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Mittelalter: Die MarkIm Spätmittelalter war die Mark keine Münzeinheit, sondern eine Münzgewichtseinheit, die eine festgelegte Anzahl von bestimmten Münzeinheiten ergab. Die kölnische Mark war das wichtigste Münzgewicht in Deutschland. Sie wog ca. 234 g (die Angaben variieren) und wurde nie als Münze geprägt. Die kölnische Mark entsprach folgenden Münzeinheiten: |
kölnische Albus, Schilling Heller Pfennig Mark Weißpfennig 1 6 12 72 144 1 2 12 24 1 6 12 1 2[Irsigler, Franz: Die wirtschaftliche Stellung der Stadt Köln im 14. und 15. Jahrhundert (Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 65). Köln 1979. Zitiert bei Kreft, S. 33] |
Folgende Angaben finden sich bei Gerd Müller im Zusammenhang mit den Hildener Lehnsgütern zur Zeit des Erzbischofs Engelbert II von Köln (1261-1274): |
"Wir kennen bereits die für das ganze Mittelalter maßgebende Gleichung:
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Kaufkraft-Tabelle 1967Zeitraum Münzeinheit Kaufkraft 1967 ca. 1226-1375 1 Pfennig 1,10 DM 1 Schilling 4,30 DM 1376-1450 1 Schilling 7,80 DM 1451-1545 1 Schilling 5,40 DM 1546-1572 1 Reichstaler 69,00 DM 1611-1622 1 Reichstaler 45,00 DM 1622-1775 1 Reichstaler 32,50-43,00 DM 1839-1855 1 preuß. Taler 14,70 DM 1854-1863 1 preuß. Taler 9,00 DM [Verdenhalden] Nur zur Erinnerung: 1 Euro = 1,95583 DM. Leider ist die Tabelle schon älteren Datums. Unabhängig davon sollten diese und ähnliche einfache Vergleichsrechnungen nicht allzu ernst genommen werden, selbst wenn sie sich nicht bis ins Mittelalter vorwagen. Aussagekräftiger (seriöser) sind Vergleiche der Preise einzelner Waren in bestimmten Landesteilen in Relation zu den Einkommensverhältnissen "damals" und heute - was einen realistischen Vergleich natürlich sehr aufwändig macht. |
Einzelne Münzeinheiten ab 1363Die folgenden Angaben stammen, soweit nicht anders gekennzeichnet, aus alten Aufzeichnungen des Hofes Elp 4 in Haan sowie aus Funden aus dem Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv. Sie wurden durch Angaben aus der Literatur ergänzt. |
1826: Verrechnungspreise bei ZehntablösungZeit Münzeinheit 1363 marca "Das Wort 'marca' bedeutete, daß die übergebenen Silberstücke durch eine Münzbehörde mit einer Marke als echt bestätigt worden waren. 1 'marca Coloniensis' = Kölner Mark hatte damals 234 Gramm Feinsilber". [Vollmar] [Vgl. Holthauser Höfe in Haan] 1363 3 Mark cölnisch = 1 Schudet (Schild) franz. ecu (Silbermünze) 1 Schudet (solidi) = 1 Schilling 1502 1 Kaufmannsgulden = 20 Weißpfennig cölnisch (Rechnungseinheit) 1503+1611 1 oberländ. Gulden = 24 Weißpfennig 1527 1 Blamüser = ½ Stüber 1575 1 alter Schild = 1 ½ Goldgulden 1600 1 Schilling = 6 Stüber = 1/8 Taler 1 Schilling = 12 Pfennig 1611 1 Reichstaler = 75 Albus 1611-75 1 Taler cölnisch = 52 Albus 