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Schwanenmühle (Viehbach)

Schwanenmühle
Schwanenmühle. Abb. Rheinische Post v. 12.11.1960
 
Lage
Ortsbezeichnung
Vermutungen
Die Mühle
Geschichte, Eigentümer und Pächter
Die Gaststätte

  Hofschaft Krüdersheide




Lage

Die Schwanenmühle befand sich an der nach ihr benannten Straße in Langenfeld-Wiescheid in der Krüdersheide, dort, wo heute das gleichnamige Gasthaus steht. In unmittelbarer Nähe verläuft die Grenze zum Solinger Stadtteil Ohligs; so nah, dass auf älteren Ansichtskarten "Ohligs, Schwanenmühle" zu lesen ist.

Nahm man es nicht so genau, oder hat die Schwanenmühle tatsächlich einmal auf Ohligser oder Höhscheider Gebiet gestanden? Der Gedanke ist nicht völlig von der Hand zu weisen, denn im Gebiet Krüdersheide fanden mehrfach Grenzverschiebungen statt. Dennoch ist es wenig wahrscheinlich: Ploennies hat die Mühle 1715 auf seiner Karte des Amtes Monheim eingetragen, nicht auf der Solinger Karte (vgl. Krüdersheider Mühle). Und sowohl auf der Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf aus dem Jahr 1819 von Wilhelm Schlangs als auch auf der Hofacker-Karte von 1898 liegt die Schwanenmühle eindeutig auf Richrather Gebiet, von neueren Karten ganz zu schweigen.

An der Schwanenmühle fließt der Viehbach unter der schmalen Straße hindurch in ein Wald- und Sumpfgebiet, und dort gibt noch etwas Bemerkenswertes: Einen größeren Erdhügel, umgeben von einem breiten Graben. Dabei soll es sich um die Motte Schwanenmühle handeln, Reste einer mittelalterlichen Turmhügelburg. Details und Karten sind zu finden in der "Stadtgeschichte Langenfeld" von Rolf Müller (1992). Im Volksmund wurde die "Motte Schwanenmühle" wohl auch "Schwanenburg" genannt.




Ortsbezeichnung

Wie kam die Schwanenmühle zu ihrem Namen? Natürlich ist es nicht so einfach, wie es scheint, und mit Schwänen hat die uralte Ortsbezeichnung wohl so wenig zu tun wie der Gockel mit der Stadt Haan. Eine Erklärung bietet E.G. Zitzen im "Rheinischen Agrargeschichtlichen Wortschatz" an. Wie so oft, läuft sie auch hier auf das Roden hinaus:

"Manche mit Schwan zusammengesetzte Ortschaften lassen auf eine frühere Rodungstätigkeit schließen [...]. Das Wort stammt von dem althochdeutschen swant = Schwendung (ahd. swandjan; mhd. swenden = ausreuten, fortschaffen, vertilgen, verbrauchen, vergl. verschwenden). Es bezeichnet die Form der Rodungsarbeit, die Land zu gewinnen sucht durch Schwenden, d.i. das Anhauen der Bäume, so daß sie absterben (schwinden). Viele mit Schwan zusammengesetzte Namen bedeuten daher Orte, wo in früheren Zeiten die Waldungen angehauen wurden, damit sie dahinschwanden."
[zitiert bei Hinrichs]


Damit für den in der Nähe gelegenen Rittersitz Haus Graven mit seinen vielen Hundert Morgen großen Nutzungsflächen eine Mühle am Bachlauf errichtet werden konnte, wurde hier vermutlich ein Stück Wald 'geschwendet'. "Das geschwundene Waldstück wird der Mühle den Namen gegeben haben." [Hinrichs]



Schwanenmühle
 
2005
An der Schwanenmühle




Die Mühle

Die Schwanenmühle soll 1554 erbaut worden sein [Rosenthal], war jedenfalls spätestens Mitte des 16. Jh. vorhanden. Nach der Überlieferung soll das Abbruchmaterial der "Motte", der alten Schwanenburg, zum Bau verwendet worden sein.

