Pferde-Alltag in alter Zeit
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Inhaltsübersicht Post- und Postreiseverkehr Verkehrsknotenpunkt und Poststation Langenfeld (Rheinland)


Poststation Langenfeld
Posthalterei Opladen



Poststation Langenfeld (Rheinland)


 

Kein Wunder, dass die Stadt Langenfeld im Rheinland, gelegen zwischen Solingen, Düsseldorf und Köln, sich besonders eng mit der Postgeschichte verbunden fühlt. Davon zeugt nicht nur das Posthorn im Stadtwappen, sondern auch ein nach alten Plänen originalgetreu nachgebauter Postwagen und ein ebensolcher Paketpostwagen. Schon früh wurde Langenfeld zum Verkehrsknotenpunkt. Und das kam so:

Am 8. Juni 1668 erhielt Johann Maurenbrecher in Düsseldorf durch Erlass des Herzogs von Berg die Konzession zur Einrichtung einer regelmäßig verkehrende Personenpost zwischen Düsseldorf und Köln, Teil der Strecke von Duisburg über Düsseldorf, Benrath, Langenfeld und Opladen nach Mülheim am Rhein. Der Wagen, in dem acht Personen Platz hatten, fuhr jeweils zweimal wöchentlich von Düsseldorf nach Köln und von Köln nach Düsseldorf. Er passierte Langenfeld jeweils ungefähr zur Mittagszeit. Nachdem 1698 und 1699 der Erlass erweitert worden war, verkehrten täglich bzw. zweimal täglich "Post- und Rollwagen" auf dieser Strecke. [Görgens S. 11; Müller S. 536]

Diese Nord-Süd-Verbindung kreuzte bestehende Wege auf Langenfelder Gebiet in Ost-West-Richtung an zwei Stellen, die später Standorte von Poststationen werden sollten:

1. den Weg von Richrath über Berghausen nach Baumberg (am "Weißenstein"),
2. den Weg von Solingen über Immigrath und Ganspohl nach Hitdorf (sog. "Hauptkreuzung" B8/B229) gegenüber dem früheren Standort der Hauptpost - bevor sie in die Stadtgalerie verlegt wurde.

Die für Langenfeld nächstgelegene Thurn und Taxissche Poststation war Anfang des 18. Jh. Opladen. 1774 wurde die Posthalterei - zunächst für kurze Zeit - von dort nach Langenfeld verlegt. Diese erste Langenfelder Thurn und Taxissche Poststation soll der ehemalige Probsthof oder Gutshof Langenfeld gewesen sein, der schräg gegenüber dem "Weißenstein" auf der westlichen Seite der B 8 in Alt-Langenfeld lag. Albert Wenzler, Rentmeister des Monheimer Hauses Bürgel, wurde Posthalter.

1788 gab sein Schwiegersohn und Nachfolger, Posthalter Hutmacher, das Postprivileg wegen der geringen Besoldung wieder zurück nach Opladen. Schnell häuften sich die Klagen der Kundschaft über diese Posthalterei und nicht zuletzt über den erbärmlichen Zustand der dort arbeitenden Pferde.

  Posthalterei Opladen: Ein Gegenstand des Missvergnügens

Auch die Solinger Kaufleute beschwerten sich massiv. Sie erreichten schließlich, dass die Posthalterei 1794 endgültig auf Langenfelder Gebiet zurückverlegt wurde. Die Leitung übernahm Hermann Braches. Eingerichtet wurde die Station dieses Mal im "Sandhaus" auf der rechten Seite der "Chaussee", dem heutigen Berliner Platz, gegenüber dem heutigen "Haus Wagner". [Müller S. 535 ff, Rosenthal S. 298]


Langenfeld  
Um 1870
Rechts die Langenfelder Posthalterei, dahinter das heutige Haus Wagner, damals Sitz des Bürgermeisters

In der Ebene Düsseldorf-Langenfeld-Köln- wurde der Postwagen mit zwei nebeneinander gespannten Pferden gefahren. Als ab 1784 eine Linie nach Solingen und Elberfeld geführt wurde, mussten auch größere Höhenunterschiede überwunden werden. Wer macht sich heute darüber Gedanken, wenn er die Solinger Landwehrstraße oder die Neuenkamper Straße mit dem Auto hinauf fährt? Zwei PS reichten dazu schwerlich aus, also spannte man zur Verstärkung ein drittes Pferd rechts bei. Diese Beispannpferde wurden auf dem noch heute bestehenden Hof Lohmann in Langenfeld-Landwehr vorgehalten. Die privaten Fuhrleute wussten sich auch anders zu helfen.