1620 1 Reichstaler = 3 Gulden + 12 Albus 1680 1 Reichstaler = 80 Albus (Weißpfennig) um 1700 1 Gulden = 60 Kreuzer 1 Batzen = 4 Kreuzer [Lomberg S.78] 1 Reichstaler Frankfurt = 90 Kreuzer [ebd.] = 22 ½ Batzen [ebd.] 100 Reichstaler Frankfurt = 97 ½ Reichstaler Elberfeld 1 Reichstaler = 100 Albus leicht = 60 Stüber = 20 Blaffert = 1 ½ Taler cölnisch = 1 1/3 Taler bergisch 1 Albus = 12 Heller 1 Stüber = 16 Heller um 1750 1 Goldgulden = 112 Albus cölnisch [Kellnerei Solingen] 1 Gulden cölnisch = 24 Albus [ebd.] = 18 Stüber [ebd.] 1 Mark = 6 Albus [ebd.] 18. Jh. Münztabelle von Jülich-Berg 1821 Stüber wurde außer Kurs gesetzt 1874-76 Geldänderung in Deutschland von Thaler zu Mark (Auch Maße und Gewichte wurden einheitlich neu festgelegt.) 1 Reichstaler = 3 Mark [lt. H. W. Hillebrand, Lehrer in Mettmann] 1927 1 Goldmark = 1/2790 kg Feingold 1 Goldmark = 1 Reichsmark |
Münzabmachungen vom 1. September 1620Die folgende Regelung, 1620 getroffen zwischen dem Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg und dem Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm, Herzog von Jülich und Berg, ist Ausdruck eines dringenden Handlungsbedarfs und sollte alle währungsbezogenen Unklarheiten beseitigen. Gelungen ist dies nicht. Die Abmachung ist abgedruckt in der Sammlung der Gesetze und Verordnungen Jülich / Cleve / Berg von J.J. Scotti (1821) und ist hier wörtlich wiedergegeben. |
205 - - Ohne Erl. Ort den 1. Sept. 1620. - G.
Georg Wilhelm, Churf. zu Brandenburg ec. u.
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Münztabelle von Jülich-Berg, 18. Jh. bis 1820
Bei der Vielfalt der Münzsorten und den unterschiedlichen Umrechnungen ist es "tröstlich" zu wissen, dass im bergischen Raum nach 1760 vorwiegend mit Reichstalern und Stübern gerechnet wurde. Im Alltag herrschte der Bergische Taler zu 60 Stüber vor (Münztabelle Jülich-Berg). Diese Umrechnung war relativ einfach, da ja die 60er Einteilung von der Zeitrechnung her geläufig ist (1 Stunde = 60 Minuten).
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Reichs Reichs Schil- Blaffert Stüber Albus Füchse Heller Mark+Pfennig -taler -ort ling 1 4 8 20 60 80 240 960 2 30 - 1 2 5 15 20 60 240 - 57 ½ - - 1 2 ½ 7 ½ 10 30 120 - 29 - - - 1 3 4 12 48 - 11 ½ - - - - 1 1 1/3 4 16 - 3 - - - - - 1 3 12 - 2 7/8 - - - - - - 1 4 - 1 [Brors; Schürmann] |
Taler, Ende 16./Anfang 17. Jh. |
Ein halber Stüber Bergisch 1785, Vor- und Rückseite |
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Mehr bergische Taler mit Bild und Kommentar
Über den Schullehrer Daniel Schürmann |
Edikte und Verordnungen zum Münzwesen waren im Bergischen Land überaus zahlreich und detailliert. Z.B. erscheint anno 1494 in der Sammlung der Gesetze und Verordnungen von J.J. Scotti eine umfassende Ordnung der Gulden und Silbermünzen mit ihrem Wert in "marck".