1771-1772 ist die Mühle wahrscheinlich teilweise neu aufgebaut worden. "Mit der Summe von 118 Reichstalern, woran der Zimmermeister Johann Peter Winkels mit 20, der Mauermeister Johann Bonrath mit 17 und ein Schreinermeister mit 8 Reichstalern Arbeitslohn beteiligt waren, war ein totaler Neubau nicht möglich. Die Holzschneider, denen das Bauholz in den Haus Gravener Wäldern angewiesen war, stellten eine Rechnung über 33 Reichstaler aus; eine hohe Summe, gemessen an dem Tagelohn von 3 Rchtlr., den der Nagelschmied Kirschbaum forderte." [Hinrichs]

1786 wurden Reparaturen "vom Dach bis zur Sohle" durchgeführt. Auch der Backofen musste in neue Steine gesetzt werden. Die Bausumme betrug über 200 Reichstaler.

Von 1843 stammt folgende Beschreibung des Anwesens, die anlässlich der Pachtverhandlungen mit dem Müller Klophaus protokolliert wurde:

"Das Werk lief auf einem Weizen- und einem Korngang. Ein Fünfzehner- und ein Dreizehner-Stein waren im Mühlenbett eingebaut. Mühlenachse, Mühlenrad, Kamm- und Kronrad waren neu und beide Ritzer noch brauchbar. Von älterem Aussehen waren Schwenkbalken, Stuhlbalken und die Sohle des Mühlenbettes. Das Flutbett mit dem Gestell machten auch noch einen soliden Eindruck.

Im Mühlenhaus lagen neben der mit Ästersteinen gepflasterten Küche die Wohnstube und eine Nebenkammer. In der Backstube fiel der aus Tuffsteinen gemauerte und in Ziegelsteinkappen gesetzte Backofen auf.

Im oberen Stockwerk, das über eine alte Holztreppe zu erreichen war, laqen neben den Schlafzimmern der Pächterfamilie eine Jägerstube und das Gesinde-Schlafzimmer. Die Stallung bot Platz für zwei Kühe und ein Pferd. Für die Schweine war ein besonderer Raum angebaut. In unmittelbarer Nähe des Auslaufes oder Schweinepärkchens lag das Häuschen mit dem Herzen in der Tür." [Hinrichs]


  Kammrad = hölzernes Zahnrad mit einzeln eingesetzten Zähnen. Kamm = Zahn eines Rades im Mühlengetriebe. Kronrad = Getrieberad (Zahnrad), Gegenstück zum Kammrad, Durchmesser 1,2- 1,5 Meter.

Mitte des 19. Jh. verfügte die Mühle über ein oberschlächtiges Wasserrad (8 PS) bei einem Gefälle von 8 Fuß. Vorhanden war je ein Mahlgang für Weizen und für Korn. [Müller]

Am 23.08.1952 schrieb die Rheinische Post: "Als Zeugen ihres Alters sieht man Deckenbalken, die ohne jegliche Verarbeitung so eingebaut wurden, wie sie der Wald hergab."


Schwanenmühle
 
1950
Die Schwanenmühle.
Detail einer Zeichnung
von Bernhard Riepke



Vermutungen

Möglicherweise handelt es sich bei der Schwanenmühle um die erste in Langenfeld erwähnte Mühle. Eine entsprechende Urkunde von 1341 ist in den von Heinrich Strangmeier herausgegebenen Niederbergischen Beiträgen wiedergegeben. Rolf Müller schreibt dazu:

"Die früheste Erwähnung einer Mühle in der Langenfelder Geschichte findet sich in einer Urkunde vom 8. Juli 1341 und steht im Zusammenhang mit Haus Graven. Der Besitzer dieser Mühle, 'Adolf genannt vamme Graven', legte für sich und seine Erben fest, den Schaden, den sein Freund Albert genannt Zobchin in einem Streit dem Kölner Erzbischof Walram von Jülich und der Kölner Kirche zugefügt hatte, gutzumachen, indem er sich verpflichtete, aus seiner Mühle 'zume Graven' im Kirchspiel 'Rycheroyde' dem Erzbischof eine jährliche Rente von 5 Mark brabantischer Währung zu zahlen und versprach - auch für seine Erben -, 'treu und auf immer' ein Lehnsmann des Erzbischofs, dessen Nachfolger und der Kölner Kirche zu sein. Die in der Urkunde erkennbare enge Verbindung zwischen dieser Mühle und dem Rittersitz Graven erlaubt den Schluß, daß es sich hier um die Schwanenmühle handelt.

