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Wie der Solinger Tagespresse zu entnehmen war, musste die kleinste Solinger Grundschule - die an der Hasencleverstraße in Burg - wegen zu geringer Schüler- bzw. Anmeldezahlen im Sommer 2010 schließen. Damit ging eine vielhundertjährige und immer wieder problembeladene Schulgeschichte zu Ende. Einige Spuren davon sind noch vorhanden: Außer der Schule an der Hasencleverstraße, die bei ihrer Eröffnung 1951 ein hochmodernes Vorzeigeobjekt gewesen ist, stehen in Burg noch mindestens drei Gebäude, die einmal als Unterrichtsstätten gedient haben. |
Graf Engelbert I. (1160-1189) stiftete auf Schloss Burg eine Niederlassung des Johanniter-Ordens (später Maltheser-Orden genannt). Dieser errichtete dort im 12. Jh. eine Kirche und "wurde von den bergischen Grafen mit Gütern und Stiftungen fortwährend reich bedacht. Dafür musste der Orden die Verpflichtung übernehmen, neben der Kirche auch für den Pfarrer, die Kinderschule und die Armen der Freiheit Burg zu sorgen". Wenn auch der Orden diese Verpflichtung nicht allzu penibel erfüllt hat, so entstand doch auf diese Weise schon sehr früh die erste Burger Schule, und Johanniter-Ordensherren waren die ersten Burger Schulmeister. |
Schloss Burg im 16. Jh. Vorn die Johanniterkirche. Detail einer Zeichnung des Architekten G.A. Fischer (1833-1911) |
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"In welchem Gebäude die Burger Schule ursprünglich eingerichtet war, steht nicht mit Sicherheit fest. Vielleicht unterrichteten die Ordensgeistlichen im Ordens-, die Küster im Küsterhause.
Gegen Ende des 16. und bis über die Mitte des 17. Jahrhunderts diente als Schulraum ein Stübchen oberhalb der alten Sakristei in der Oberburger Kirche" [Specht] (d.h. im oberen Teil der zweigeschossigen Sakristei der Johanniterkirche an der Burg). Sie ist über Jahrhunderte die einzige Schule der Gemeinde. Nach der Reformation wird im lutherischen Bekenntnis unterrichtet. 1554 Reformation: Burg wird lutherisch. 12.07.1674 Urkundliche Erwähnung des Schulmeisters Jodokus Oestereich in Burg 1648, am Ende des Dreißigjährigen Krieges, war das Schloss bei Abzug der kaiserlichen Besatzungstruppen weitgehend zerstört. Nach 1700 wurde der Hauptbau teilweise wieder instandgesetzt. "Der Bruderstreit um Kirche und Schule, mit Gewalttätigkeiten untermischt, dauerte bis zum Jahre 1663. Dann verzichteten die Lutherischen endgültig auf die Oberburger Kirche und Schule und richteten drunten im Tale ein Haus 'in der Auen' zum eigenen Kirche- und Schulhause ein." [RLZ1943] Damit gibt es in Burg nun zwei Schulen, die katholische in Oberburg und die evangelisch-lutherische in Unterburg. |
Vorn rechts in Fachwerk vielleicht das Küsterhaus? |
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Bis über die Mitte des 17. Jh. dient das Zimmerchen oberhalb der Sakristei als Schulstube. Dann zieht man "für lange Zeit" um ins Küsterhaus.
1796 Abbruch der alten Sakristei mit dem früheren Schulraum wegen Baufälligkeit. 1809 Umzug von dem "äußerst baufälligen" alten Küsterhaus ins Schloss, das bis 1807 Sitz herzoglicher Rentmeister und Richter gewesen und dann frei geworden ist. Die bauliche Unterhaltungspflicht der Oberburger Schule liegt beim Staat, der seiner Aufgabe aber nicht nachkommt. Die Schulkinder müssen von einem unzureichenden Behelfsraum in den anderen umziehen. 1810 Die Schule muss wieder aus dem Schloss ausziehen, da dort eine Tuchfabrik eingerichtet wird, und zurück in das ausgebesserte und etwas vergrößerte Schulzimmer im alten Küsterhaus. 1829 Per Erlass von König Friedrich Wilhelm III. soll der katholischen Gemeinde Burg das Schloss als Schullokal, Pfarrer- und Lehrerwohnung zugewiesen werden. Die Gemeinde lehnt wegen zu hoher Unterhaltungskosten ab, ebenso eine erneute Zuweisung im Jahr 1830. 1833 Kreisbauinspektor Muß erstellt im Auftrag der Regierung Pläne für einen Schulneubau, die nicht akzeptiert werden. Herbst 1837 Gemeinsame Beschwerde vieler Oberburger Familien über den unakzeptablen Zustand des alten Schullokals und Forderung nach Anmietung eines anderen Schulraums. 25.12.1837 Der Landrat in Lennep (Emil August von Bernuth) beauftragt den Bürgermeister, ein anderes Schullokal anzupachten. 03.01.1838 Bürgermeister Mardersteck mietet von den Gebrüdern Bollongino ein Haus an der Südseite des Schloßplatzes, in das die Schule für kurze Zeit einzieht. Sommer 1839 Erneuter Umzug ins Schloss nach Herrichtung von zwei Zimmern zu ebener Erde neben dem großen Saal. |
Das ehemalige Schulhaus in Oberburg, Schlossplatz 16 |
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11.09.1841 Anordnung des Schulneubaus auf Staatskosten durch Königlichen Erlass. Als Bauplatz wird der westliche Teil des alten Schlossbaumhofes zur Verfügung gestellt.