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Alte Münzsorten im Rheinland und Bergischen LandDie folgenden Erläuterungen zu einigen Münz-Sorten stammen von Heinrich Strangmeier (Niederbergische Beiträge 1955), aus einem Aufsatz des Sprachforschers Leithaeuser (1899), von Harro Vollmar sowie aus einem Artikel im Solinger Tageblatt vom 04.01.1958 [ST]. |
"Albus
= rhein. Groschen, auch Weißpfennig (lat. albus = weiß) genannt, eine hochhaltige Silbermünze, die vermöge ihres Feingehaltes weiß war und weiß blieb; in Jülich-Berg vornehmlich vom Beginn des 16. Jhd. an geprägt, seit dem 17. Jhd. jedoch durch den Stüber verdrängt. Obgleich in Jülich-Berg zu Beginn des 18. Jhd. die Albuswährung verlassen wurde, bildete diese noch für lange Zeit die Berechnungsgrundlage für alle geldlichen Werte. 1 Albus = 12 Heller." [Strangmeier 1955 S. 300] "Batzen Silberscheidemünze vom Ende des 16. bis Mitte des 19. Jh., ursprünglich Münze der Stadt Bern mit deren Wappen, einem Bären (Betz), später und gelegentlich noch heute allgemeine Bezeichnung für 'Geld'. [ST] "Blaffert Bis 1824 gebräuchliche kölnische Silbermünze. Blaffert, vom mittellateinischen blaffardus = dasselbe wie albus, deutsch 'Weißpfennig', von franz. blafard = bleich, ahd. pleichfaro = bleichfarben, die Münze wäre also, wie der Albus, von der Farbe des Silbers benannt. Der Blaffert war um 1500 eine Münze im Werte von 4 Albus (um 1900 0,15 Mk.)." [ST] "Blaffert = kölnische Silbermünze, 48 Heller geltend. [Strangmeier 1955 S. 300] "Blamüser (Blaumüser) war die volkstümliche Bezeichnung der seit 1527 in Nymwegen geprägten Halbstüber. Da in den Niederlanden Minderwertiges vom Volke 'blau' genannt wurde, erhielten die schlechten Halbstüber den Namen 'Blaue Mäuse' oder 'Blaumüser'. In Deutschland ging dieser Name auf eie größere Münze über, den Adler- oder Arendschilling, den Karl V. 1536 als 4-Stüberstück eingeführt hatte und der 1586, auf 6 Stüber gesetzt, zum Schilling gemacht wurde. Diese Münze wurde seit 1600 als Achteltaler in Westdeutschland in großen Mengen geprägt. [v. Schrötter S. 78, zit. b. Strangmeier 1955 S. 300] "Denier Im Mittelalter französische Münze = 1/12 Sou." [ST] "Deut Der Deut war die kleinste holländische Kupfermünze, bei uns bis 1820 bekannt. Das Wort Deut nahm dann die Bedeutung 'geringste Kleinigkeit' an, in Redensarten wie 'keinen Deut'. [ST] "Drüthener Der Drüthener (Drüttehner) kam erst mit dem Beginn der preußischen Herrschaft in Berlin und besonders seit der Einführung der preußischen Münzwährung 1818 allgemein in Gebrauch. Drüthener (= Dreizehner) hieß das Fünfgroschenstück, weil es den Wert von 13 früheren bergischen Stübern hatte." [ST] "Drüttêner [war] ein Fünfgroschenstück". [Leithaeuser S. 15] "Dukaten Die Dukaten werden auf das italienische duca (lat. dux = Führer, Herzog) zurückgeführt. Diese Münze ließ als Erster ein Herzog von Apulien schlagen. Die venetianischen Dukaten oder Zechinen wurden zuerst im Jahr 1283 geprägt." [ST] "Enkel Enkel bedeutet klein. Enkel-Gulden = kleine Gulden sind um 1600 erwähnt." [ST] "Fettmännchen Zur Zeit der bergischen Reichsthaler gab es eine Kupfermünze in der Größe einer Mark, jedoch im Wert von 1/2 Stüber, genannt 'Fettmännchen'. Am Rhein wurden in der Zeit von 1614-1730 Fettmännchen massenweise geschlagen. Den Namen führt man auf das aufgeprägte Brustbild eines wohlbeleibten Fürsten zurück. Auch als später statt des Bildes der Namenszug des Landesherrn gebräuchlich wurde, z.B. CT = Carl Theodor oder MJ = Max Joseph, behielt diese Münze den Namen 'Fettmännchen'." [ST] "Fettmännken war ein halber Stüber [...]. Fettmänneken soll nach Müller-Weitz (Aachener Mundart) zunächst die Bezeichnung für eine jülich-pfälzische Kupfermünze gewesen sein; auch die pfälzischen Soldaten hießen im Volksmunde Fettmännchen. Nach Holthaus pflegte man von einem Geizhals zu sagen: hä blift oppen fettmännken dôd. Müller meint, Fettmännchen führe seinen Namen wegen seiner Schwere, Adelung dagegen, weil ehedem ein wohlbeleibter Erzbischof oder Heiliger darauf geprägt gewesen [...]". [Leithaeuser S. 15] "Fettmännchen, Vetmen, Vettmenge = eine jülich-bergische Kupfermünze im 17. u. 18. Jhd. im Werte von 8 Heller. [Strangmeier 1955 S. 300] "Florinen Der Gulden wurde zuerst als Floren oder Florine von der italienischen Stadt Florenz eingeführt. Der Ausdruck Florinen bedeutet eigentlich Blumengeld oder Blumenstück, denn die ersten zu Florenz geprägten Gulden waren mit einer Lilie versehen. Der Florentiner Gulden wurde seit 1252 in Florenz geprägt. Der Gulden erhielt das Zeichen fl (Abkürzung für Florine)." [ST] [Noch bis zur Euro-Einführung wurde der holländische Gulden bekanntlich mit hfl bezeichnet.] "Friedrichsdor (Pistole) Frühere preußische Goldmünze = 17 RM." [ST] "Fuchs (voss) Ein Fuchs war 1/4 Stüber, daher heute noch 'keinen ruden Voss' = keinen roten Heller." [ST] Voss "Ein viertel Stüber hieß ein voss; daher heute noch vösse = wenig Geld und kênen ruaden voss = keinen roten Heller." [Leithaeuser S. 15] "Goldschild Ein Schild war eine Münze mit dem aufgeprägten Wappen des Münzherrn. Die Schilde waren anfänglich Goldmünzen. Ein alter Schild galt zeitweise so viel wie 1 1/2 Goldgulden. Während des Mittelalters wurden im Rheinland auch Thalermünzen vielfach als Schilde bezeichnet. Daneben gab es noch Schildgroschen." [ST] "Goldgulden Aus dem Florin entwickelte sich der rheinische Goldgulden. Wie der Weißpfennig die reinische Silbermünze war, so galt der Gulden als die Goldmünze des Rheinlandes. Der Gulden ist nach dem Stoff des Prägematerials benannt; er hieß ursprünglich Gülden, d.h. der Goldene, weil er anfangs aus Gold geprägt wurde. Der rheinische Gulden kam seit der Mitte des 14. Jh. auf. Der Goldgulden wurde gegen Ende des 15. Jh. auch der "Vater des Thalers", der ein in Silber ausgeprägter Gulden ist. Unter den Goldgulden waren die rheinischen die besten." [ST] "In der Kellnerei-Rechnung des Amtes Solingen f. 1750/51 wird (Bl. 6b) 1 Gg. mit 112 Albus Cöllnisch gleichgesetzt." [Strangmeier 1955 S. 300] "Gulden, Goldgulden Die rhein. Kurfürsten schlossen [?] 1386 ihren ersten Münzverein, wodurch der 'rheinische Gulden' in dem größten u. reichsten Gebiete Westdeutschlands die Haupthandelsmünze wurde und bis zum Aufkommen der Silberwährung um 1500 und noch länger blieb. Der Gulden hielt 1386 = 3,396 Gramm Gold 1425 = 2,77 " " 1477 = 2,647 " " 1490 = 2,527 " " 1550 = 2,48 " " Der Goldgulden verlor also im Laufe der Zeit immer mehr an Feingewicht. Nur der Goldgehalt wurde bei der Bewertung berücksichtigt. Als 1559 der silbenerne Reichsgulden geschaffen wurde, nahm der goldene Gulden den Namen 'Goldgulden' an. [v. Schrötter S. 229, zit. b. Strangmeier 1955 S. 301] "Groschen Mit diesem Namen bezeichnete man ursprünglich alle silbernen Dickmünzen zur Unterscheidung von den Brakteaten oder dünnen Silber-Pfennigen. Die Brakteaten (vom lat. bractea = dünnes Blech) waren mittelalterliche Hohl- und Blechmünzen aus dünnem Silberblech. Der Groschen hat seinen Namen vom lateinischen grossus (ahd. groz, franz. gros = groß, dick). Anfänglich war der Groschen eine Silbermünze. Es gab gute und schlechte Groschen." [ST] Heller "Münze, zweiseitig geprägt, benutzt zwischen etwa dem 13. bis 19. Jahrhundert, benannt nach der Ursprungsstätte Hall am Kocher. 576 Heller ergaben 1 Taler oder 12 Heller ergaben 2 1/2 Pfennig". [Vollmar] Kastemännchen "Der Ausdruck 'Kastemännchen' soll daher entstanden sein, weil in früheren Zeiten eine Münze von ähnlichem Werte zu bestimmten Terminen in den Bruderschafts- oder Zunftkasten abgeliefert wurde. Der Ausdruck 'Kastemännchen' fand so allgemeinen Anklang, daß er weit und breit über die Grenzen Kölns, wo er seinen Ursprung hatte, angenommen wurde." [Bethany S. 260] Kastemännken "Zunächst war Kastemännken oder Kastemännschen, auch Kassemänneken [...], der Name für ein 2 1/2 Groschenstück." Nur in Nassau (Runkel und Dillenburg) soll nach Kehrein dieser Name die preußischen 1/12 Thaler bezeichnet haben. "Kastemännken ... gehört zu den Ausdrücken Kassendâler = preußischer Thaler und Kassengeld = preußisch oder Berliner Kurant. [...] Der erste Bestandteil weist also darauf hin, daß die Münzen Kassenmünzen, d.h. von den preußischen Steuer- und Postkassen angenommen wurden im Gegensatz zu den Fett- und Petermännchen und auch wohl französischen Münzen, die jene Kassen als als nicht vollgültig zurückwiesen. Als das preußische Geld nach 1815 bewz. 1818 noch selten war, sagte Wöste in seinem westfälischen Wörterbuche, legte man die preußische Münze, die zu Händen kam, sorgfältig zurück, um bei den Königlichen Kassen fertig zu werden. Ein Kastemännchen wurde auch en halven drüttêner genannt." [Leithaeuser S. 15] "Koninksdaler (Königstaler, Burgundischer Taler) wurden in Deutschland alle niederländischen Taler genannt, die das Bild oder den Titel des Königs Philipp II. von Spanien trugen. Der von 1567 an von König Philipp eingeführte Burgundische Taler enthielt 26,253 Gramm Silber. In den spanischen Niederlanden schufen die Gouverneure Albert und Isabella im Jahre 1612 eine Talermünze, um den starken Silberzufluß schneller vermünzen zu können. Diese Münze bekam von dem einen ihrer Urheber den Namen Albertustaler. Hier wurden sie bis zum Ende der spanischen Herrschaft um 1700 geprägt. 1659-1802 wurde der Albertustaler in den Vereinigten Niederlanden geprägt. Da er ein Feingewicht von etwa 24,65 Gramm hatte, aber gleichen Wert wie der 25,98 g. Feingewicht besitzende deutsche Reichstaler genoß, wurde dieser von ihm verdrängt. [v. Schrötter S. 18 bzw. 89, zit. b. Strangmeier 1955 S. 301] Mark "In der Kellnerei-Rechnung des Amtes Solingen f. 1750/51 wird (Bl. 6b) 1 Mark mit 6 Albus gleichgesetzt." [Strangmeier 1955 S. 302] Möhrchen "Das 'Möhrchen' war eine alte, kleine Münze am Niederrhein, welche vom Jahre 1400 bis ins 16. Jahrhundert nachweisbar ist." "Eine Quadt Bier galt um das Jahr 1450 zu Lennep 3 Möhrchen." [Klein S.252] Petermännken war (nach Adelung) ein altes Sechspfennigstück. 'Petermännchen' soll sich von dem Bild des Apostels Petrus herleiten; "im Westerwald nannte und deutete man dieselbe Münze Patermännchen." [Leithaeuser S. 15] "Radermark = benannt nach dem Rad, dem Wahrzeichen v. Mainz." [Strangmeier 1955 S. 302] Reichstaler "Der Taler war die bedeutendste Weltmünze aller Zeiten und Länder unseres Planete. Er war seit 1566 als 'Reichstaler' die Hauptwährungsmünze des deutschen Reiches. Sein Feingewicht betrug 25,98 Gramm." [v. Schrötter S. 557, zit. b. Strangmeier 1955 S. 302] "In Art. XXII der 'Stadt Düsseldorffischen Policey- und Tax-Ordnung' vom 7. Juli 1706, aufgerichtet durch Herzog Johann Wilhelm (gedruckt Düsseldorf 1728) S. 37 