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Kriegsausbruch 1939Am 1. September 1939 brachte der Rundfunk die Meldung, dass der Krieg gegen Polen ausgebrochen sei. Jubel über diese Nachricht gab es nur bei den Parteigenossen, im Rundfunk und in den Zeitungen. Zu viele der Älteren erinnerten sich an den Krieg von 1914/18. |
"Am 2. September gingen in der Stadt die Lichter aus. Die Verdunkelung wurde befohlen. Straßenbäume in der Langerfelder und Schwelmer Straße und Bürgersteigkanten an wichtigen Überwegen wie am Markt erhielten weiße Markierungen. Die Familien hingen Decken oder Packpapier vor die Fenster. Scheinwerfer an Fahrzeugen und die Fensterscheiben in Bahnwagen erhielten einen blauen Anstrich.
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Kriegsalltag 1939 bis 1942
In der Nacht zum 5. September 1939 ertönten in Wuppertal die Luftschutzsirenen. Nun war es keine Übung mehr. Die Leute saßen ratlos und ängstlich in ihren Wohnungen oder im Luftschutzraum des Hauses. Die Entwarnung folgte bald, aber es folgten auch viele weitere Alarme. Das Hören ausländischer Sender wurde verboten. Ende November 1939 wurden Reichskleiderkarten verteilt. Die Kinder wurden ermahnt, pfleglich mit ihrer Garderobe umzugehen. Wohl dem, der eine Nähmaschine besaß und selbst nähen konnte.
Immer mehr Männer wurden zum Wehrdienst einberufen. Im Frühjahr nahmen ostpreußische Wehrmachts-Einheiten in Langerfeld Quartier. Auf den Höhen, bei Ehrenberg und Möddinghofe, bezogen Flak-Batterien Stellung. Die Presse berichtete ausführlich über die Besetzung Dänemarks und Norwegens im April 1940. Am 14. Juni 1940 marschierte die Wehrmacht in Paris ein.
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2008 Solche Hochbunker dienten auch nach 1945 noch eine Zeitlang als Wohnraum für ausgebombte und obdachlos gewordene Menschen. |
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2008 Ehemaliger Bunker an der Schwelmer Straße 2011 66 Jahre nach Kriegsende wird der Bunker zu "echten" Wohnungen umgebaut. |
"Das Schuljahr 1940/41 wurde verlängert und der Schuljahrsbeginn auf den Herbst verlegt. Ab Mai 1941 wurde die deutsche Schrift als Verkehrsschrift abgelöst" [Voigt S. 201] bzw. durch die lateinische Schrift ersetzt. Als Propagandaminster Joseph Goebbels am 17. November 1941 in der Elberfelder Stadthalle verkündete: "Der Endsieg ist für uns nur eine Frage der Zeit", glaubten ihm immer noch viele Wuppertaler - oder wollten ihm gerne glauben. |
"Im Alltagsleben nahmen die Luftwarnungen zu. Im Juli und August warfen britische Flugzeuge viermal Bomben auf die Stadt. Einige trafen das Waldgebiet der Anlagen. Im Februar 1941 waren Truppen in Afrika gelandet, im April hatte die Wehrmacht Jugoslawien und Griechenland besetzt. Am 22. Juni 1941 marschierten deutsche Truppen in Rußland ein. Seit Ende 1941 befand sich das Reich im Kriegszustand mit den USA. Im darauffolgenden Jahr landeten alliierte Truppen in Afrika.
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1942 bis 1944 |
"Im Frühjahr 1942 nahmen die Luftalarme zu. Am 15. April 1942 fielen die ersten Brandbomben auf bewohntes Gebiet in Langerfeld. Auf dem Ehrenberg wurden vier Bauernhöfe und eine Bandfabrik getroffen. Sie brannten völlig aus. Der Krieg rückte auf einmal ganz nahe. [...]
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"Reichsbrotkarte", gültig vom 24. Juli bis 20. August 1944. Die Lebensmittel waren rationiert, die Bevölkerung hungerte in der Wuppertaler Trümmerlandschaft. |
Der Angriff auf Barmen vom 30. Mai 1943 |
"Einer der Piloten schilderte den Angriff folgendermaßen: »Alles, was wir abwarfen, schien an den Berghängen herab ins Tal zu rollen. Brandbomben wurden in fürchterlicher Anzahl abgeworfen, und lange vor Angriffsende war das ganze Zielgebiet von Feuer bedeckt.« [...]