Einen weiteren frühen Hinweis auf diese Mühle enthält die Liste der Nutzungsberechtigten der Richrather Mark (1449), in der im Abschnitt über die Richrather Honschaft ein 'molenhof' und unter 'Haeckhusen' ein 'Swanen gud', zu dem vielleicht die Mühle gleichen Namens gehörte, genannt wird." [Müller S. 656]




Geschichte, Eigentümer und Pächter

1548 geht aus einem Vertrag hervor, dass die Schwanenmühle ausschließlich in Diensten des Hauses Graven stand, d.h. der Müller durfte nur "das Gemahl des Gutes zum Graven mahlen."

1647 erscheint die Mühle wieder in den Akten. Damals war dem Müller der Schwanenmühle von dem damaligen Mühlenbesitzer, Eberhard von dem Bodlenberg-Kessel, vorgeworfen worden, er habe sich mit der Loh- und Oligsmühle [Ölmühle] nicht begnügt, halte nicht sein Versprechen, wöchentlich einmal für seine Herrschaft auf ihren Vogelherden zu fangen, und habe sich verführen lassen, von der Mühle ostwärts im Mühlenbach zu nächtlicher Zeit Fische und Krebse zu fangen. "Es wird ihm auferlegt, über das Soll hinaus kein Getreide anzunehmen, die Vogelherde regelmäßig zu besetzen und die Fischräuber anzuzeigen." [Hinrichs]

Von den Bodlenberg-Kessels zu Hackhausen erbten die Velbrücks die Schwanenmühle. Ihr Wert wurde auf rund 2900 Rchtlr. taxiert, das Werk der Getreidemühle sowie ihr Teich als gut bezeichnet. [Hinrichs]

In der Ploennies-Karte von 1715 ist die 'Schwanenmühl' verzeichnet.


Schwanenmühle
 
1715
Detail aus der Ploennies-Karte
des Amtes Monheim



Pächter Kolck, Peters, Gierlichs und Hecker

1701 und 1721 wird in der Schwanenmühle die Müllerfamilie Kolck genannt, 1765 der Name Peters. [Müller]

1784 wurde die Schwanenmühle (auch Haus Gravener Mühle genannt) von Gräfin von Horion geb. von Velbrück an den 'ehrsamen Matthiaßen Gierlichs' verpachtet. Der Pachtvertrag beinhaltete die Zahlung der Pachtsumme von 60 Rchtlr. und die Auflage, die Mahlgäste in der landüblichen Molter [Mahllohn] nicht zu übervorteilen. Mühlenhaus und Mahlwerk sollten auf eigene Kosten in gutem Stande gehalten werden. "Streng wachte sie auch darüber, daß ihr von jedem abgenutzten Zentimeter Mühlstein 1 1/2 Reichstaler vergütet wurden. Ein wohl über Hunderte von Jahren bestehender alter Mühlenbrauch!" [Hinrichs]

Nachfolger von Gierlichs wurde für drei Jahre Johannes Hecker. Er musste jährlich 127 Rchtlr. Miete an die Gräfin zahlen.

1816 sind für den Ort "Schwanemül" in einer Liste vom 7. Januar fünf Einwohner verzeichnet. [Müller S. 29]



Pächter Busch

Daniel Busch war der nächste Pächter der Mühle sowie von je einem Morgen Ackerland, Wiese und Wald. Fast 50 Jahre lang hielt er durch.

"Als Graf von Mirbach in den Velbrückschen Besitz der Häuser Graven, Langfort und Vorst eingeheiratet hatte, kam er mit Busch dahin überein, daß derselbe dem Jäger Carl Zerckey und seinem Hühnerhund Kost und Logis gewährte, wofür ihm an der Pacht 70 Rchtl. jährlich gutgeschrieben wurden."

Am 12.09.1842 teilte der alte Müller seinen Pachtherrn mit, er wolle 'das Mühlengeschäft quittieren' und sich auf ein von seiner Frau geerbtes Gütchen zurückzuziehen. Gleichzeitig bat er darum, seinem Sohn, der ein braver und rechtschaffener Mann sei, die Mühle zu übergeben. "Obwohl Daniel Busch fast ein Leben lang in der Schwanenmühle seine besten Kräfte verzehrt hatte, erfüllte ihm sein Herr den Wunsch, seinen Sohn als Nachfolger zu sehen, nicht." [Hinrichs]



Pächter Klophaus

Am 27. Februar 1843 schloss Johann Wilhelm Graf von Mirbach, Rheinischer Ritterhauptmann und Inhaber mehrerer hoher Orden, mit dem Müller und Bäcker zur Görtsche, Friedrich Wilhelm Klophaus, einen Pachtvertrag auf 12 Jahre ab. Was der Görtscher Bäcker und Müller Klophaus vor Vertragsunterzeichnung bei der Besichtigung der Mühle im Einzelnen vorfand, ist weiter oben aufgeführt. "Klophaus stellte fest, daß mit Ausnahme kleiner Mängel an Fußböden, Fenstern und Türen wenig zu beanstanden war; deshalb erklärte sich auch mit den Pachtbedingungen einverstanden." [Hinrichs]

Allerdings schreibt Hinrichs an anderer Stelle: "Daniel Busch verließ 1843 die Mühle in einem ziemlich verwahrlosten Zustand, so daß wiederum rund 400 Taler an ihre Instandsetzung angelegt werden mußten. Friedrich Schiffer zimmerte ein neues Kronrad aus Ulmenholz, einen neuen Mühlstein zum Preise von 24 Rchtlr. lieferte die Firma Herringer in Köln, und im Feldbrandofen des Theegarten zu Widdauen sind für die Schwanenmühle 1725 Ziegelsteine gebrannt worden. Alles erforderliche Eisenwerk, Schrauben und Nägel einbegriffen, stellte der Schmiedemeister Wilhelm Dörner her. Er quittierte dar[ü]ber eine Rechnung von 90 Talern und 10 Silbergroschen."



Pächter Schultes und Seidenfaden

Schon nach drei Jahren wurde Klophaus von dem Haus Gravener Hofpächter Schultes als Pächter abgelöst. In dessen Zeit fällt eine Erhebung im Jahr 1853, in der sich herausstellte, dass weder die Eigentümer noch die Pächter der vier 'in Rede stehenden Wassergewerke' (Krüdersheider Mühle, Schwanenmühle, Götscher Mühle und Riethrather Mühle) eine Konzession besaßen.

Die Eigentümer "beriefen sich darauf, daß die 'Anlagen, wie der Augenschein liefere, aus begrauter Vorzeit beständen' und daß vor allem aber der Besitz 'durch die Erfahrung eine Überzeugung geworden' sei und das 'Eigentum sicherstelle'. Schließlich hielt man nach 'dem Dargelegten die Gerechtsamen als rechtsbeständig beurkundet." [Müller S. 660]

Am 04.11.1859, nach dem Tod des Grafen Johann Wilhelm von Mirbach, schloss dessen Witwe einen Mühlenpachtvertrag mit Jakob Seidenfaden ab. Vermutlich war dieser ein Verwandter des Schultes von Haus Graven (seine Frau Sibilla war eine geborene Schultes) und noch dazu ein angesehener Mann: 1867 wurde Jakob Seidenfaden, Müller und Landwirt zu Schwanenmühle, zum Gemeindeverordneten von Richrath gewählt. Das Ehepaar bewirtschaftete die Mühle bis 1876.



