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Aus der Franzosenzeit (1795)Rosenthal berichtet von einer Begebenheit zur Zeit der französischen Besetzungen gegen Ende des 18. Jh.:
"Die militärischen Zurüstungen der Kaiserlichen ließen einen Angriff der Franzosen erwarten. Lange vorher verließ die Familie von Bottlenberg-Kessel Hackhausen und suchte im Stift Elsey an der Lenne Zuflucht. Die Furcht vor den 'Sansculotten', vielleicht noch verstärkt durch das Schicksal der französischen und belgischen Emigranten, die in Solingen gewesen waren, war stärker als das Familiengefühl. Als am 1.9.1795 der letzte männliche Erbe Karl Friedrich Franz v. Bottlenberg-Kessel, der sich zur Ausbildung in Düsseldorf aufhielt, im Alter von 16 Jahren starb, brachte es keiner der Familienangehörigen, nicht einmal die Mutter, fertig, zum Begräbnis nach Solingen zu kommen. Das überließ man dem lutherischen Pastor Löh und der Dienerschaft in Hackhausen allein."
Sansculotte, "Ohne[knie]hose, (abwertend) proletarischer Revolutionär der Franz. Revolution [Duden]
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"Nach dem im Jahre 1799 erfolgten Tode Friedrich Christophs von Bodlenberg kam Hackhausen an eine Tochter des Mindener Domherrn Carl Abraham Franz Alexander von Bodlenberg-Kessel, der 1791 zu Hackhausen starb und in dem früher dort befindlichen Erbbegräbnisse beigesetzt wurde; später wurden seine Gebeine wie auch die von sechs anderen Familienangehörigen aus der lutherischen Kirche und dem Erbbegräbnisse im Hackhauser Walde in eine gemeinsame Begräbnisstätte auf dem oberen Teile des Friedhofs an der Casinostraße in Solingen überführt. Seine 1785 geborene Tochter und Erbin Amalie Philippine Franziska Adolphine heiratete den preußischen Hauptmann Freiherrn Georg Eberhard Klamor Friedrich von dem Bussche-Ippenburg, aus der Gegend von Osnabrück, der nun Besitzer von Hackhausen wurde." Das Geschlecht der Bodlenbergs, das ehemals auf Hackhausen seinen Sitz hatte, ist lt. Schmidt ausgestorben. [S. 74] |
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Die 1893 beim Besitzerwechsel abgebrochene Grabkapelle Detail einer Postkarte |
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2012 Grabstätte auf dem Friedhof an der Klauberger Straße in Solingen "Hier ruht die Freifrau Amalie von dem Bussche-Ippenburg gebohrne von dem Bodlenberg-Kessell gebohren den 22sten Juni 1785 gestorben den 28ten Juli 1809" |
19. JahrhundertGeorg Eberhard Klamor Friedrich
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Friedrich Wilhelm Julius Graf von dem Bussche-Ippenburg gen. Kessel (1805-1861), Landrat |
"Durch seinen Sohn Friedrich Wilhelm Julius Freiherr von dem Bussche-Kessel-Ippenburg kam Hackhausen zu einer aktiveren Rolle, als dieses Haus durch seine Besitzer jemals in der Solinger Geschichte gespielt hatte. Dieser war von 1836-1850 Solinger Landrat [nach Georg Freiherr von Hauer (1819-1836)]; er wurde 1840 in den Grafenstand erhoben.
Von dem Bussche-Kessel wurde noch am 28.7.1849 im Wahlkreis Düsseldorf zum Abgeordneten der I. Kammer gewählt. Aber dann musste er in der Folge des Maiaufstandes von 1849 seinen politischen Abschied nehmen:
"Es nützte ihm nichts, daß er sich nach der Revolution in seinen Berichten über die politische Demoralisation der Arbeiterschaft durch die demokratischen Klubs erging. Seine unentschlossene Haltung während der Revolution genügte, ihn für ungeeignet zu erachten. Die Regierung legte ihm im Juni 1850 den Rücktritt nahe. Er nahm seinen Abschied und zog sich auf sein Gut Ippenburg zurück." [Rosenthal 2. Bd. S. 383]
Wenn aber Graf Friedrich Wilhelm schon 1861 verstorben ist, wer hat dann...? |
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1782-1890 Lutherische Kirche Solingen Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Der große Brand (1887)
Der Fortzug des Hausherrn nach Ippenburg wurde Hackhausen zum Verhängnis. "Ein Gutsverwalter steckte den Hof 1887 in Brand und vernichtete den schönen Rokokobau samt Wirtschaftsgebäuden" schreibt Rosenthal. [Bd. 1 S. 52] Allerdings lagen zwischen Fortzug und Brand 30-40 Jahre, und der Graf war zum Zeitpunkt des großen Feuers schon über 25 Jahre tot!
