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Clauberg (Klauberg),   Klauberger Straße 35

Vor 1833 verlief die Grenze zwischen Solingen und Dorp mitten durch die Hofschaft Clauberg (Klauberg) - mit unerquicklichen Konsequenzen für die dortige Schule. Diese lag auf Dorper Seite, wurde aber überwiegend von Solinger Kindern besucht. Dennoch wollte die Stadt Solingen keinen Unterhaltsbeitrag leisten, weil ihr der Schulweg zur Stadtschule für die Schulkinder zumutbar erschien. Auch Dorp weigerte sich lange Zeit, die Klauberger Schule zu unterhalten, weil es sich um eine Hofschaftsschule handelte. Erst durch den Gebietsaustausch von 1833 kam Klauberg ganz zu Dorp. Die Schule wurde zu einer Gemeindeschule und das Lehrergehalt normalisiert.



 
1740   besteht bereits eine Clauberger Hofschaftsschule.

03.03.1788   Johannes Engelberg Evertsen stiftet für sechs Schulen, darunter Clauberg, ein Kapital von je 250 Rthlr.

01.05.1802   Das bisher zum Schulunterricht überlassene Zimmer wird vom Eigentümer zur Erweiterung seiner Fabrik benötigt.

Im Herbst 1801   führen einige der Clauberger Schulinteressenten im Bergischen Land eine Sammlung zur Finanzierung eines Schulneubaus durch.



1801   Neubau eines Schulhauses in Clauberg

1931   Abbruch des vermutlich ersten Schulhauses wegen Baufälligkeit




1975   Grundschule Klaubergerstr. 35
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2010   Städtische Gemeinschafts-Grundschule Klauberg, Klaubergerstr. 35
 
1852   Neubau eines Schulhauses in Clauberg.

01.05.1890   Umwandlung der bisher paritätischen Schule Clauberg in eine ev. Schule.

Herbst 1899   Einweihung eines 4-klassigen Anbaus.

Der kath. Schule Augustastraße werden zwei Klassenräume zur Verfügung gestellt.

1901   Adressbuch: Kath. Knaben- u. Mädchenschule zu Augustastraße und Clauberg. Heinrich Mertens, Paul Pies, Pfarrer. Dr. Stratmann, Geheimer Sanitätsrath, Gottfr. Kempen, Rektor der kathol. Mädchenschule, Peter Mehler, Rektor der kath. Knabenschule.

1901   Adressbuch: Ev. Schule Clauberg. Dr. Geis, Schulrath, Königl. Kreisschulinspektor, Lokalschulinspektor, Otto Müller, Pfarrer, Ernst Hugo Raßpe, Rudolf Schwarz, K.W. Langenohl, Hauptlehrer.

1931   Adressbuch: Evang. gem. Volksschule Clauberg (7 Kl.). Rektor: Mäurer.

01.06.1931   Beginn von Umbaumaßnahmen.

07.04.1932   Einweihung der umgebauten Clauberger Schule.

1939-1943/45   Deutsche Schule Klauberg.



1948   Im Schulgebäude Klauberger Straße ist eine Hilfsschule untergebracht.

Die evangelische Schule muss mit der katholischen Schule das Gebäude Kannenhof teilen.

1953   Adressbuch: Hilfsschule Pestalozzi-Schule, 7 Klassen. Solingen, Klauberger Str. 35

1956   Teilung des Schulbezirks der Pestalozzi-Schule. Die Verbindung zur Schule Klauberger Straße ist unklar. [Vgl. Augustastraße]



1959   Evangelische Schule Klauberg




2010   Städtische Gemeinschafts-Grundschule Klauberg, Klaubergerstr. 35
 
1965   Anbau

Bis zur Schulreform 1968   [ab 1955/60?] dient das Schulgebäude wieder der evangelischen Volksschule.

1968   wird im Gebäude Klauberger Straße neben der Gemeinschafts-Grundschule Klauberg eine katholische Grundschule Klauberg eingerichtet.

1968-1972   Das Schulgebäude Stöcken, Peter-Rasspe-Straße, ist Dependance der Grundschule Klauberg.

1968-1977   Nutzung des Gebäudes Klauberger Straße 35 von der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule Klauberg und von der Kath. Grundschule

1978   wird der Grundschulunterricht des katholischen Zweiges eingestellt.