Pächter Olbertz und Kelz

1876 erscheint Friedrich Olbertz als neuer Pächter der Mühle. Für die Summe von 600 Talern (1800 Mark) übernahm er alle Mahl- und Bäckerei-Utensilien. Vereinbart wurde mit dem Mühlenbesitzer von Mirbach eine Pacht von 203 Talern. Das Pachtverhältnis scheint aber nicht zufriedenstellend funktioniert zu haben, denn schon 1877 bemühten sich die Besitzer der Krüdersheider Mühle, Pohlig Co., sowie die Herren Lüpschen in Krüdersheide und der Kohlen- und Fouragehändler [Futtermittelhändler] Carl Halbach in Leichlingen um die Pachtung der Schwanenmühle. [Hinrichs]

Neuer Pächter wurde jedoch Hubert Kelz, vormals Mühlenknecht des Müllers Leysiefer aus Balken bei Leichlingen. Auch er scheint nicht erfolgreich gewesen sein, denn am 26. April 1879 schreibt der Müller von der Krüdersheide an Herrn von Mirbach: "Da ich als Nachbar Ihrer hierselbst gelegenen Schwanenmühle dieselbe wieder verwaist sehe, so erlaube ich mir anzufragen, ob Sie mir dieselbe vermieten wollen und zu welchem Preis." [Hinrichs]



Pächter und Eigentümer Schlicker

Aber Graf von Mirbach verpachtet die Mühle an Hermann Schlicker und seine Frau Berta geborene Schaaf. Dabei blieb es, bis Schlicker die Getreidemühle im Jahr 1890 erwarb. Mit dem Mühlenbetrieb war eine Bäckerei verbunden, in der vor dem Ersten Weltkrieg viermal täglich 96 Brote gebacken wurden.

"Das Wasserrad trieb aber nicht nur die Mühle und den Knetbottich der Bäckerei, sondern auch einen Dynamo, der Jahrzehnte das ganze Haus mit Strom versorgte." Ein zweites Wasserrad pumpte das nötige Trinkwasser aus einem Brunnen in die Wasserleitungen. [RP 23.08.1952]



Schwanenmühle
 
2005
Biergarten der Gaststätte
Foto: © M. Tettinger


Schwanenmühle
 
Nov. 2006  
Gaststätte Schwanenmühle



Die Gaststätte

1891 eröffnete Hermann Schlicker neben dem Stammhaus ein Gasthaus und richtete eine sog. "Gesellschaftswirtschaft" ein. Es war die Zeit, als auch viele andere Mühlen- und Kottenbesitzer an den Solinger Bächen und an der Wupper den wachsenden Ausflugs-Boom erkannten. Sie gliederten ihren Wasserbetriebswerken Gaststätten mit Gondelteich an oder wandelten sie ganz in Restaurationen um.

"Die damaligen Gesellschaftswirtschaften hatten keine Konzession und durften nur Getränke an die Gesellschaftsmitglieder verabreichen. Mit dem zunehmenden Ausflugsverkehr entstanden vielfach die schwierigsten Situationen, und der Besitzer mußte aufpassen, um nicht mit dem Gesetzgeber in Konflikt zu kommen. Nach langen Bemühungen gelang es dem Inhaber, unter Bürgermeister Haas die Konzession zu erlangen. Seit diesem Tag haben viele Menschen in dem freundlichen Gasthaus, zu dem ein vier Morgen großer Gondelteich und 16 Morgen Wiesen gehören, Erholung gefunden. Unter den Gästen waren viele Ausländer. Holländer, Tunesier und Amerikaner stehen im Gästebuch." [RP 23.08.1952]

  Julius Haas war 1877-1908 Bürgermeister in Langenfeld.

Auf der Karte des Landmessers A. Hofacker von 1898 ist an der Schwanenmühle der relativ kleine Mühlenteich eingezeichnet, jedoch (noch) nicht der große Gondelteich.