Langenfeld
 
2004
Hof Lohmann an der B 229,
Landwehr



Gülich- und Bergische wöchentliche Nachrichten 1799 Nr. 51.

Überfall und Beraubung einer Post bei Richrath durch eine Räuberbande 1799.

In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober nächstlitten ist die zwischen Elberfeld und Kölln fahrende Postkarrig in der Herrschaft Richrath Nachts zwischen 11. und 12. Uhr an der Behausung des Wirthen und Scherren Jansen am sogenannten Probsthauß gewaltsamer Weise von einer bewafneten, sich auf etwa vierzig Mann erstreckt haben sollenden Räuberbande beraubet, die darauf sich befundenen 13 471 Rthlr. baaren Geldes fortgenohmen, und der Wirth, deßen Frau und Haußgesinde wie auch die bey solchen zu dieser Zeit logirt gewesene Fuhren hart geknebelet worden, von Amtswegen hat man diesen beträglichen Raub öffentlich jedermann, besonders den Obrigkeiten jeden Orts des Ends andurch bekannt machen sollen, daß im Fall jemand deshalben und besonders wegen deren Thätern etwas in Erfahr bringen sollte, darüber die Auskunft und Nachricht hiesigem Gericht sub oblatione ad quaevis reciproca zugehen lassen möge.

Sign. Langenfeld Herrschafts Richtrath den 30. Novemb. 1799.
Von Gerichtswegen J.C. Guilleaume, Gerichtsschreiber.

[Carl vom Berg jr.]



1844 verzeichnete die Posthalterei in Langenfeld ihren höchsten Leistungsstand mit 24 beschäftigten Postillionen und 90 Pferden. Nachdem 1845 die Köln-Mindener Eisenbahn ihre Strecke Köln-Düsseldorf in Betrieb genommen hatte, spürten natürlich die Postkutschenlinien, die diesen Abschnitt bedienten, die neue Konkurrenz. Entbehrlich wurden sie dennoch nicht so bald.

Die folgende Zeitungsnotiz aus dem Ohligser Anzeiger vom 5. September 1889 berichtet über einen kleinen Unfall des Postillions in Langenfeld auf dem Weg nach Solingen. Seine beiden PS taten ihre Arbeit anscheinend auch ohne seine volle Unterstützung. Aber vielleicht war das ja ganz normal:

"Ohligs, 4. Sept. Der Postillon der Post Langenfeld-Solingen, welcher des Guten etwas zu viel genossen hatte, fiel Sonntag Abend in der Hardt vom Bock herunter, glücklicherweise ohne sich zu verletzen. Die in der Post befindlichen Passagiere hatten den Fall bemerkt und halfen dem Postillon wieder auf seinen Sitz. Auf der Höhe angekommen, wurde der Vorfall angezeigt und der Postwagen zur Sicherheit der Passagiere von da bis Solingen durch einen anderen Postbeamten gefahren."


 
Fundsache aus dem Ohligser Anzeiger vom 05.09.1889

Am 31. März 1905 wurde dieser Streckenabschnitt zwischen Solingen und Langenfeld stillgelegt.

  Über die letzte Fahrt der Postkutsche am 31. März 1905


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Posthalterei Opladen:
Ein Gegenstand des Missvergnügens (18. Jh.)

Opladen war Anfang des 18. Jh. die für Langenfeld nächstgelegene Poststation. 1774 wurde sie nach Langenfeld verlegt, 1788 für wenige Jahre zurück nach Opladen.

