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Im 18./19. Jh. gab es eigentümliche Zusammensetzungen von Schulbezirken im ehemaligen "oberen Kreis Solingen", bedingt durch die wiederholten Grenzverschiebungen zwischen den Gemeinden, oder weil eine Schule an der Grenze mehrerer Gemeinden lag. Zu letzteren gehörte die Schule Jakobshäuschen, später Waldheim, die von Schulkindern aus vier Gemeinden besucht wurden: Dorp (Solingen), Merscheid, Wald und Höhscheid.
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In der Hofacker-Karte von 1898 sind die Hofschaft Jakobshäuschen und Kotten sowie die ev. Waldheimer Schule (E.S.) an der diagonal durchs Bild führenden Mangenberger Straße eingezeichnet. Unten rechts die ev. Schule Stübchen (E.S.). |
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2010 Mangenberger Straße / Einmündung Jakobshäuschen. Wo im 18. Jh. "das letzte Haus von Jakobshäuschen" gestanden hat, war nicht mehr festzustellen. |
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Jakobshäuschen, HofschuleDie Hofschule Jakobshäuschen gehört lt. Rosenthal zu den ältesten im Solinger Bezirk.Lange vor 1750 hat wahrscheinlich schon eine Hofschule Jakobshäuschen bestanden. Wenn dem so ist, dann wird der 1720 in Jakobshäuschen geborene Peter Hahn, der legendäre "Schmied von Solingen", hier zur Schule gegangen sein. "Im letzten Hause (von Jakobshäuschen) war früher das Schulhaus, welches ums Jahr 1750 erbaut zu sein scheint, weil die Einwohner von Kotten damals eine Collekte zum Bau einer Schule halten wollten." [Ohligschläger] 1808 Aufteilung des "Solinger Gesamtraums" in sechs Bürgermeistereien (Mairies) mit Folgen für dienenigen Schulen, deren Einzugsgebiet sich über mehrere Bürgermeistereien erstreckte. |
2010 Mangenberger Straße |
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Gemeindeschule / Prozentschule1811 Die bisherige private Hofschule wird von der Gemeinde Höhscheid übernommen, auf deren Boden sie steht, und von Höhscheid verwaltet.1832 unterrichtete ein Lehrer 100 Schulpflichtige des Schulbezirks. Diese waren im vorhandenen Schulhaus nicht unterzubringen, daher Beschluss zur Errichtung eines Neubaus. Bis 1833 sind an der Schule die Bürgermeistereien Höhscheid, Dorp, Wald und Merscheid beteiligt. 1833 erhält Solingen durch den Gebietsaustausch zwischen Solingen und Dorp den Dorper Anteil. 1837 Einstellung des Schulbetriebs in Jakobshäuschen und Verkauf des Schulgebäudes sowie des Schulgrundstücks. Was daraus geworden ist, ist nicht überliefert. |
Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 11. Juli 1835
Bekanntmachung |
1844 ist in einer Karte die "Schule von Waldheim" vermerkt. Jakobshäuschen fehlt; das benachbarte Bellenhäuschen ist eingezeichnet. 1926 Einmündung der Maschinenstraße in die Mangenberger Straße. Hinten rechts ist (nach dem Vergleich mit der alten Karte) das ehemalige Schulhaus mit Lehrerwohnhaus zu erkennen. Das Schieferhaus gegenüber steht noch. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen |
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Waldheim
Die neue Schule wird jedoch nicht in Jakobshäuschen errichtet, sondern etwas weiter östlich auf der Walder Seite der Mangenberger Straße:
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2010 Das Schulhaus stand schräg gegenüber der Einmündung der Maschinenstraße in die Mangenberger Straße. |
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01.09.1900 Das Schulgrundstück mit Schulhaus wird zum Kauf angeboten, Taxpreis 20.500 Mark. Die Gemeinde Wald übernimmt es zu diesem Preis. Höhscheid erhält die Hälfte und verwendet sie zum Bau der Schule Solinger Straße (Stübchen).