2010   Städtische Gemeinschafts-Grundschule Klauberg, Klauberger Straße 35


Solinger Tageblatt vom 14. September 1931 - Julius Günther.

Die Errichtung eines Schulhauses in Clauberg vor 130 Jahren

Vor einigen Monaten wurde mit dem Um- und Erweiterungsbau der evang. Schule zu Clauberg begonnen. Ein Teil der alten Gebäulichkeiten, unter denen sich auch ein einstöckiges Haus mit einem einzelnen Klassenzimmer befand, mußte wegen Baufälligkeit niedergelegt werden. Dieses Klassenzimmer, an das in früheren Jahren Anbauten zur Erweiterung der Schule erfolgten, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit als das älteste Clauberger Schulhaus anzusprechen, welches vor 130 Jahren errichtet wurde.

Damals mußte allgemein die Herstellung der Schulgebäude aus Mitteln der Schulinteressenten erfolgen. Höchstens kam es dazu, daß mit Genehmigung der Landesbehörde in der Umgebung des Ortes, in dem eine Schule eingerichtet werden sollte, Kollekten abgehalten oder sonstige freiwillige Beiträge eingesammelt wurden, um die nach den damaligen geringen Ansprüchen meistens recht kleinen Schulhäuser erstehen zu lassen. Die Gemeinde oder der Staat trugen zur Errichtung von Schulgebäuden oder zur Besoldung der Lehrer nichts bei. Solche Regel erfuhr erst nach dem Jahre 1815 eine Aenderung durch die Preußische Regierung.

Ueber die Errichtung eines Schulgebäudes in Clauberg vor jetzt 130 Jahren liegen einige Nachrichten vor, die besonders die dortige Schulgemeinde interessieren werden, denn in der damaligen Notzeit ist es nicht einfach gewesen, die verhältnismäßig geringen Mittel zur Erbauung eines kleinen einfachen Schulzimmers zusammenzubekommen.

Vor 130 Jahren konnten die Clauberger Schulinteressenten es allein nicht schaffen, die Baukosten aufzubringen. Sie mußten es mit Hilfe einer Kollekte versuchen. Aus den schriftlichen Verhandlungen zur Erlangung der Genehmigung zur Abhaltung einer Kollekte für den Schulhausbau interessiert zunächst der Inhalt eines Schreibens der Schulinteressenten. Eine Anzahl von ihnen und zwar:

Joh. C. Wolffertz,
Joh. Abrah. Birkendahl,
Joh. Dan. Hermes,
Joh. Pet. Hermes,
Abr. Carl,
Abr. Eppenstein,
Joh. Pet. Fluß und
Wilh. Krapp,

bescheinigen, daß die Interessenten der Clauberger Schule, welche schon seit den ältesten Zeiten bestand, ihre Schule sowohl, als die Wohnung ihres Schullehrers bis dahin aus ihren eigenen Mitteln hätten pachten und unterhalten müssen. Da aber der Eigentümer des Schulraumes diesen zur Erweiterung einer Fabrik zum ersten Mai des Jahres 1802 selbst benötigt und ungeachtet aller angewandten Mühe keine andere Gelegenheit zum Schulehalten gefunden werden konnte, es nach den damaligen Ausführungen auch unmöglich erschien, "die kleinen Kinder, welche in ihrer zarte Jugend ihren unentbehrlichsten Schulunterricht genießen und im neunten oder höchstens zehnten Lebensjahre an hiesiger Fabrik mitarbeiten müssen", in eine entferntere Schule zu schicken, so müßte eine besondere Wohnung für den Schullehrer und ein Raum für das "Schulehalten" erbaut werden. Anderenfalls würde, wie weiter ausgeführt wird, die ebenso notwendig als auch nützliche Schulanstalt zum größten Nachteile der Jugend eingehen.

Außer dieser Erklärung der Schulinteressenten finden wir noch einen längeren von den "Scholarchen" Abraham Wolfertz und Gottfried Grahe unterschriebenen an den Landesherrn gerichteten Bericht über die damaligen Clauberger Schulverhältnisse. Es wird betont, daß seit den ältesten Zeiten in Clauberg eine protestantische Schule besteht und das[s] zum Gehalt des Schullehrers zum Zwecke der unentgeltlichen Unterweisung der armen Kinder vom Solinger Konsistorium jährlich Zinsen in Höhe von 10 Talern eines zu diesem Zwecke vermachten Kapitals gezahlt würden. (Hier wird es sich um die bekannte Evertsen-Stiftung handeln, aus der alle Schulen des Solinger Bezirks entsprechende Zuwendungen erhielten).

