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- Geburt - Kindtaufe - Uneheliche Geburten - Zauberkräfte |
Geburt
Nach der Hochzeit kam in den meisten Fällen spätestens nach 9-10 Monaten das erste Kind, und dann folgte in dichter Folge eines auf das andere. Nicht selten wird man in den Kirchenbüchern noch Ende des 19. Jh. die Geburt des letzten Kindes in zeitlichem Zusammenhang mit dem Tod der Mutter finden - und kurz darauf die Wiederverheiratung des verwitweten Vaters, der dringend eine Stiefmutter für seine Kinderschar brauchte. Und die Kinderzahl wuchs dann in aller Regel noch weiter.
"Das 'Kümpchen' - ein Festgericht für Wöchnerinnen und ihre Besucher.
"Bei der Geburt eines Erdenbürgers galt der erste Besuch der jungen Mutter. Sie wurde begrüßt von den Bessergestellten mit dem 'Kümpchen'. Es war eine Wöchnerinnensuppe, die in einer silbernen Schale gereicht wurde, deshalb auch die Bezeichnung "Kümpchen". Das Gericht galt der Mutter, während die wohlhabendere Schenkerin die Schale meist als erstes Geschenk für das Neugeborene bestimmte.
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Dass die Babys wirklich nicht vom Klapperstorch gebracht werden, dürften diese beiden Postkarten zweifelsfrei beweisen. | |
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Weltpostverein, Serie 346; um 1900, nicht verschickt |
Kindtaufe
1823 konstatiert der Solinger Amtsarzt Dr. Spiritus in seiner medizinischen Topographie des Kreises Solingen, dass "Hochzeiten und Kindtaufen [...], besonders im obern Kreise, ziemlich stille gefeiert" wurden [Spiritus S. 168].
"Für die Kindtaufen galten die gleichen Vorschriften und die gleichen Mißbräuche wie für die Hochzeiten. Das Gevatterbitten bei Kindtaufen war auch in Solingen üblich. Ein Beschluß des Konsistoriums von 1686 wandte sich dagegen, daß der Kindesvater die gebetenen Gäste sogleich bei ihrem Erscheinen ins Wirtshaus führe, wo dann ein schändliches Saufen anfange. Dies sei der heiligen Taufe nachteilig und solle abgestellt werden.
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Uneheliche Geburten
Von Dr. Spiritus ist aus dem Jahr 1823 zu erfahren, dass die "unehelichen Kinder [...] sich zu den Gebornen [...] wie 1 zu 32 [verhalten], was in der That gegen andere Gegenden ein günstiges Verhältnis ist". [Spiritus S. 174] Die gleiche Zahl nennt 1832 auch Fhr. v. v. Hauer in seiner statistischen Darstellung des Kreises Solingen. [Hauer S. 27] Dies entspräche einer Quote von 3,1% unehelicher Geburten.
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Kindstötung
An die Kehrseite der Moral erinnert Stremmel in seiner Anmerkung:
"z.T. auch heimliche Abtreibungen oder Kindestötungen." [S. 174] Nicht nur heile Welt. Grausamkeit der Mutter oder eines unrühmlichen Vaters oder der Doppelmoral einer bigotten Gesellschaft? Ein Phänomen mit vielen Facetten, das sich durch alle Zeiten zieht.
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Solinger Tageblatt vom 3. April 1926
=gr= Eine Kindesleiche gefunden. Am Donnerstagnachmittag wurde von der Wupper bei Zweiterkotten die Leiche eines neugeborenen Kindes angeschwemmt. Die Leiche wurde von Kindern zuerst bemerkt und der Polizei übergeben. Das tote Kind hatte ein Taschentuch als Knebel im Mund. Die Ermittlungen sind eingeleitet. |
ZauberkräfteNatürlich taten verantwortungsbewusste Mütter auch früher alles für das Wohlergehen ihres Sprösslings, und ein Kind, das seine ersten Zähnchen zu spüren bekommt, kann ziemlich laut werden. Gut, wenn man gerade die Klaue eines verstorbenen Maulwurfs zur Hand hatte:
"Maulwurfsklauen, ein Sympathie-Mittel, um das Zahnen der Kinder zu erleichtern. |
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Linke Hand des Maulwurfs |
Immerhin schwören noch heute manche Mütter zum gleichen Zweck auf Bernsteinketten. Schaden kann wohl das eine so wenig wie das andere.
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Quellen:
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