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Der SKIB-Reporter beschrieb das Brandunglück und den fröhlichen, trotz oder wegen fehlender "Fotostrecke" lebhaften Katastrophen-Tourismus mit wachsender Begeisterung und brachte die Geschichte zu einem versöhnlichen Ende: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt von Dienstag, 26. April 1887
** Ohligs, 25. April. Mit dem Hackhauser Schlosse, das bekanntlich in der Nacht zum Samstag ein Raub der Flammen geworden ist, ist ein historisches Bauwerk zu Grunde gegangen, an welches sich viele Erinnerungen mannigfacher Art knüpften; die Zerstörung des Schlosses ist umsomehr zu bedauern, als, wie man uns mittheilt, nur wenig Hoffnung auf Wiederaufbau desselben besteht.
Das Feuer selbst wurde in der Samstag Nacht kurz nach 11 Uhr, während die Bewohner des Schlosses, die Familie des Herrn Rentmeisters T., im ersten Schlafe lagen, bemerkt. Noch ehe Hülfe zur Stelle war, hatten die Flammen sich über den ganzen Dachstuhl verbreitet und auch bald in den zweiten Stock hinuntergegriffen, aus dem nur sehr Weniges gerettet werden konnte. Ungefähr eine Stunde nach Ausbruch des Brandes war die Ohligser Feuerwehr mit einer Spritze zur Stelle, die indessen begreiflicherweise nicht viel ausrichten konnte.
Um die Ruine herum entwickelte sich indessen, namentlich am Sonntag Nachmittag, ein bewegtes Treiben; Neugierige kamen und gingen und nahmen auch vielfach an den Tischen im angrenzenden Garten Platz, wo alsbald eine 'Restauration mit Flaschenbier' eingerichtet wurde, die kaum alle vom Durst dictirten Wünsche befriedigen konnte.
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Die zuvor in unmittelbarer Nähe befindliche Hackhauser Mühle soll bereits 1886 durch Brandstiftung des Verwalters mit Namen Lippke völlig zerstört worden sein. - Beide Male Brandstiftung eines Verwalters, womöglich desselben? Was steckte dahinter? Nichts Genaues weiß man nicht, und auch im SKIB war in der Folgezeit nichts weiter darüber zu finden.
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Schloss Hackhausen vor dem Brand Detail einer Postkarte Bildquelle: Stadtarchiv Solingen |
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1887 Nach dem Brand |
August von Recklinghausen und Richard Berg (1893)
Das notdürftig wieder aufgebaute Hackhausen wurde 1891 an den Ökonomen Leimgart aus Borbeck bei Essen verkauft. Schon 1893 veräußerte dieser den Besitz weiter an die beiden Kaufleute August von Recklinghausen aus Köln (seine Familie stammte aus Solingen) und dessen Schwager Richard Berg. Schloss Hackhausen war "bürgerlich" geworden.
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Um 1898 Villa Berg Detail einer Ansichtskarte Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Villa Berg. Nach einer Ansichtskarte, gelaufen 1903 [Slg. Michael Tettinger] |
"Gruß aus dem Bergischen Land. Schloß Hackhausen b. Ohligs". Diese Ansichtskarte ist etwas jünger als die beiden anderen. |
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2009 So sieht die "Villa Berg" heute aus. |
Abb. unten links: Hier irrte der Ansichtskarten-Verleger. Nicht Schloss Hackhausen ist abgebildet, wie die Aufschrift besagt, sondern ebenfalls die Villa Berg. Allerdings hat sich das Aussehen des vorderen Turms verändert, und so wie hier abgebildet sieht er auch heute noch aus. Zum Vergleich eine aktuelle Aufnahme des Anwesens; sie wurde freundlicherweise von der Werbeagentur von Mannstein zur Verfügung gestellt, die heute in den Räumlichkeiten residiert.