Wie weiter ausgeführt wird, mußten die Schulinteressenten die übrigen beträchtlichen Kosten der Unterhaltung des Schullehrers unter sich aufbringen. In Ermangelung eines eigenen Schulhauses hatten sie bisher die Wohnung für ihn und das Schulgebäude pachten müssen. Im Weiteren wurden die vorstehend schon gebrachten Angaben der Schulinteressenten wiederholt und hinzugefügt, daß die Eingesessenen zu Clauberg meistens geringe Handwerksleute seien, die von täglicher Arbeit lebten. Sie könnten das Schulhaus, wozu sehr gering gerechnet, 600 bis 700 Reichstaler erforderlich seien, aus eigenen Mitteln nicht erbauen, "besonders wo der beispiellose Krieg uns auch ganz erschöpft hat und wir uns mit der Abtragung rückständiger Lasten noch lange plagen müssen."

Ohne sonstige Beihilfen und ohne daß eine nachgesuchte Erlaubnis zum Einsammeln von Beiträgen zur Errichtung eines Schulgebäudes Erfolge brächte, würde die Clauberger Schule zum größten Nachteil der Kinder und selbst des Staates, dem an guter sittlicher Bildung seiner Einwohner gelegen sein müsse, wieder eingehen.

Nach weitschweifenden Ausführungen wird am Schlusse der Eingabe die Bitte ausgesprochen, zur Erbauung eines neuen Schulhauses zu Clauberg ein "Kollektenpatent" wenigstens auf die Dauer von einem halben Jahre auf die sämtlichen protestantischen Gemeinden des Herzogtums Berg zu erteilen. Dieser Bitte wurde im September 1801 entsprochen. Die Landesregierung gestattete es, daß zur Erbauung des unentbehrlichen Schulhauses eine milde Beisteuer bei protestantischen Religionsgenossen im Herzogtum Berg gesammelt würde. Jedoch wurde der Zeitraum, innerhalb dessen die Sammlung erfolgen durfte, auf ein Vierteljahr beschränkt. Zu diesem Zwecke mußten vertraute Deputierte gewählt werden, welche die eingehenden Gelder getreulich zu verzeichnen hatten und deren zweckmäßige Verwendung gehörig nachgewiesen werden sollte.

So zogen denn im Herbst 1801, also vor 130 Jahren, eine Anzahl der Clauberger Schulinteressenten in alle Richtungen des Bergischen Landes, um im Interesse ihrer Kinder die Mittel zur Errichtung eines Schulgebäudes zusammenzutragen, das seine Zeit gedient hat und nun durch ein neues und besseres ersetzt wird.


 


Die folgende Ergänzung zur Geschichte der Klauberger Schule aus jüngerer Zeit stammt von der Leserin Heide Deubel (geb. Heide Remers), die 1959 in die ev. Schule Klauberg eingeschult wurde. Sie besitzt ganz besondere Erinnerungsstücke aus der Schulzeit: ein Besteck und Porzellan (Teller, Tasse, Untertasse) aus den Jahren 1959 bis 1961 mit der Aufschrift "Ev. Schule Klauberg - Weihnachten" und der jeweiligen Jahreszahl. Jeder Schüler und jede Schülerin erhielt diese Andenken als Weihnachtsgeschenk.

"Angefangen hat es 1959 mit dem Besteck; 1960 und 1961 kam das Porzellan dazu. Soweit ich mich erinnere wurden die Sachen von der sogenannten Elternpflegschaft angeschafft. Für mich waren es fünf wundervolle Jahre in der Klauberger Schule." [Heide Deubel]

Besteck und Geschirr sollen künftig im Solinger Stadtarchiv aufbewahrt und ausgestellt werden.

