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Jakobshäuschen - Waldheim,   Prozentschule

Im 18./19. Jh. gab es eigentümliche Zusammensetzungen von Schulbezirken im ehemaligen "oberen Kreis Solingen", bedingt durch die wiederholten Grenzverschiebungen zwischen den Gemeinden, oder weil eine Schule an der Grenze mehrerer Gemeinden lag. Zu letzteren gehörte die Schule Jakobshäuschen, später Waldheim, die von Schulkindern aus vier Gemeinden besucht wurden: Dorp (Solingen), Merscheid, Wald und Höhscheid.

Als die von den Eltern bzw. "Schulinteressenten" finanzierte Hofschule Jakobshäuschen 1811 an die Gemeinde Höhscheid überging, auf deren Grund sie stand, wurden alle Gemeinden prozentual an den Besitz- und Unterhaltungskosten beteiligt, deren Kinder diese Schule besuchten. Damit war die Schule eine sog. Prozentschule. Eine solche Prozentschule war übrigens auch die Löhdorfer Schule in Aufderhöhe.

Jakobshäuschen, das damals zur Gemeinde Höhscheid gehörte, ist in einem heutigen Stadtplan (u.a. auch Google Maps) südlich der Mangenberger Straße / nördlich des Berg-Isel-Weges und der Bahnschienen als Straßenname noch zu finden. Der Hof ist auch in der Ploennies-Karte von 1715 verzeichnet, nicht aber in einer Karte von 1844, wo nur das benachbarte Bellenhäuschen und Geilenberg eingetragen sind. Auch in der Hofacker-Karte von 1898 fehlt der Eintrag Jakobshäuschen, obwohl einige Häuser eingezeichnet sind.

Das unmittelbar westlich davon, nördlich der Mangenberger Straße gelegene Waldheim gehörte im 19. Jh. zur Gemeinde Wald. Die Ortsbezeichnung scheint vergessen zu sein; sie war schon 1939 aus den Kartenwerken verschwunden. Die Hofschaft Kotten, deren Einwohner im 18. Jh. Schulgründer wurden, liegt östlich von Jakobshäuschen. Anno 2010 gehören alle genannten Örtlichkeiten zum Stadtbezirk Solingen-Mitte.



In der Hofacker-Karte von 1898 sind die Hofschaft Jakobshäuschen und Kotten sowie die ev. Waldheimer Schule (E.S.) an der diagonal durchs Bild führenden Mangenberger Straße eingezeichnet. Unten rechts die ev. Schule Stübchen (E.S.).
 



2010   Mangenberger Straße / Einmündung Jakobshäuschen. Wo im 18. Jh. "das letzte Haus von Jakobshäuschen" gestanden hat, war nicht mehr festzustellen.
 
Jakobshäuschen, Hofschule
Die Hofschule Jakobshäuschen gehört lt. Rosenthal zu den ältesten im Solinger Bezirk.

Lange vor 1750   hat wahrscheinlich schon eine Hofschule Jakobshäuschen bestanden. Wenn dem so ist, dann wird der 1720 in Jakobshäuschen geborene Peter Hahn, der legendäre "Schmied von Solingen", hier zur Schule gegangen sein.

"Im letzten Hause (von Jakobshäuschen) war früher das Schulhaus, welches ums Jahr 1750 erbaut zu sein scheint, weil die Einwohner von Kotten damals eine Collekte zum Bau einer Schule halten wollten." [Ohligschläger]

1808   Aufteilung des "Solinger Gesamtraums" in sechs Bürgermeistereien (Mairies) mit Folgen für dienenigen Schulen, deren Einzugsgebiet sich über mehrere Bürgermeistereien erstreckte.


2010   Mangenberger Straße
 
Gemeindeschule / Prozentschule
1811   Die bisherige private Hofschule wird von der Gemeinde Höhscheid übernommen, auf deren Boden sie steht, und von Höhscheid verwaltet.