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Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1897)
Der ewige Jäger und die weiße Frau. (Mündlich.)
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In einem Zeitungsartikel erinnert Julius Günther an einen alten Brauch der Bevölkerung von Solingen und Umgebung: die Pfingstwanderung in den Hackhauser Busch und vielleicht auch zur Wirtschaft vom 'Wetzlersch Kaal' im Schloss (Druckfehler inbegriffen). Der Artikel erschien zu einer Zeit, als die Heimatverbundenheit gerade wieder besonders gestärkt werden sollte: |
Rheinische Landeszeitung vom 30. Mai 1941
Die ehemalige Hackhauser PfingstkirmesEin alter Maibrauch
"[...] Hier sei an einen früheren Brauch erinnert, dessen sich die ältesten Leser wahrscheinlich noch entsinnen werden. Es ist der Pfingstausflug in den 'Hackhauser Busch', wie er vor 45 Jahren noch allgemein bekannt war. Ein solcher Ausflug war der Bevölkerung aus der näheren und weiteren Umgebung von Solingen, teils sogar aus Remscheid und Cronenberg an den Pflingsttagen zur Selbstverständlichkeit geworden. Man ging Pfingsten zur 'Hackhauser Kirmes'. Dabei muß schon das Wort Kirmes als eine landläufig gewordene Bezeichnung für Vergnügungen aller Art angesehen werden. Mit einem Kirchweihfest hatte nämlich dieser Pflingstausflug in die Waldungen des ehemaligen Rittersitzes Hackhausen nichts zu tun, denn in dessen näherer Umgebung bestand keine Kirche. [...]
Ferner wurde gelegentlich der Hackhauser Kirmes ein Brauch geübt, der heute nur noch wenig bekannt sein dürfte, nämlich das 'Schohlappen-Kloppen'. Es war eine Geschicklichkeitswette, ähnlich wie beim Eierkippen. Als 'Schohlappen' wurde ein schuhsohlenförmiger Honigkuchen von etwa einem Zentimeter Dicke bezeichnet. Mit solchen 'Schuhsohlen' wurde folgendes getrieben:
Noch weiter zurückliegend, nämlich vor 50 bis 60 Jahren, bestand im alten Hackhauser Schloß - ' te Hackes' - die Wirtschaft 'bim Wetzlersch Kaal'. Hier herrschte zur alljährlichen 'Hackhauser Kirmes' an den Pfingsttagen Hochbetrieb.
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Febr. 2005 Hackhausen; im Hintergrund das Schlosstürmchen |
20. JahrhundertWiederherstellung des Schlosses nach alten Plänen (1907)
August von Recklinghausen hat das Hackhauser Schloss 1907 "in alter Schönheit" wieder herstellen lassen. Der Architekt P. Schultze-Naumburg berücksichtigte weitgehend die Gebäudeform von 1772. - Nach dem Brand von 1887 war die Brücke nur dreibogig, aber geschlossen aufgebaut worden, also ohne Zugbrücke. [Rosenthal Bd. 1 S. 51]
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1907 Schloss Hackhausen kurz nach dem Neubau. Ansichtskarte, gelaufen 1914 [Slg. Michael Tettinger] |
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1907 Schloss Hackhausen kurz nach dem Neubau. Ansichtskarte [Slg. Michael Tettinger] |
"Auf Hackhauser Grund sind ferner zwei Landhäuser, Hackhauser Hof und Waldhof Hackhausen, entstanden, die Söhnen des 1917 verstorbenen Kommerzienrats Richard Berg gehören, und die sich aufs schönste in das Landschaftsbild einfügen." [Schmidt S. 74] |
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Okt. 2012 Waldhof, Krüdersheide 1911 erbaut von Eugen Berg |
Hackhauser Hof
Der Hackhauser Hof gehört heute der der Evangelischen Kirche im Rheinland mit Sitz in Düsseldorf. "Im Jahre 1961 kaufte die evangelische Landeskirche das große Haus am Hackhauser Hof, um hier eine Zentralstelle der weiblichen Jugend zu schaffen. Das freie Werk besteht im Rheinland seit 1908 und wird von der Kirche getragen. Im April 1965 wurde der Neubau eingeweiht". [Solinger Tageblatt vom 29.07.1966]
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Februar 2005 Hackhauser Hof |
Quellen:
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