Falls ehemalige Mitschüler/innen zufällig mitlesen und Kontakt aufnehmen möchten:
E-Mail  E-Mail-Kontakt zu Heide Deubel (Heide Remers)

 

Andenken an die Klauberger Schulzeit


Die folgenden Daten konnten anhand des alten Zeugnisheftes rekonstruiert werden
(Abgangs-Zeugnis vom 07.04.1965):

Schuljahr 1959/60 und 1960/61
Rektor Herr Knecht
Klassenlehrerin: Frl. Berges

Schuljahr 1961/62
Rektor Herr Knecht
Klassenlehrerinnen: Frl. Berges und Frl. Busboom

Schuljahr 1962/63
Rektor Herr Knecht
Klassenlehrer: Herr Rüdiger, Adams, Albrecht, Lauer

Schuljahr 1963/64
Rektor Herr Knecht
Klassenlehrer: Herr Schopp

Schuljahr 1964/65
Rektor in Vertretung: Herr Hohoff
Klassenlehrer: Herr Schopp

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Kannenhof, Wupperstraße 126

Die Schule Kannenhof ist aus der kath. Schule an der Augustastraße hervorgegangen: Aufgrund der stark gestiegenen Schülerzahlen an der dortigen Knaben- und Mädchenschule war der Bau einer neuen Schule dringend erforderlich geworden. Am 27. Juli 1900 fasste die Schuldeputation den Beschluss, eine neue katholische Schule im Klauberger oder Kannenhofer Bezirk zu bauen.



Um 1902   Volksschule Kannenhof, Wupperstraße 126. Abb.: Festschrift
 
16.10.1900   Beschluss der Stadtverordneten über den Bau einer neuen Schule in Kannenhof.

Die Stadt Solingen erwirbt an der unteren Wupperstraße neben dem Marienstift ein 200 Quadratruten großes Grundstück.

12.11.1901   Die Stadtverordnetenversammlung bewilligt 86.500 Mark zum Bau einer 8-klassigen katholischen Volksschule nebst Lehrerwohnung.

31.10.1902   Einweihung der neuen Schule zu Kannenhof.

"Um die hell verputzte Front zu beleben, zeigten die Fenster und der Eingang eine Umrahmung von roten Ziegelsteinen."

1902   Die 6-klassige Schule beginnt mit 354 Kindern.
1905   sind es 405 und
1910   506 Kinder.

1902 gehören zum Schulbezirk: Altenbau, Bachstraße, Baumstraße, Baustraße, Bleichstraße, Kasinostraße (von Paulstraße bis Schluss), Klauberg, Klauberger Straße, Cronenberger Straße (vom Eisenbahndamm bis Schluss), Dorper Straße, Eckstraße, Erbenhäuschen, Fleußmühle, Florastraße, Franzstraße, Gerichtsstraße, Helenenstraße, Kannenbrühl, Kannenhof, Klingenstraße 1-26, Kohlfurth, Kullerstraße, Kurzestraße, Lindenstraße, Malteserstraße (von Gerichtsstraße bis Schluss), Meigener Brühl, Oststraße, Papiermühle, Paulsstraße, Schillerstraße, Schlachthofstraße, Schrodtberg, Schrodtberger Straße, Schwertstraße, Städtgesmühle, Stöcken, Stöckerberg, Sturmsloch, Theegarten, Theegartener Weg, Vereinsstraße, Wupperstraße. [Die Straßen sind teilweise umbenannt.]

24.11.1902   In den Kellerräumen wird eine Haushaltungsschule für die Mädchen des 8. Schuljahres der Schulen Augustastraße, Bergstraße, Burgstraße, Kannenhof, Klauberg und Schulstraße eingerichtet.

Herbst 1906   Verlegung der Haushaltungsschule in die Florastraße.

1914-18   Erster Weltkrieg: Verkürzter Unterricht wegen Einberufungen sowie längerer Erkrankungen mehrerer Lehrkräfte.

23.10.-02.11.1918   Schließung der Schule wegen Grippe-Epidemie in Solingen.

14.12.1918-12.01.1919   Schließung der Schule, da die britische Besatzung dort untergebracht werden soll.

1919   Kohlenmangel zwingt im Dezember zur Schließung aller Schulen in Solingen. Erst ab Februar 1920 darf ein Klassenraum, etwas später ein zweiter Klassenraum und ab März die ganze Schule geheizt werden.

Bis April 1920   müssen wegen Einquartierungen auch die Kinder der Schule Dorper Straße und die Knaben der Schule Augustastraße im Schulgebäude Kannenhof unterrichtet werden.

18.06.-05.07.1920   Beschlagnahme des Schulgebäudes.

