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Inhaltsübersicht |
Fundsachen aus alten Zeitungen Weihnachtszeit in Haan 19. Jh. |
Alle Jahre wieder in und um Solingen (erstellt 2006) |
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19. | 20. | 21. | 22. | 23. | 24. |
Alle Jahre wieder24 vorweihnachtliche Tage aus dem Blickwinkel der Solinger Presse- unromantisch wie das Leben selbst - |
1. |
Dezember-Start mit Blitz und Donner: |
Solinger Tageblatt vom 1. Dezember 1936
Aus dem Gräfrather Bezirk =g= Ein eigenartiges Naturereignis konnten die Gräfrather am heutigen Morgen beobachten. Ueber der Wuppertaler Gegend zog ein schweres Gewitter auf, das von höher gelegenen Stellen aus schon frühzeitig bemerkt werden konnte. Um die jetzige Jahreszeit sind derartige Naturerscheinungen selten. Unaufhörlich zuckten die Blitze auf und der anhaltende Donner war bis weit in die Solinger Gegend hinein hörbar. Ein Hagel- und Schneegestöber kam anschließend als Ausläufer noch bis Gräfrath. |
Süßer die Kassen nie klingeln... |
Rheinische Post vom 1. Dezember 1956
Der Weihnachtswunsch jeder Hausfrau ist eine automatische Nähmaschine mit meinen beliebten kostenlosen Näh- und Stickkursen Ihr Nähmaschinen-Fachgeschäft ARTHUR DIEDERICH Solingen - Linkgasse 9 u. Schlagbaumer Straße 1 Fernruf 25197 Zahlungserleichterungen Von den Kundinnen angefertigte Kleidungsstücke, Decken, Kissen usw., besichtigen Sie in meinem Schaufenster Linkgasse 9. °°° °°° °°° Vorführung von "Rapidex" - Handstrick-Apparaten Ein- und Zweibett |
2. |
Aber vorläufig ist noch nicht Weihnachten, und anno 1846 wurden für handfestere Objekte Käufer gesucht. Auch die Haustiere sollten umziehen. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 2. December 1846
Es ist bei Unterzeichnetem aus freier Hand zu kaufen: eine Kuh, eine Ziege und zwei Bienenstöcke, Schleifgeräthschaften für Schwerter und Scheeren, Hausmobilien als: ein Ofen, Zinn- und Kupfer, ein Eckschrank, Tische, Stühle, Bänke, ein Kleiderschrank, Kisten und zwei Bettstellen. Gustav Melchior, im Friedrichsthal. Ein Achtel Wupperkotten, neu gebaut, steht aus freier Hand zu kaufen bei Gustav Melchior im Friedrichsthal. Die untere Hälfte des am Kleeblech oder dritten Kotten, auf dem rechten Graben-Ufer gelegenen Schleifkotten ist zu verkaufen, und sind die nähern Bedingungen bei den Eigenthümern F.W. Meis zu Balkhausen und Wilh. Plücker zu Nümmen zu erfahren.
