an der Grenze, von einer mehr als 600 Jahre alten Eiche und einer 200jährigen Silberpappel auf der Pülsöhde, von einer Jahrhunderte alten Linde am Haus Rauenthal, von Bachs Bauke auf dem Ehrenberg und dem hohen Birnbaum in Cleffs Hof.
Die Öhde ist eine schlechte Wiedergabe des mundartlichen Wortes Öh, das mit öde und leer nichts zu tun hat. Es stammt vom Hochdeutschen Aue ab. Wir kennen die Oehde an der Wupper, die Wilde Öhde, die Beyeröhde, die Pülsöhde, die Noldenöhde, die Hölkesöhde und die Grenzöhde. Früher gab es noch die Tönnisöhde und die Johannesöhde. In diesen Namen stecken die Familiennamen Beyer, Puls, Nolde, Hölken, Tönnies und Johannes. Zwischen Pülsöhde und Noldenöhde liegt Gut Röttgen. Röttgen leitet sich von Roden ab, wie auch der Bach in der Nähe eigentlich Röheker Becke heißen müßte. Zahlreiche alte Flurnamen wiesen in Langerfeld auf Rodungszeiten hin wie Gerotte, Rottland, im Rott, im Hacken oder Hackert. Im Rauental (früher Ruwendelle, das heißt 'rauhes Tal') befand sich früher die Mehlmühle der Gemeinde, die mit Wasserkraft aus dem Mühlengraben angetrieben wurde. Dort lagen die Siedlungen 'am Strange' und 'Mühlenkamp'.
Ein kleines, enges Tal wurde früher mit 'hohl' bezeichnet. Auf dem Wulfeshohl wohnte einst eine Familie Wulf. Mit 'hohl' verwandt ist auch Hölken.
Auch seltene Namen gab und gibt es im Ort. Die 'Insel' ragte wie eine Insel über dem Dorf Langerfeld (Feld des Landger), das nach Osten in einen Zipfel (Timpen) mündete.
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Zur Bedeutung weiterer alter Orts- und Flurnamen in Wuppertal und im Bergischen Land |
Bänder und SpitzenDie Langerfelder und Barmer Bänder, Kordeln, Litzen und Spitzen sind mir seit meiner Kindheit geläufig, da mein Großvater Otto Frensel in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. u.a. für die Langerfelder Spitzenfabrik Henkels tätig war und meine Mutter noch Erzeugnisse aus der damaligen Produktion aufbewahrt und verarbeitet hat. Aus diesem Grund sollen die Bänder und Spitzen auch an dieser Stelle besonders erwähnt werden. Günther Voigt hat dem Thema in seiner Geschichte Langerfelds mehrere Kapitel gewidmet. |
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2006 Hauptgebäude der ehemaligen Spitzenfabrik Henkels, Langerfelder Straße 129 |
Bänder und Riemen
In den letzten Jahrzehnten des 17. Jh. ließen sich in Langerfeld zu den wenigen einheimischen Webern und Bandwirkern weitere nieder, die wohl aus dem Wuppertal zuzogen. Auch einzelne Einwohner der Bauerschaft begannen mit der gewerblichen Produktion.
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1789 Eine Schnürriemen"fabrik". Arbeitsplatz, Wohnstätte, Schlaf- und Kochstelle befanden sich in einem Raum. Zeichnung des Schwelmer Theologen und Kartographen Friedrich Christoph Müller (1751-1808) |
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1789 Eine Bandwirkerei. Zeichnung von Friedrich Christoph Müller |
In der Einwohnerliste von 1784 bezeichnet sich kein Einwohner als Schnürriemenhersteller. Vermutlich rechneten sie sich zu den Bandmachern. Aus einem Text von Pastor Friedrich Christoph Müller über die Schnürriemenfabrik: "Das Flechtwerk, welches die Festigkeit eines Schnürbandes erfordert, war durch den Mechanismus eines Bandstuhles nicht heraus zu bringen. Damit nun keine Bandsorte fehlen möchte, hat man andere, ebenfalls sehr künstliche Maschinen, erdacht, wodurch dies bewerkstelligt wird. Auf diesen Maschinen, welche Schnürriemensgetauen heißen, können 6 bis 8 Stück auf einmal gewirket werden." [zit. bei Voigt o.J. S. 92 f]
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Spitzen
In den letzten Jahrzehnten des 19. Jh. entwickelte sich die Riemendreherei in Langerfeld stetig aufwärts. Die hölzernen Riemengänge, die bis dahin mit dem Fuß oder mit der Hand angetrieben worden waren, wurden nun mit Dampfkraft bewegt. Zu den Schnürriemen und Litzen traten in der Produktion verschiedene Muster feiner Litzen und Zackenlitzen.
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Maschinell hergestellte Spitzen und Bänder aus Langerfeld, um 1910-1920 |
Bis 1895 liefen in der Firma Hedtmann Versuche, eine einfädige Klöppelspitzenmaschine zu konstruieren. Der in den 80er Jahren zur Spitzenfabrikation umgebaute Riemengang war mehrfach verbessert worden. Da gelang der französischen Firma Malaire die Herstellung einer ersten brauchbaren einfädigen Klöppelspitzenmaschine, nachdem sie die Patente der Firma Büsche aus Schwelm hatte erwerben können. Die Firma Henkels verschaffte sich das Mitbenutzungsrecht, das auch die britische Firma Birkin in Nottingham erhielt.
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Weiter: Langerfeld um 1900 bis zum Ersten Weltkrieg |
Quellen:
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