Pferde-Alltag in alter Zeit |
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Post- und Postreiseverkehr
Solingen |
Postkutschenzeit in Solingen und im Bergischen Land |
"Im Jahre 1570 ersuchten die Kurfürsten und Stände des Reiches Kaiser Maximilian II., das Postwesen als Regal in die Hände des Reiches zu nehmen, wie es bisher im Auslande und in den Ländern des Hauses Österreich eingeführt war. Dem entsprach der Kaiser und ernannte den Grafen Leonhard I. von Taxis zum Generalpostmeister des Reiches. Damit war die Kaiserliche Reichspost geschaffen.
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1897 Das Foto zeigt den zwischen Solingen und Remscheid verkehrenden zweispännigen Postwagen auf dem Remscheider Markt. Im Hintergrund fährt die Straßenbahn. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
In seiner "Geschichte des Bergischen Landes" schrieb Bernhard Schönneshofer 1908:
"Im Jahre 1668 wurde der erste Postwagenkurs mit landesherrlichem Privilegium in unserer Gegend errichtet. »Natürlich hat es in Jülich und Berg wie anderswo in gewissem Sinne einen geordneten Verkehr zwischen den Hauptorten vor dieser Zeit gegeben; aber der erste, wirklich Post genannte Wagen erhielt nicht früher als in jenem Jahre sein Privileg. Dasselbe erteilte ihr der Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm unter dem 8. Juni 1668 zu Grimlinghausen und bestimmte, daß die Post abwechselnd auf Köln und längs des Rheines in nördlicher Richtung fahre, damit die Passagiere »auf Wesel, Hamm, Minden, Bremen und Hamburg, auch nach Hannover, Magdeburg und Berlin in kurzer Zeit wohl accomodiert überführt werden können. Welcher sich dieser Gelegenheit gebrauchen will, hat sich anzugeben bei Johannem Maurenbrecher auf der Zollstraße im Kanon« zu Düsseldorf.
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Max Schmidt hat in einem 1927 erschienenen Aufsatz einige markante Daten und Fakten zur Geschichte der Solinger Post und des Postreiseverkehrs zusammengestellt: |
Von der Post in alter Zeitvon Max Schmidt
"Einen halbwegs geregelten Verkehr im gesamten Postwesen des Bergischen Landes gab es erst, als die Thurn- und Taxissche Verwaltung die Post im Bergischen an sich nahm. Kurfürst Karl Theodor befahl am 17. Januar 1744, daß alle Straßen, die von Postboten benutzt wurden, in passierbaren Zustand gebracht würden. Einen Tag später befahl er, daß "Land Gutschern", Fuhrleuten und Marktschiffern die Annahme und Bestellung aller und jeder Briefe, "mit Ausnahme der Frachtzettulen und beschwerten Briefe und Paqueten" verboten sei. Zugleich wurde diesen Leuten noch befohlen, daß sie dem Kaiserlichen Generalpostamt oder dessen Bedienten hilfreiche Hand zu bieten hätten.
Nachdem im Jahre 1824 die Straße nach Burg fertiggestellt war, fuhr dort ebenfalls eine Post. 1848 wurde die Straße nach Müngsten fertig und damit auch die Post nach Remscheid eingerichtet.
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Um 1913 Der Fotograf passte den Postwagen auf der Strecke Solingen - Cronenberg ab. Auf dieser Strecke fuhr Bernhard Rauen, der zuvor zwischen Solingen und Langenfeld unterwegs gewesen war. [ST 15./16. November 1941] Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Weiter mit Max Schmidt:
"Die Briefbestellung war zu jener Zeit noch nicht ausgebaut, wie wir es gewöhnt sind, aber man war auch noch nicht so anspruchsvoll wie in unserer Zeit. Es mutet geradezu humoristisch an, wenn in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts der damalige Postmeister von Solingen, Gottschalk, die Briefe durch sein Dienstmädchen in der Schürze austragen ließ. Das Mädchen mußte nach alten Ueberlieferungen die Sendungen in den Straßen der Stadt ausrufen; im Wochenblatt wurde jeweilig bekannt gemacht, wo der Ausruf erfolgte.