Nachteilig für den Unterricht wirkt sich auch die Überlassung eines Klassenraums an schulfremde Organisationen aus: Dies sind nacheinander sind ein Kinderhort, ein Wohlfahrtsausschuss und eine Jugendherberge für Mädchen.

Sept. 1925 bis April 1926   Schließung der Schule wegen Einbaus einer Zentralheizung sowie eines Brausebades.

Sept./Okt. 1927   Schließung der Schule wegen Modernisierung. Die rote Ziegelsteinverblendung wird entfernt. Während des Umbaus werden die Kinder in den Schulen Klauberg und Augustastraße unterrichtet.

1931   Adressbuch: Kathol. gemischte Volksschule Kannenhof (6 Kl.). Rektor: Th. Kuhlmann.

1939-1945   Deutschen Schule Kannenhof. Die Schule wird 7-klassig.

1939   Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird der Unterricht wieder eingeschränkt wegen Einziehung der Lehrer zum Heeresdienst, häufigen Versetzungen der Lehrkräfte, Kohlenmangel, Kinderlandverschickung.

15.09.1943   Die Schule soll nach Thüringen verlegt werden. Nur 25 Kinder unter Leitung des Rektors Wallerang und 15 Mütter ließen sich nach Möbisburg in Thüringen "verschicken". Schon nach kurzer Zeit kehren die Mütter mit den meisten Kindern wegen unzureichender Unterkunft und Ernährung nach Solingen zurück.

Die in Solingen verbliebenen Kinder werden mit den Kindern der Schule Klauberg gemeinsam in Kannenhof unterrichtet.

Januar 1944   Wegen ungenügend ausgebauter Luftschutzkeller muss die Schule Kannenhof geschlossen werden. Ab Ostern 1944 werden nur die Kinder des 1.-4. Schuljahres unterrichtet. Die übrigen Schulkinder sollen verschickt werden.

4./5.11.1944   Beim Großangriff auf Solingen wird die Schule durch mehrere Brandbomben beschädigt.

"Durch den Luftdruck der explodierenden Bomben wurden Türen und Fenster eingedrückt und das Dach abgedeckt. Mehrere Brandbomben fielen auf das Schulgebäude. In der Wohnung des Hausmeisters konnte die Brandbombe mit Hilfe der Nachbarn gelöscht werden, während der Zeichensaal ausbrannte. Der Boden zu dem darunterliegenden Turnraum brannte durch, doch konnte dieser Raum erhalten bleiben.

Nachdem das Haus notdürftig instand gesetzt worden war, versuchten Herr Hoppen und Fräulein van Randenborgh zu unterrichten, soweit die Kinder kamen und die ständigen Alarme einen Unterricht zuließen. In einer bunten Reihenfolge diente das Haus der Arbeitsfront, dem Volkssturm, dem Wirtschaftsamt, der Essenausgabestelle, einer Nähstube, der Spinnstoffsammlung, deutschen Soldaten und Ukrainern als Unterkunft.

Im Dezember 1945 kehrte Rektor Wallerang aus Thüringen zur Schule Kannenhof zurück, in der nach den Sommerferien wieder unterrichtet wurde. Die Not der Zeit beleuchtet so recht die nach Ostern 1946 einsetzende Schulspeisung, an der fast alle Kinder teilnahmen. Man hoffte hierdurch, die Kinder vor allzu großen körperlichen Schäden zu bewahren." [Festschrift]



2010   Gesamtschule Kannenhof, Wupperstraße 126



2010   Gesamtschule Kannenhof
 
Gemeinschaftsschule Kannenhof
Dezember 1945   Wiederaufnahme des Unterrichts in der Schule Kannenhof

1945-1948   Gemeinschaftsschule Kannenhof

1948   Mit Beginn des Schuljahres wird Kannenhof wieder eine katholische Schule.

Kath. und ev. Schule Kannanhof
Da das Schulgebäude Klauberg mit einer Hilfsschule belegt ist, muss sich die katholische mit der evangelischen Schule das Gebäude Kannenhof teilen.

1948   Wiederherstellung der beschädigten Räume und Ausstattung mit neuen Bänken. Der kath. und der ev. Schule stehen nun je 4 Klassenräume zur Verfügung. Der nachteilige Wechselunterricht (vor- und nachmittags) muss für die nächsten Jahre beibehalten werden.

1948/49   Adressbuch: Evgl. Volksschule Kannenhof und Kath. Volksschule Kannenhof, Solingen, Wupperstraße 126.

1952   Die Schule hat 7 aufsteigende Klassen mit 6 Lehrkräften. Sie leidet weiterhin unter Raummangel. Zusage der Stadtverwaltung, für die ev. Schule ein eigenes Schulgebäude zu schaffen.

1953   Adressbuch: Ev. Volksschule Kannenhof (7 Klassen) und Kath. Volksschule Kannenhof (6 Klassen), Solingen, Wupperstr. 126.

1957   Einstellung des Schulbetriebs der ev. Volksschule.

Hauptschule Kannenhof
Ab 1968   Hauptschule Kannenhof

1968/69   Adressbuch: Städtische Hauptschule, Gemeinschaftsschule Kannenhof, Wupperstraße 126.

Gesamtschule
1984-1986   Aus der Hauptschule Kannenhof sowie der ehemaligen Dörpfeldschule (Schützenstraße 119) geht die Gesamtschule Solingen hervor.

1986   Mit Einrichtung der ersten Gesamtschule Solingen an der Wupperstraße wird die Hauptschule Kannenhof aufgelöst.

2010   Städtische Gesamtschule Solingen mit Sekundarstufe I und II, Wupperstraße 126

Solinger Tageblatt vom 28.10.1927

25 Jahre Schule Kannenhof

Am Montag, dem 31. Oktober, kann die katholische Volksschule an der unteren Wupperstraße, die neuerlich an der Frontseite in großen Lettern die Inschrift "Am Kannenhof" trägt, auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. [...]

Die Schule Kannenhof ist hervorgegangen aus der Schule an der Augustastraße. In den neunziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts stieg die Schülerzahl der drei katholischen Schulen Solingens, insbesondere der Schule Augustastraße, derartig, dass an ihr außer den planmäßigen Klassen noch mehrere Parallelklassen eingerichtet werden mussten.

Am 1. November 1899 trat dann eine gewisse Entlastung sowohl des Knaben- als des Mädchensystems dadurch ein, dass die Kinder des nördlichen und nordöstlichen Stadtteils, die jenseits der Bahnlinie (Solingen-Wald) wohnten, abgezweigt und in die evangelische Schule zu Clauberg umgeschult wurden, bezw. hier ihren Unterricht erhielten.

In Frage kamen aber vorläufig nur die Schüler und Schülerinnen des 1. bis 6. Jahrgangs, die zu einer Unter- und Mittelklasse vereinigt wurden. Eine selbständige Schule sollten diese Klassen indessen nicht bilden, sie waren gewissermaßen eine Filiale der katholischen Schule Augustastraße und der Anfang einer demnächst im Clauberger Bezirk einzurichtenden neuen Schule. Daher wurde einstweilen dort auch kein Schulleiter angestellt, sondern die Klassen unterstanden der Leitung des Rektors Kempen von der Mädchenschule Augustastraße.

Der Plan zum Bau einer katholischen Schule im Clauberger Bezirk sollte bald verwirklicht werden. Dank der Rührigkeit des ehemaligen Pfarrers Pies, der die Errichtung eines Schulgebäudes in dieser Gegend stark befürwortete, zumal um dieselbe Zeit das katholische Waisenhaus (das anfangs über 90 Kinder beherbergte) in Kannenhof entstand, konnte am 16. Oktober 1900 ein Beschluß des Stadtverordnetenkollegiums herbeigeführt werden, der den Bau einer neuen Schule in Kannenhof forderte.

Die Stadtverwaltung kaufte zu diesem Zwecke von der katholischen Kirchengemeinde St. Klemens an der unteren Wupperstraße ein 200 Quadratruten großes Gelände zum Preise von 8250 Mark. Und schon bald konnte der erste Spatenstich der neuen katholischen Schule zu Kannenhof erfolgen. Im Jahre darauf war der Bau nebst Wohnung für den Schulleiter vollendet, und am 31. Oktober 1902 konnte die Schule feierlichst eingeweiht werden.

Dabei waren zugegen Oberbürgermeister Dicke, Kreisschulinspektor Dr. Geis, mehrere Mitglieder der städtischen Schuldeputation (Schwarz, Sanitätsrat Dr. Strathmann), der Schulvorstand (Theodor Scheidtmann, Aug. Wegen), das Lehrerkollegium, Rektor Kempen und die Schüler und Schülerinnen der ersten Klasse.