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3. |
Am 3. Dezember 1846 wird für Solingen eine Einwohnerzahl von 6.127 vermerkt. - Die Welt war noch klein und überschaubar, aber 10 Jahre später wird das Weltgeschehen auch dem Leser des Intelligenzblättchens umfassend und erschöpfend vermittelt: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 3. Dezember 1856
Türkei. |
4. |
Vorweihnachtliche Wirtschaftsförderung vor 50 Jahren: |
Rheinische Post vom 4. Dezember 1956
Von 14 bis 18 Uhr Verkaufszeiten vor Weihnachten |
Heute dürfen sie das nicht, aber seit dem 21. November 2006 ist das auch nicht mehr nötig. Seither können die Kunden in NRW montags bis samstags rund um die Uhr in stores, shops, warehouses und deutschsprachigen Geschäften einkaufen. Vorausgesetzt, sie finden welche, die so lange geöffnet haben. An Sonn- und Feiertagen müssen die Ladentüren verschlossen bleiben, ausgenommen an vier von den Kommunen festzulegenden verkaufsoffenen Sonntagen im Jahr. Zur Not bekommt man die gerade fehlenden Haushaltswaren derzeit auch auf dem romantikfreien Solinger Weihnachtsmarkt. |
5. |
Der zahlungsunfähige Verursacher des folgenden Inserats sollte sich nicht nur von der Kaffeebohnenbüchse trennen, sondern auch von seinem Ofen. Mit Sicherheit war der Winter 1846 nicht so mild wie bisher anno 2006. - Eine der zahlreichen Anzeigen über "freie Verkäufe", Zwangsversteigerungen und Fallimente, teilweise unter voller Nennung von Namen und Adressen der Betroffenen: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 5. Dezember 1846
Gerichtlicher Verkauf. |
Armut sah damals ganz anders aus als heute. Mini-Jobs, Schwarzarbeit, Sozialversicherungspflicht und Haushaltsschecks waren noch kein Thema, als das örtliche Blättchen am selben Tag die Umsetzung strikterer gesetzlicher Regelungen bei der Beschäftigung von Hausangestellten in Höhscheid verkündete, einschließlich der angedrohten Bestrafung bei Nichtbefolgung: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 5. Dezember 1846
Nach dem Gesetze vom 29. Sept. dieses Jahrs, soll jeder Dienstbote, welcher in Gesindedienst tritt, oder die Dienstherrschaft wechselt, mit einem Gesindebuche versehen sein, deren bei dem Vertheilen des Stempelpapiers zu Solingen für 10 Sgr. käuflich zu haben sind.
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6. |
Beilage zu Nro. 48 des Solinger Wochenblattes vom 6. Dezember 1826
Benachrichtigungen. Provisor der katholischen Armen. |
7. |
Auch vor 100, 110, 150 ... Jahren wurden sinnlose Zerstörungen des Eigentums anderer Leute oder der Allgemeinheit durch böse Buben beklagt. Allerdings war das noch mit der Hoffnung und dem Anspruch verbunden, den Täter zu finden und (damals noch politisch korrekt) zu bestrafen. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 7. Dezember 1896
In den letzten Nächten sind an dem Wege Solingen-Altenbau, 6 junge Baumstämme von böser Bubenhand zerstört worden.
Wer den Thäter so angibt, daß seine Bestrafung erfolgen kann, erhält vom Solinger Verschönerungs-Verein eine Belohnung von Ein Junge mit schöner Handschrift zum sofortigen Eintritt gesucht. Reich, Gerichtsvollzieher in Solingen. |
Unzeitgemäß und einigermaßen utopisch wäre heute dieses Anforderungsprofil in einem Stellenangebot, abgedruckt in demselben Blatt. Außerdem soll, wie man hört, zumindest bei außergerichtlichen Schuldeneintreibern eine eher derbe Handschrift üblich sein. |
8. |
Die Adventszeit weckt bekanntlich in manchem Portemonnaie das soziale Mitgefühl, und milde Gaben werden auch anlässlich von Hochzeiten gerne genommen: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 8. December 1866
Von den Brautleuten Herrn Carl Schmidt und Fräulein Emma Schloeter zu Schlagbaum wurden mir anstatt eines Hillings 49 Thlr. für die bürgerlichen und 11 Thlr. für die hiesigen Armenhauspfleglinge, zusammen 50 Thrl. übergeben, welches dankend anzeigt Wald, den 6. Dec. 1866.Der Bürgermeister: Alvermann |
Ein liederliches Frauenzimmer und eine rabiate Dienstmagd - welche freudlosen Lebens-Geschichten stecken hinter den folgenden Pressemeldungen?! |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 8. Dezember 1896
= Solingen. |
Und wo bleibt das Positive? Würziger Tannenduft, der heimelig knisternde Tackenofen, der schnurrende Müter (Kater) davor, die Adventsplätzchen und das mit Sticknadeln klappernde Großmütterlein? |
Tatsächlich sind die alten Zeitungen auch in den Vorweihnachtswochen voll von Fallimenten, Betrug, Diebstahl, Gewalt, Mord und Totschlag und barschen Annoncen, in denen einer über den anderen herzieht.
