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Klostermühlen in Gräfrath
(Itter - Heider Bach - Grünewalder Bach)

Lage
    -  Die Buschmann-Karte von 1796
    -  Gustav Pieper (1883)
    -  Heinz Rosenthal (1973)
Klostermühle "am Mühlenteich"
Klostermühle an der Garnisonstraße



Lage

Die ersten beiden Fruchtmühlen, die Ludwig Lunkenheimer in seinem Buch über die Schleifkotten, Mühlen und Hämmer an der Itter abhandelt, waren die Klostermühlen des Gräfrather Klosters. Sie lagen aber nicht an der Itter, sondern am Heider bzw. Grünewalder Bach, Zuflüssen der Itter. Über sie ist wenig bekannt; und vor Ort erinnert so gut wie nichts an sie.

Die einzigen Auskunftsquellen scheinen Gustav Pieper mit seinem Buch über "Gräfrath, die Abtei und die Stadt" von 1883 und die Karte von Solingen-Gräfrath aus dem Jahr 1796 von G.W. Pouschmann (oder Buschmann) zu sein. Spätere Autoren (Brangs, Lunkenheimer) beziehen sich auf diese Quellen.

Auf der Ploennies-Karte von 1715 fehlen die Klostermühlen. Weil es sie 1715 nicht gab, oder weil es Klostermühlen waren? Auf einem bei Lunkenheimer abgedruckten Lageplan von 1807 ist vermerkt, dass die Klostermühlen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden waren. [Lunkenheimer S. 13]


Die Buschmann-Karte von 1796

Auf der Buschmann-Karte von 1796 sind zwei Teiche eingezeichnet, bei denen es sich lt. Brangs um die Stauteiche der beiden Klostermühlen handeln soll.


Gräfrath
 
1796
Gräfrath, Lageplan von G.W. Buschmann
(Ausschnitt, gedreht).
Original im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf

Gustav Pieper (1883)

"Die Abtei hatte drei Wassermühlen. Die eine nördlich 'am Klosterteich' oberhalb der Püttstraße, beim Eingang in das Grünewald'er Thal; die andere südlich 'am Mühlenteich.' Beide waren klein, in Fachwerk erbaut, jene am Ende des vorigen Jahrhunderts, diese im ersten Viertel dieses Jahrhunderts noch vorhanden. Nach ihrem Abbruch wurden die Teiche oder Weier in Wiesen umgewandelt. Die dritte westlich unterhalb dem Orte; das war die größte, in Stein erbaut, und sie ist die jetzt noch bestehende 'Bandes-Mühle.' " [Pieper S. 63]


Heinz Rosenthal (1973)

Heinz Rosenthal schreibt (ohne Quellenangabe) in seiner Solinger Stadtgeschichte: "Das Kloster Gräfrath errichtete im 18. Jahrhundert ... zwei Mühlen, die eine am Grünewalder Bach auf dem heutigen Steigerplatz, die andere am Fuße des Klosterberges am Heider Bach." [Rosenthal 1 S. 285]   Diese Ortsbeschreibungen stimmen mit denen von Pieper überein.

An anderer Stelle scheint Rosenthal nicht auszuschließen, dass die "dem Kloster gehörenden Mühlen" auch schon um 1500 bestanden haben: "Die eine lag oberhalb der heutigen Garnisonstraße [am Steigerplatz], die andere an der Südseite des Klosterberges im Tal des Heider Baches." [Rosenthal 1 S. 129]

  Nach einer Abbildung in der Zeitschrift Die Heimat 8/1971 S. 29 lag der Steigerplatz zwischen Brandteich, Gerberstraße und Heiliger Born. Heute befindet sich dort ein großer Parkplatz mit vielen Wertstoffcontainern. Die Püttstraße (Pützstraße) ist nach dieser Skizze die heutige Garnisonstraße.


Steigerplatz
 
Lage des Steigerplatzes.
Ausschnitt aus einer Abb. in Die Heimat 8/1971 S. 29



  Mit der Mühle am Heider Bach am Fuß des Klosterberges dürfte die Mühle am "Klosters Weyher" an der unteren Gerberstraße gemeint sein, wie gleich zu sehen sein wird. Aber die beiden östlichen Teiche auf der Buschmann-Karte befinden sich nicht am früheren Steigerplatz. Die Lage der Teiche wird deutlich, wenn man die alte Karte mit einer aktuellen Grundkarte abgleicht [mte 2004]:

  Der erste Teich (auf der Karte rechts) liegt vorn in der heutigen Grünanlage Gräfrather Heide an der Gerberstraße. Das rot hervorgehobene Gebäude gehörte lt. Legende (Buschmann) zum Kloster und kann eine Mühle gewesen sein.

  Der zweite Teich, auf der Buschmann-Karte mit 'Klosters Weyer' bezeichnet, lag am unteren Teil der Gerberstraße, wo sich heute am Heider Bach ein Parkplatz befindet.

  Nördlich, am Ende der späteren Garnisonstraße, hat Buschmann einen anderen Brandteich eingezeichnet, möglicherweise war es der vormalige Teich der Mühle am Grünewalder Bach.