Die neuerbaute Schule wurde dem mittlerweile zum Rektor ernannten Hauptlehrer Theodor Kuhlmann übertragen und dem System Kannenhof noch 71 Kinder der Knabenschule Augustastraße überwiesen. Durch die Ueberweisung dieser Kinder in den neuen Schulbezirk wurden an der Augustastraße noch zwei Lehrkräfte überflüssig.

Die Schülerzahl des Systems Kannenhof stieg in kürzester Zeit so stark, dass die Anstellung einer 7. und 8. Lehrkraft erforderlich wurde, mitunter waren die Jahrgänge so stark, daß noch Kinder aus dem Bezirk in das System Augustastraße umgeschult werden mußten. Bis zum Jahre 1921 verblieb die Schule achtklassig; der Geburtenrückgang gebot dann den Abbau einer Lehrkraft.

Während des Weltkrieges standen zu den Waffen Konrektor Gauer, die Lehrer Jendretzki, Maaßen und Krupp, welch letzterer auf dem russischen Kriegsschauplatze den Heldentod starb.

Aber auch in der Nachkriegszeit blieb die Schule von größeren Erschütterungen und unliebsamen Störungen nicht verschont. Zwar wurden die Schulräume von der Besatzung nur ganz vorübergehend direkt in Anspruch genommen, dagegen mußte sie den Unterrichtsbetrieb stark einschränken, weil jahrelang benachbarte, für die Besatzung requirierte Schulen ein Gastrecht an der Schule Kannenhof genossen. Auch durch den inneren Umbau der Schule im verflossenen Jahr und der neuen äußeren Aufmachung des Schulgebäudes in diesem Jahre wurde der Unterricht Monate hindurch stark hemmend beeinträchtigt, da sämtliche Klassen in den Schulen Augustastraße und Clauberg ein Gastrecht gewährt wurde.

Am Jubelfeste prangte die Schule in ihrem neuen Gewande, das der ganzen Umgebung und dem Schulbezirk selbst zur Zierde und Ehre gereicht. Auf viele Jahre hinaus dürfte sie nun allen an sie gestellten baulichen Anforderungen genügen. Mit der äußeren Ausgestaltung hat auch die innere Umgestaltung gleichen Schritt gehalten, die der Neuzeit entsprechend hergerichtet wurde.

Mehrere Jahre wurde auch eine Klasse der Haushaltungsschule in einem Raume des Erdgeschosses, der zur Küche eingerichtet war, unterrichtet, und in der letztverflossenen Zeit war ein überzähliger Schulraum zur Jugendherberge dort untergebracht. Nunmehr dienen sämtliche Räume dem Schulbetrieb. [...]


"Das Normalgehalt für die Lehrer führte die französische Verwaltung ein. Es betrug 250 Franken, das waren 65 Taler 18 Sgr. 9 Pf. im Jahr. An diesem Grundgehalt, wie wir es heute bezeichnen würden, hielt Preußen lange Zeit fest. Es stand allen hauptamtlichen Lehrkräften der öffentlichen Volksschulen zu, die Privatschulen trafen ihre Sonderregelungen. Allen diesen Lehrern standen freie Wohnung und ein Garten zur Verfügung.

Aber schon mit der unterschiedlichen Größe dieses Gartens begann die verschiedene Dotierung der Lehrerstellen. Eine weitere Ungleichheit entstand durch die unterschiedliche Anzahl von Schülern, von denen die Lehrer das Schulgeld erhielten. Darum wollten die Solinger Lehrer nicht auf die Klauberger Schüler verzichten. Für das Schulgeld mußten die Lehrer Federn und Tinte für die Schüler einkaufen, das Schulzimmer reinigen und das Heizmaterial kaufen." [Rosenthal 2 S. 328]



Quellen:
  • Adressbücher
  • Bauermann (1953)
  • Deubel, Heide (E-Mail 2014)
  • Festschrift 50 Jahre katholische Volksschule Kannenhof 1902-1952
  • Günther, Julius, Solinger Tageblatt 14.09.1931
  • Rosenthal 1. u. 2. Bd. (1973, 1972)
  • Solinger Tageblatt 28.10.1927
  • Solinger Tageblatt 15.06.1951
  • Stadtarchiv Solingen


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