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Die folgenden Anmerkungen zur Geschichte des Haaner Schmiedehandwerks basieren im Wesentlichen auf Ausführungen des Haaner Lokalkhistorikers Harro Vollmar. Andere Autoren wie Lomberg oder Heinson gehen auf diesen alten Haaner Gewerbezweig nicht näher ein, obwohl er - wie Vollmar festgestellt hat - nicht unbedeutend gewesen ist.
Während in Haan seit dem Frühmittelalter die Landwirtschaft dominierte, erlangte um 1500 offenbar neben den ebenfalls prosperierenden Mühlenbetrieben ein weiterer Gewerbezweig besondere Bedeutung: Die Schmieden. Diese Entwicklung setzte anscheinend noch früher ein als die Entstehung der später bedeutenden Schleifereien und des Webereigewerbes (sowie der Kalkbrennerei für Gruiten).
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Inneres einer Schmiede. St. Eligius am Amboss mit einem Gesellen. Holzschnitt aus dem Jahr 1499 |
"Die Unwegsamkeit des Geländes, die Schwerfälligkeit der Verkehrsverbindungen und die einsame Lage des von Urwald, Moorgebieten und Bachtälern mit Wölfen umringten Dorfes Haan sind in der Geschichte stets eine zwingende Voraussetzung gewesen, alle notwendigen Gewerbe in der eigenen Siedlung verfügbar zu haben. Dieser Zwang zur handwerklichen Autarkie inmitten der dörflichen Lebensgemeinschaft ergab sich auch daraus, daß weit und breit keine Großstädte existierten: Düsseldorf, Solingen, Elberfeld und Mettmann waren - von der Größenordnung her gesehen - ebenfalls nur Dörfer.
Ende des 18. Jh. endete die bisherige Herrschaft von Kurköln in Haan (und Hilden). 1802 gingen beide Orte nach langem Streit endgültig an die Grafschaft Berg über. |
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Zwei Messerschmiede bei der Arbeit am Amboss. Holzschnitt aus dem Jahr 1479 |
An der Schmitte, OberhaanAm 20. Februar 1363 erscheint zum ersten Mal eine Haaner Schmiede urkundlich in einer einer Amtsrechnung [vermutlich die Ein- und Ausgabenrechnung des Solinger Amtmannes Dietrich Smend]. Darin wird "Greta in der Smitten ind Overmann" genannt, und zwar in der geographischen Reihenfolge nach Stöcken, Krutscheid, Champagne und Over (= Überfeld?). Demnach wird es sich hier um die Örtlichkeit "An der Schmitte" in Oberhaan handeln, die auch auf der Ploennies-Karte von 1715 eingetragen ist. Die Schmiede soll bis um 1900 mit Hufbeschlag und Wagenbau in Betrieb gewesen sein. |
Kölner Straße 78, UnterhaanUm 1410 wird "Henken Smytman" (= Heinrich der Schmied) in der Hühnerzinsliste des Ritterhauses Horst in Hilden genannt. Da er zwischen Oberer Heide und Steinfeld (Heidstraße / Ecke Kölner Straße und Steinkulle) aufgeführt ist, kann - so Vollmar - nur die ehemalige Schmiede an der Kölner Straße 78 gemeint sein. Sie wird seit 1410 immer wieder genannt. 1466 ist "Johan in der Smyten" in einem Weistum aufgeführt. Auch diese Schmiede soll bis etwa 1900 Hufbeschlag- und Wagenbauwerkstatt gewesen sein. |
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2010 Kölner Straße 78 Das giebelständige Fachwerkhaus stammt überwiegend aus der Zeit Anfang des 19. Jh. Es steht unter Denkmalschutz. |
Kölner Straße 74, UnterhaanSeit 1611 wird gelegentlich eine "kleine Schmiede" gesondert erwähnt: das Haus Kölner Straße 74. In dieser ehemaligen Nagelschmiede, in Haaner Mundart "Neelschmitte", wurden alle Arten von Gebrauchs- und Ziernägeln in besonderen Gesenkwerkzeugen mittels Schmiedehammer von Hand hergestellt. Auch diese Schmiede soll bis etwa 1900 in Betrieb gewesen sein. Falls in einem alten Haaner Haus noch handgeschmiedete alte Nägel gefunden werden, so stammen sie vermutlich aus dieser Werkstatt. |
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2010 Kölner Straße 74 |
Weitere Anhaltspunkte für die Verbreitung des Schmiedehandwerks in Haan fand Vollmar in folgenden Urkunden:
- Mittelhaan. Jurgen in der Schmitten, Peter in der Schmitten. - Mittelhaan. Jasper in Schmitten. - Unterhaan. Hendrich Schmit. - Unterhaan. Jungen Wittib in der Schmitten. - Unterhaan. Caspar in der Schmitten.
