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Schwanenmühle. Abb. Rheinische Post v. 12.11.1960 |
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- Lage - Ortsbezeichnung - Vermutungen - Die Mühle - Geschichte, Eigentümer und Pächter - Die Gaststätte Hofschaft Krüdersheide |
Lage
Die Schwanenmühle befand sich an der nach ihr benannten Straße in Langenfeld-Wiescheid in der Krüdersheide, dort, wo heute das gleichnamige Gasthaus steht. In unmittelbarer Nähe verläuft die Grenze zum Solinger Stadtteil Ohligs; so nah, dass auf älteren Ansichtskarten "Ohligs, Schwanenmühle" zu lesen ist.
An der Schwanenmühle fließt der Viehbach unter der schmalen Straße hindurch in ein Wald- und Sumpfgebiet, und dort gibt noch etwas Bemerkenswertes: Einen größeren Erdhügel, umgeben von einem breiten Graben. Dabei soll es sich um die Motte Schwanenmühle handeln, Reste einer mittelalterlichen Turmhügelburg. Details und Karten sind zu finden in der "Stadtgeschichte Langenfeld" von Rolf Müller (1992). Im Volksmund wurde die "Motte Schwanenmühle" wohl auch "Schwanenburg" genannt. |
OrtsbezeichnungWie kam die Schwanenmühle zu ihrem Namen? Natürlich ist es nicht so einfach, wie es scheint, und mit Schwänen hat die uralte Ortsbezeichnung wohl so wenig zu tun wie der Gockel mit der Stadt Haan. Eine Erklärung bietet E.G. Zitzen im "Rheinischen Agrargeschichtlichen Wortschatz" an. Wie so oft, läuft sie auch hier auf das Roden hinaus:
"Manche mit Schwan zusammengesetzte Ortschaften lassen auf eine frühere Rodungstätigkeit schließen [...]. Das Wort stammt von dem althochdeutschen swant = Schwendung (ahd. swandjan; mhd. swenden = ausreuten, fortschaffen, vertilgen, verbrauchen, vergl. verschwenden). Es bezeichnet die Form der Rodungsarbeit, die Land zu gewinnen sucht durch Schwenden, d.i. das Anhauen der Bäume, so daß sie absterben (schwinden). Viele mit Schwan zusammengesetzte Namen bedeuten daher Orte, wo in früheren Zeiten die Waldungen angehauen wurden, damit sie dahinschwanden."
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2005 An der Schwanenmühle |
Die Mühle
Die Schwanenmühle soll 1554 erbaut worden sein [Rosenthal], war jedenfalls spätestens Mitte des 16. Jh. vorhanden. Nach der Überlieferung soll das Abbruchmaterial der "Motte", der alten Schwanenburg, zum Bau verwendet worden sein.
"Das Werk lief auf einem Weizen- und einem Korngang. Ein Fünfzehner- und ein Dreizehner-Stein waren im Mühlenbett eingebaut. Mühlenachse, Mühlenrad, Kamm- und Kronrad waren neu und beide Ritzer noch brauchbar. Von älterem Aussehen waren Schwenkbalken, Stuhlbalken und die Sohle des Mühlenbettes. Das Flutbett mit dem Gestell machten auch noch einen soliden Eindruck.
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Kammrad = hölzernes Zahnrad mit einzeln eingesetzten Zähnen. Kamm = Zahn eines Rades im Mühlengetriebe. Kronrad = Getrieberad (Zahnrad), Gegenstück zum Kammrad, Durchmesser 1,2- 1,5 Meter.