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9. |
Weihnachts-Romantiker sollten das heutige Türchen vielleicht gar nicht öffnen. Obwohl - es sind ja nur die ganz normalen, täglichen, mehr oder weniger bedeutsamen Kleinigkeiten, die irgend jemand an einem 9. Dezember erwähnens- und druckenswert fand. Aber "Kleinigkeiten machen die Summe des Lebens aus" - meinte auch Charles Dickens. Der mit den Weihnachtserzählungen. Marleys Geist, Mr. Scrooge... |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 9. Dezember 1896
Rheinland und Westfalen.
* Velbert. - Aus Liebesgram wollte sich am Freitag Abend ein Mädchen, im Alter von 24 Jahren stehen, eine Fabrikarbeiterin, laut Velb. Ztg. um's Leben bringen. Sie hatte sich zu diesem Zweck Salzsäure verschafft und nahm davon. Das Mädchen hat hierdurch so schwere innere Verletzungen erlitten, daß an dem Aufkommen gezweifelt wird.
Verschleimung, jene Belästigung, die täglich Tausende infolge des Genusses geistiger Getränke namentlich am Morgen so störend empfinden, wird durch 3-4 Fay's ächte Sodeneer Mineral-Pastillen, die man nach dem Aufstehen im Munde zergehen läßt, erfolgreich bekämpft und die Eßlust wird angeregt. Zu hab. in all. Apotheken, Drogerien u. Mineralwasserhdlgn. für 85 Pfg p. Sch. |
Ohdufröhliche. |
10. |
Abgesehen von der Weihnachts- und sonstigen Beleuchtung ist es derzeit spätestens ab 17 Uhr draußen ziemlich dunkel, und wo die Beleuchtung fehlt, da ist es finster. Dagegen protestierte anno 1896 mittels "Eingesandt" ein Solinger Bürger, wie man auch sonst kein Blatt vor den Mund nahm, wenn es gefühlte oder unbestreitbare Missstände zu rügen gab: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 10. Dezember 1896
Eingesandt. * Solingen. Totale Finsterniß herrscht jetzt Abends nach 5 Uhr in der Burg- und Blumenstraße. Wollen die Väter der Stadt erst, durch zunehmende Unglücksfälle oder durch die wachsende Unsicherheit gezwungen, für Beleuchtung dieser Straßen sorgen? Ein durch Steuern schwer Belasteter.
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Die Werbeanzeigen erinnern an den bevorstehenden Beschenkungs-Termin; an Ideen fehlte es nicht. Das Schenken war vor 150 Jahren bestimmt einfacher als heute, das nötige Kleingeld oder handwerkliche Fähigkeiten vorausgesetzt, weil längst nicht jeder alles hatte, aber die Wunschzettel noch überschaubar waren. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 10. Dezember 1856
Kinderspielwaaren und Geschenke für Erwachsene. Galanterie-, Portefeuille- und Luxus-Waaren &c., Gesellschaftsspiele, ordinair und fein angekleidete Puppen ec., F. Schulze, Buchbinder, Marktplatz frühere Pastorat. |
Zeitsprung: Am 10. Dezember 2006 wird der neue Solinger Hauptbahnhof in Ohligs eingeweiht, auch wenn er noch nicht völlig formvollendet ist. |
11. |
Rheinische Landeszeitung vom 11. Dezember 1936
Aus der Gartenstadt Haan Die Grippe geht um. Der starke Witterungsumschlag in den letzten Wochen hat auch in Haan sehr zur Verbreitung der Grippe beigetragen. Besonders heftig ist sie unter der schulpflichtigen Jugend verbreitet, so daß der Unterricht zum Teil ausfallen mußte. Die evangelische und die katholische Schule Dieker Straße wurden ganz geschlossen, während in den beiden Schulen in Unterhaan der Unterricht für die jüngeren Jahrgänge ausgesetzt werden mußte. Eine weitere Ausbreitung ist jedoch kaum zu befüchten. |
12. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 12. December 1846