Dies ging nicht lange gut. So ist in Kunden-Beschwerden von "äußerst elenden Pferden" und häufigen Verspätungen die Rede. Aus der Befragung eines dort beschäftigten Postillions geht hervor, dass er keinen Lohn erhielt, sondern auf Trinkgelder und die Verpflegung unterwegs angewiesen war. Wenn das kein Einzelfall gewesen ist, so erklärt es das barsche Verhalten und die Initiativen der Postkutscher und Postknechte, wenn es um "Nebenverdienste" ging. Die bedauernswerten Postpferde hatten solche Möglichkeiten leider nicht. Fritz Hinrichs schildert die Situation (1967):


"Rudolf Kettner, ein bergischer Amtsjäger, übernahm 1788 den Postbetrieb, der - wie schon zuvor - den Verkehr zwischen Düsseldorf und Köln und auch nach Solingen vermittelte. Schon ein Jahr nach seinem Dienstantritt beantragte Kettner, der seine Einnahmen verbessern wollte, die Abfahrtszeiten in Düsseldorf und Köln so zu legen, daß in Opladen längere Übergangszeiten erreicht wurden, damit die Passagiere Zeit fanden, sich in der Postwirtschaft bewirten zu lassen oder auch dort zu übernachten. Die Direktion in Regensburg lehnte das Gesuch jedoch ab. Sie gewährte dem Posthalter allerdings eine Aufbesserung seiner Bezüge um 208 Reichstaler im Jahr.

1791 gehörten zur Opladener Station 21 Pferde. In den reitenden und fahrenden Dienst teilten sich acht Postillione. Weil sich die Klagen der Passagiere über den schlechten Zustand der Pferde und den häufig unter Verspätungen leidenden Postverkehr mehrten - oft wurden in Köln und Düsseldorf Anschlüsse verpaßt -, begab sich der Kölner Postkommissar persönlich nach Opladen, um hier nach dem Rechten zu sehen. Damals sind der Posthalter und drei Postillione von ihm vernommen worden.

Der Fahrer des Kölner Wagens, Laurenz Wenzler, sagte aus, die ihm anvertrauten Pferde seien für die Route Opladen - Köln bestimmt. Dreimal in der Woche verkehre sein Wagen zwischen Opladen und Köln. Montags, mittwochs und samstags führen die Postwagen nach Köln, während dienstags, donnerstags und sonntags die Rückfahrten angesetzt seien. In die Fahrzeit von vier Stunden, die für die Reise von Opladen nach Köln vorgeschrieben waren, war die Wartezeit von einer Stunde an der fliegenden Rheinbrücke in Mülheim [stationäre Rheinfähre] und die Abfertigung am Kölner Stadttor eingerechnet.

Auf die Frage des Kölner Postkommissars, wieviel Lohn er erhalte, antwortete Laurenz Wenzler: »Ich bekomme keinen Pfennig Lohn. Ich muß mich mit der Verpflegung, der Unterkunft und einem Trinkgeld begnügen, das die Summe von 90 Talern im Jahr selten übersteigt. Mir davon alle vier Jahre ein Posthorn anzuschaffen, ist nicht möglich. Meine Montur entspricht auch nicht immer der vorgeschriebenen Bekleidungsordnung. Ich besitze schon seit zwei Jahren keinen Posthut und muß mich mit einer Mütze begnügen.«


Nicht besser wird es auch dem Postillion Johannes Flath ergangen sein, der den Düsseldorfer Wagen fuhr. Postillion Laurenz Munsteiffel war für die Fahrt auf der Solinger Route zuständig. Zwei Pferde wurden für die Fahrt nach Solingen angespannt, die laut Fahrplan in vier Stunden bewältigt werden mußte, während für die Rückfahrt drei Stunden kalkuliert wurden.

Wegen seiner liderlichen Geschäftsführung erregte Rudolf Kettner sowohl bei den Fahrgästen als auch bei seinen Vorgesetzten höchstes Ärgernis. Am 13. Februar 1790 beschwerte sich sogar der pfalz-neuburgische Kanzler von Nesselrode beim Fürsten von Thurn und Taxis. Er schrieb:

»Anbei muß Euer Exzellenz vermelden, daß der Posthalter Kettner zu Obladen mit so schlechten Pferden versehen ist, daß noch kürzlich, als ein Passagier kaum eine Viertelstund von dorten mit vier Pferden abgefahren war, ein Pferd am Wagen gefallen und also mit den übrigen dreyen die Fahrt hat fortsetzen müssen. Allem Anschein nach werden nur abständige Pferde eingestellt. Ich habe Exzellenz ersuchen wollen, gemelten Posthalter zu Obladen zur Anschaffung tüchtigerer Pferde zur Rede zu stellen.«