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1950 Die Schwanenmühle. Detail einer Zeichnung von Bernhard Riepke |
VermutungenMöglicherweise handelt es sich bei der Schwanenmühle um die erste in Langenfeld erwähnte Mühle. Eine entsprechende Urkunde von 1341 ist in den von Heinrich Strangmeier herausgegebenen Niederbergischen Beiträgen wiedergegeben. Rolf Müller schreibt dazu:
"Die früheste Erwähnung einer Mühle in der Langenfelder Geschichte findet sich in einer Urkunde vom 8. Juli 1341 und steht im Zusammenhang mit Haus Graven. Der Besitzer dieser Mühle, 'Adolf genannt vamme Graven', legte für sich und seine Erben fest, den Schaden, den sein Freund Albert genannt Zobchin in einem Streit dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich und der Kölner Kirche zugefügt hatte, gutzumachen, indem er sich verpflichtete, aus seiner Mühle 'zume Graven' im Kirchspiel 'Rycheroyde' dem Erzbischof eine jährliche Rente von 5 Mark brabantischer Währung zu zahlen und versprach - auch für seine Erben -, 'treu und auf immer' ein Lehnsmann des Erzbischofs, dessen Nachfolger und der Kölner Kirche zu sein. Die in der Urkunde erkennbare enge Verbindung zwischen dieser Mühle und dem Rittersitz Graven erlaubt den Schluß, daß es sich hier um die Schwanenmühle handelt.
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Geschichte, Eigentümer und Pächter
1548 geht aus einem Vertrag hervor, dass die Schwanenmühle ausschließlich in Diensten des Hauses Graven stand, d.h. der Müller durfte nur "das Gemahl des Gutes zum Graven mahlen."
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1715 Detail aus der Ploennies-Karte des Amtes Monheim |
Pächter Kolck, Peters, Gierlichs und Hecker
1701 und 1721 wird in der Schwanenmühle die Müllerfamilie Kolck genannt, 1765 der Name Peters. [Müller]
Pächter Busch
Daniel Busch war der nächste Pächter der Mühle sowie von je einem Morgen Ackerland, Wiese und Wald. Fast 50 Jahre lang hielt er durch.
Pächter Klophaus
Am 27. Februar 1843 schloss Johann Wilhelm Graf von Mirbach, Rheinischer Ritterhauptmann und Inhaber mehrerer hoher Orden, mit dem Müller und Bäcker zur Görtsche, Friedrich Wilhelm Klophaus, einen Pachtvertrag auf 12 Jahre ab. Was der Görtscher Bäcker und Müller Klophaus vor Vertragsunterzeichnung bei der Besichtigung der Mühle im Einzelnen vorfand, ist weiter oben aufgeführt. "Klophaus stellte fest, daß mit Ausnahme kleiner Mängel an Fußböden, Fenstern und Türen wenig zu beanstanden war; deshalb erklärte sich auch mit den Pachtbedingungen einverstanden." [Hinrichs]
Pächter Schultes und Seidenfaden
Schon nach drei Jahren wurde Klophaus von dem Haus Gravener Hofpächter Schultes als Pächter abgelöst. In dessen Zeit fällt eine Erhebung im Jahr 1853, in der sich herausstellte, dass weder die Eigentümer noch die Pächter der vier 'in Rede stehenden Wassergewerke' (Krüdersheider Mühle, Schwanenmühle, Götscher Mühle und Riethrather Mühle) eine Konzession besaßen.
Pächter Olbertz und Kelz
1876 erscheint Friedrich Olbertz als neuer Pächter der Mühle. Für die Summe von 600 Talern (1800 Mark) übernahm er alle Mahl- und Bäckerei-Utensilien. Vereinbart wurde mit dem Mühlenbesitzer von Mirbach eine Pacht von 203 Talern. Das Pachtverhältnis scheint aber nicht zufriedenstellend funktioniert zu haben, denn schon 1877 bemühten sich die Besitzer der Krüdersheider Mühle, Pohlig Co., sowie die Herren Lüpschen in Krüdersheide und der Kohlen- und Fouragehändler [Futtermittelhändler] Carl Halbach in Leichlingen um die Pachtung der Schwanenmühle. [Hinrichs]
Pächter und Eigentümer Schlicker
Aber Graf von Mirbach verpachtet die Mühle an Hermann Schlicker und seine Frau Berta geborene Schaaf. Dabei blieb es, bis Schlicker die Getreidemühle im Jahr 1890 erwarb. Mit dem Mühlenbetrieb war eine Bäckerei verbunden, in der vor dem Ersten Weltkrieg viermal täglich 96 Brote gebacken wurden.