f wird 1 Rt. (zu 60 Stübern oder 30 Kaisergroschen) gleichgesetzt mit 8 Schilling, 80 Albus Cöllnisch, 100 Albus leicht, 20 Blaffert, 1 1/2 Dahler Cöllnisch." Der Reichstaler wurde (1627 in Hilden) auch Rx. oder Rxd abgekürzt (= Rix bzw. Rixdahler) [Strangmeier 1955 S. 302 und 157] "Rosenobel (oder Ryal, lat. Rosa nobilis) = eine englische, von Eduard IV. geschaffene Goldmünze, die ihren Namen von der Rose auf beiden Seiten hat, wodurch sie sich von dem früheren Nobel unterscheidet. Sein Wert war 10 Schillinge, sein Gewicht 7,776 Gramm u. sein Goldgehalt 7,736 Gramm. Sehr häufig wurden die Rosenobel in den Niederlanden nachgeprägt; aber diese sind leicht an ihrem viel roheren Schnitt zu erkennen, wogen 7,69 Gramm und hielten 7,63 Gramm Gold." [v. Schrötter S. 573, zit. b. Strangmeier 1955 S. 302] "Stüber (Stuffer) = Silbermünze. Auf 1 Rt. gingen 60 Stüber." [Strangmeier 1955 S. 302] Welmken "Vor 30-40 [also ca. 1860-1870] Jahren kursierte hier am Niederrhein noch ein kleines holländisches 2 Centstück in Kupfer, das Welmken genannt wurde, wahrscheinlich vom Könige Wilhelm (holl. Wilm, Wilhelm) der Niederlande." [Leithaeuser S. 15] Wellemken "Das niederländische 1 Cent-Stück, 'Wellemken' oder 'Welmken' genannt, war bis zum Jahre 1872, wo die Markwährung eingeführt wurde, nächst dem belgischen 2 Centimes-Stück die in unserer Gegend verbreitetste ausländische Münze. Beide Stücke kursierten in großen Mengen und wurden als 2 Pfennige in Zahlung gegeben. Das 'Wellemken' führte seinen Namen von der Prägung. Es zeigt nämlich, gleich anderen niederländischen Scheidemünzen, auf einer Seite ein gekröntes W, das den Namen Wilhelm des Königs der Niederlande andeutet." [Weyersberg 1899 S. 67] Die Bezeichnung 'Welmken' soll sich später auch auf die belgischen Centimes übertragen haben, deren Import nach Preußen "des Agios halber nicht nur durch den kleinen Grenzverkehr, sondern sogar sackweise stattgefunden" haben soll. [Weyersberg 1899 S. 135] [ST = Solinger Tageblatt vom 04.01.1958] |
Leithaeuser weist darauf hin, dass s. W. die Ausdrücke Kastemännken, Fettmännken, Drüttêner, Petermännken und Voss nur im Rheinland (Barmen-Elberfeld, Köln, Aachen) und in den benachbarten westfälischen Gebieten nachweisbar seien. "Auch gehören sie zum Teil einer ganz bestimmten und beschränkten Zeitperiode an. Von Drüttêner und Kastenmännken wissen wir sogar, daß sie erst seit dem Beginne der preußischen Herrschaft in Berg und besonders seit der Einführung der preußischen Münzwährung 1818 allgemein in Gebrauch kamen." [Leithaeuser S. 15] |
Währungsprobleme beim Reisen in DeutschlandIn der täglichen Praxis waren durch die Vielzahl gleichzeitig vorhandener Währungen Probleme vorprogrammiert, und sie erschwerten auch das Reisen im Deutschland der Postkutschenzeit. Der Schwede Per Daniel Amadeus Atterbom (1790-1855) machte seinem Ärger über dieses "eigensinnige Unwesen, welches in Deutschland herrscht", heftig Luft: |
"Nicht bloß, daß das Münzwesen im allgemeinen in den verschiedenen Staaten auf abweichenden Grundsätzen und Voraussetzungen beruht, nicht nur, daß die inneren Wechselverhältnisse der besonderen Münzsorten die Aufmerksamkeit erschweren - zum Beispiel die süddeutschen Gulden und Kreuzer gegenüber den Talern und Groschen Norddeutschlands -, es nimmt auch jede Münzsorte für sich selber unaufhörlich, unter Beibehaltung desselben Namens, einen veränderten Wert an, ja, sie kommt sogar in einem und demselben Reiche unter ungleichen Prägungen und Inschriften vor, obwohl diese eine und dieselbe Bedeutung haben sollen.