1832   unterrichtete ein Lehrer 100 Schulpflichtige des Schulbezirks. Diese waren im vorhandenen Schulhaus nicht unterzubringen, daher Beschluss zur Errichtung eines Neubaus.

Bis 1833   sind an der Schule die Bürgermeistereien Höhscheid, Dorp, Wald und Merscheid beteiligt.

1833   erhält Solingen durch den Gebietsaustausch zwischen Solingen und Dorp den Dorper Anteil.

1837   Einstellung des Schulbetriebs in Jakobshäuschen und Verkauf des Schulgebäudes sowie des Schulgrundstücks. Was daraus geworden ist, ist nicht überliefert.

Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 11. Juli 1835

Bekanntmachung
Der Neubau einer einstöckigen Schule zu Jacobshäuschen, nebst Stallungen und Brunnen, veranschlagt im Ganzen zu 2.762 Thlr 24 Sgr. 8 Pf., soll am Freitag den 24. dieses, Nachmittags 3 Uhr auf'm Rathause dem Wenigstfordernden in Verding gegeben werden. In demselben Termine findet die Veräußerung des alten Schulgebäudes mit seinen Zubehörungen Statt. Plan und Kostenanschlag, so wie die Vergantungs- und Verkaufsbedingungen liegen zur Einsicht hier offen.
      Solingen, den 7. July 1835
      Der comm. Bürgermeister: Müller




1844   ist in einer Karte die "Schule von Waldheim" vermerkt. Jakobshäuschen fehlt; das benachbarte Bellenhäuschen ist eingezeichnet.




1926   Einmündung der Maschinenstraße in die Mangenberger Straße. Hinten rechts ist (nach dem Vergleich mit der alten Karte) das ehemalige Schulhaus mit Lehrerwohnhaus zu erkennen. Das Schieferhaus gegenüber steht noch. Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen
 
Waldheim
Evangelische Schule - Prozentschule
Die neue Schule wird jedoch nicht in Jakobshäuschen errichtet, sondern etwas weiter östlich auf der Walder Seite der Mangenberger Straße:

1835-37   Zu Waldheim in der Gemeinde Wald wird an der Mangenberg-Löhdorfer Straße ein neuer Schulsaal mit Lehrerwohnung gebaut.

1837   zieht die Schule Jakobshäuschen in den Neubau in Waldheim und wird fortan von Wald verwaltet.

1865/66   Erweiterung der "ev. Schule Waldheim-Jacobshäuschen" wegen zunehmender Bevölkerung der vier Grenzbezirke und Umgestaltung der Lehrerwohnung.

Die Schule wird nach wie vor von Kindern aus den Gemeinden Solingen, Höhscheid, Wald und Ohligs besucht, die an den Unterhaltungskosten wie folgt beteiligt sind:

Wald mit 36 %,
Höhscheid mit 32 ½ %,
Merscheid (später Ohligs) mit 19 %,
Solingen mit 12 ½ %.

Anfang der 1870er Jahre lösen die Gemeinden aufgrund eigener Schulneubauten das Beteiligungsverhältnis. Zunächst scheidet Solingen aus,
1874 folgt Merscheid-Ohligs.

"Als Träger der Gemeinschaftsschule blieben dann nur noch Höhscheid und Wald, wobei sich im Laufe der Zeit das eigenartige Verhältnis zeigte, daß die Schule Waldheim (die als Gebäude beiden Gemeinden zu gleichen Teilen gehörte) zu etwa 70 Prozent von Höhscheider Kindern besucht wurde, während die Verwaltung bei der Stadt Wald lag. Für die Dauer konnte dies Verhältnis nicht bestehen bleiben. Höhscheid beschloß daher gegen Ende des Jahrhunderts den Bau eines eigenen Schulgebäudes für den Katternberg-Mangenberger Bezirk, nämlich die Schule Solinger Straße (Stübchen), während Wald schon vorher die Kreuzweger Schule geschaffen hatte." [RLZ 23.12.1944]

06.10.1898   Beschluss der beiden noch beteiligten Gemeinden Wald und Höhscheid zur Aufhebung der "Prozentschule" zu Waldheim-Jakobshäuschen.