Mein hieselbst gelegenes Gütchen mit 5 Morgen 99 Ruthen 77 Fuß Grundfläche, nebst dem am Nacken nur 5 Minuten von hier entfernt gelegenen dritten Theil eines Schleifkotten mit 3 rechtssitzigen Stellen, bin ich willens, aus freier Hand zu verpachten oder zu verkaufen. Vier Morgen Ackerland grenzt an die Mangenberg-Löhdorferstraße, und eignet sich vorzüglich zum Ziegelbrennen. |
Unterhalb der Hofschaft Geilenberg lag der Kotterhammer, und unterhalb des Kotterhammers der Nacker Kotten. Lt. Lunkenheimer verzeichnet das 'Brandkataster von Höhscheid 1837-1877' Eduard Linder sowie Friedrich und Samuel Neuhaus als Eigentümer des Nacker Kottens. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 12. December 1866
Weihnachtsbitte. C. Reich. Fr. Stader. |
Ob die "Freischule" eine schulgeldfreie oder Armen-Schule oder eine alternative Privatschule war, weiß ich derzeit nicht. Das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern muss 1866 jedenfalls ganz anders gewesen sein als heute. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 12. Dezember 1896
Ein Schwertschleifer hatte von einem Wirthe Branntwein geborgt unter Vorspiegelung falscher Thatsachen. Er wurde wegen Betruges mit einer Woche Gefängniß bestraft. |
Wer hätte einem wackeren Solinger Schwertschleifer solch böse Thaten zugetraut...? |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 12. Dezember 1896
Gräfrath. Unsere altehrwürdige Fontäne auf dem Marktplatz kann man anscheinend gar nicht in Ruhe lassen, und ganz besonders hat man es auf den Adler abgesehen, der die Brunnensäule krönt. Nachdem man letzteren neulich in den Wasserbehälter geworfen hat, ist ihm in vorverflossener Nacht ein großer Wassereimer um den Hals gehängt worden, so daß es einige Mühe kostete, den eigenartigen Halsschmuck zu entfernen. Trotz der ausgesetzten Belohnung wurden die Thäter noch nicht ermittelt. |
Öffentliches Eigentum hat anscheinend immer schon das Bedürfnis zur individuellen Umgestaltung geweckt. Aber vielleicht hatte die Aktion ja auch politische Hintergründe. Im Zuge der baulichen Veränderung des Gräfrather Marktes in den Jahren 1906 und 1909 wurde die gußeiserne Brunnensäule mit dem preußischen Adler wieder gegen die politisch neutrale Steinsäule aus dem 18. Jh. ausgetauscht. |
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13. |
1846, als sich die Rezessions- und Hungerjahre bemerkbar machten, hatten die Leute wahrscheinlich ganz andere Sorgen als teure Weihnachtsgeschenke, und derartige Werbung war im Intelligenzblatt überhaupt noch kein Thema. 10 Jahre später, als Gräfrath, Wald, Merscheid, Höhscheid, Dorp, Solingen und Burg gerade die Stadtrechte erhalten hatten, sieht das anders aus, und es sind einige Vorschläge für den Gabentisch zu finden: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 13. Dezember 1856
Zu Weihnachtsgeschenke empfiehlt der Unterzeichnete Schultornister für Knaben, Schultaschen für Mädchen, nebst Reise- und Couriertaschen in reichhaltiger Auswahl; gleichzeitig empfiehlt er sich in allen vorkommenden Sattler- und Polsterarbeiten
unter Zusicherung billiger und reeller Bedienung. |
14. |
Lokalnachrichten aus der Zeit, über die man nicht spricht und an die man höchstens in Form von Mahnmalen erinnern darf. Als hätte es den ganz normalen Alltag mit den ganz normalen Ärgernissen in dieser Zeit nicht gegeben. |
Rheinische Landeszeitung vom 14. Dezember 1936
In Schutzhaft genommen wurde ein 25jähriger Ohligser Volksgenosse, weil er sich in einer hiesigen Gaststätte unziemlich benommen und in ärgerniserregender Weise Schießübungen veranstaltet hatte.
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15. |
2006 streikten die Ärzte gegen Verschlimmbesserungen im Rahmen der sogenannte Gesundheitsreform, und manche verlassen das Land, weil sie anderswo bessere Arbeitsbedingungen vorzufinden hoffen. Vor 50 Jahren verließen junge Ärzte Solingen, noch bevor sie die Arbeitsbedingungen überhaupt kennenlernen konnten, weil sie hier keine Unterkunft vorfanden. |
Rheinische Post - Solinger Stadtpost vom 15. Dezember 1956
Darlehen für das Ärztehaus Junge Ärzte wanderten bereits ab
SOLINGEN. Bereits von den Städtischen Krankenanstalten eingestellte Jungärzte haben teilweise die Klingenstadt wieder verlassen, weil keine passende Unterkunft für sie gefunden werden konnte.
Postkarten mit Silberpulver SOLINGEN. Postkarten, vor allem Glückwunschkarten, mit Silberpulveraufdruck sollen möglichst nicht offen verschickt werden. Diese Bitte richtet die Bundespost an alle diejenigen Absender, die Liebhaber solcher Glückwunschkarten sind. Es hat sich herausgestellt, daß dieses Silberpulver gesundheitsschädlich ist und schon mehrmals zu schweren, sogar tödlichen Lungenerkrankungen von Postbeamten geführt hat. Gegen einen Versand in Briefumschlägen bestehen keine Bedenken. |
Das zweite, ebenfalls medizinisch relevante Thema dieses Tages lässt den Leser, besonders den schadstoffgefahrensensibilisierten, beunruhigt zurück. Ist es das gleiche Pulver, das auf den Glanzbildchen der Kinder klebt(e)? |
16. |
So langsam wird es Zeit mit der Auswahl der Weihnachtsgeschenke - wenn auch dieser Anbieter daran wahrscheinlich gar nicht gedacht hat: |
Solinger Wochenblatt vom 16. December 1826
Da wir jetzt eine Parthie schöner Gläser und Flaschen haben, wie auch mit gutem preiswürdigem Flachs versehen sind, so erlauben wir uns diese Artikel zu geneigtem Zuspruch bestens zu empfehlen. |
Was hat man sich unter Flaschen mit Flachs vorzustellen? Vermutlich ist Leinöl gemeint, ein aus den reifen Samen des Lein (Linum usitatissimum L.) gewonnenes Pflanzenöl, im Volksmund auch Flachs genannt und als Speise- oder Heilöl verwendet. |
17. |
Die alten Zeitungen sind voll von den täglichen individuellen und kollektiven Katastrophen, die in der Vorweihnachtszeit genauso passieren wie sonst auch. Greifen wir heute lieber auf eine der Händler-Anzeigen zurück, die den unschlüssigen Kunden bei der effektiven Geschenkauswahl unterstützen soll: |
Solinger Tageblatt vom 17. Dezember 1926
Sind Sie in Verlegenheit was Sie schenken sollen? Schenken Sie einen Photo-Apparat; er ist ein Geschenk fürs Leben. Er schafft Erinnerungswerte und gibt Gelegenheit zur künstlerischen Betätigung. Besichtigen Sie mein außerordentlich großes Lager in Cameras und lassen Sie sich von meinem Geschäfte Apparate ohne Kaufzwang vorführen. PhotohausErnst Quabeck, Solingen Fernruf 2028 Kölnerstraße 71 Fernruf 2028 |
18. |
Nun wird es langsam Zeit für den Weihnachtsbaum: |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 18. Dezember 1896
Aus Stadt und Umgegend. ** Solingen. Das herannahende Weihnachtsfest macht die städtischen Tannenschonungen zum Schauplatz unerlaubter Plünderungen, und es ist in den letzten Tagen wiederholt gelungen, Personen zu ermitteln, die bei Müngsten oder bei Jagenberg Weihnachtsbäume gestohlen hatten. Um weitere Räubereien zu verhindern, werden die städtischen Forstanlagen während der nächsten Tage schärfer bewacht werden. Es ist traurig, daß es Leute giebt, die es übers Herz bringen können, Weihnachten mit ihren Kindern unter einem gestohlenen Weihnachtsbaume zu feiern, zumal es nur einer Anregung bedarf, um die Stadt zu bestimmen, armen Leuten einen Weihnachtsbaum aus ihrem Besitz gegen ein Billiges, wenn nicht ganz umsonst zu überlassen. - Ein Patent wurde angemeldet auf Maschine zum Schlichten und Poliren von Griffen, Scheiden und dergl. für Friedr. Herder Abr. Sohn, Solingen. |
Vor 110 Jahren musste man sich vielleicht Gedanken darüber machen, wie man den grünen Kugelträger beschaffen und ggf. bezahlen sollte, nicht aber darüber, ob man sich mit dem Aufstellen desselben politisch korrekt verhielt. Absurd? 2006 leider nicht: "http://www.nzz.ch/2006/12/09/vm/articleEQG3K.html" [09.12.2006] |
19. |
Eine schöne Bescherung. Endlich auch im Krisenjahr 1846 eine weihnachtlich-fröhliche Meldung. Eine einzige. Aber der bankrotte Schlosser aus Gräfrath wird sicher keine fröhlichen Festtage verleben. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 19. December 1846
Bekanntmachungen. Zum heiligen und fröhlichen Weihnachtsfeste soll auch diesmal den Kleinen in der Kinderschule eine Freude und Festbescheerung bereitet werden, und zwar wie früher, gegen 5 Uhr in der nördlich gelegenen evang. Elementarschule. - Die Eltern der Kinder, so wie die Freunde und Wohlthäter des genannten Instituts werden zu diesem Kinderfest freundlich eingeladen. Der Vorstand. Durch Urtheil des hiesigen Königl. Handelsgerichts, ist der Schlosser Gerhard Lange in Gräfrath fallit erklärt, und der Zeitpunkt des Ausbruchs des Falliments provisorisch auf heute bestimmt; die Anlegung der Siegel und die Aufbewahrung des Falliten im Schuldenarresthause verordnet; der Herr Richter Weyersberg zu Solingen zum Commissar und der Consulent Herr Eduard Herder daselbst, zum Agenten des Falliments ernannt worden. Elberfeld, den 16. December 1846.Für den Auszug: Der Handelsgerichts-Secretär: A. Lohausen.
Mein, am Kotterhammer gelegenes Immobilar, bestehend aus Reckhammer, nebst einem zu dessen Betrieb sich befindlicher großer Sammelteich, drey Wohnungen nebst Schmiede und Stallung, Garten, Baumhof, Ackerland, Wiesen und Holzung, bin ich Willens aus freier Hand unter günstigen Bedingungen zu verkaufen. - F.W. Bremicker.
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Den Kotterhammer am Nacker Bach unterhalb der Hofschaft Geilenberg kann der Stahlwarenfabrikant Friedrich Wilhelm Bremicker lt. Lunkenheimer frühestens 1842 gekauft haben. Nachdem sich 1846 offenbar kein Käufer fand, wandelte er ihn in eine Ambossschmiederei um. 1856 war die Werkstatt mit "tüchtigen, qualifizierten Leuten besetzt", aber trotz weiterer Versuche immer noch nicht verkauft. Anscheinend klappte es erst 1861. |
20. |
Guggemada - ei forrbibbch: Zwitschernde Weihnachtsüberraschung aus dem fernen Saggsn und eine geheimnisvolle Fundsache. |
Beilage zu Nro. 50 des Solinger Wochenblattes vom 20. Dezember, 1826
Unterzeichneter empfiehlt sich in einer Auswahl schöner sächsischer Kanarien-Vögel. Sein Logis ist bey Herrn Gastwirth Wilh. Königsberg am Markt. Friedrich Eberle aus Sachsen.Obrigkeitliche Bekanntmachungen. Es wird Jemand vorgestern Abends eine Parthie Messerstahl in der Nähe hiesiger Stadt gefunden haben; da aber zu vermuthen steht, daß solches irgendwo gestohlen worden sey, so wird der unbekannte Eigenthümer hiermit aufgefordert: sich dazu ungesäumt auf hiesigem Rathhause zu legitimiren. Solingen den 20. December 1826,Der Bürgermeister Klönne. |
21. |
Elf Jahre nach Kriegsende ist längst nicht alles wieder gut, auch wenn manche Veröffentlichungen aus neuerer Zeit das gerne suggerieren möchten. - Gut gemeinte Holzhäuser, zeitlich etwas knapp, aber die Zimmer-Rechnung kann ich nicht ganz nachvollziehen. |
Rheinische Post - Solinger Stadtpost vom 21. Dezember 1956
Holzhäuser gegen Elend Das Elend der Räumungsverurteilten und schon Exmittierten schreit zum Himmel. Die Zustände in dem Notquartier "Felsenkeller" wurden entsetzlich geschildert. Deswegen stand die Ratsversammlung vor der unerfreulichen Situation, Ja zu einem Behelf sagen zu müssen, der 445 000 Mark kostet. Es ist nämlich unaufschiebbar, möglichst noch vor Einbruch der Kälte neue Notunterkünfte für die heimatlosen Menschen zu schaffen. Da denkt man an Holzhäuser in der Richrather Straße und am Ringelshäuschen in Gräfrath: 4 mit je 16 Räumen in Ohligs und 4 bis 3 davon mit 16 und 1 mit 8 Räumen - in Gräfrath. |
Der Felsenkeller an der Remscheider Straße diente ursprünglich hiesigen Bierbrauern als Kühllager sowie als Wirtschaft und Restaurant. Vor dem Krieg bzw. während des Krieges waren dort ausländische Zwangsarbeiter/innen untergebracht. |
22. |
Heute gibt die durchgeblätterte vorweihnachtliche Solinger Presse einfach nichts Geeignetes her. Aber so kurz vor den Feiertagen braucht der Mensch unbedingt etwas Positives. Da muss man eben mal auf andere Quellen zugreifen, am besten auf eine für christlich-soziale Angelegenheiten besonders kompetente. Wie wäre es z.B. mit dieser bestechenden Idee: eine gründliche Gehirnwäsche als einfache Lösung aller Arbeitsmarktprobleme? |
22. Dezember 1886 - Chronologie der Friedrich Ebert-Stiftung
Auf der Generalversammlung des Verbandes 'Arbeiterwohl' in Köln nennt der Kölner Erzbischof drei Marksteine, die für die katholischen Arbeitervereine zu beachten sind:
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Sonst gibt's was mit der Rute. |
23. |
Keine Feiertagsstimmung in der Presse. Business as usual. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 23. December 1846
Das Gut Eickenberg,
zwischen Hasenmühle und Höh gelegen, beabsichtige ich mit etwa 140 Morgen Ackerland, Holzung und Wiese, im Ganzen, oder parzellenweise zu verkaufen. Am 8. December d.Js. sind in einem Hause nächst dem Dorfe Wald drei Thaler gefunden worden. Der rechtmäßige Eigenthümer kann sich in der Expedition des Blattes melden. |
Wie kann man "in einem [vermutlich fremden, verlassenen?) Hause" drei Thaler finden? Warum inseriert man zwei Wochen später, und wie ist der rechtmäßige Eigentümer zu identifizieren?
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Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 23. Dezember 1846
Unterstützungs-Angelegenheiten.
Vor Kurzem lasen wir in diesem Blatte eine Aufforderung unseres Herrn Bürgermeisters zur Unterzeichnung von Beiträgen zur Unterstützung unserer ärmeren Mitbürger bei der herrschenden Theuerung und Nahrungslosigkeit, und sprach derselbe darin die Ueberzeugung aus, daß Jeder nach seinem beßten Willen und Kräften unterzeichnen werde.
Solingen. S.
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24. |
Da hat jemand noch im allerletzten Moment zugeschlagen. Bei Nacht und Nebel, mit Beil oder Säge, und gleich im großen Stil: |
Rheinische Post vom 24. Dezember 1956
Frevel an Blautannen-Kultur SOLINGEN. Aus einer eingezäunten Kultur am Pfaffenberger Weg wurden nachts etwa 20 kleine Blautannen entwendet. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur. |
Ob nun mit Blautanne, grüner Fichte, Plastikbaum oder ohne: Frohes Fest! |