www.ZeitSpurenSuche.de


Zu den Hofschaftsschulen, die im 18. Jh. in Solinger Raum gegründet wurden, zählen die Schulen Obenkatternberg und Pilghausen. Beide Schulen wurden 1824 in der neu erbauten Hossenhauser Schule vereinigt. Von dieser steht heute nur noch das Lehrerwohnhaus, und zwar mit einer bemerkenswerten, wenn auch nicht antiken Haustür samt Inschrift.

Besser als die Hossenhauser Lehranstalt hatten anscheinend die beiden Vorgänger-Schulhäuser die Zeiten überdauert. Das verschieferte Schulhaus Obenkatternberg 18 war bis 1978 in gutem Zustand und bewohnt. Das Haus Obenpilghausen steht evtl. heute noch; dieses Rätsel ist nicht ganz gelöst.

Ein Stück oberhalb der ehemaligen Hossenhauser Schule befinden sich an der Katternberger Straße noch zwei Schulgebäude: die ehemalige katholische Schule Stübchen und die ehemalige evangelische Schule Solinger Straße (so hieß die Katternberger Straße vor der Städtevereinigung). Zumindest die katholischen Hossenhauser Schulkinder wurden nach deren Schließung in die neue kath. Schule Stübchen geschickt.




Obenkatternberg



Um 1939   Obernkatternberg 18
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen







Das 1978 abgebrochene ehemalige Schulhaus. Foto: © Erwin Riedel 1978



Foto: © Erwin Riedel 1978






2010   Der Schulstandort in Höhe Katternberger Straße 158
 
Hofschaftsschule
16.02.1732   Die "Einsassen der drei Katternberger Höfe, sowie die Höfe Pilghausen, Nacken, Geilenberg, Kotten, Schaafen-Mühle, Wüste-Straße, Hübben, Neuenhaus, Bauermannskulle, Siepen und Wart" vereinbaren den Bau einer neuen Schule auf dem ersten Katternberg.

1732   Die neu gegründete Katternberger Schule befindet sich bis zu ihrer Schließung 1824 im Haus Obenkatternberg Nr. 18. Der einzige Klassenraum nimmt das gesamte Erdgeschoss ein. Im Haus befindet sich ein Brunnen mit Pumpe.

03.03.1788   Johannes Engelbert Evertsen stiftet u.a. für die Schulen Katternberg und Pilghausen ein Kapital von jeweils 250 Rthlr. Die Schule verliert damit ihre Unabhängigkeit und unterwirft sich dem Cosistorium [= Kirchliche Verwaltungsbehörde].

Gemeindeschule
11.12.1811   Die in Höhscheid bestehenden Privatschulen werden von der Gemeinde Höhscheid übernommen.

1822   Beginn von Verhandlungen über den beabsichtigten Neubau eines Schulhauses in der Nähe von Hossenhaus trotz energischer Proteste der meistbeerbten Einsassen der drei Katternberger Höfe gegen die beabsichtigte Verlegung ihrer Schule

Die Beschwerden kamen insbesondere von den "Einsassen" der Ortschaften 2. und 3. Katternberg, Geilenberg, Kronenmühle und Wüstestraße: Deren Kinder, die bereits eine halbe Stunde zur Schule zu gehen hätten, müssten bei der Verlegung der Schule nach Hossenhaus noch weiter gehen, wobei die Wege im Winter und bei schlechter Witterung jetzt schon kaum zu passieren seien.

1823   Anordnung der Regierung zur Durchführung des Neubaues sowie aller Maßnahmen zur Aufhebung der bisherigen Schulen in Katternberg und Pilghausen

1824   Schließung der Katternberger Schule und Bezug der Hossenhauser Schule



Seither Nutzung des ehemaligen Schulgebäudes Obenkatternberg als Wohnhaus

Erwerb des Hauses durch den Landwirt Heinrich Albers (Sohn des Mühlenbaumeisters Albers an der Papiermühle und Großvater des letzten Eigentümers) und Vermietung als Wohnraum

Nach dessen Tod ging das Haus auf seinen Sohn, den Scherennagler und -Kontrolleur Paul Albers, über. Dieser wiederum vererbte es seinem Sohn, dem Schreinermeister und letzten Eigentümer Hans Albers, der das Haus mit seiner Familie selbst bewohnte.

1972   Umfangreiche Restaurierung weitgehend in Eigenleistung sowie Errichtung eines Anbaus

1976   Erwerb des frisch restaurierten Hauses durch die Stadt Solingen für 89.000 DM zwecks Abriss wegen geplanter Straßenverbreitungsmaßnahmen

Eine Prüfung des Landeskonservators nach Denkmalschutzkriterien kann den Abbruch nicht verhindern. Die bisherigen Eigentümer dürfen bis zur Fertigstellung ihres neuen Wohnhauses im Jahr 1977 wohnen bleiben.