Klostermühle "am Mühlenteich" in der Grünanlage

"Vom Kloster führte ein Weg an der südlichen Seite des Mühlenteiches vorbei in den Klosterbusch, und unmittelbar an diesem Weg, unterhalb des Teiches, stand die Mühle. Das Wasser des Bächleins wurde etwa 100 Meter abwärts nochmals in einem Teich aufgefangen, der auf der Karte vom Jahre 1796 als des 'Klosters Weyer' bezeichnet ist." [Brangs S. 24a]


Das Bächlein ist der Heider Bach, der "Klosters Weyer" der Teich auf dem Parkplatz, und die Mühle stand hinter dem ersten (oberen) Teich. Die Klostermühle war wahrscheinlich nicht verpachtet, sondern wurde von den Bediensteten des Klosters betrieben und wird ausschließlich den Bedürfnissen des Klosters gedient haben. [Brangs S. 24a] Nach Pieper soll "diese" Mühle noch im ersten Viertel des 19. Jh. vorhanden gewesen sein. [Pieper S. 74]


Gräfrath vor 1900
 
Vor 1900
Gräfrath
Blick auf Gerberstraße und (evtl.?) Mühlenteich der ersten Klostermühle, im Hintergrund die Klosterkirche.

Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen



Klostermühle an der Garnisonstraße

"Die Mühle lag 'am Klosterteich' oberhalb der Püttstraße, beim Eingang in das Grünewalder Tal, so berichtet uns Pieper. Von ihm erfahren wir weiter, daß die Mühle in einem kleinen Fachwerkgebäude untergebracht und Ende des 18. Jahrhunderts noch vorhanden gewesen ist. Auf der Karte von 1796, die bisher nicht bekannt war, ist die Mühle selbst nicht mehr dargestellt; aber in dem Wiesengrund, der von dem aus dem "Heiligen Born" gespeisten Grünewalder Bach durchflossen wird, liegen nach dieser Karte zwei Teiche. Der untere dieser Teiche ist sicherlich derjenige, der früher den Namen 'Klosterteich' führte; in ihm haben wir den Stauteich der Klostermühle zu suchen."
[Brangs S. 24a]


So steht es bei Brangs, und so ähnlich hat es Lunkenheimer übernommen.

  Bei Lunkenheimer sind u.a. die Überschriften vertauscht; aus dem Klosterteich wurde ein Mühlenteich und umgekehrt. [S. 47 f].

  Brangs hat Recht: Der untere Teich - der westliche - ist der auf der Buschmann-Karte mit Klosters Weyher bezeichnete. Aber der lag an der unteren Gerberstraße und wurde - wie der obere Teich - vom Heider Bach gespeist. Wenn die Mühle an der vermuteten Stelle hinter dem oberen Stauteich gelegen hat, dann kann der "Klosters Weyher" kein Stauteich für diese Mühle gewesen sein.

  Püttstraße - Pürzstraße - Pützstraße? Vermutlich war Püttstraße der zutreffende Name für die spätere Berlinerstraße und heutige Garnisonstraße, denn dort befanden sich früher zwei öffentliche Brunnen [Pieper S. 63], und die wurden Pütt genannt.

Lunkenheimer zitiert einen frühen Hinweis von H.C. Lohmann: "1483 Juli 22 verpflichtet sich Johann ter Moelen, Pächter des Bürgerhofes, einen durch diesen Hof gehenden Wasserlauf ungehindert zu dem Klosterweier fließen zu lassen, seinen Weiher aber zu verschütten. Gegeben: 1483." [Lohmann zit. bei Lunkenheimer S. 48] - Johann ter Moelen war Müller der Bandesmühle, die ebenfalls zum Klosterbesitz gehörte. [Rosenthal 1 S. 129]

  Daher wohl die Vermutung von Rosenthal, die Mühlen oder eine davon könnte schon im 15. Jh. bestanden haben.


Gräfrath
1839   Gräfrath, Garnisonstraße. Gemälde von de Leuw sowie der entsprechende Ausschnitt aus der Buschmann-Karte von 1796. Bearbeitung: Michael Tettinger

1839 malte der Gräfrather Künstler Friedrich August de Leuw die Gräfrather Garnisonstraße. Der Blick geht nach oben in Richtung der heutigen Wuppertaler Straße. Das große helle Haus rechts im Hintergrund ist noch vorhanden (als Firmengebäude, Wuppertaler Str. 249), ebenso wie das Haus Garnisonstr. 48 und andere mehr.

Im Vordergrund ist rechts ein Teich zu sehen - der doch nach Abriss der Mühle zugeschüttet worden sein sollte. Kurze Zeit später muss er wohl als Brandteich wieder entstanden sein (so auch heute die dortige Straßenbezeichnung). Und auch heute hat die Feuerwehr hier ihr Domizil.




Einer der Mühlenteiche - wohl der in der Grünanlage - kommt in einer Gräfrather Sage vor. Es muss ein unheimlicher Ort gewesen sein:



Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)

Das Gespenst zu Gräfrath. (Mündlich.)
"Nach dem Gehöft 'zum Holz', südöstlich von Gräfrath, am Bergabhang ins Thal der Wupper gelegen, ging man früher über den Klosterplatz durchs Thor nach dem Mühlenteiche zu. War es Abend, so fürchtete sich jedermann, diesen Weg zu gehen, denn nicht selten sprang dort ein Ungetüm dem Wanderer auf den Rücken, welcher solches bis zur Höhe des Berges tragen mußte. Dann verschwand es plötzlich." [Schell S. 128 (V.12)]


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  Notizen zur Geschichte von Gräfrath


Quellen:
  • Brangs, Erläuterungen (o.J.)
  • Die Heimat 8/1971 S. 29
  • Lunkenheimer (1990)
  • Pieper (1883)
  • Rosenthal Bd. 1 (1973)
  • Schell (1897)

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