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2005 Biergarten der Gaststätte Foto: © M. Tettinger |
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Nov. 2006 Gaststätte Schwanenmühle |
Die Gaststätte
1891 eröffnete Hermann Schlicker neben dem Stammhaus ein Gasthaus und richtete eine sog. "Gesellschaftswirtschaft" ein. Es war die Zeit, als auch viele andere Mühlen- und Kottenbesitzer an den Solinger Bächen und an der Wupper den wachsenden Ausflugs-Boom erkannten. Sie gliederten ihren Wasserbetriebswerken Gaststätten mit Gondelteich an oder wandelten sie ganz in Restaurationen um.
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Um 1898 Phantasievolles Detail einer Ansichtskarte |
1937 war die Schwanenmühle noch als Mahlmühle registriert, während weiterhin ein Restaurant und eine Sommerfrische betrieben wurden.
Nach anderer Quelle war die Mühle auch 1947 noch in Betrieb. Erst als die Achse des großen Mühlrades zerbrach, entschloss sich Wilhelm Schlicker, Sohn des Vorbesitzers, die Mühle aufzugeben. [RP 12.11.1960]
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Rheinische Post vom 12. November 1960
Alter Ausflugsort im Umbruch Modern und zeitgemäß heißt die Losung - Aber Mühlenromantik soll erhalten bleiben
Wer kennt sie nicht, die alte Ohligser Schwanenmühle, die, inmitten der Heide gelegen, nun schon seit Jahren zu den beliebtesten Ausflugszielen im Bereiche der Klingenstadt und weit über sie hinaus gehört. Über 80 Jahre gehörte dieses idyllische Fleckchen Erde, der weit über die Grenzen Solingens hinaus bekannten Familie Schlicker, die sich als Wirte- und Müllerfamilie alle Zeit hoher Wertschätzung erfreute.
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Eins der vier riesigen Zahnräder, die in der alten Mühle tagaus, tagein ihr Werk betrieben, soll in Erinnerung an die geschichtliche Vergangenheit demnächst zusammen mit einem Mühlenrad und einem alten Mühlstein dem modernisierten Ausflugsort zum Schmuck dienen. Foto: Rheinische Post vom 12.11.1960 |
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Die beiden alten Mühlräder [...] wurden bereits demontiert. [...] »Das heißt allerdings nicht, daß die Schwanenmühle ihren herkömmlichen Mühlencharakter verlieren soll«, sagt Hans Radtke, der der RP das Bauvorhaben in allen Einzelheiten erläuterte, denn unmittelbar vor dem vom Viehbach begrenzten Mühlenterrain soll ein neues Mühlrad entstehen, allerdings ohne praktische Bedeutung [..., das] lediglich an längst vergangene Zeiten erinnern soll. Diese Mühlenromantik zu erhalten, ist das Ziel Hans Radtkes, der aus einer alten Gastronomenfamilie entstammt und lange Zeit auch den elterlichen Betrieb in Norderney bewirtschaftete.
In der alten Mühle trafen wir auch Klara Schlicker [...]. Wie sehr sie an diesem idyllischen Winkel hängt, das spürt man, wenn sie von dem kleinen Mühlrad erzählt, das neben der Waschmaschine auch das Butterfaß und die Kaffeemühle anzutreiben hatte. Sonntags, wenn in der Schwanenmühle Hochbetrieb herrschte, dann kam die Kaffeemühle nicht zur Ruhe, denn sie hatte nicht selten mehr als 20 Pfund Kaffee an solchen Tagen zu mahlen!
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Nov. 2006 Gewitterstimmung in Wiescheid, Zur Schwanenmühle. Ein Stück weiter rechts verläuft die Haus Gravener Straße; weiter links steht die ehemalige Schwanenmühle. |
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Namen1647 Eberhard von dem Bodlenberg-Kesselvon Velbrück 1701, 1721 Kolck 1765 Peters 1784 Gräfin von Horion geb. von Velbrück 1784 Matthiaßen Gierlichs Johannes Hecker 1790-1843 Daniel Busch 1842, 1843 Johann Wilhelm Graf von Mirbach 1843 Friedrich Wilhelm Klophaus 1846 Schultes 1859, 1865 Jakob Seidenfaden und Sibilla geb. Schultes 1876 Friedrich Olbertz 1879 Hubert Kelz 1890 Hermann Schlicker und Berta geb. Schaaf Wilhelm Schlicker 1960 Hans Radtke |
Quellen:
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