1978   Abbruch des ehemaligen Hofschafts-Schulhauses Obenkatternberg 18 (entspricht etwa der heutigen Hausnummer 158)


nach oben


Pilghausen



Um 1953   "Oben-Pilghausen.
Links die alte Schule."
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




Um 1939   "Das Haus Obenpilghausen Nr. 70. Hier befand sich bis zum Jahre 1824 die Pilghauser Schule".
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




"Ein Bild der alten Hofschule zu Pilghausen (mittleres Gebäude)."   Abb. in Die Heimat 2/1971

  Die Schwarzweißfotos aus dem Solinger Stadtarchiv zeigen verschiedene Häuser, in denen sich lt. Begleittext die Pilghauser Hofschaftsschule befunden haben soll.


 
Hofschaftsschule
1766   Die Hofschaftsschule ist bereits vorhanden; Unterricht in einem gemieteten Zimmer. Bis 1766 steht der Lehrer Johann Hucklenbick der Schule vor.



1774   Die Pilghauser Schulinteressenten kaufen ein altes Haus von dem Kaufmann Abraham Baurmann und richten es zur Schule her.

03.03.1788   Johannes Engelbert Evertsen stiftet u.a. für die Schulen Katternberg und Pilghausen ein Kapital von jeweils 250 Rthlr.

1801   Das Schulhaus ist im Brandkataster von Höhscheid und 1807 im Grundstückskataster der Honschaft Höhscheid unter der Nr. 678 auf die "zeitlichen Schullarchen" eingetragen. Das Grundstückskataster verzeichnet: "haben an Schulhaus, Hof und Garten 1/4 Morgen 25 1/4 Ruthen."

Gemeindeschule
11.12.1811   Die in Höhscheid bestehenden Privatschulen werden von der Gemeinde Höhscheid übernommen.

1822   Die Zahl der Schüler ist so groß, dass nicht alle im Lehrzimmer Platz finden und viele abgewiesen werden müssen.

1823   Anordnung der Regierung zur Durchführung eines Neubaus sowie aller Maßnahmen zur Aufhebung der bisherigen Schulen in Katternberg und Pilghausen

1827   Nach Fertigstellung der Schule Hossenhaus werden die Schulen zu Pilghausen und Oben-Katternberg dorthin verlegt.



1825   Das alte Schulgebäude zu Pilghausen geht für 870 Mark in den Besitz des Schuhmachers Friedrich Becker über (damals Hausnr. 329).

Ca. 1860   Dessen Sohn, der Reider Lebrecht Becker, erbt das Haus (bis 1873 Nr. 481).

1885   Das Haus kommt in den Besitz von August Plöhn zu Oben-Pilghausen.

Nach dem ersten Weltkrieg kauft es der Tabakwarenhändler Richard Ohliger.


2010   Diese beiden Häuser stehen noch an der Hohlstraße.
Links zweigt der Obenpilghauser Weg ab.
 
Beide Eigentümer bewohnten das Haus nicht selbst, sondern hatten es vermietet.

1953   Das Haus führt die Nr. 78.

2010   Die beiden Häuser auf dem Foto links sind restauriert und stehen noch an der Hohlstraße. Das Schieferhaus steht nicht mehr. Evtl. wurde es um 1979/80 im Zuge von Straßenbaumaßnahmen abgerissen.

Ob das Haus links oder das nicht mehr vorhandene Schieferhaus als Schulhaus diente, war nicht zu klären.
 




Etwas tiefere Einblicke zur Geschichte der ersten Höhscheider Schulen bieten die folgenden Zeitungsartikel. Die Begrifflichkeiten scheinen bunt durcheinander zu gehen: Heck- und Winkelschulen, Hofschaftsschulen, Hofschulen, Honschaftsschulen, Privatschulen... Gemeint sind in jedem Fall: Schulen, die "wohnortnah" auf Privatinitiative der Eltern entstanden sind und von diesen unterhalten und bezahlt wurden, im Gegensatz zu kirchlichen oder kommunalen Schulen.


Solinger Tageblatt vom 9. April 1953

Die alte Hofschule zu Pilghausen

Von Hans Brangs

[...] Wie die Bewohner vieler Solinger Höfe, so wollten auch die Bewohner der Pilghausener Höfe ihre Kinder unterrichtet wissen. Da ihnen wahrscheinlich der Weg zu der bestehenden Pfarrschule in Solingen für ihre Kinder zu weit war, schlossen sich die Bewohner der Höfe zusammen und gründeten eine Hofschaftsschule. Diese "Winkel- oder Heckschulen", wie sie auch genannt wurden, erforderten von den Eltern große Opfer. Die Kosten für das Schulhaus, den Lehrer usw. hatten die Interessenten, meist schlichte und einfache Arbeiter und Handwerker, selbst aufzubringen. Die Lehrer mußten von dem geringen Schulgeld leben und waren nicht selten gezwungen, nebenbei ein Handwerk oder eine Landwirtschaft zu betreiben.

