Pferde-Alltag in alter Zeit |
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Inhaltsübersicht | Post- und Postreiseverkehr | Letzte Postkutschenfahrt 1905 |
Die letzte Postkutschenfahrt Solingen - Langenfeld
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Die alte Postkutschenverbindung zwischen Solingen und Langenfeld (über Höhscheid, Brücke, Aufderhöhe, Landwehr, Immigrath) war Teil der Thurn und Taxisschen Hauptpoststrecke Brüssel - Köln - Berlin. Von Bedeutung blieb sie auch noch nach Einführung der Eisenbahn nicht zuletzt als Verbindungsglied zwischen den Städten, aber auch als Zubringer für die Solinger zur nächstgelegenen Station der Köln-Mindener Eisenbahn in Langenfeld.
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt von Freitag, 31. März 1905
- Solingen, 31. März.
Wie wir bereits berichteten, werden vom 1. April ab die Personenposten zwischen Solingen und Langenfeld aufgehoben. Hiermit fällt wieder eine staatliche Personenbeförderungsgelegenheit fort, welche aus "der guten alten Zeit" stammt und für unsere Stadt von großem Werte war, als Solingen noch keine Eisenbahn hatte, weil diese Personenpost die regelmäßige Fahrgelegenheit darstellte, um an die nächste Eisenbahnstation der Köln-Mindener Eisenbahn in Langenfeld zu gelangen.
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Die Stilllegung des Streckenabschnitts war damals Anlass für eine feierlich gestaltete "letzte Fahrt" zweier Postkutschen von Solingen nach Langenfeld am 31. März 1905. Die Bevölkerung nahm an diesem Ereignis regen Anteil, wie auch anderenorts bei Veranstaltungen aus gleichem Anlass. Am Tag darauf erschien eine kurze Notiz im Solinger Kreis-Intelligenzblatt: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt von Samstag, 1. April 1905
Aus Stadt und Umgegend. Solingen |
Die von dem Herrn Photographen am Solinger Hauptpostamt auf die Platte gebannte Aufnahme habe ich leider nicht gefunden, aber es gibt andere fotografische Erinnerungen an diese letzte Fahrt. Eine davon, die vor dem Postamt in Höhscheid, fand sich sogar als coloriertes Ansichtskartenmotiv wieder. |
Das Höhscheider Postamt war 1905 gegenüber dem Rathaus in dem von dem (damals bereits verstorbenen) Wirt Jacob Wilhelm Troost erbauten Haus untergebracht. 1849 soll sich die Postagentur (ab 1885 Postamt) in der Neuenhofer Straße 56 befunden haben und 1890 hierher in die Neuenhofer Straße 12 umgezogen sein (die damals die Hausnummer 17 trug). [Stadtarchiv Solingen] |
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31. März 1905 Die letzte Postkutschenfahrt zwischen Solingen und Langenfeld. Hier einer der beiden geschmückten Wagen bei seiner Rast vor dem Kaiserlichen Postamt in Höhscheid. |
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Zum besonderen Ereignis wurde eine besondere Postkarte herausgegeben mit dem Aufdruck:
"Die letzte Fahrt der Personenpost am 31. März 1905. Solingen, Höhscheid, Brücke, Aufderhöh, Immigrath, Langenfeld." Der Wagen steht vor dem Kaiserlichen Postamt in Höhscheid. Bild-Quelle: Stadt-Archiv Solingen |
So sah es im Februar 2005 gegenüber dem alten Rathaus an der Neuenhofer Straße aus. |
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Mit etwas Phantasie... 1905 war hier das Höhscheider Postamt untergebracht. Foto und Fotomontage: Michael Tettinger |
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Diese alte Aufnahme zeigt in der Bildmitte das Höhscheider Rathaus (Nr. 11), rechts daneben das Bürgermeisterhaus (Nr. 13), auf der gegenüber liegenden Straßenseite das Postamt. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Das Solinger Tageblatt widmete im Kriegs-November 1941 - warum auch immer zu diesem Zeitpunkt - der letzten Fahrt und dem ausklingenden Postkutschen-Zeitalter einen längeren Artikel. Fast liest es sich, als habe die gute alte Zeit wirklich existiert. Früher hatte es oft Klagen über die unbeschreibliche Langsamkeit der Fahrpost gegeben. Vielleicht nahm man es um die Jahrhundertwende mit der Pünktlichkeit - zum Ausgleich - ein bisschen zu genau?
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Solinger Tageblatt vom 15./16. November 1941
Reise nach Langenfeld - "auf Leben und Tod"!Eine Erinnerung an die PostkutschenzeitAls die Strafgelder für die Postillone aufgehoben wurden
Man schreibt den 31. März 1905. Gegen ein Uhr mittags ist die geplante Gefolgschaft des damaligen Solinger Postamtes auf dem Hofe zu einem besonderen Anlaß angetreten: es gilt Abschied zu nehmen von der letzten Postkutsche nach Langenfeld, die gleich, um zwei Uhr mittags, aus dem Posthof herausrollen soll.
Von den alten Postillonen, die die Strecke Solingen - Langenfeld aktiv gefahren haben, weilen Hermann Henn, der, wie schon erwähnt, heute wieder nach zehnmonatigem Ruhestand im Dienst der Allgemeinheit steht und trotz seines Alters die Pflichten eines Briefträgers getreulich erfüllt, und auch sein Schwager Bernhard Rauen, noch unter uns. Bernhard Rauen, der kürzlich sein 80. Lebensjahr vollendete, hat während seiner langjährigen Dienstzeit bei der Post nicht einen Tag wegen Krankheit gefehlt.
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Später erinnerte das Solinger Tageblatt noch einmal mit weiteren Details an die denkwürdige letzte Postkutschenfahrt. Das dazu gehörende Foto wurde allerdings nicht, wie im Artikel angegeben, in Langenfeld aufgenommen, sondern in Solingen-Aufderhöhe. |
Solinger Tageblatt vom 14. Mai 1959
Letzte Personenpost Solingen - LangenfeldEin denkwürdiger Tag - "Perds-Pieper" war mit dabei
Unsere Leserin [...] stellte uns ein Bild zur Verfügung, das an die gute alte Postkutschenzeit und an den "Schwager" Postillion erinnert. Es wurde am 31. März 1905 vor dem Postamt in Langenfeld aufgenommen, als die letzte Postkutsche von Solingen dort eintraf. Es zeigt den ersten festlich geschmückten Wagen (die letzte Fahrt wurde mit zwei Wagen unternommen) mit dem Postillion Hermann Henn; den zweiten Wagen fuhr der 2. Postillion Karl Wirtz. [...]
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1905 Das Foto wurde im Solinger Tageblatt vom 14.05.1959 abgedruckt mit der Unterschrift: "31. März 1905 vor dem Postamt in Langenfeld." Tatsächlich wurde es vor dem Postamt (Solingen-)Aufderhöhe aufgenommen. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Um 1919 Gasthof zur Post und Postamt Aufderhöhe Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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2005 Das ehemalige Postamt Aufderhöhe trägt heute eine große Gaube. Das kleinere Schieferhaus links daneben ist der Gasthof zur Post. Im ehemaligen Post-Gebäude befand sich über lange Zeit eine Drogerie, seit etwa 2006 wechselten die Geschäfts bzw. Nutzer mehrfach. Gegenüber liegt der Aufderhöher Busbahnhof. |
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31. März 1905 Gasthof zur Post Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen Diese Aufnahme entstand in Solingen-Landwehr vor dem Gasthof zur Post von Carl Hausmann, in dem sich 1902-1924 die Postagentur Landwehr befand. Gleich nebenan liegt der Hof Lohmann, der die Vorspannpferde für die Bergauffahrt vorhielt - und auf dem auch heute Pferde zu Hause sind. Das ehemalige Gasthof-Gebäude gegenüber der Straßeneinmündung der Landwehrstraße steht noch. |
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2010 Landwehr Kein Gasthof mehr und keine Postagentur |
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31. März 1905 Endstation: Die alte Post in Langenfeld, Bahnhofstraße / Ecke Poststraße. Bild-Quelle: Stadtarchiv Langenfeld |
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2012 Auch dieses ehemalige Langenfelder Postgebäude ist als Wohnhaus noch vorhanden. |
Im Jahr 2005 nahmen sich Langenfelder und Solinger Zeitungen erneut des Themas an. Der Verein der Langenfelder Kutschen- und Fahrsportfreunde veranstaltete am 24./25. September 2005 ein internationales historisches Postkutschentreffen, bei dem auch politische Prominenz "hoch auf dem gelben Wagen" mitfuhr. |
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Die Herren Franz Haug (Oberbürgermeister von Solingen), Walter Scheel (Alt-Bundespräsident) und Magnus Staehler (Bürgermeister von Langenfeld) nehmen zur Mittagsrast Platz. Internationales historisches Postkutschentreffen 2005 |
Quellen:
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