14.02.1843 Präsentation der Pläne und Ausschreibung des neuen Schulhauses. Architekt: Kreisbauinspektor Felderhoff, Elberfeld. Bauleitung: Baumeister v. Lashault. 1843 Die neue Schule wird bezogen. 1867-1931 Zweiklassiges Schulsystem 1897 Umbau und Erweiterung des Schulhauses Zunächst katholische Volksschule in Oberburg, später (um 1935?) Umwidmung zur Gemeinschaftsschule 1938 Vereinigung der Schulen in Ober- und Unterburg zu einem dreiklassigen Schulsystem. Beide Schulen werden weiter benutzt, bis die Schule in Unterburg durch Kriegsschäden unbenutzbar wird. 1951 Umzug in den Neubau an der Hasencleverstraße. 1966 werden aber beide Schulgebäude noch genutzt. Seit 1997 befindet sich im ehemaligen Schulgebäude neben der Schlossbuchhandlung das Papiertheater von Peter Schauerte-Lüke. |
Detail aus der Wupperverlaufskarte von 1872 2010 Die evangelische Kirche in der Aue (Unterburg) wurde 1732 erbaut. |
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1663 verzichten die Lutherischen infolge des fortwährenden Bekenntnisstreits auf die Oberburger Kirche und Schule und richten sich im Tal ein Haus "in der Auen" als Kirchen- und Schulhaus ein.
Anscheinend aber nicht sofort: 1675 "Unter Pfarrer Asthan erwirbt die Gemeinde für 400 Taler das Kirchenhaus (oder 2 Häuser) in der Aue, das ursprünglich ein altes Farbhaus war. Als "Aue" wird in alten Karten (1826 und 1872) das Gelände unmittelbar westlich von ev. Kirche und Friedhof bezeichnet. Demnach hätte das erste evangelische Kirch- und Schullokal bereits nah am späteren Bauplatz der 1732 errichteten ev. Kirche gelegen. 1675 (?) "Pfarrer Asthan verkauft sein Haus an der Schloßbergstraße 16, welches dann die evangelische Schule zu Burg wird." [Festschrift S. 12] 1735 Vom evangelischen Lehrer wird gefordert, dass er die Bürgerkinder im Lateinischen unterrichte. |
2004 Schlossbergstraße 16 (links) |
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Um 1740 erwirbt die lutherische Gemeinde ein Haus "Am Berg" (Schlossbergstraße 16) und richtet es zum Schulhaus und mit Lehrerwohnung ein.
02.05.1793 Die Eheleute Heinrich Schürmann und Anna Katharina Moll stiften der lutherischen Schule für den Unterricht armer Schulkinder ein Kapital von 300 Talern, für dessen Zinsen der Schulmeister "den Armen- und Waisenkindern, in der christlichen sowohl den sonstigen Lehren ebenso fleißigen und getreuen Unterricht wie den vermögenden, die Schulgeld zahlten", zu geben hatte. Später reichen die Zinsen zur Deckung des Schulgeldes allerdings bei weitem nicht mehr aus. |
Am 01.10.1819 wird Rütger vom Werth aus Burg zum Lehrer der ev. Schule berufen. Seine Berufungsurkunde beschreibt die Ziele und Aufgaben des Lehrers: Die Kinder sollen zu "nützlichen Menschen, brauchbaren Bürgern und frommen Christen" erzogen werden. Seele des Jugendunterrichts und der Erziehung aber sei die Ordnung. Die Kinder vermögender und armer Eltern soll der Lehrer "mit gleicher Liebe" behandeln und auf die letzteren "vorzügliche Aufmerksamkeit" verwenden. Den Lehrplan muss der Lehrer mit dem Schulvorstand beraten. - Das Schulgeld zahlte die Gemeinde, "weil dem Lehrer nicht zugemutet werden konnte, umsonst zu arbeiten. [Festschrift S.24 f] |
2010 Schlossbergstraße 16 |
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1826 wird die Schule in der Urkarte als Lateinische Schule bezeichnet.
Darin befindet sich nur ein Klassenzimmer, das mit den Jahren so baufällig und abgenutzt ist, dass eine neue Schule notwendig wird. Bis dahin vergehen noch mehrere Jahrzehnte. 1835 Verkauf des ev. Schulhauses an der Schloßbergstraße während der Amtszeit des Gemeindepfarrers Heinrich Leberecht Ernst Reuter |
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Die heute noch vorhandene Türinschrift verrät nichts von der Funktion als Schulhaus:
"Gott Bhüt diß Hauß man weib ond kindt vor Feur gewässer und Sturmwindt auff daß es nit mehr mitt der that Erfahr was es erfahren hat ... ANNO 1665: IHAACPFTAA (?) |
2008 Das ehemalige Schulgebäude an der Eschbachstraße 44 2010 Eschbachsstraße 44 |
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1833 Ankauf des Bauplatzes für die neue Schule an der Eschbachstraße. [ST 1951]
30.04.1833 Ankauf des Hauses in der heutigen Eschbachstraße Nr. 44 für 300 Taler. [Festschrift S. 25] "Zugleich erwarb der Bürgermeister ein dem Bäcker Wilhelm Hösterey gehöriges Grundstück jenseits der Straße, auf dem heute [1978] das Postamt steht, für 77 Taler zur Anlage eines Schulgartens. Nun endlich konnte der Schulnaubau beginnen." [Festschrift S. 25] 25.11.1835 Einweihung der neuen evangelischen Schule durch die kirchliche und die bürgerliche Behörde. 1842 Regierungsentscheidung, dass die ev. Schule Eigentum der evangelischen Gemeinde und nicht der bürgerlichen Gemeinde ist. 1857 Schulumbau in der ev. Volksschule. Der Sitzungsraum des Presbyteriums wird an den Lehrer zurückgegeben. (?) 1873 Die ev. Schule soll der Stadt übertragen werden. 1874 Aufhebung des Beschlusses. Zunehmende Gefährdung der Kinder durch den immer stärker werdenden Auto- und Straßenbahnverkehr in der engen Straße. 1936 Planungen der Stadtverwaltung zum Bau einer neuen Schule. 1938 Vereinigung der Schulen in Ober- und Unterburg zu einem dreiklassigen Schulsystem. Beide Schulen werden zunächst weiterhin benutzt. Durch Kriegseinwirkung wird die Unterburger Schule unbrauchbar. Die Ober- und Unterburger Schulkinder werden wieder, wie in alter Zeit, gemeinsam in Oberburg unterrichtet. Nach anderer Quelle wurden beide Schulgebäude (Eschbachstraße und Schlossplatz) bis 1949 gemeinsam benutzt. |
2010 Grundschule Schützenstraße, Teilstandort Burg Hasencleverstraße 30 "Burg erhält nun seine Schule, die als wahrer Musterbau nach den Fredeburger Richtlinien geschaffen und dem bergischen Stil angepaßt ist. Die Burger Kinder erhalten eine moderne, gesunde Unterrichtsstätte auf einem der schönsten Flecken mit dem Ausblick auf das Schloß." [Solinger Tageblatt vom 13.04.1951] |
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13.04.1951 Einweihung der neuen Volksschule (Gemeinschaftsschule) an der Hasencleverstraße 30
Architekt: Kegel Bauunternehmer: Weber 1968 Aufgrund der Schulreform wird die Volksschule zur Grundschule Burg. Sommer 2007 Der Solinger Stadtrat beschließt wegen gesunkener Schülerzahlen den Verbund mit der Grundschule Schützenstraße. Die Bezirksregierung genehmigt das Burger Lernmodell, bei dem die Kinder in jahrgangsübergreifenden Klassen (je zwei Schuljahre) gemeinsam unterrichtet werden, jedoch jährliche Prüfung der Anmeldezahlen. Ab 2008 Teilstandort der Grundschule Schützenstraße. 14.07.2010 Schließung der Schule. Da nur sechs Kinder angemeldet wurden, kommt auch gemeinsam mit zehn Kindern aus dem zweiten Schuljahr die Mindestgröße von 18 Kindern für ein Schuljahr nicht zustande. 17.08.2010 Das Grundschulgebäude ist zur Vermarktung freigegeben. Die Turnhalle soll den Burgern aber dauerhaft zur Verfügung stehen. |
Erinnerungen an ein Landschulpraktikum in Burg (1966) Von Axel Birkenbeul, früher Lehrer und Schulleiter in Solingen
Von 1964 bis 1967 studierte ich an der pädagogischen Hochschule in Wuppertal. Nach dem 2. Semester mussten wir ein Stadtschulpraktikum, nach dem 4. Semester ein Landschulpraktikum absolvieren. Da ich in Solingen wohnte, wählte ich die Volksschule Burg für letzteres und bekam auch die Genehmigung, obwohl Burg ja damals eine eigenständige Stadt war. Die beiden Schulen in Burg (an der Hasencleverstraße und in Oberburg) mussten jahrgangsübergreifenden Unterricht durchführen, weil die Schülerzahl für acht Klassen nicht ausreichte. Damit erfüllten sie das Kriterium für eine Landschule.
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Urkunde Dem Studiosus der Pädagogik Axel Birkenbeul wird hiermit bescheinigt, daß seine Lehrtätigkeit in Klasse 6/7/8 der Gemeinschaftsschule zu Burg an der Wupper in den Monaten September bis Oktober des Jahres 1966 erfolgreich und von großem Nutzen für alle Unterzeichneten war. Der Dank der Klasse wird hiermit zum Ausdruck gebracht - und gleichzeitig der Wunsch für weitere Erfolge im Lehrerberuf. Burg, am 22. Oktober 1966 |
Der Burger Lokalhistoriker Waldemar Specht (* 21.04.1880 in Lennep) hat die Geschichte der Oberburger Schule mit all ihren Schwierigkeiten, zu einem brauchbaren Schulgebäude zu kommen, in einem Aufsatz geschildert, der mitten im Zweiten Weltkrieg erschienen ist. Damals war schon seit Jahren eine neue Gemeinschaftsschule für Burg notwendig und geplant. Verwirklicht wurde sie erst 1951. |
Rheinische Landeszeitung, Ausgabe Remscheid, 14./15. August 1943
Hundert Jahre Schule in Oberburg Denkwürdiges aus einer siebenhundertjährigen Schulgeschichte In diesem Jahre kann die Schule zu Oberburg auf ihr hundertjähriges Bestehen ihres heutigen Schulhauses zurückschauen. Das Oberburger wie überhaupt das Burger Schulwesen hat natürlich eine weit ältere Vergangenheit. Wir können sogar von einer siebenhundertjährigen Burger Schulgeschichte sprechen, einem Kapitel der heimischen Kulturgeschichte, das in seiner Eigenart einzig dasteht im ganzen Bergischen Land. Denn nicht - wie es sonst überall die Regel ist, die Gemeinde, sondern der Preußische Staat ist der Erbauer und Eigentümer der Oberburger Schule und hat diese auch aus uralten Verpflichtungen her dauernd baulich zu unterhalten. Die erste Schule
Gleich dem Ort Burg, dessen Entstehung auf den Bau des Residenzschlosses der Grafen von Berg (1133) zurückgeht, verdankt auch das Burger Schulwesen seine Anfänge einer Tat der bergischen Landesherren: Graf Engelbert I. (1160-1189) stiftete während seiner Regierungszeit auf Schloß Burg eine Niederlassung (Kommende) des Johanniter-Ordens (später Maltheser-Orden genannt). Der Orden erbaute noch vor dem Jahre 1200 eine Kirche auf dem Berge und wurde von den bergischen Grafen mit Gütern und Stiftungen fortwährend reich bedacht. Dafür hatte der Orden die Verpflichtung, neben der Kirche auch für den Pfarrer, die Kinderschule und die Armen der Freiheit Burg zu sorgen.
Dieses älteste Verhältnis mit der Einheit von Ordens- bzw. Kirchendienst und Schule erfuhr seine erste Erschütterung, als durch die Reformation (1554) ganz Burg lutherisch wurde. Der Gegensatz zwischen der nunmehr lutherischen Gemeinde als Nutznießerin und dem katholischen Orden als unterhaltungspflichtiger Eigentümer der Kirche wirkte sich auch zum Nachteil der Schule aus. Nahmen es die Ordensherren ohnehin mit ihren Pflichten gegenüber der Kirche und Schule nicht sehr genau, dieweil es ihnen mehr um die fetten Pfründen als um die Erfüllung der damit verbundenen Pflichten zu tun war, so mußte nunmehr die landesherrliche Regierung eingreifen, um der Gemeinde zu ihrem Recht zu verhelfen.