Lange Zeit wußten die Hofschulen sich ihre Unabhängigkeit von der Kirche zu erhalten. Erst in den 70er und 80er Jahren des 18. Jahrhunderts fing die Synode an, sich mehr und mehr um diese Hofschulen zu bekümmern. Sie verlangten, daß diese Schulen unter Mitwirkung des Pfarrers besetzt werden sollten, daß der Schulmeister erst von diesem, unter Mitwirkung einiger Consistorialen und Honschafts-Deputierten, geprüft werden und sich durch Einreichung eines Kirchenzeugnisses über ihr christliches Verhalten in Lehre und Leben legitimieren sollten. Aber alle diese Synodal-Verordnungen fruchteten nichts. Die Hofschulen verstanden es, sich nach wie vor ihre Unabhängigkeit von der Kirche zu erhalten. Erst im Jahre 1788 unterwarf sich die Hofschule zu Pilghausen dem Cosistorium.

Am 3. März 1788 macht der Schul- und Kirchenfreund Johann Engelbert Evertsen aus Gemarke eine Schenkung von 1500 Rthl. zur Unterhaltung der Lehrer an die Hofschulen zu Kohlsberg, Hingenberg, Katternberg, Pilghausen, Dorp und Klauberg unter der Bedingung, daß sich diese Schulen dem Constistorium unterstellen. Diese Bedingung wurde auch von den Interessenten der Pilghauser Hofschule angenommen.

Dieses ist auch die erste Nachricht, die wir von dieser Schule erhalten, von der wir nicht wissen, wann sie gegründet wurde. So ist uns auch kein Lehrer der Pilghauser Hofschule bekannt.

Die Pilghausener waren in der glücklichen Lage, ein eigenes Schulhaus zu besitzen, wogegen andere Hofschulen in irgend einem gemieteten Zimmer, Söller oder Unterbau untergebracht waren.

In dem Brandkataster von Höhscheid (1801) und dem Grundstückskataster der Honschaft Höhscheid von 1807 ist das Schulhaus unter der Nr. 678 auf die "zeitlichen Schullarchen" eingetragen und von diesen unterschrieben. Das Grundstückskataster verzeichnet: "haben an Schulhaus, Hof und Garten 1/4 Morgen 25 1/4 Ruthen."

Am 11. Dezember 1811 wurden die in der Gemeinde Höhscheid bestehenden Privatschulen von der Gemeinde Höhscheid übernommen, so ging auch das Schulhaus in den Besitz der Gemeinde über.

Die Schulen zu Pilghausen und Oben-Katternberg wurden nach Fertigstellung der Schule Hossenhaus (1827) in diese verlegt. Wie ein Nachtrag im Grundstückskataster von 1807 besagt, ging das alte Hofschulgebäude zu Pilghausen bereits 1825 in den Besitz des Schuhmachers Friedrich Becker über; er bezahlte für das Haus 870 Mark. Das Haus führte um diese Zeit die Nr. 329. Von diesem erbte es später (um 1860) sein Sohn, der Reider Lebrecht Becker.

Im Jahre 1885 kam das Haus in den Besitz von August Plöhn zu Oben-Pilghausen und nach dem ersten Weltkrieg kaufte es der Tabakwarenhändler Richard Ohliger. Beide bewohnten das Haus nicht selbst, sondern hatten es vermietet. Abschließend sei noch bemerkt, daß das Haus, das seit etwa fünfzig Jahren von der Familie Koch bewohnt wird, bis 1873 die Nr. 481 und heute die Nr. 78 führt.



Das "ST" veröffentlichte vor einiger Zeit das hier noch einmal wiedergegebene Bild aus Oben-Pilghausen. Wie eingehende Forschungen ergaben, handelt es sich bei diesem Haus um das alte Pilghausener Hofschulgebäude.



Zwölf Jahre später holte das Solinger Tageblatt das Thema erneut hervor, teils mit demselben Wortlaut, aber auch mit einigen Ergänzungen, Aktualisierungen und Erläuterungen.


Solinger Tageblatt vom 6. November 1965

Die "Winkel- und Heckschule" zu Pilghausen

[...] Lange wußten diese Hofschulen sich ihre Unabhängigkeit von der Kirche zu erhalten.