- Mittelhaan. Casper in der Schmitten. - Unterhaan. Friedrich Schmit. - Unterhaan. Jurgen in der Schmitten. - Unterhaan. Thönes Wolff in der Schmitten. Anders als die Ober- und Unterhaaner Steuerpflichtigen meint Vollmar die Mittelhaaner Schmiede nicht zuordnen zu können. Vielleicht kommt hier die Schmiede am Alten Kirchplatz oder der Hof In der Schmitten an der Walder Straße in Betracht, der allerdings erst 1724 belegt ist, in der Ploennies-Karte von 1715 aber fehlt und von Vollmar gar nicht erwähnt wird. |
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In der Schmitten, Walder Straße 12 |
Haaner Steuerliste von 1724
H von Velbrock, ein Halbmann, Bauland [= Ackerland] 30 kölnische Morgen, Wiesen 4 Morgen, Haus - Hof - Garten 1 Morgen, Busch [= Wald] 8 Morgen, Weyer [= Teich] 1 Viertelmorgen, zusammen 42 [43] und 1 Viertelmorgen. Nach heutiger Berechnung ergeben sich 54,94 preußische Morgen = 13,74 Hektar. Steuer: 15 Reichstaler, 48 Albus, 8 Heller pro Jahr. (Damit hatte die gesamte Jahressteuer einen Wert von 2 Kubikmetern Roggen oder 1 Kubikmeter Weizen; dies war nicht sonderlich viel und steht in keinem Verhältnis zu heutigen Steuerlasten.) Unterste Honschaft. Johann Thienußberg in der Schmitten, Bawmann [= Johannes vom Thienhauser Berg in der Schmiede, Landwirt], Ackerland 7 Morgen, Wiesen 2/4 Morgen, Haus-Hof-Garten 1 1/2 Viertelmorgen, Manter Kempgen (?) 1 1/4 Morgen. Zusammen 9 Morgen, 3 1/2 Viertelmorgen. Steuer: 4 Reichstaler, 36 Albus, 4 Heller. Unterste Honschaft. Johann Thienußberger klein Schmith. (Kein Grundbesitz angegeben.) Steuer: 1 Reichstaler, 79 Albus. 1 Reichstaler Steuern entsprach etwa 3 Morgen Grundbesitz. Da dieser Steuerpflichtige ohne Land war, bezieht sich die Steuer vermutlich auf den Umsatz an Schmiedeartikeln. 1731 sind in der Huldigungsliste folgende Haushaltungsvorstände (Schmiede?) aufgeführt:
- Mittel-Honschaft: Johann Keusenhoff in der Schmitten. - Unterste Honschaft: Wittib Johan Thienhauß in der Schmitten. - Unterste Honschaft: Wilhelm Iter in der kleinen Schmitten, Halbman. 1809 sind in der Aufstellung über die Siedlungsplätze des Kirchspiels Haan folgende Personenzahlen aufgeführt [wobei auch hier nichts darüber gesagt ist, ob sich darunter tatsächlich Schmiede befinden]:
- Unterste Honschaft: In der Schmitten: 8 1830 weist die Haaner Einwohnerliste folgende Personenzahlen "In der Schmitten" aus:
- Unterhaan 10 In den beiden letztgenannten Aufstellungen fehlen entsprechende Angaben für die Mittel-Honschaft, 1809 war der Hof "In der Schmitten" vermutlich unter "Haan (village)" erfasst. Im 18. und 19. Jh. müssen zahlreiche weitere Schmiedebetriebe entstanden sein, darunter diese: Schmiede Kirchstraße 23Im Hinterhof des (früher vorhandenen) Hauses Kirchstraße 23 soll bis etwa 1900 eine Schmiede in Betrieb gewesen und danach zu einer "elektrischen Schleiferei" umgerüstet worden sein. Das kleine Fachwerkgebäude war 1982 noch vorhanden. |
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Schmiede im Hinterhof des Hauses Kirchstraße 23 Foto: Vollmar 1982 |
Schmiede am Alten Kirchplatz
Am Alten Kirchplatz wurde ab 1830 eine Schmiede von Schlossermeister Johann Wilhelm Liefering (1795-1870) betrieben. 1724 waren die Lieferings (damals "Lieffringssan") Bewohner des Haaner Hofes Lieferingsand (Sand)); einer davon war "Messermacher" und als solcher möglicherweise auch Inhaber einer Haaner Schmiede.
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Um 1920 Nördlich der Mittelstraße, gegenüber dem Haaner Rathaus, stand die alte Liefering-Schmiede am Alten Kirchplatz. Hinter dieser Ecke steht heute das Hallenbad. Bild-Quelle: Archiv Harro Vollmar |
Kaiserstraße 20Um 1900 entstand zur Erweiterung des Schmiedebetriebes Liefering an der Kaiserstraße Nr. 20 ein neues Geschäftshaus mit einer Schmiedewerkstatt im Hinterhof, und so konnte die Werkstatt am Alten Kirchplatz um 1904 aufgegeben werden. Aber erst um 1926 soll sie abgebrochen worden sein. Die neue Schmiede wurde bis 1961 von Wilhelm Liefering genutzt. "Schlosserei von Wilhelm Liefering" ist nach wie vor an der Kaiserstraße 20 über dem schmiedeeisernen Tor zum Durchgang neben dem heutigen Geschäft "Eisenwaren Hugo Liefering" zu lesen. |
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1982 Alte Liefering-Schmiede im Hinterhof aus dem Jahr 1900, in Betrieb bis 1961 Foto: Harro Vollmar 2008 "Eisenwaren Hugo Liefering - Werkzeuge", Kaiserstraße 20 |
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"Schlosserei von Wilhelm Liefering" steht über dem handgeschmiedeten Eisentor am Haus Kaiserstraße 20 - ein ganz besonderes Denkmal zur Geschichte der Stadt Haan. |
Nachtrag August 2012 Die traditionsreiche "Haaner Institution" Liefering gibt es nicht mehr. Auch andere lang vertraute Geschäfte sind aus dem Stadtbild verschwunden. |
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September 2012 Sperrmüll |
Schmiede Bahnhofstraße 64Im Hof des (früheren) Hauses Bahnhofstraße 64 arbeitete die aus Mettmann zugezogene Schmiedefamilie Gerdesmann. Bis nach dem Ersten Weltkrieg wurden dort Karrenbeschläge hergestellt und Pferde beschlagen. |
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Die Bahnhofstraße vor dem Ersten Weltkrieg. Bild-Quelle: Stadtarchiv Haan |
Schmiede Alleestraße 6
Die Schmiede Beuteführ war bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb. |
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2010 Alleestraße 6 |
Schmiede "In der Blech"
Die Schmiede in der Blech wurde von der Familie Laibach betrieben. Blech liegt nicht weit von der alten Hofschaft Laibach entfernt. Hier wurden aus Draht Ahlen u.a. für Netzflickarbeiten geschmiedet, in Haaner Mundart "Süll" genannt, und auch in das westliche Europa exportiert. Diese Schmiede wurde zum Ende des 19. Jh. aufgegeben und später abgerissen. Karl Laibach, * 1906, Verfasser der Familiengeschichte, schrieb dazu:
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Schmiede Elberfelder Straße 95-101Im Hof Elberfelder Straße 95-101 (Holthausen) wurde bis etwa 1900 eine Schmiede für Schusterahlen betrieben. Letzter Schmied war Herr Birschel. |
Schmiede WilhelmstraßeEine an der Wilhelmstraße gelegene Schmiede wurde nach dem Ersten Weltkrieg geschlossen. Herr Saber war der letzte Schmied. |
Schmiede an der Stropmütze, Gruitener Straße 47Bis etwa 1920 wurden an der Stropmütze Schmiedebeschläge aller Art, Tore und Zäune gefertigt. Letzter Inhaber der Schmiede war Herr Holthausen. Der früher in Haan bekannte Schmied Ballmann (Kölner Straße) hat dort seine Lehrjahre verbracht. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude teilweise zerstört. |
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2010 Stropmütze |
Vollmar berichtet, Jakob Litsch habe ihm geschildert, wie sparsam die früheren Haaner Schmiede mit ihrem Material umgehen mussten, um zurecht zu kommen. Zum Beispiel wurde in der kleinen Nagelschmiede an der Kölner Straße 74 kein Roheisen verarbeitet, sondern nur der Abfall (heute würde man es "Wertstoff" nennen) von der Schmiede Kölner Straße 78 "recycelt". So sind für die Herstellung von Nägeln z.B. auch alte, nicht mehr verwenbare Hufeisen wiederverwertet worden.
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"Dann vertault se vam Schmett ut der Schmetten an der aul Kölner Stroot. Die aul Stroot wuurt en minner Jugend noch befahren. