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1935 Die 1869 eingeweihte alte kath. Kirche an der Bahnhofstr. Bild-Quelle: Ev. Kirchengemeinde Haan |
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Genealogisches
Unter meinen Vorfahren gibt es nur einen einzigen katholischen Zweig - und der hat es sich schließlich auch noch anders überlegt. Der letzte katholische Familienvater war der Ackerknecht und Tagelöhner V.20 Jacob Winkels, der auf dem Haaner Breidenhof lebte. Im Mai 1846 ließ er sich mit der evangelischen Haaner Dienstmagd V.21 Anna Gertrud Fassbach in Haan kirchlich trauen. Vermerk im evangelischen Heiratsregister: "nach Hilden" [dimittiert]. Vielleicht wurde dort auch noch eine katholische Trauung vollzogen - denn in Haan gab es 1846 keine katholische Kirche.
Als ich noch nicht wusste, dass die katholische Familie Winkels ursprünglich aus Norf bzw. Rosellen bei Neuss stammt, hatte ich versucht, sie in Haan und - wegen des Hinweises im Kirchenbuch - in Hilden ausfindig zu machen. Dabei stieß ich zwangsläufig auf die Geschichte der katholischen Kirchengemeinde in Haan und Hilden. |
Haan wird evangelisch
Die Gemeinde Haan schloss sich lt. Baldus anno 1589 den Reformierten an. "Das alte romanische Gotteshaus, die Vikarie und der Pfarrhof 'Wiedenhof' in einem Seitental der Itter wurden endgültig von protestantischen Geistlichen übernommen." [S. 134]
Die Gegenreformation durch den 1615 zum Katholizismus übergetretenen Landesherrn Wolfgang Wilhelm erreichte Hilden, Erkrath, Angermund, Ratingen und Lintorf, nicht aber Haan. Die wenigen Katholiken im Ort zählten eher zu den wandernden Landarbeitern bzw. dem Dienstpersonal als zu den alteingesessenen Dorfbewohnern. 1670 soll es in Haan nur einen Katholiken gegeben haben.
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Die alte Haaner Kirche. Nach einer Zeichnung von Wilhelm Lomberg, Haan |
Wiederentstehen der katholischen GemeindeIn Hilden bildete sich schon 1632 wieder eine katholische Pfarrgemeinde; Hilden blieb Pfarrsitz. 1745 erhielt die dortige Gemeinde eine massiv gebaute Kirche. Anders als in Hilden und Gräfrath änderte sich in Haan die geringe Zahl der Katholiken im 17. und 18. Jh. noch nicht wesentlich. "Nach dem Religionsvergleich vom Jahre 1672 stand es den Katholiken, an deren Wohnort keine Kirche ihrer Konfession war, frei, ihre religiösen Bedürfnisse nach Belieben in einer Kirche der Nachbarschaft zu befriedigen. Von diesem Recht machte zuerst Christian Wiedefeld, der den Hof zum Diek erworben hatte, Gebrauch. Er hielt sich mit seiner Familie zur Pfarrkirche in Gruiten. Später, im 18. Jahrhundert, fingen die Bewohner dieses Hofes und noch andere hinzugekommene Glaubensgenossen an, die Kirche in Hilden zu besuchen und als ihre Pfarrkirche zu betrachten. Mit Hilden blieben dann auch die Katholiken Haans bis tief ins 19. Jahrhundert verbunden." [Lomberg S. 221 f]
Das katholische Hildener Taufregister verzeichnet um die Wende zum 19. Jh. kaum 100 Haaner Dorfbewohner, meist Dienstboten. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. hielten sich die meisten Haaner Katholiken zur Pfarre Wald. [Baldus S. 136]
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Die erste nachformatorische Kapelle "am Dorn" 1856-1869"Die Zahl der Katholiken in Haan hatte sich ... bis zum Jahre 1852 auf 400 vermehrt, so daß hier eine geordnete Seelsorge immer mehr zum fühlbaren Bedürfnis wurde. Da die Glaubensgenossen zu arm waren, sich selbst zu helfen, so legten sich die erzbischöfliche Behörde und der Bonifatius-Verein ins Mittel. Aus den bereitgestellten Geldern wurde das Haus des Abraham Huhn, am Dorn gelegen, angekauft. Das Hintergebäude, das früher als Backstube benutzt worden war, wurde notdürftig als Kapelle eingerichtet." [Lomberg S. 221 f]
"[...] am Fest der hl. Chrysantus und Daria 1856 wurde das erste nachreformatorische Gotteshaus der Katholiken in Haan durch den Düsseldorfer Dechanten benediziert und seiner Bestimmung übergeben. Das schwere Amt des ersten Pfarr-Rektors übertrug der Erzbischof dem erst 25jährigen Neupriester Friedrich Leopold Korten aus Neuß" [Baldus S. 137], der bis 1861 in Haan tätig war.