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"Christbäume" am Himmel zeigen den anfliegenden Verbänden das Ziel; drohende Zeichen für die Bewohner. |
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Herminghausen von der Flak bestätigte diese Beobachtung: »Schon wenige Sekunden nach der Zielmarkierungsbombe krachten die ersten Sprengbomben in die Gegend zwischen Toelleturm und Wupper. Die nächsten gingen bei der Ruhmeshalle und unserer Vorwerk-Fabrik nieder.« [...]
In einem anderen Keller wartete Erich Leber. »Eine aufkommende Katastrophenstimmung konnte ich beseitigen, doch ein Angstgefühl bei mir selbst bannte ich nur mit Mühe und schäme mich dessen angesichts des über uns hereingebrochenen Infernos nicht. Eng aneinandergedrückt hockten wir geduckt auf Stühlen und Luftschutzbetten, meine Frau hatte unsere Ursula auf dem Schoß und ich unsere Älteste, Eva, im Arm, und so erwarteten wir jeden Augenblick unser Ende.
Auf dem Dach der Firma Vorwerk u. Co. beobachtete Oberleutnant Herminghausen den Angriff. »Die Luft war dauernd von dem Sausen und Krachen der Spreng- und Minenbomben erfüllt. Die schwersten Kaliber wurden mit abgeworfen. Es waren Tausende von diesen Dingern, die auf einen ganz engen Raum abgeworfen wurden. Und daneben regnete es Hunderttausende von Brandbomben und darunter auch große Flüssigkeitsbrandbomben und Brandkanister. Schon nach wenigen Minuten waren wir derartig in Rauch gehüllt, daß wir kaum noch etwas sehen konnten. Das Knistern und Knattern des Feuers sowie das Krachen der einstürzenden Dächer, Decken und Wände verstärkten dann noch den Höllenlärm.
Was konnte die Bevölkerung gegen Brandbomben und Feuer unternehmen? Zehntausende resignierten, warteten in den Kellern. Vergessen waren Vorschriften und Ratschläge. Diejenigen, die sich nach draußen wagten, fanden oft keine Löschmöglichkeiten. So blieb für viele nur die Flucht. In Ronsdorf, das zufällig getroffen wurde, brannten ganze Reihen von Fachwerkhäusern in 20 bis 30 Minuten nieder. [...]
Wochen dauerte die Bergung der Toten. Die meisten Verluste waren dadurch entstanden, daß die Bevölkerung völlig unerfahren zu lange im Keller geblieben war und nachher alle Fluchtwege versperrt gefunden hatte. Zwei Drittel der Verluste kann man auf das Feuer zurückführen, sei es, daß die Leute im Keller erstickten, oder daß sie im brennenden Asphalt ihr Leben verloren. [...]
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RAF Bomber Command - Mai 1943 |
Warum wurde Wuppertal 1943 angegriffen?
Gute Gründe gibt es für alles. Wer wollte daran zweifeln? In dem 1983 vom Wuppertaler Stadtarchiv herausgegebenen Sonderheft über die Luftangriffe auf Barmen und Elberfeld gehen Norbert Krüger und Michael Metschies darauf ein.
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Das Ende 1945
"Im Januar 1945 gelang den sowjetischen Truppen der Durchbruch an der Weichsel. Im März 1945 wurden die Lebensmittelrationen noch einmal drastisch gekürzt. Feindliche Truppen standen in Dinslaken und Siegen. Die Menschen spürten, daß ihnen eine Einkesselung bevorstand. Die Tiefflieger beherrschten das Gebiet. Die Menschen kamen aus den Schutzräumen nicht mehr heraus. Einkaufen war nur noch in den frühen Morgenstunden vor 7 Uhr möglich. In der Zeit fanden auch wichtige Gänge oder Beerdigungen statt.
Am 13. März 1945, knapp vier Wochen vor der Besetzung durch amerikanische Truppen, flogen 344 Bomber zwischen 15:40 und 16:20 Uhr den Osten Wuppertals an. Ihr Ziel waren die Bahnanlagen. Über 3 600 Spreng- und 140 000 Brandbomben fielen auf Heckinghausen, Oberbarmen, Langerfeld und auf den Westen Schwelms. [Voigt S. 204] In den Wuppertaler Nachrichten erschien am nächsten Tag ein kurzer, nichtssagender Artikel über den "Terror-Angriff auf Wuppertal".
Die Aufräumarbeiten waren wegen des Tieffliegerbeschusses sehr schwierig. Am 19. März um 17 Uhr griffen erneut amerikanische Verbände an. Wieder war das Ausmaß der Zerstörungen gewaltig. Wohnhäuser und Fabriken, Kirchen und Schulen lagen in Schutt und Asche. Straßen, Schienenwege und Brücken waren zerstört. 120 Menschen sollen bei den beiden Luftangriffen am 13. und 19. März den Tod gefunden haben.
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Quellen:
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