1899/1900   Aufhebung der Prozentschule Waldheim bei gleichzeitiger Eröffnung der neuen evangelischen Schule Dingshaus (Mittelgönrather Straße).

Die Walder Schüler wechseln zur Schule Kreuzweg.
 



2010   Das Schulhaus stand schräg gegenüber der Einmündung der Maschinenstraße in die Mangenberger Straße.
 
01.09.1900   Das Schulgrundstück mit Schulhaus wird zum Kauf angeboten, Taxpreis 20.500 Mark. Die Gemeinde Wald übernimmt es zu diesem Preis. Höhscheid erhält die Hälfte und verwendet sie zum Bau der Schule Solinger Straße (Stübchen).

1900   Schließung der Schule und Verkauf des Schulgebäudes zu Waldheim-Jacobshäuschen.

1938   Das ehemalige Schulhaus ist als Wohngebäude noch vorhanden.

Es muss nach Vergleichen mit der Karte von 1844 und dem Stadtplan von 1929 in Höhe der Mangenberger Straße Nr. 186 gestanden haben.

1985   Auf einer Luftaufnahme ("Luftbilderbuch") ist das ehemalige Schulhaus nicht mehr vorhanden.


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Hoffnung,   Mangenberger Straße



1928   Schule Hoffnung in Merscheid



2011   Rundum gut versteckt: Das ehemalige Schulgebäude an der Mangenberger Straße 257
 
Evangelische Volksschule
Nur wenige Schritte unterhalb von Jakobshäuschen steht gut versteckt ein weiteres ehemaliges Schulhaus.

1905   Errichtung der ev. Schule Hoffnung (Höhscheid); Kosten 22.480 Mark

1906 und 1908   Erweiterungen der Schule

1930/31   Einstellung des Schulbetriebs

1931, 1948/49, 1953 und später ist die Schule Hoffnung folglich in den Solinger Adressbüchern nicht aufgeführt.

1973   ist die Schule allerdings im Solinger Stadtplan vermerkt.

2010   Das ehemalige Schulgebäude ist an der Mangenberger Straße Nr. 257 noch vorhanden.

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Jammertal

Die alte Hofschule zu Jammertal ist bei Heinz Rosenthal sowie in zwei Artikeln von Julius Günther (1940) und von "H.K." (1941) erwähnt. Die Informationen sind spärlich und passen nicht ganz zusammen. Ein bemerkenswertes Dokument ist der Arbeitsvertrag (Berufungsschein) des durch "göttliche Vorsehung" im Jahre 1813 auserkorenen Jammertaler Hofschullehrers Hollenberg (Zeitungsartikel 1941).



2010   Jammertal, Löhdorfer Straße


 
Um 1805   wird von der Löhdorfer Schule die Privatschule (Hofschule) Jammertal abgespalten.

Uneinigkeit besteht über das Schullokal, das sich im Laufe der Zeit auch geändert haben kann:

Das Schullokal soll ein kleiner Saal in früheren Wirtshaus gewesen sein. [Günther 1940]

Die Hofschule Jammertal ist in einem ehemaligen Backhaus untergebracht. [RLZ 01.01.1941]

1822   Die Privatschule Jammertal wird für 438 Taler 13 Groschen 11 Pfennige verkauft.

1822   Die Privatschule geht wieder in der Löhdorfer Schule auf, nachdem für diese ein Neubau errichtet worden ist. [Rosenthal S. 327]

1865   Die Privatschule zu Jammertal geht ein. [Bauermann]

  Irrtum oder nach 1823 vorübergehend neu entstanden?


Rheinische Landeszeitung, Weihnachten 1940 - J.G.

