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1998 Ehemaliger Rittersitz Wasserburg Haus Graven, Langenfeld-Wiescheid |
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- Burg und Burgherren - Hofgericht Graven - Sagen - Nebenschauplatz - Haus Graven als kultureller Treffpunkt |
Burg und BurgherrenAls Max Schmidt 1922 in seinen "Geschichtlichen Wanderungen durch Solingen" über die Wasserburg Haus Graven schrieb, ist diese ein beliebtes Ausflugsziel gewesen: "In der Nähe der Ohligs-Richrather Grenze liegt das bekannte Haus Graven. Diese eigenartige Wasserfeste, wie wir sie am Niederrhein so oft finden, gibt ein anziehendes Bild alter Zeit. Im Walde versteckt liegt es unweit der alten Schwanenmühle, mit der es zusammen lange Jahre im Besitze der Herren von Hackhausen, derer von Bottlenberg, war."
Die Wasserburg Haus Graven in Langenfeld-Wiescheid, von der heute nur noch die im 17. Jh. errichtete Vorburg erhalten ist, soll im 13. Jh. erbaut worden sein. Als urkundliche Ersterwähnung des Siedlungsnamens "Graven" (Graben) nennt der Langenfelder Stadthistoriker Müller das Jahr 1334.
"... am 8. Juli 1341 übertrug Adolf vamme Graven dem Kölner Erzbischof Walram infolge seiner Aussöhnung mit A. Zobbe lediglich eine Jahresrente von 5 Mark aus seiner Mühle zum Graven (Kurköln Urk. Nr. 379). Im übrigen fehlt in den kurkölnischen Lehnsakten und Urkunden leglicher Hinweis auf Graven, so daß ein Lehnsverhältnis zumindest sehr fraglich ist." [Wenning S. 3] |
Die Familie Stael-Holstein, Eigentümer des Hauses Lanquit (heute Langfort), "... muß schon bald das Ziel verfolgt haben, auch Graven in seine Hand zu bekommen. Und das gelang ihr schließlich [...]; vermutlich geschah es nach Aussterben der angestammten Familie und wahrscheinlich im 15. Jahrhundert." [Wenning S. 3] "Johannes Stael von Holstein, der Sohn seines gleichnamigen, auf Lanquit sitzenden Vaters und Gemahl der Katharina von Keppel, besaß in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts außer Lanquit auch Graven. Am 21. Oktober 1547 wurde ihm vom Rat der Stadt Köln erlaubt, sein Haus Up dem over mit 100 Goldgulden zu belasten (Kölner Ratsprotokolle XIII, S. 147). Von Johann Stael, der nach jenem Jahre nicht mehr nachweisbar ist, wissen wir noch, daß er keinen männlichen Erben hatte. Er vererbte Lanquit auf seine Tochter Anna, die diesen Sitz ihrem Mann Wilhelm von Etzbach brachte. Da aber die Etzbach niemals Herren von Graven waren, müssen wir noch eine zweite Tochter des Johannes Stael annehmen, die Haus Graven erbte und es dem 1569 als verstorben gemeldeten Johann von Overheid in die Ehe gebracht haben muß, wenn anders der Übergang nicht durch Verkauf erfolgt ist." [Wenning S. 3 f]
1592 [lt. Schmidt 1595] kaufte Rütger zu Bottlenberg, genannt Kessel, das Haus zu Graven von Johann von Overheid und dessen Frau Agnes von Kessel zu Hackhausen. Rütger schenkte es seinem Sohn Friedrich, der das Amt eines Generalbefehlshabers in Westfalen bekleidete.
Der Dreißigjährige Krieg hatte an der Burg erhebliche Schäden hinterlassen. Die Instandsetzung mit umfangreichen Baumaßnahmen erfolgte 1656 zur Zeit Conrad Gumprechts von Velbrück. Conrad Gumprechts Enkel Maximilian Heinrich, der 1711 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, blieb im Besitz von Graven. Er vererbte es seinem Sohn Adam von Velbrück, der 1776 starb.
[Schmidt S. 109 f; Müller S. 154; Görgens S. 71]
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Vor 1922 Freier Blick auf Haus Graven Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Die heute vorhandene, aus Bruchsteinen aufgeführte Vorburg wurde 1656 neu erbaut. Sie besteht nach Art der niederrheinischen Wasserburgen aus drei rechtwinklig aneinanderstoßenden Trakten und ist das einzige Bauwerk, das von dem ehemaligen Schloss heute noch erhalten ist. Die Gebäude sind von breiten Wassergräben umgeben. An den Ecken treten kräftige, viereckige Türme etwas vor, die mit schlichten Pyramidendächern abschließen. Über dem Haupteingang befindet sich noch das alte von Mirbachsche Wappen und die Jahreszahl 1656. Von dem mit sechs Türmen versehenen alten Herrenhaus, das auf dem quadratischen Hofe lag, waren 1922 nur noch die Grundmauern vorhanden. Es soll 1790 abgebrochen worden sein. [Schmidt S. 110; Clemen (1894); Müller S. 157]
1832 war Haus Graven (Bürgermeisterei Richrath) mit seinem Eigentümer Freiherr von Mirbach zu Harff in der Liste der landtagsfähigen Güter in der Statistischen Darstellung des Kreises Solingen aufgeführt.
1937 zog ein neuer Pächter auf Haus Graven ein - insofern eine Zeitungsmeldung wert, als das Pachtverhältnis mit ein und derselben Familie über Jahrhunderte bestanden hatte: |
Rheinische Landeszeitung vom 2. Februar 1937
[...] Seit 1562 sitzt als Pächter auf dem Gut in unmittelbarer Geschlechterfolge die Familie Schultes. Seit einigen Jahren prozessiert der Besitzer des 520 Morgen großen Gutes, Graf Mirbach-Harff in Harff am Niederrhein, mit dem letzten Pächter, einem Schultes. Der Prozeß [...] ist zuungunsten von Schultes ausgelaufen. Er wurde aus seinem Pachtvertrag entlassen und ein anderer Pächter eingesetzt. Seit 375 Jahren heißt der Pächter zum erstenmal nicht mehr Schultes. Damit ist aber die Geschlechterfolge nicht gestört, denn die Familie des jetzigen Pächters Josef Paas stammt ebenfalls aus der Linie Schultes. Die Mutter von Paas und der Vater von Schultes waren Schwester und Bruder.
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Haus Graven blieb im Besitz der Familie Mirbach-Harff, bis der Innenarchitekt Ewald Kröner das Burghaus 1974 erwarb. Unter Wahrung der historischen Bausubstanz richtete er dort Werkräume und Ateliers für die Fertigung von Boden- und Wandteppichen ein. Ich hatte damals Gelegenheit eine Ausstellung künstlerisch gestalteter Teppiche in den kühlen Hallen der alten Burg zu besuchen.
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1955 Haus Graven Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
Hofgericht Graven
Haus Graven war grundherrlicher Oberhof eines Hofesverbandes Langenfelder Höfe, die in einem Verzeichnis von 1620 aufgeführt sind und bei Müller nachgelesen werden können.
Das Hofgericht Graven tagte i.d.R. zweimal jährlich: am St. Agnes-Tag (21. Januar) und am St. Michael-Tag (29. September). Der jeweilige Inhaber des Hauses Graven führte den Vorsitz. Er konnte sich von einem Schultheißen, in den Protokollen auch 'Dingk' genannt, vertreten lassen. Die Interessen der Hofbesitzer nahmen die Schöffen ('gesworden Hofleute') wahr. Das älteste erhaltene Verhandlungsprotokoll stammt von 1546, das letzte von 1795.
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Januar 2009 Haus Graven im Schnee |
Bergische Sagen, gesammelt von Otto Schell (1921)
Das Vehmgericht zu Haus Graven. (Ohligs.) |
Nebenschauplatz
Die merkwürdige Geschichte, wie Haus Graven und vor allem das dazugehörige Land 1974 im Zuge der Verwaltungsreform fast an Solingen gekommen wäre, schildert Rolf Müller mit weiteren pikanten Details in seiner "Stadtgeschichte Langenfeld". Danach hatte die Stadt Langenfeld im Januar 1974 von der Erbengemeinschaft des verstorbenen Grafen Mirbach eine große Ackerfläche in der Nähe der alten Wasserburg erworben, um den Segelflugplatz von der Stadtmitte dorthin zu verlagern. Die Stadt Solingen "kaufte kurzerhand dieselbe Fläche , dazu noch die umgrenzenden Waldungen sowie die alte Wasserburg und zahlte allein für die von der Stadt Langenfeld gekaufte Fläche 1,5 Millionen Mark mehr!"
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2004 Flugplatzfest Doppeldecker Boeing Stearman |
Haus Graven als kultureller Treffpunkt
Seit etwa 2005 war die alte Wasserburg nicht mehr bewohnt und stand zum Verkauf. Wie der Presse zu entnehmen war, vertrat der (damalige) Langenfelder Bürgemeister Magnus Staehler für die nächste Ratsperiode (bis 2014) die nicht unumstrittene Idee, Haus Graven über eine noch zu gründende Stiftung zu erwerben und die Räumlichkeiten als Museum für Gegenwartskunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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Pfingsten 2010 Die Burgtore öffneten sich für interessierte Besucher. |
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Pfingsten 2010 |
Im Sommer 2010 fasste der Rat der Stadt Langenfeld den Beschluss, die Wasserburg Haus Graven künftig der Bevölkerung als "kulturellen Treffpunkt" zugänglich zu machen. Ab dem zweiten Quartal 2011 sollte die Burg für kulturelle Aktivitäten, aber auch für private Festlichkeiten zur Verfügung stehen, und so geschah es auch.
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15. Mai 2011 Eine rundum gelungene Veranstaltung: Tag der offenen Burg mit Kaffee und Flammkuchen, Musik und einer Ausstellung von Werken des Malers Ewald Platte (1894-1985) |
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18. Dezember 2011 Eine weitere Veranstaltung in Anwesenheit des Nikolaus (!) fand am 4. Advent im Burghof statt. Das Wetter hätte etwas festlicher sein können. |
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13. Mai 2012 Am zweiten Maiwochenende zogen mittelalterliches Flair und buntes Leben in die sonst so stille Wasserburg ein. |
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13. Mai 2012 Das Burgfest mit Mittelaltermarkt, Bardengesang und sportlichen Schwertkämpfern lockte bei blauem Himmel zahlreiche Besucher an. |
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2012 Wasserburg Haus Graven |
2. Burgfest am 27. April 2013 |
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Wieder eine gelungene Veranstaltung mit mittelalterlichem Flair und guter Laune! |
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27.04.2013 Wasserburg Haus Graven |
Quellen:
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