1908 gehörte Hermann Schlicker als Inhaber von "Restaurant und Sommerfrische Schwanenmühle" zum exklusiven Kreis der 47 Fernsprechteilnehmer im Langenfelder Stadtgebiet. [Müller S. 692 und 274]



Schwanenmühle
Um 1898
Phantasievolles Detail
einer Ansichtskarte


1937 war die Schwanenmühle noch als Mahlmühle registriert, während weiterhin ein Restaurant und eine Sommerfrische betrieben wurden. Nach anderer Quelle war die Mühle auch 1947 noch in Betrieb. Erst als die Achse des großen Mühlrades zerbrach, entschloss sich Wilhelm Schlicker, Sohn des Vorbesitzers, die Mühle aufzugeben. [RP 12.11.1960]

1960, nach dem Tod Willy Schlickers, hielt die "neue Zeit" Einzug in der Schwanenmühle. Größere Veränderungen zeichneten sich ab, die teilweise heute noch sichtbar sind. Die Rheinische Post berichtete damals:


Rheinische Post vom 12. November 1960
Alter Ausflugsort im Umbruch
Modern und zeitgemäß heißt die Losung -
Aber Mühlenromantik soll erhalten bleiben

Wer kennt sie nicht, die alte Ohligser Schwanenmühle, die, inmitten der Heide gelegen, nun schon seit Jahren zu den beliebtesten Ausflugszielen im Bereiche der Klingenstadt und weit über sie hinaus gehört. Über 80 Jahre gehörte dieses idyllische Fleckchen Erde, der weit über die Grenzen Solingens hinaus bekannten Familie Schlicker, die sich als Wirte- und Müllerfamilie alle Zeit hoher Wertschätzung erfreute.

Als Willy Schlicker, der am 8. Juni dieses Jahres verstarb, sich im Frühjahr nach einem arbeitsreichen Leben zur Ruhe setzen wollte, verkaufte er die Schwanenmühle an Hans Radtke, der in den letzten fünf Jahren das Ohligser 'Haus Schumacher' bewirtschaftet hatte. Er nun will die alte Schwanenmühle von Grund auf umgestalten. [...]

 
Schwanenmühle
 
Eins der vier riesigen Zahnräder, die in der alten Mühle tagaus, tagein ihr Werk betrieben, soll in Erinnerung an die geschichtliche Vergangenheit demnächst zusammen mit einem Mühlenrad und einem alten Mühlstein dem modernisierten Ausflugsort zum Schmuck dienen.

Foto: Rheinische Post vom 12.11.1960
 

Die beiden alten Mühlräder [...] wurden bereits demontiert. [...] »Das heißt allerdings nicht, daß die Schwanenmühle ihren herkömmlichen Mühlencharakter verlieren soll«, sagt Hans Radtke, der der RP das Bauvorhaben in allen Einzelheiten erläuterte, denn unmittelbar vor dem vom Viehbach begrenzten Mühlenterrain soll ein neues Mühlrad entstehen, allerdings ohne praktische Bedeutung [..., das] lediglich an längst vergangene Zeiten erinnern soll. Diese Mühlenromantik zu erhalten, ist das Ziel Hans Radtkes, der aus einer alten Gastronomenfamilie entstammt und lange Zeit auch den elterlichen Betrieb in Norderney bewirtschaftete.

Er will die Schwanenmühle modernisieren und zeitgemäß gestalten. Da er dies sehr gründlich, mit entsprechender Sachkenntnis und offenbar auch in guter Zusammenarbeit mit Frau Klara Schlicker, der Witwe des letzten Schwanenmühlen-Wirtes, tut, dürfte ihm dieses Vorhaben wohl gelingen. Schon jetzt sind die Bauarbeiter dabei, den Wintergarten zu vergrößern. Der Büfettraum wird in Zukunft mitten in der alten Mühle liegen, die übrigens im zweiten Bauprogramm, das zunächst nur geplant ist und erst zu einem späteren Zeitpunkt verwirklicht werden soll, völlig abgerissen und in moderner Form wiedererrichtet werden soll. [...]