Schulstreit im Löhdorfer Bezirk um 1800

Die Schule zu Jammertal
Von Julius Günther

Hofschafts- oder Interessentenschulen waren die Bildungsstätte der Jugend von Anno dazumal, als unsere Urgroßeltern sich um das geistige Wohl ihrer Kinder bemühten. Die Väter schlossen sich zusammen und schufen aus eigenen Mitteln eine Schule für ihre Hofschaft oder für einen weiter ausgedehnten Bezirk. Den von ihnen berufenen Lehrer hatten die Schulinteressenten selbst zu besolden. Zu dem baren Geld, welches gering war, kam meistens freie Wohnung, Feuerung und ein Garten für den Lehrer und seine Familie hinzu. Außerdem bestand die idyllische Einrichtung, daß der Lehrer seinen Mittagstisch abwechselnd bei den Schulinteressenten zu halten verpflichtet war, um damit eine höhere Besoldung zu ersparen.

Daß bei solchen Gepflogenheiten mitunter auch Schwierigkeiten eintraten, beweist der nachstehend beschriebene Fall.

Um 1800 war ein neuer "Hofschulmeister" für Löhdorf erwählt worden. Man fand in Adam Schnebel vom Schlagbaum bei Haan den geeigneten Mann. Bei der Wahl waren alle zum Schulbezirk gehörenden Einwohner zugegen gewesen. Niemand hatte gegen die Wahl etwas einzuwenden gehabt. Er erhielt auch vom Pfarrer Engels in Wald den Berufsschein, also die Anstellungsurkunde. Schnebel folgte dem Ruf seiner neuen Schulgemeinde.

Nun erhoben sich aber doch, wie es in den Aufzeichnungen heißt, "einige wenige unruhige Menschen" aus dem Hofe Jammertal, die nach erfolgter Wahl dieses Lehrers die Absicht bekundeten, für ihren Hof eine eigene Schule zu etablieren, obgleich die Ortschaft nur eine Viertelstunde Weges von der älteren Schulstätte Löhdorf entfernt lag.

Die Jammertaler Schulinteressenten - zwölf an der Zahl - beriefen sich selbst einen Schulmeister. Als dieser aber die ungeklärten Verhältnisse erfuhr, lehnte er die Übernahme des Lehramtes ab. Das störte aber die Jammertaler sehr wenig in ihrem Vorhaben. Sie beriefen einen neuen Schulmeister und setzten ihn in sein Amt ein. Diese Handlungsweise muß sehr viel böses Blut erzeugt haben, denn man schrieb: " Hier war also aus Eigensinn eine neue Schule entstanden." Anordnungen des Löhdorfer Schulvorstandes, die Schule wieder eingehen zu lassen und die Kinder nach Löhdorf zu schicken, waren ohne jeden Erfolg.

In umfangreichen Darstellungen wurde festgestellt, daß durch die Neugründung ... [der Jammertaler Hofschule die Löhdorfer Schule] ..., wie es wörtlich heißt, "nun sein ordentliches Bestehen nicht mehr haben könne, ohne daß eine übermäßige Anstrengung der gutgesinnten Löhdorfer Interessenten einträte." Die Aufhebung der Schule zu Jammertal wurde sogar bei der kurfürstlichen Behörde gefordert und die Bestrafung der Jammertaler Interessenten erbeten. In ironischer Weise wurde hervorgehoben, daß es jedem Bewohner von Jammertal freistände und unbenommen bleibe, sich für seine eigene Haushaltung einen Privatlehrer anzunehmen! Die Beschwerdeschrift enthält auch die interessante Mitteilung, daß ein Hauptgönner der Löhdorfer Schule der damals verstorbene Kaufmann Bongartz in Amsterdam war, der zugunsten der Löhdorfer Honschaftsschule ein Legat stiftete, wie solches früher mehrfach geschah.

Nach dem geführten Schriftwechsel ging es mit Gründen und Gegengründen hin und her. Seitens der Interessenten von Jammertal wurde betont, daß der Schulmeister Schnebel nicht die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten besäße, um eine ordentliche Bedienung der Löhdorfer Schule mit 150 bis 160 Kindern erfüllen zu können. Die schlechten Wege wurden ebenfalls ins Feld geführt.

Trotz des Löhdorfer Protestes ordnete die Regierung das Bestehenbleiben der Schule in Jammertal als Privatschule an. Die Bewohner waren nämlich damit einverstanden, daß die Neueinrichtung dem Lehrer in Löhdorf keinen Schaden verursachen sollte; weder in bezug auf sein Gehalt noch auf den gebräuchlichen jährlichen "Umgang" zur Sammlung von Geldern und Gaben.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, daß nach einem bei den Akt[i]en des Staatsarchivs in Düsseldorf befindlichen hübsch gezeichneten Plan vom Oktober 1801 die ehemalige Honschaft Barl aus zwanzig Höfen mit mehr als 180 Familien bestand. Es waren die Höfe Scharrenberg, Auf dem Ufer, Barl, Wiefeldick, Börkes, Auf der Höhe, Löhdorf, Siebels, Auf der Bech, zu den Hülsen, Riefnacken, Junkernhäuschen, Schurberg, Jammertal, Am Greuel, Steinendorf, An der Brücke, In der Dellen, Küllenberg und Zur Straßen.

Wie lange die Schule zu Jammertal bestanden hat, ist nicht genau bekannt. Es wird vor 1830 gewesen sein. Man erinnert sich dortselbst der früheren Schule aus Gesprächen der Voreltern. Auch das Schullokal wird noch genannt, nämlich ein kleiner Saal in einen Gebäude, das früher ein Wirtshaus gewesen sein soll.


Rheinische Landeszeitung vom 1. Januar 1941 - H.K.

Berufungsschein des "Hofschullehrers"

Der "Umgang" und der "Wandeltisch" des Lehrers

[...] in unserer geschichtlichen Erörterung eines Schulstreites im Bezirk Aufderhöhe-Löhdorf um die Jahrhundertwende 1800, bei dem es sich um die trotz Widerstandes zur Wirklichkeit gewordene

Privat-"Hofschule" Jammertal

in der damaligen Munizipalität Höhscheid handelte, kam das gleiche Thema zur Besprechung. Veranlaßt durch unsere Ausführungen zu diesem Kapitel übermittelte uns nun unser Höhscheider Mitbürger Eugen Pauls, ein Nachkomme der Sippe Pauls aus der Hofschaft Jammertal, einen sehr aufschlußreichen Auszug aus der Familienchronik Hollenberg. Ein Max Hollenberg, der aus Mülheim a.d. Ruhr stammte, war nämlich einst Lehrer an der Schule Jammertal. Die "Wahrheitsurkunde" über die Anstellung des Lehrers Hollenberg gibt uns Aufschluß über das ganze Verhältnis zwischen Lehrer und Schulinteressenten. Sie soll deshalb hier im Wortlaut folgen:

Berufungsschein

Im Namen Gottes! Amen!

Nachdem der seitherige Schullehrer Schmachtenberg am Jammertal einen Beruf in die Munizipalität Höhscheid, Pfarre Wald, erhalten, so haben die Interessenten darauf denken müssen, die erledigte Stelle wieder zu besetzen. Die göttliche Vorsehung hat es also dahin gefügt, daß Sie, Herr Hollenberg, enhellig durch die mehesten Stimmen der genannten Schule ernannt werden.

Weswegen wir unterschriebene Deputierten Sie hiermit und Kraft dieses zum Schullehrer förmlich berufen und auf Ihre baldige Einfolg hoffen.

Wir erwarten von Ihnen, daß Sie die Ihrem Unterricht anvertrauten Kinder im Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen gehörig und mit treuem Fleiße unterrichten, dieselben in anderen nützlichen Kenntnissen, insoweit sie für Ihre Schule gehören, fördern, ihre Sitten Bilden, und ihnen mit eiem guten Beispiel vorgehen, ihrem Herzen früh die Furcht des Herrrn einflößen und sie für den religiösen Unterricht empfänglich machen.

Wir versprechen Ihnen dagegen die freundschaftliche Aufnahme und Zutrauen zu Ihrer Person und Ihrem Amt, sowie wir Ihnen zu Ihren Bestehen einweisen:

  1. Die Wohnung auf 2 Zimmer über dem Schulzimmer, wie sie Ihr Vorgänger inne hatte, nebst nötigen Bedienungen, als waschen und reinigen, wie auch Schuh- und Stiefelputzen und Schmieren.