Kurfürst Karl Theodor, der nicht allein bemüht war, die bis dahin geführte kostspielige Hofhaltung einzuschränken und die Verhältnisse in seinem Lande kennenzulernen, war auch entschlossen, eine Reform des Volksschulwesens durchzuführen. Am 24. April 1784 beauftragte er die reformierte bergische Synode, binnen dreier Monate eine allgemeine Schulmeister- und Küsterordnung auszuarbeiten.

Die neue Ordnung, die alles über Pflichten, Rechte, Obliegenheiten, Aufsicht und Besoldung der Schulmeister enthielt, stieß aber bei den Lehrern wie auch bei den Gemeinden auf den größten Widerstand. Bis dahin wählten die Honschaften und die Interessenten oder Schulglieder ein geeignetes, gut unterrichtetes "Subjekt" zum Lehrer ihrer Kinder. Die neue Ordnung verlangte aber, daß jeder, der sich dem Schulmeisterdienste widmen wollte, von dem Prediger des Orts, wo er sich zum Schulamt vorbereitet hatte, ein Zeugnis zum Schuldienste beizubringen hatte.

Die Schulmeister sollten ihren Vorgesetzten, Synoden, Konsistorien, Predigern und Scholarchen, allen schuldigen Gehorsam erweisen, ihren Verfügungen sich unterwerfen und ihnen gebührlich begegnen. Schulmeister sollten sich nie an Spielorten und bei Saufgelagen finden lassen; wo aber dergleichen erweislich wäre, sollten sie nach genauer Beobachtung der Stufen unter die Zensur gestellt werden. Jeder Nebenerwerb, der bis dahin vielfach Hauptberuf war, wurde den Schulmeistern durch die neue Verordnung verboten. Im Notfalle war eine mit dem Amte zu vereinbarende Nebenbeschäftigung gestattet.

Vom Pfarrer abhängig

Ein großer Nachteil war die übertriebene Abhängigkeit des Lehrers vom Pfarrer, die im § 10 der Ordnung verankert war. Derselbe lautete: "Die Schulmeister haben sich in allen Schulsachen des Rates und Gutachtens ihres vorgesetzten Konsistorie zu bedienen; auch sind sie ihren vorgesetzten Predigern in allem, was in ihr Amt läuft, auf Erforderen Rechenschaft schuldig. Ebenso sind sie verpflichtet, in der vorgeschriebenen Lehrmethode und in der Disziplin Anweisungen von ihnen anzunehmen."

Alle Beschwerden und Proteste nützten aber nichts. Der Kurfürst hielt an den Verordnungen fest und ließ durch den Grafen von Nesselrode den einzelnen Gemeinden und Honschaften mitteilen, daß die Verordnung binnen 14 Tagen einzuführen sei. Dem Befehl mußten sich auch die Interessenten der Pilghauser Höfe beugen, dieses geschah aber erst im Jahre 1788.

Am 3. März 1788 machte der Schul- und Kirchenfreund Engelbert Eversen aus Gemarke eine Schenkung von 1500 Rthlr. zur Unterhaltung der Lehrer an die Hofschulen zu Kohlsberg, Hingenberg, Katternberg, Pilghausen, Dorp und Klauberg unter der Bedingung, daß sich diese Schulen dem Konsistorium unterstellten. Diese Bedingung wird der Grund gewesen sein, daß die Pilghauser Interessenten dem Befehl des Kurfürsten folgten.

Die erste Nachricht von der Pilghauser Hofschule fällt in die 1760er Jahre. Bis 1766 stand der Lehrer Johann Hucklenbick der Schule vor. Er soll wegen seines Lebenswandels des Amtes entsetzt worden sein und starb 1785, 72 Jahre alt. Hierauf entbehrten die Pilghauser einige Jahre einer eigenen Schule, bis die Bewohner statt des früher zur Schule gemieteten Zimmers im Jahre 1774 ein altes Haus von dem Kaufmann Abraham Baurmann kauften und zur Schule herrichteten. Damit waren die Pilghausener in der glücklichen Lage, ein eigenes Schulhaus zu besitzen, wogegen andere Hofschulen in irgendeinem gemieteten Zimmer, Söller oder Unterbau untergebracht waren. [...]

Im Brandkataster von Höhscheid (1801) und dem Grundstückskataster der Honschaft Höhscheid von 1807 ist das Schulhaus unter der Nr. 678 auf die "zeitlichen Schullarchen" eingetragen und von diesen unterzeichnet. Das Grundstückskataster verzeichnet: "haben an Schulhaus, Hof und Garten 1/4 Morgen 25 1/4 Ruthen."

Schulmeister der Hofschule

Als Schulmeister an der Hofschule zu Pilghausen sind weiter bekannt: Wilhelm Herder von Schnittert. Er unterrichtete in Pilghausen drei Jahre und zog dann nach Kohlfurth, wo sein Name 1779 noch vorkommt.

Auch Johann Hülsberg von Hilden soll drei Jahre hier gewirkt haben. Er wurde krank und ging zu seinem Bruder, der Lehrer in Wülfrath war, wo er bald starb.

Wahrscheinlich folgte auf Hülsberg der Lehrer Engelbert Everz von Cronenberg, der später einen Ruf als Lehrer nach Waldniel erhielt.

Am 17. Juli 1787 wurde von Hilden der Lehrer Johann Schlickum, "ein geschickter Mann", berufen. Er unterrichtete aber nur ein Jahr in Pilghausen und ging dann nach Dorp, Velbert und später nach Hagen.

Ihm folgte ein Lehrer Jacobs von Cronenberg, der auch nur kurze Zeit dort blieb.

Sein Nachfolger wurde Adolph Friedhoff aus Mettmann. Er unterrichtete noch 1797 in Pilghausen und starb am 15. März 1816, erst 48 Jahre alt.

Auf ihn folgten Bräckelchen aus dem Kirchspiel Mettmann und Johann Peter Förster aus Hilden, der zu Hossenhaus am 3. November 1827 im Alter von 27 Jahren starb.

Am 11. Dezember 1811 wurden die in der Gemeinde Höhscheid bestehenden Hofschulen von der Gemeinde übernommen, damit ging auch das Schulhaus zu Pilghausen in den Besitz der Gemeinde über. Die Schulen zu Pilghausen und Katternberg wurden nach Fertigstellung der Schule Hossenhaus (1827) in diese verlegt. Wie ein Nachtrag im Grundstückskataster von 1807 besagt, ging das alte Hofschulgebäude zu Pilghausen bereits 1825 in den Besitz des Schuhmachers Friedrich Becker über; er bezahlte für das Haus 870 Mark.

 


 
Pilghauser Hofschule

nach oben


Hossenhaus



Vor 1939   Die Schule Hossenhaus
Bild-Quelle: Stadtarchiv Solingen




2010   Das ehemalige Schul- und Lehrerwohnhaus, daneben ein in den 1950er Jahren erbautes Mehrfamilienhaus



2010   Das ehemalige Schul- und Lehrerwohnhaus an der Hossenhauser Straße Nr. 58
 
1822   Verhandlungen über den beabsichtigten Neubau eines Schulhauses in der Nähe von Hossenhaus

1823   Erwerb von einem Morgen Land als Schulbaugrundstück von Johann Peter Subberg

03.08.1824   Grundsteinlegung. Es handelt sich um das heute noch vorhandene Haus Hossenhauser Straße 58. Der Klassenraum befand sich im Erdgeschoss, die Lehrerwohnung im Obergeschoss.

1824-1827   Bau des einstöckigen Schulhauses als "Normalschule"; Auftragserteilung an Maurermeister Peter Dannenberg

1860/61   Erweiterung des Schulhauses

1877   Umbau der Schule Hossenhaus

Veränderungen im Laufe der Jahre: Erweiterung durch ein zusätzliches Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung; Anbau an der Westseite; teilweise Aufstockung der Rückseite; Veränderungen und Neuanlage von Eingängen und Fenstern

01.11.1884   Im Gebäude der ev. Schule Hossenhaus wird eine kath. Schulklasse untergebracht.

Um 1899/1900   wurde vermutlich mit Eröffnung der beiden Schulen Stübchen die Hossenhauser Schule geschlossen.

1939   Abbruch des alten Schulhausanbaus (geplant)

1950er Jahre   Errichtung eines Mehrfamilienhauses an der Stelle des Schulanbaus

Das ursprüngliche Schul- und Lehrerhaus ist erhalten geblieben. Die Stadt Solingen als Eigentümerin vermietet nach der Schulschließung das Haus zu Wohnzwecken an die Familie Dettbarn/Hartkopf.

Bis in die 1960er/1970er Jahre befindet sich im Erdgeschoss ein Lebensmittelgeschäft.

1993   Lt. Türinschrift Neugestaltung des Hauses

2010   Das Haus ist Eigentum der Familie Ullrich Hartkopf.



Julius Günther beschreibt in einem Artikel die Geschichte der Hossenhauser Schule, die 1824 aus den beiden Hofschaftsschulen von Obenkatternberg und Pilghausen hervorgegangen ist. Die Neugründung geschah zunächst gegen den Willen vieler betroffener Eltern, da ihre Kinder zum neuen Schulstandort oft viel weitere Wege zurückzulegen hatten als ohnehin schon.