Thamerus berief im Jahre 1604 den jungen "schollair" Michael Garnich aus Hitdorf nach Burg zu seinem Mitgehilfen, d.h. zum Küster und Schulmeister. Der Zeit entsprechend, handelt der Berufungsvertrag mehr von den Küsterpflichten, einschließlich dem Glockenläuten und dem Aufziehen der Kirchenuhr, als dem Unterricht der Kinder, die jedoch, wenn nötig, mit dem "Churstecken" gestraft werden sollten. Die Besoldung - wegen der der Pastor von seinem Schulmeister nicht "molestirt" [= belästigt] werden wollte - bestand aus einem Quantum Getreide, acht Karren Brennholz, drei Talern jährlich bar und dem üblichen Schulgeld.
Mittlerweile entbrannte der alte konfessionelle Streit auch in Burg aufs neue. Schon im jahre 1609 waren der Pastor Thamerus und sein Schulmeister Garnich zum lutherischen Bekenntnis übergetreten. Der Bruderstreit um Kirche und Schule, mit Gewalttätigkeiten untermischt, dauerte bis zum Jahre 1663. Dann verzichteten die Lutherischen endgültig auf die Oberburger Kirche und Schule und richteten drunten im Tale ein Haus "in der Auen" zum eigenen Kirchen- und Schulhaus ein.
Mit dem alten Jahrhundert neigte sich auch die verblichene Ordensherrlichkeit zu Ende. Durch die Säkularisation (1803) wurde das Eigentum der geistlichen Körperschaften usw. aufgehoben, und nach der Abtretung des Herzogtums Berg an Napoleon durch Verordnung Joachim Murats vom 27. März 1806 mit der selbständigen Verwaltung der Ordensländereien (Malthesergüter) endgültig Schluß gemacht.
Eine Schilderung aus dem Jahre 1827 wirft auf die damaligen Oberburger Schulzustände ein bezeichnendes Licht. Das Schulzimmer: ein niedriger Raum von 18 Fuß Länge und 14 Fuß Breite. Darinnen 80 bis 90 Kinder, von denen 20-25 auf den alten Bänken keinen Platz fanden und während des Unterrichts standen oder auf dem Fußboden saßen. Der Raum hat nur dünne schadhafte Lehmwände, die dazu noch von den Beinen der Rangen durchgetreten werden.
Aber die Burger bedankten sich, der Gemeinderat lehnte das der Gemeinde zugedachte Geschenk bei allem ehrfurchtsvollen Dank für das Wohlwollen Sr. Majestät ab und verblieb auch bei der Ablehnung, als die über das "tadelnswerte Mißtrauen" verstimmte Regierung am 6. Mai 1830 den Rentamts-Assistenten Wolters nach Burg mit dem Auftrag entsandte, das Schloß dem Bürgermeister und dem Pfarrer förmlich zu überweisen. Erneut legte der Gemeinderat am 30. Juni 1830 in einem von dem Bürgermeister Welter sehr diplomatisch formulierten Beschluß seinen ablehnenden Standpunkt nieder. Vor allem wurde der schlechte Bauzustand des Schlosses ins Treffen geführt und an Stelle des teuren Umbaues ein neuer Schulbau vorgezogen.
Ihren kritischen Höhepunkt erreichte die Schulfrage im Jahre 1837. Viele Oberburger Familien erhoben im Herbst 1837 gemeinsam Beschwerde über den schlimmen Zustand des alten Schullokals und forderten im gesundheitlichen Interesse der Kinder die Anmietung eines anderen Raumes. Der Bürgermeister Mardersteck schloß sich den Beschwerden nachdrücklich an. Die Aufregung der Gemeinde sei derartig, daß der Schulbesuch gänzlich aufhören würde, weil die Eltern die Gesundheit ihrer Kinder nicht weiter gefährden wollten. Der Lehrer würde dann noch dazu die Gemeinde wegen des Schulgeldausfalles in Anspruch nehmen.
Ein neues Schulhaus blieb das Ziel der Gemeinde. Nachdem diese im Februar 1841 die Verpflichtung des Staates zum Bau der Schule erneut nachgewiesen, den Schloßumbau nochmals abgelehnt und einen Schulneubau gefordert hatte, führte solche Beharrlichkeit endlich zum Ziel. Durch Königlichen Erlaß vom 11. September 1841 wurde der Neubau der Schule auf Kosten des Staates angeordnet und als Bauplatz der westliche Teil des alten Schloßbaumhofes unentgeltlich überwiesen.
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Quellen:
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