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Viele Reisende haben sich ähnlich geäußert. Die Verfasser von Reisehandbüchern versuchten, diesem Übel des Währungs-Wirrwarrs abzuhelfen, indem sie ihren Werken ausführliche Umrechnungstabellen beifügten. Daraus schlau zu werden, setzte allerdings überdurchschnittliche Rechenkenntnisse voraus. Dass der Reisende gelegentlich übers Ohr gehauen wurde, ließ sich nicht vermeiden. |
Das Kerbholz
Zu der Zeit, als noch viele Handwerker und ihre Kunden "des Schreibens unerfahren" waren, musste man sich bei der Zählung und Abrechnung von Lieferungen und Leistungen, die nicht sofort bezahlt wurden, anders helfen: mit einem der Länge nach gespaltenen Holzstab, in den über die beiden zusammengelegten Hälften Kerben eingeschnitten wurden.
Den einen Teil des Kerbholzes behielt der Schuldner, den anderen bis zur Abrechnung der Gläubiger.
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2011 Kerbholz, ausgestellt im Kölnischen Stadtmuseum, Köln, Zeughausstraße |
Wie mit dem Kerbholz verfahren wurde, ist in der Ausgabe 1894 der Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins beschrieben: |
"Das Kerbholz war ein je nach Umständen kürzerer oder längerer Stock und diente [...] als Schuld- und Quittungsbuch. In jenen Zeiten, wo die meisten Leute des Lesens und Schreibens unkundig waren, half man sich damit auf die einfachste Weise. Trat man z.B. vor hundert Jahren in einen Bäckerladen, so erblickte man in einer Ecke eine Reihe Stäbe, die unseren Halbmetermaaßen sehr ähnlich sahen und mehr oder weniger Kerbe (Einschnitte) enthielten.
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"Am Anfang unseres Jahrhunderts [= 19. Jh.] muß das Kerbholz noch eine bedeutsame Rolle auch im Bergischen gespielt haben. So schreibt J.M. Schwager in seinen ' Bemerkungen auf einer Reise durch Westfalen, bis an und über den Rhein', welche 1804 erschienen:
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"In einem Protokoll über einen Hölting (d.i. die jährliche Versammlung der Markgenossen, die regelmäßig am Donnerstag vor Pfingsten unter der ' Dingslinde' stattfand.) zu Sprockhövel aus dem Jahre 1634 findet sich folgende Stelle:
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Hinsichtlich der Kerbhölzer bedeutet dies lt. Bethany:
- Kerstein und Homberg haben noch nichts gezahlt; - von der "Hummelsieper Wiesche" ist nur eine Rate bezahlt worden; - für das Mühlenkämpken wird ein Kerbholz angefertigt (d.h.: ein Steuerzettel ausgeschrieben); - von dem auf der "streitbahren Wiesche" eingezäunten Ort sind noch zwei Raten zu entrichten. [Bethany, MBGV 7/1894 S. 101 f] Anders als beim Bäcker, wo die Kerben für Schulden standen, wurde in diesen Fällen also für jede bezahlte Rate eine Kerbe geschnitten. |
Quellen:
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