Dies war besonders gravierend, weil die Arbeiterkinder schon mit fünf Jahren zur Schule geschickt wurden, um möglichst früh zum Familieneinkommen beitragen zu können. Die Kinder wurden ganz selbstverständlich zur Mithilfe und Mitarbeit herangezogen. Kinderarbeit war üblich und erregte keinerlei Anstoß. Erst 1839 wurde das erste Gesetz zum Schutz arbeitender Kinder in Fabriken erlassen.


Solinger Tageblatt vom 6. April 1939

Anfang und Ende der alten Hossenhauser Schule.

Der Grundstein von 1824.
Die Schulverhältnisse des Katternberger und Pilghauser Bezirks vor über 100 Jahren.

Von Julius Günther.

An der Katternberger Straße, in der Nähe von Hossenhaus, steht ein langgestrecktes, einstöckiges Gebäude, das durch seine schlechte bauliche Verfassung schon seit längerer Zeit allgemein auffiel. Ein zweistöckiger Anbau aus späterer Zeit ist besser erhalten. Es handelt sich um die ehemalige Hossenhauser Schule.

In nächster Zeit ist nun mit dem Abbruch des zum Teil schon verfallenen Gebäudes zu rechnen. Nachstehend berichten wir über den Werdegang der Schulverhältnisse des Katternberger und Pilghauser Bezirkes, wie sie vor über hundert Jahren bestanden. [...]

Verhandlungen über den beabsichtigten Neubau eines Schulgebäudes in der Nähe von Hossenhaus begannen Ende des Jahres 1822. Die Akten besagen folgendes: Der Landrat nimmt Bezug auf Vorverhandlungen im Gemeinderat und schreibt an den Bürgermeister in Höhscheid, daß die Vereinigung der Pilghauser Schule mit der am Katternberg gelegenen sich als zweckdienlich erweisen würde. Entsprechende Vorbereitungen werden eingeleitet.

In langen Berichten machte der Bürgermeister seine Vorschläge für eine Schule in Hossenhaus. Jedoch war er vorsichtig genug, auch die Meinung der Interessenten von Pilghausen und Katternberg zum Ausdruck zu bringen. Diese hatten insbesondere wegen der neuen zu weiten Entfernungen ernstliche Gegengründe.

Es sei ferner nicht außer Acht zu lassen, daß die arbeitenden Klassen ihre Kinder nach vollendetem fünften und nicht erst nach vollendetem sechsten Lebensjahre zur Schule schicken müßten, um sie an den Fabrikarbeiten früher gebrauchen zu können. Hieran läge ihnen so viel, daß im Falle der Ausführung des Projektes am Hossenhaus sie ihre jetzigen Schulsysteme zu Pilghausen und Katternberg behalten und einen Privatlehrer annehmen würden. Alsdann stände die geplante Normalschule zu Hossenhaus überflüssig da.

  Im Jahr 1822 wird hier unter "Fabrikarbeit" die Mitarbeit im Heimgewerbe zu verstehen sein. Die Gesamtheit der einzelnen Werkstätten der Schleifer, Reider etc. wurde im Solinger Industriebezirk als "Fabrik" bezeichnet.

Die weiteren umfangreichen Ausführungen betrafen die Beteiligung der in der Nähe oder besser gesagt von Hossenhaus weit abgelegenen Hofschaften. Von der Pilghauser Schule wurde gesagt, daß die Schülerzahl so groß sei, daß sie nicht alle im Lehrzimmer Platz gefunden und viele hätten abgewiesen werden müssen. Im Falle, daß die Regierung sich entscheiden sollte, die beiden Schulen Pilghausen und Katternberg beizubehalten, könnte die Katternberger Schule für 500 Taler zweckmäßig repariert und vergrößert werden.

Während hier der Standpunkt des Bürgermeisters dargelegt und die Ansichten der Pilghauser Schulinteressenten vorgetragen wurden, ist auch der Inhalt einer Eingabe der "Meistbeerbten", d.h. der begüterten Grundbesitzer und Steuerzahler der drei Katternberger Höfe bemerkenswert. Sie ist an den Schulpfleger Pastor Neinhaus in Solingen gerichtet und vom 8. Januar 1823 datiert.

Der Inhalt vermittelt uns die Tatsache, daß schon im Jahre 1732 in Katternberg eine Schule errichtet worden ist. Die Mitteilung besagt, daß im genannten Jahre "die Einsassen der drei Katternberger Höfe, sowie die Höfe Pilghausen, Nacken, Geilenberg, Kotten, Schaafen-Mühle, Wüste-Straße, Hübben, Neuenhaus, Bauermannskulle, Siepen und Wart am 16. Februar 1732 sich vereinbart haben, auf dem ersten Katternberg eine neue Schule für den Unterricht der Jugend zu erbauen."