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1887 Post- und Telegrafenstation in Solingen, Kölner Straße. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Das 1890 eingeweihte, heute noch vorhandene Postgebäude an der Kölner Straße. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 30. September 1835
Bekanntmachung.
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 24. October 1835
Bekanntmachung.
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Unfall in Vohwinkel - Trunkenheit oder Tiefschlaf?August Peiniger sen. berichtet 1899 über das recht überschaubare Örtchen Vohwinkel (heute Wuppertal) des Jahres 1839 in seiner Eigenschaft als Verkehrsknotenpunkt und einem Verkehrsunfall, der sich damals dort ereignet hat. |
"Das heutige Stadtgebiet Vohwinkel bestand gegen 1840 nur aus drei Häusern, es waren die Wirtschaft und Fuhrmannsherberge von Stöcker am Fuße der Straße nach Gräfrath, dann an der Straße nach Dornap ein älteres Haus, und gleich daneben an der Bahn hatte ein früherer Lehrer Wülfing für Wirtschaft ein Haus mit Saal gebaut, später war Lutz-Frantzen Inhaber. Der Saal steht 1 m 70 cm vor der Front des Hauses zurück.
Nun geschah es 1839 im Herbst, daß der Postillon, welcher abends spät den vierspännigen Postwagen von Elberfeld nach Solingen führte, entweder betrunken oder eingeschlafen war. Die Pferde waren ohne Leitung und liefen in Vohwinkel nicht links den Berg hinan gen Gräfrath, sondern gerade aus weit in den Teich hinein. Mit vieler Mühe wurden die Passagiere total durchnäßt gerettet. Eine Dame aus Solingen trug man ohnmächtig in das Haus von Wülfing, wo man sie zu Bett legte. Die Pferde sollen auch noch mit dem Leben davon gekommen sein.
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Nicht immer ging es so glimpflich aus, wenn eine Kutsche in einem Teich oder sonstigen Gewässer landete. |
Ausklingende Postkutschenzeit
Der Abschied von der Postkutsche vollzog sich sich regional höchst unterschiedlich und über mehrere Jahrzehnte. Während z.B. auf der Strecke Solingen - Cronenberg noch bis 1913 eine zweispännige Kutsche unterwegs war, fuhr Postillion Bernhand Rauen schon 1889 zum letzten Mal den Postwagen von Solingen nach Vohwinkel. In Langerfeld (Wuppertal) rollte noch bis 1956 der Pferde-Paketpostwagen über das Kopfsteinpflaster.
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31. März 1905 Festivitäten zum Abschied vom Postkutschenzeitalter in Solingen: Die Abbildung zeigt den ersten der beiden geschmückten Wagen bei seiner Rast vor dem Kaiserlichen Postamt in Höhscheid. Das Postamt befand sich damals gegenüber dem Höhscheider Rathaus in der Neuenhofer Straße. Das Schieferhaus steht noch (2011). Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen Über die letzte Fahrt |
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Auch dieses Bild aus Ohligs (Solingen) sieht nach Feier und Abschied und beinahe wie das vorige aus. Leider trägt es kein Datum. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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31. März 1908 Das Foto wurde anlässlich der letzten Fahrt der Postkutsche auf der Strecke zwischen Burg und Solingen vor dem Dortmunder Hof aufgenommen. Pferde und Postkutsche sind links gerade noch im Hintergrund zu erkennen, wenn man's weiß. Wichtiger waren dem Fotografen die Honoratioren. Das Postamt befand sich in dem 1896/97 erbauten Gebäude Eschbachstraße 49. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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1930 Solingen-Höhscheid Diese Aufnahme zeigt das letzte Pferd auf dem Hof des Postamtes Höhscheid der Posthalterei Solingen mit der Höhscheider Schalterpostangestellten Meta Schell. Pferdepostwagen fuhren hier noch bis 1930, als die Personenpost schon längst eingestellt war. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Quellen:
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