Doch schon in absehbarer Zeit soll die erste Etage von einem Umlaufbalkon umgeben sein, von dem das Gesamtbild der Schwanenmühle gewiß profitieren dürfte. Bis zum Frühjahr wird schließlich auch das Gartengelände um mehr als einen halben Meter 'gehoben' werden. Außerdem soll der kleine Teich, wenn er ausgebaggert ist, wieder zur Heimat stolzer Schwäne werden, während der große Teich den Anglern vorbehalten sein wird, die hier Karpfen, Schleien und Rotaugen fangen können, die bereits ausgesetzt wurden. [...]

In der alten Mühle trafen wir auch Klara Schlicker [...]. Wie sehr sie an diesem idyllischen Winkel hängt, das spürt man, wenn sie von dem kleinen Mühlrad erzählt, das neben der Waschmaschine auch das Butterfaß und die Kaffeemühle anzutreiben hatte. Sonntags, wenn in der Schwanenmühle Hochbetrieb herrschte, dann kam die Kaffeemühle nicht zur Ruhe, denn sie hatte nicht selten mehr als 20 Pfund Kaffee an solchen Tagen zu mahlen!

Doch nicht nur das, denn unter Willy Schlickers Regie blühte im Herzen der Ohligser Heide auch der Flachs. Nicht selten, so sagte bei solchen Gelegenheiten der 'schlickenreiche' Schwanenmühlenwirt, wenn er nach der Geschichte der Mühle befragt wurde, ein selbst 'erfundenes' Sprüchlein auf, das oft gar für bare Münze genommen wurde: »Den Schwanenritter Lohengrin, den zog's zu einer Mühle hin, die seit daher im Bergischen Land als Schwanenmühle ist bekannt!«



1964 schrieb Hinrichs: "An die ehemalige Mühlenherrlichkeit erinnert nur noch mit einigen alten Mühlsteinen in der Gartenanlage das in Fachwerk und schwarze Balken gestellte Altenteil der ehemaligen Mühle."

Inzwischen sind über 40 Jahre vergangen, das Ambiente hat sich wieder verändert. - Wenn auch von der alten Mühlenromantik nichts mehr zu sehen ist, so kann man doch auch heute bei passender Jahreszeit draußen in "Langenfelds größtem Biergarten" sitzen und - wenn man will - von stolzen Schwänen träumen.


 

 
Nov. 2006   Gewitterstimmung in Wiescheid, Zur Schwanenmühle.
Ein Stück weiter rechts verläuft die Haus Gravener Straße; weiter links steht die ehemalige Schwanenmühle.



 



Namen

1647   Eberhard von dem Bodlenberg-Kessel
von Velbrück
1701, 1721   Kolck
1765   Peters
1784   Gräfin von Horion geb. von Velbrück
1784   Matthiaßen Gierlichs
Johannes Hecker
1790-1843   Daniel Busch
1842, 1843   Johann Wilhelm Graf von Mirbach
1843   Friedrich Wilhelm Klophaus
1846   Schultes
1859, 1865   Jakob Seidenfaden und Sibilla geb. Schultes
1876   Friedrich Olbertz
1879   Hubert Kelz
1890   Hermann Schlicker und Berta geb. Schaaf
Wilhelm Schlicker
1960   Hans Radtke


Quellen:
  • Hinrichs, Fritz: Als sich noch das herrliche Wasserrad drehte. Die Schwanenmühle nahe der Wasserburg Graven. Die Heimat 11/1964 S. 42 f
  • Rheinische Post vom 23.08.1952
  • Rheinische Post vom 12.11.1960
  • Strangmeier, Heinrich (Hrsg.), Günter v. Roden, Dietrich Höroldt: Quellen zur älteren Geschichte von Hilden, Haan und Richrath, Band I bis V, Hilden 1951 bis 1973
  • Müller, Rolf (1992)
  • Zitzen,E.G.: Rheinischer Agrargeschichtlicher Wortschatz, 2. Lieferung, S. 313. Zit. bei Hinrichs (1964)

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