  Ein großer Einzugsbereich, wenn man bedenkt, dass die Kinder die Wegstrecke in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter zu Fuß und oft mit unzureichendem Schuhwerk zurücklegen mussten, nicht von den Eltern kutschiert wurden und der Schulbus noch nicht erfunden war.

Nun hätten die Unterzeichner der Eingabe erfahren, daß die Schule, welche ihre Voreltern mit vieler Mühe und regem Fleiße erbauet hätten und worauf keine Schulden haften, nunmehr oberhalb des Hossenhauses verlegt werden solle, wozu, wie man glaubt, keine Gründe vorhanden sind, auch den meistbeerbten Einsassen nicht das mindeste davon bekannt gemacht worden sei. Und da doch solches höchstglaublich nur mit deren Bewilligung geschehen müsse, so sei dieses um so schmerzhafter."

So beschwerten sich denn die meistbeerbten Einsassen der drei Katternberger Höfe über die beabsichtigte Verlegung ihrer Honschaftsschule. Ihre Kinder, besonders die vom 2. und 3. Katternberg, wie auch vom Geilenberg, Kronenmühle, Wüstestraße, die bereits eine halbe Stunde zur Schule zu gehen hätten, müßten bei der Verlegung der Schule nach Hossenhaus noch weiter gehen. Im Winter und bei schlechter Witterung hätten sie jetzt schon kaum zu passierende Wege zurückzulegen. Durch eine solche Maßnahme würden die Schulinteressenten so empfindlich getroffen, daß sie sich dann genötigt sehen würden, eine Wahlschule anzuordnen. [= Privatschule]

Ebenso wie die Pilghauser machten auch die Katternberger darauf aufmerksam, falls die Schule nach Hossenhaus verlegt würde, dort eine große leere Schule unter Aufwendung sehr großer Kosten gebaut sein würde, die aber bei den sehr schlechten "nahrlosen Zeiten" nicht beizubringen wären.

In dieser Eingabe wurde auch noch darauf hingewiesen, daß die Schule zu Katternberg noch ein Kapital vom sel. Peter Hosse auf'm unteren Katternberg unter der Aufsicht eines Erben habe, welches zum Besten der Schule vermacht sei. Bei Aufhebung der Schule würde es verloren gehen. Zudem wird bemerkt, daß die Honschaft Katternberg 100 schulfähige Kinder besäße. Der Lehrer habe Arbeit genug, um solche gehörig zu informieren.

Die Beschwerdeführer stellten den Antrag, eine Besichtigung der Schulwege zwischen Oktober und April und nicht im Sommer, in ihrem Beisein, vorzunehmen. Es wurden auch noch Vorschläge für einen etwaigen Umbau der Schule und sonstige zweckdienliche Angaben gemacht.

Die Eingabe ist von folgenden Katternberger Einwohnern unterschrieben:

Peter Heulterhof,    Pet. Brückmann,      Joh. Wilh. Weyrauch,
Wilh. Wester,        Joh. Pet. Fink,      Nathanael Klopp,
Abr. Berns,          Joh. Wilh. Evertz,   Daniel Broch,
Abr. Frauenzimmer,   Joh. Pet. Pauls,     Daniel Müller,
Dan. Kirschbaum,     Joh. Abr. Broch,     Pet. Daniel Wolter,

Abr. Evertz,         Joh. Vogel,          P. D. Hartkopf,
Gottfr. Broch,       Joh. Wilh. Cron,     Pet. Gottfr. Witte,
Gottfr. Hartkopf,    Joh. Wilh. Haensch,  Gottfr. Broch,
Abr. Schildmann,     Joh. Wilh. Broch,    Joh. Abr. Broch Elter,
Peter Weyersberg,    Joh. Abr. Witte,     Karl Wilh. Berns,

                                          Ferdinand Witte,
                                          Joh. Alb. Hoppe.

Bei den Behörden stand zweifellos schon fest, daß die neue Schule bei Hossenhaus gebaut werden sollte. Die Eingabe der "Meistbeerbten" von Katternberg hat nichts genützt, auch wurden die Einwendungen der "Schulinteressenten" gegenstandslos. Im Oktober 1823 fiel die Entscheidung. Die Regierung ordnete die Durchführung des Neubaues und alle weiteren Maßnahmen zur Aufhebung der bisherigen Schulen in Katternberg und Pilghausen an.