Das Haus zum Dorn, das auch als erste katholische Schule gedient hatte, war aufgrund seiner historischen Bedeutung für die katholische Gemeinde unter Denkmalschutz gestellt worden. Als das Grundstück anderweitig genutzt werden sollte, überprüfte man die Geschichte noch einmal, entzog den Denkmalschutz und brach das Haus zum Dorn ab.
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Vor 1990 Das nicht mehr vorhandene Haus zum Dorn, Bahnhofstraße 73 Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
Der erste nachreformatorische Kirchenbau 1869-1956
Da die Kapelle "zum Dorn" für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher bald nicht mehr ausreichte und das Haus zudem schon baufällig war, brauchte die Pfarrei eine neue Kirche.
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Vor 1956 Das Innere der alten katholischen Kirche. Rechts das Marienbild des Haaner Malers Carl Barth von 1946 Bild-Quelle: Ev. Kirchengemeinde Haan |
Am 25. Juni 1869 erhielt die neu erbaute Kirche die Weihe durch den Kölner Erzbischof Paulus Melchers. Das ursprüngliche Patrozinium "Chrysanthus und Daria" der alten Haaner Kirche wurde erneuert. Von der Pfarrkirche in Münstereifel, wo sich die Gebeine der beiden Märtyrer befinden sollen, erhielt die Haaner Pfarrkirche ein kleines Reliquiar. "Alljährlich am letzten Sonntag im Oktober wird mit großem Gepränge von der Kirche das Gedächtnis dieser Heiligen gefeiert", schrieb Lomberg 1928. Die Ausstattung der Kirche wurde durch Schenkungen, insbesondere aus alten Kölner Kirchen, ergänzt.
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Bahnhofstraße mit Blick in Richtung Innenstadt. Rechts die 1957 abgebrochene alte kath. Kirche. In der Bildmitte das verschieferte Haus zum Dorn Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
"Im letzten Kriege blieb die Kirche erhalten; allerdings wurden drei Mal fast sämtliche Fenster durch den Luftdruck explodierender Bomben eingedrückt, darunter zwei Fenster mit Glasmalereien, unsere Kirchenpatrone Chrysanthus und Daria darstellend. Nach dem Kriege dankte die Gemeinde in einem großen Madonnenbild Gott, dem Herrn, für seinen sichtbaren Schutz. Der Maler Carl Barth [1896-1976], ein gebürtiger Haaner und Pfarrkind unserer Gemeinde, ist der Meister des Bildes." Dargestellt ist auf dem großen Ölgemälde eine Madonna, die mit schützend ausgebreiteten Armen über der Kirche sowie den im Krieg zerstörten Häusern steht. Das Bild ist in der Marienkapelle der heutigen Kirche zu sehen. |
Der zweite Kirchenneubau 19561956 wurde die alte katholische Kirche wieder aufgegeben. Ihr Abbruch stieß bei vielen Haanern - auch evangelischen - auf Bedauern. Der neue, großzügige Kirchenbau an der Ecke Bahnhofstraße / Königstraße wurde am 19. März 1956 durch den Kölner Erzbischof Kardinal Frings geweiht und das Patronat "Chrysantus und Daria" wiederum übernommen. Über den Neubau und die Hintergründe schreibt Baldus: |
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1956 Alte und neue katholische Kirche, Bahnhofstraße / Ecke Königstraße Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
"Bereits nach dem ersten Weltkrieg hatten die Haaner Katholiken zweimal einen Kirchenbauverein gegründet, der einen Teil der Geldmittel zum Ausbau der Kirche aufbringen wollte. Aber jedesmal machten Krieg, Inflation und Währungsreform alle Pläne zunichte. Die Pfarre umfaßte nach dem letzten Kriege etwa 5000 Gläubige und war damit seit dem Bau der Kirche im Jahre 1869 um mehr als das Sechsfache gestiegen. Ein Ausbau des Gotteshauses konnte deshalb nicht mehr genügen; außerdem zeigte das Gebäude bereits Spuren von Baufälligkeit, so daß zunächst eine umfangreiche und kostspielige Restaurierung erforderlich gewesen wäre.
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1957 Abbruch der alten katholischen Kirche nach 88 Jahren Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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1957 Neue katholische Kirche an der Königstraße / Ecke Bahnhofstraße 2007 Inzwischen ist die "neue" katholische Kirche 50 Jahre alt. |
Vor einigen Jahren ist die Kirche gründlich restauriert und modernisiert worden. Chrysanthus und Daria sind nun nicht mehr in den Glasfenstern zu sehen.
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Quellen:
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