Pferde-Alltag in alter Zeit |
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Besondere Ereignisse Post- und Postreiseverkehr |
Postkutschentreffen 24./ 25.09.2005 |
Samstag, 24. September 2005
Ja, wo bleiben sie denn? mag sich manch einer gefragt haben, der erwartungsvoll in Landwehr und an der Elberfelder Straße in Langenfeld stand. Denn hierher mussten sie ja kommen, die eigens aus dem In- und europäischen Ausland angereisten historischen Postkutschen, trotz aller Umleitungen und Streckenverlegungen auf Solinger Gebiet.
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In Wartestellung: Landwehr an der B 229 |
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Die Postkutsche des Langenfelder Kutschenvereins |
Noch eine knappe halbe Stunde, dann tut sich etwas: Hinter der Eisenbahnunterführung kommt ein grünes, blinkendes Polizeimotorrad in Sicht, und kurz darauf die erste Kutsche. Man sammelt sich, um gemeinsam über die große Ampelkreuzung in Richtung Langenfeld abzubiegen. Schade, wenn gerade jetzt der Akku der gezückten Kamera versagt.
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Der restaurierte Büdinger Postomnibus von 1890 |
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Rechts der Doppelstock-Omnibus mit Walter Scheel an Bord |
Zuerst die von zwei Friesen gezogene Königlich-Preußische Postkutsche des Langenfelder Kutschenvereins, dann die Königlich-Niederländische von 1870 mit zwei mächtigen Shire Horses (black & white) davor, dann der Büdinger Postomnibus mit zwei zierlichen Haflingern, dann mit zwei und mit vier Friesen bespannte Kutschen, ein vierspänniger Doppelstock-Omnibus mit Prominenz hoch auf dem gelben Wagen - nein, gelb ist dieses imposante Fahrzeug nicht -, und ganz am Schluss die Schweizer Gotthardpost, mit fünf Kladruber Schimmeln bespannt. Wie viele Wagen sind es insgesamt? Zehn? Ich habe nicht mitgezählt. |
Die drei Vorderpferde ... |
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... der fünspännigen Gotthardpost |
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Als ich etwas später am Hotel Lohmann ankomme, stehen die Kutschen bereits auf dem Parkplatz am Restaurant. Kaum zu glauben - alle haben Platz. Die Fahrgäste sind schon ab- und ausgestiegen und mischen sich unter das schaulustige Volk. Es duftet intensiv nach Erbsensuppe. |
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Links: Die beiden Vorderpferde vor dem jetzt leeren Doppelstock-Omnibus... ... und dahinter diese beiden, Fuchs und Schimmel jeweils nebeneinander / über Kreuz gespannt. - Ein Nickerchen wäre jetzt nicht schlecht. |
Der nachgebaute Paketpostwagen des Langenfelder Kutschenvereins |
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Der Königlich-Preußische Postwagen und endlich ein bisschen blauer Himmel. Rätselfrage: Was passt hier nicht zusammen? Links: Auch ein neugieriger Besucher - aber mehr an Artgenossen interessiert |
Alt-Bundespräsident Walter Scheel, Schirmherr der Veranstaltung, und Gattin nehmen mit dem Solinger Oberbürgermeister Franz Haug und dem Langenfelder Bürgermeister Magnus Staehler an einem der Holztische Platz, lassen sich ihre Mahlzeit schmecken und von den zahlreichen klickenden Kameras nicht stören. Wann sieht man hier so viel politische Prominenz auf einem Fleck? |
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Die Herren Haug, Scheel und Staehler nehmen Platz. | |
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Die Pferde genießen ihre Ruhepause und lassen sich die vielen klopfenden und streichelnden Menschenhände klaglos gefallen. Die herrschende Enge und das lebhafte Treiben irritieren sie nicht. Sogar die leicht bedrohlichen Wolken verziehen sich allmählich. |
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Zwei imposante Shire Horses vor dem Nachbau des "Koniglyke Postwaagen" der Königlich Niederländischen Post von 1870 mit ihrem Kutscher |
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Die beiden hinteren Schimmel der Gotthardpost. Schwarze Schimmel gibt's nicht? Doch, dieser hier ist ein Rappschimmel. |
Nach der Mittagspause geht es geradewegs weiter nach Langenfeld. Auf dem folgenden Streckenabschnitt, in der Hardt, verlor nach verstärktem Alkoholgenuss anno 1899 ein Postkutscher das Gleichgewicht, fiel vom Bock und kam in die Zeitung. Dergleichen kann heute nicht passieren, denn die Beamten in Grün fahren vorneweg - und ganz am Schluss der Pferdeäpfelbeseitigungsdienst in leuchtendem Orange. |
Parkplatz direkt vorm Eingang |
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Es geht wieder los - auf der B 229 in Richtung Langenfeld |
Doppelstock-Omnibus in der Hardt. Von oben betrachtet Walter Scheel die momentan etwas tristen Aussichten. |
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Krankenwagen und Straßenreinigung bilden die Nachhut. Ersterer hatte zum Glück nichts weiter zu tun. |
Wir folgen der Karawane in die Stadtmitte, sind aber nicht so schnell wie die Pferde, und die fachkundige Postkutschen-Präsentation ist bei unserer Ankunft schon fast vorbei. Die Letzte ist wieder die große Kutsche der Gotthardpost mit den fünf bildschönen Schimmeln davor. Wenn man so lange warten muss, kann man leichte Ungeduld und dezent scharrende Hufe verstehen. Bleibende Erinnerung auf den Pflastersteinen?
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Auf der Bühne: Bundespräsident a.D. Walter Scheel und Horst Küppers, Vorsitzender des Kutschenvereins |
Ob es wohl einem der in den blitzblanken Kutschen Mitfahrenden gelungen ist, auf den glatten Straßen das Reisen mit der Postkutsche in alter Zeit nachzuempfinden? Ich kann es mir nicht vorstellen. Jedenfalls meinte Walter Scheel (Jahrgang 1919) zum Abschluss seiner kleinen Ansprache, wenn er alle seine zahlreichen Fahrten und Reisen in einer Postkutsche hätte unternehmen müssen, würde er heute wahrscheinlich hier nicht stehen! Nun ja, wer weiß... |
Nachdem auch der letzte Redner die Bühne verlassen hat, leert sich die Innenstadt. Die Festschrift ist schon ausverkauft, und die Musik wird von "life" auf Technik umgestellt. Gelegenheit, sich die in der Stadtgalerie ausgestellten detailreichen Miniatur-Kutschen genauer anzusehen. Am Sonderpostschalter herrscht kurzzeitig Gedränge, an den Marktständen nicht mehr so sehr. Aber morgen geht es ja weiter. |
Am Sonderpostamt in der Stadtgalerie gab es Sonderstempel anlässlich des internationalen historischen Postkutschentreffens: eine Aktion der "Briefmarkenfreunde Posthorn Langenfeld 1958". Diese Postkarte wurde lt. rotem Stempel "Mit Postkutsche befördert". |