1900 Schließung der Schule und Verkauf des Schulgebäudes zu Waldheim-Jacobshäuschen. 1938 Das ehemalige Schulhaus ist als Wohngebäude noch vorhanden. Es muss nach Vergleichen mit der Karte von 1844 und dem Stadtplan von 1929 in Höhe der Mangenberger Straße Nr. 186 gestanden haben. 1985 Auf einer Luftaufnahme ("Luftbilderbuch") ist das ehemalige Schulhaus nicht mehr vorhanden. |
1928 Schule Hoffnung in Merscheid 2011 Rundum gut versteckt: Das ehemalige Schulgebäude an der Mangenberger Straße 257 |
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Evangelische VolksschuleNur wenige Schritte unterhalb von Jakobshäuschen steht gut versteckt ein weiteres ehemaliges Schulhaus.1905 Errichtung der ev. Schule Hoffnung (Höhscheid); Kosten 22.480 Mark 1906 und 1908 Erweiterungen der Schule 1930/31 Einstellung des Schulbetriebs 1931, 1948/49, 1953 und später ist die Schule Hoffnung folglich in den Solinger Adressbüchern nicht aufgeführt. 1973 ist die Schule allerdings im Solinger Stadtplan vermerkt. 2010 Das ehemalige Schulgebäude ist an der Mangenberger Straße Nr. 257 noch vorhanden. |
Die alte Hofschule zu Jammertal ist bei Heinz Rosenthal sowie in zwei Artikeln von Julius Günther (1940) und von "H.K." (1941) erwähnt. Die Informationen sind spärlich und passen nicht ganz zusammen. Ein bemerkenswertes Dokument ist der Arbeitsvertrag (Berufungsschein) des durch "göttliche Vorsehung" im Jahre 1813 auserkorenen Jammertaler Hofschullehrers Hollenberg (Zeitungsartikel 1941). |
2010 Jammertal, Löhdorfer Straße |
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Um 1805 wird von der Löhdorfer Schule die Privatschule (Hofschule) Jammertal abgespalten.
Uneinigkeit besteht über das Schullokal, das sich im Laufe der Zeit auch geändert haben kann: Das Schullokal soll ein kleiner Saal in früheren Wirtshaus gewesen sein. [Günther 1940] Die Hofschule Jammertal ist in einem ehemaligen Backhaus untergebracht. [RLZ 01.01.1941] 1822 Die Privatschule Jammertal wird für 438 Taler 13 Groschen 11 Pfennige verkauft. 1822 Die Privatschule geht wieder in der Löhdorfer Schule auf, nachdem für diese ein Neubau errichtet worden ist. [Rosenthal S. 327] 1865 Die Privatschule zu Jammertal geht ein. [Bauermann] Irrtum oder nach 1823 vorübergehend neu entstanden? |
Rheinische Landeszeitung, Weihnachten 1940 - J.G.
Schulstreit im Löhdorfer Bezirk um 1800Die Schule zu JammertalVon Julius Günther
Hofschafts- oder Interessentenschulen waren die Bildungsstätte der Jugend von Anno dazumal, als unsere Urgroßeltern sich um das geistige Wohl ihrer Kinder bemühten. Die Väter schlossen sich zusammen und schufen aus eigenen Mitteln eine Schule für ihre Hofschaft oder für einen weiter ausgedehnten Bezirk. Den von ihnen berufenen Lehrer hatten die Schulinteressenten selbst zu besolden. Zu dem baren Geld, welches gering war, kam meistens freie Wohnung, Feuerung und ein Garten für den Lehrer und seine Familie hinzu. Außerdem bestand die idyllische Einrichtung, daß der Lehrer seinen Mittagstisch abwechselnd bei den Schulinteressenten zu halten verpflichtet war, um damit eine höhere Besoldung zu ersparen.
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Rheinische Landeszeitung vom 1. Januar 1941 - H.K.
Berufungsschein des "Hofschullehrers"Der "Umgang" und der "Wandeltisch" des Lehrers[...] in unserer geschichtlichen Erörterung eines Schulstreites im Bezirk Aufderhöhe-Löhdorf um die Jahrhundertwende 1800, bei dem es sich um die trotz Widerstandes zur Wirklichkeit gewordene Privat-"Hofschule" Jammertalin der damaligen Munizipalität Höhscheid handelte, kam das gleiche Thema zur Besprechung. Veranlaßt durch unsere Ausführungen zu diesem Kapitel übermittelte uns nun unser Höhscheider Mitbürger Eugen Pauls, ein Nachkomme der Sippe Pauls aus der Hofschaft Jammertal, einen sehr aufschlußreichen Auszug aus der Familienchronik Hollenberg. Ein Max Hollenberg, der aus Mülheim a.d. Ruhr stammte, war nämlich einst Lehrer an der Schule Jammertal. Die "Wahrheitsurkunde" über die Anstellung des Lehrers Hollenberg gibt uns Aufschluß über das ganze Verhältnis zwischen Lehrer und Schulinteressenten. Sie soll deshalb hier im Wortlaut folgen:
Wir können weiter hierzu berichten, daß Lehrer Hollenberg tatsächlich "mit allererstem" seinen Dienst in Jammertal angetreten hat, wo die damalige "Hofschule" in einem ehemaligen Backhaus untergebracht war. Bereits am 8. Dezember 1813 kam Hollenberg nach Höhscheid, von der ganzen Schulgemeinde, die ihm bis Haan entgegen kam, feierlich eingeholt. Hollmann [= Druckfehler] war allerdings nur ein Jahr in Jammertal tätig; im November 1814 ging er nach Flammerscheid [Leichlingen].
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Quellen:
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