  2. Einen freien Umgang bei den sämtlichen Interessenten.
    An jährlichem fixen Gehalt, welches Sie aus den Händen der Deputie[rt]en erhalten, sind acht Rtlr. com.

  3. Haben Sie einen freien Wandeltisch bei Ihren Interessenten.

  4. Für den Unterricht in den Schul- und Unterrichtsstunden, Sommers Vormittag von 9-12 Uhr, nachmittags von 2-5 Uhr; Winters vormittags von 9-12 Uhr, nachmittags von 1-4 Uhr, bekommen Sie pro Monat im Sommer von jedem Kinde 6 Stüber, im Winder aber 7 1/2 Stüber, von den Rechnern im Sommer 12 und im Winter 13 1/2 Stüber, um die Beschaffung des Brendes zu erleichtern.

  5. Bekommen Sie vom Leichensingen 15 Stbr.
In der ungezweifelten Voraussetzung, daß Sie ihr Amt, welches gemeinnützig ist, kirchenordnungsmäßig wahrnehmen werden, wünschen wir Ihnen zur Führung desselben den Segen des Herrn in aller Hinsicht, und erwarten Ihre Ankunft in unserem Kreise mit allererstem.

Zur Wahrheitsurkunde haben wir Deputierten namens der Interessentschaft diesen förmlichen Berufsschein [und] von dem Herrn Pastor Schnabel nomine Consistorii unterschrieben und mit dem Kirchensiegel versehen lassen.

So geschehen am Jammertal, Kanton Solingen, Munizipalität Höhscheid, den 27. November 1813.

V. C. Schnabel, c. Präses
Joh. Pet. Pauls, Deputierter
Joh. Pet. Schmachtenberg, Deputierter.


Wir können weiter hierzu berichten, daß Lehrer Hollenberg tatsächlich "mit allererstem" seinen Dienst in Jammertal angetreten hat, wo die damalige "Hofschule" in einem ehemaligen Backhaus untergebracht war. Bereits am 8. Dezember 1813 kam Hollenberg nach Höhscheid, von der ganzen Schulgemeinde, die ihm bis Haan entgegen kam, feierlich eingeholt. Hollmann [= Druckfehler] war allerdings nur ein Jahr in Jammertal tätig; im November 1814 ging er nach Flammerscheid [Leichlingen].

Die Schule zu Jammertal, die von Anfang an nur einen kleinen Interessentenkreis hatte, hat nicht mehr lange bestanden. Als auf Merscheider Gebiet 1822/23 die neue Schule Löhdorf gebaut wurde - die alte stand auf Höhscheider Gebiet -, wurde die Schule zu Jammertal aufgelöst; die Eltern schickten ihre Kinder nach Löhdorf.

Noch eins ist bemerkenswert: Jener Lehrer Hollenberg, von dem vorstehend die Rede ist, war der Großvater des späteren Solinger Notars Hollenberg, der sein Amtsbüro an der Brüderstraße (heute Mummstraße) hatte.



Quellen:
  • Bauermann (1953)
  • Bauermann, Otto: Aus der Geschichte der Solinger Prozentschulen. Die Heimat 1951 S. 34
  • Festschrift 100 Jahre Schule Löhdorf an der Uhlandstraße (1956)
  • Günther, Julius: Schulstreit im Löhdorfer Bezirk um 1800. Rheinische Landeszeitung v. Weihnachten 1940
  • Ohligschläger, zit. bei Bauermann
  • Solinger Kreis-Intelligenzblatt vom 11.07.1835
  • Rosenthal 1. u. 2. Bd. (1973, 1972)
  • Rheinische Landeszeitung vom 06.12.1938
  • Rheinische Landeszeitung vom 01.01.1941
  • Rheinische Landeszeitung vom 23.12.1944
  • Stadtarchiv Solingen


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