Am 26. Dezember des gleichen Jahres schickte der Kanzler von Nesselrode wieder einen Beschwerdebrief ab. Darin hieß es: »Wegen der zu Obladen mit so schlechten Pferden versehenen Posthalterei laufen noch täglich Klagen ein, so wie noch kürzlich ein Bekannter von mir der Reise nach Düsseldorf von Obladen aus sieben Stunden hat zubringen müssen, wo nur solches denen Passagieren allerdings zum größten Nachteil gereichet, und dadurch die diesseits mit so vielen Kosten eingerichtete Chausseeroute zum Abbruch der Ararii und Gewerbes mit der Zeit vollends verlassen wird.«


Mehr als drei Jahre lang scheinen diese Übelstände trotz Verwarnung und Strafe angehalten zu haben, denn am 16. März 1793 beschwerte sich die Solinger Kaufmannschaft über die Mißstände in der Opladener Poststation. Der Wortlaut dieses Schreibens:

»Die Posthalterei des Amts-Jägers Kettner in Obladen, welche schon lang der Gegenstand des Mißvergnügens hiesiger Commercianten gewesen ist, wird mit jedem Tag schlechter und verdient daher mit Recht die Aufmerksamkeit unseres Handlungs-Vorstandes. Nicht nur ist der auf Düsseldorf, Köln und zurück abgehende Wagen mit äußerst elenden Pferden bespannt, mit keiner Decke für die Pakete versehen; die denselben führen, sind junge unerfahrene Burschen, sondern derselbe bleibt auch öfters ohne die geringste Ursache aus oder kommt willkürlich, je nachdem es die Convenienz oder vielmehr das Interesse des Posthalters mit sich bringt. Mit der Briefpost hat es die nemliche Bewandtnis: Verhungerte, elende Pferde, Kinder, welche solche reiten oder vielmehr leiten und treiben, Burschen zu Fuß ohne Pferd sind dem Posthalter gut genug, unsere oft wichtigen Briefe hierher zu bringen, und die Zeit, wann solche hier ankommen, ist demselben was gleichgültiges. Von der Extrapost mögen wir gar nicht reden; genug, die Poststation Obladen ist in allem Betracht die schlechteste so in ganz Deutschland besteht.«

Um den hier geschilderten Mißständen, die nicht nur dem Handel und Wandel im Solinger und auch im Elberfelder Gebiet, sondern dem ganzen rechtsrheinischen Kölner Postbereich sehr schadeten und die Post bei der Bevölkerung in Mißkredit brachten, ein Ende zu machen, beantragte der Kölner Postkommissar Grub, Kettner abzusetzen."

[Hinrichs S. 5-7]


So geschah es auch. Aber es war nicht einfach, für die Opladener Posthalterei andere, zuverlässige Interessenten zu finden. Bemühungen, den früheren Langenfelder Posthalter Hutmacher wieder zu gewinnen, waren vergeblich, da dessen Forderungen die verfügbaren Etatmittel überstiegen. Natürlich erhebt sich die Frage, ob Kettner einfach nicht wirtschaften konnte oder inwieweit mit den verfügbaren Etatmitteln überhaupt ein vernünftiger Postbetrieb mit kräftigen, ausreichend ernährten Pferden und angemessen entlohnten Fahrern möglich gewesen wäre. Hutmacher hatte die Problematik wohl rechtzeitig erkannt.

Kettners Versuche, die Station zu behalten, schlugen jedenfalls fehl. Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis übertrug die Posthalterei Opladen seinem Kommissar Grub, der Besserung der Verhältnisse versprach und sich über ein Jahr lang um eine Neubesetzung bemühte. Dann war endlich der passende Mann gefunden: Hermann Braches aus Langenfeld.



Quellen:
  • vom Berg, Carl, Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins 12/1900 S. 246 f
  • Görgens (1994) S. 11
  • Hinrichs (1967)
  • Kutschen- und Fahrsportfreunde Langenfeld Rheinland e.V. (2003)
  • Müller, Rolf (1992)
  • Rosenthal Bd. 2 (1972) S. 293 ff

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