Es wurde ein Morgen Land für die Baustelle von Joh. Peter Subberg erworben. Die beiden alten Schulgrundstücke von Katternberg und Pilghausen sollten nach vorheriger Abschätzung verkauft werden, desgleichen ein Grundstück in Weeg, das schon vorher zu einem Schulneubau in Aussicht genommen war. Eine bezügliche Verkaufsanzeige befindet sich in der Beilage zu Nr. 46 des "Solinger Wochenblattes" vom 19.11.1823, dem Vorläufer des "Solinger Tageblattes".

  Erst 1880 wird die Schule Weeg an der Grünewalder Straße 76/78 gebaut.

Wie allgemein üblich, wurde bei Baubeginn auch für die Hossenhauser Schule ein Grundstein in das Gebäude eingefügt. Das ist ersichtlich aus einer Niederschrift, die Bürgermeister Höfer zu den Akten machte und die wie folgt lautet:

"Teilweise Abschrift der Urkunde, welche links beim Eingange in die Schule zu Hossenhaus unter der Schwelle liegt. Manches ist gesagt, was hier nicht steht. gez. Höfer.

Im Jahre Christi, 1824 am 3. August unter der Regierung Friedr. Wilh. des III., König von Preußen, Herzog zu Jülich, Cleve und Berg, ward dieser Grundstein zu einem neuen Schulgebäude zu Hossenhaus gelegt, und für die beiden Schulbezirke oben Katternberg und oben Pilghaus bestimmt. An beiden Orten hatte sich vor etwa 130 Jahren ohne Mitwirkung der Behörden aus Gemeinsinn der Bewohner eine Schule gebildet, welche mit dem Entstehen dieser Neuen eingehen.

Diese Schule ist dem Maurermeister Peter Dannenberg zu Solingen für die Summe von 2860 Berl. Thal. zu Bauen übertragen worden. Die Baukosten werden von den Einwohnern der Bürgermeisterei Höhscheid durch die Communalsteuer aufgebracht. In der Zeit, in der der Verfasser dieser Urkunde lebt, war es Beförderungsmittel zur Bildung, aus zweien Schulen Eine zu machen, die Lehrzimmer und die Schüler in zwei Abteilungen zu trennen.

Wird eine Zeit nach mir kommen, wo sich die Zahl der Schulen wieder vermehrt? Nicht weil sich die Bevölkerung vermehrt; sondern Primair-Schulen anlegen, wo man nur Lesen, Schreiben und die Elemente des Rechnens lehrt, und für größere Bezirke Schulen hat, worin man bildenden und wissenschaftlichen Unterricht giebt. Sie wird kommen diese Zeit und ein glückliches Geschlecht bilden, welches sich selbst leben und glücklich seyn kann.

Höhscheid, d. 3. August 1824.
Der Bürgermeister Höfer.

Wird der eingangs erwähnte Abbruch durchgeführt, dann kann nach der Urkunde Umschau gehalten werden, die, wie Bürgermeister Höfer schrieb, "links beim Eingange in die Schule unter der Schwelle liegt".

Die baulichen Verhältnisse an diesem Gebäude haben sich, wie unser erstes Bild zeigt, das manchem der Leser als eine Erinnerung an die schöne Jugendzeit im Gedächtnis bleiben wird, sehr erheblich verändert. An allen Teilen erfolgten im Verlaufe von über 100 Jahren Veränderungen. An der Westseite wurde ein Anbau errichtet. Eingänge und Fenster wurden verändert und neu angelegt. Die Rückseite des Gebäudes wurde teilweise aufgestockt usw. [...]

So hat das Schulgebäude seine Schuldigkeit getan. Es ist alt und brüchig geworden und somit erledigt. [...]

 

Das frühere Schulgebäude zu Hossenhaus. Es wurde 1824 errichtet. Bei Eröffnung dieser Schule wurden die Schulen Obenkatternberg und Obenpilghausen geschlossen.


 

Haus Obenpilghausen Nr. 70. Hier befand sich bis zum Jahre 1824 die Pilghauser Schule.


 

Das Haus Obenkatternberg Nr. 18 beherbergte bis 1824 die Katternberger Schule, die 1732 gegründet wurde.

Fotos: J. Günther



 


Quellen:
  • Albers, Hans (mündl. 05/2010)
  • Bauermann (1953)
  • Brangs, Solinger Tageblatt vom 09.04.1953
  • Günther, Solinger Tageblatt vom 06.04.1939
  • Hartkopf, Ullrich (mündl. 10/2010)
  • Stadtarchiv Solingen
  • Solinger Tageblatt vom 06.11.1965
  • Solinger Tageblatt vom 08.06.1976 und vom 15.01.1980


Alte Solinger Schulen Übersicht      nach oben     

www.zeitspurensuche.de
Copyright © 2010 Marina Alice Mutz. Alle Rechte vorbehalten.