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Anders als in Solingen, scheint im Haaner Raum der Erzbergbau zeitweilig eine nennenswerte Rolle gespielt zu haben. Er wird mehrfach in der heimatkundlichen Literatur erwähnt, etwas ausführlicher in dem folgenden Artikel von Harro Vollmar. Darüber, ob diese Erzvorkommen für die frühe Solinger Klingenindustrie von Bedeutung gewesen sein könnten bzw. ob die bergische Kleineisen- und Klingenindustrie des Mittelalters im Raum Remscheid, Cronenberg, Solingen und Haan auf eigene Eisenerzvorkommen zurückgreifen konnte, sind die Ansichten geteilt. Es ist eher unwahrscheinlich. |
Eisenerzrevier der Bürgermeisterei Haanvon Harro Vollmar (1979)
[...] Auf Erzvorkommen im Haan-/Hildener Raum weist [...] ein Antrag zur Erlangung von Erzschürfrechten am Jaberg an den Kurfürsten von Köln im Jahr 1750 hin. Aber erst ein technisches Ereignis von weittragender Bedeutung sollte zur Entdeckung (Wiederentdeckung?) der reichen Haaner Eisenerzlager führen: Der Bau der ersten westdeutschen Eisenbahn zwischen Düsseldorf - Haan - Elberfeld in den Jahren 1838 bis 1841.
Nicht nur im Oberhaaner Raum wurde Erzabbau betrieben. Noch heute liegen im Hildener Stadtwald, in der Nähe des Sandbachs am Gut 'Kesselsweiher', zwei überwachsene Erzhaufen aus Raseneisenerz und Brauneisenstein. August Lomberg berichtet 1928, daß im Ittertal unweit der Heidberger Mühle früher ein Erzstollen tief in den Berg getrieben worden war. Größere Mengen Eisenerz wurden auch in Unterhaan in der Nähe der Siedlung 'Pütt' gewonnen. Die letzten aufgeschütteten Erzhalden fanden 1880 Verwendung als Untergrund zum Bau der Ohligser Straße.
1850 wurde der erste Hochofen der Hüttenwerke 'Eintracht', errichtet südlich neben dem Bahnhof Hochdahl, unter Beschickung mit Haaner Eisenerz, in Betrieb genommen. Nach einer längeren Konjunkturperiode bekam die Hütte die Konkurrenz der erst später (!) aufstrebenden Ruhrindustrie zu spüren. Von dieser Existenzfrage war auch die Haaner Bevölkerung betroffen: Haan stellte nicht nur einen Großteil der Grubenarbeiter, sondern zahlreiche Haaner gingen in der Hütte Hochdahl ihrem Broterwerb nach.
In dieser wirtschaftlich schweren Zeit versuchte man außerdem, die Rentabilität der Eisenerzgewinnung durch Erzeugung von Nebenprodukten zu steigern. Bereits um 1855 hatte man im Raum Oberhaan (Krutscheid, heute Vohwinkel) südlich der Eisenbahnlinie Braunkohle in ergiebigen Lagern gefunden. Diese Kohle wurde mit gewünschtem Erfolg verkauft. So fand zum Beispiel diese Braunkohle auch Verwendung in den Oberhaaner Ziegelbrennereien (deren letzte erst im vorigen Jahrzehnt ihre Pforten schloß!). [= 1960er Jahre]
Auf verbliebene Nester dieser Kohlevorkommen griff noch im Weltkrieg 1914-1918 die notleidende Bevölkerung mit absolut sicherem Erfolg zurück.
Das bedeutungsvollste 'Nebenprodukt' des Haaner Eisenerzbergbaus und der Hochdahler Hütte aber war die Entdeckung des Neandertalmenschen in der Feldhofer Grotte: Fast vor der Tür der Eisenhütte wurde er 1856 von Grubenarbeitern beim Kalkabbau für die Hochöfen der Hochdahler Hütte gefunden. Den Namen Neandertal hatte diese Landschaft erst 1850 [...] erhalten, vorher hieß dieses Tal 'Hunsklipp'.
[...] Zur Zeit der Entdeckung des ersten gefundenen Vorzeitmenschen gehörte das 'Neandertal' zur Bürgermeisterei Haan!
Skizze: Harro Vollmar, 1979 In der Skizze die Grenzen der Bürgermeisterei Haan in ihrer Ausdehnung vom Jahre 1847, als die Eisenhütte 'Eintracht' aufgrund der Haaner Eisenerzvorkommen südlich vom Bahnhof Hochdahl errichtet wurde. Alle wichtigen Eisenerzfelder sind schraffiert und die Braunkohlenfelder gepunktet eingezeichnet. Das Amt Haan wird quer durchzogen von der ersten westdeutschen Eisenbahnlinie, erbaut 1838 bis 1841 von Düsseldorf bis Elberfeld. |
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Dieses schlackenartige Eisenerz (Limonit oder Brauneisenstein) wurde 1969 in der Haan-Gruitener "Iserkuhl" ergraben. Es enthält ca. 38% Eisen.
Foto: Harro Vollmar 1969 |
Über die weniger erfolgreichen Bergbauversuche im angrenzenden Solingen berichtet Rosenthal:
"Eisenerz.
Der Boden Solingens ist von vielen Eisenvorkommen durchzogen, doch keines ist mit der Entstehung des Solinger Stahlwarenhandwerks in Verbindung zu bringen. Einer der ersten Versuche, auf Eisen zu schürfen, war der vergebliche um 1766, als Johann Abraham Ernen am Klauberg gegen den 'Bock' hin mutete und sich mit dem Grafen Adam von Velbrück zu Garath zusammentat.
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2005 Solingen-Höhscheid, ehemaliges Steigerhaus der Zeche "Kleeblatt" an der Neuenkamper Straße |
Quellen:
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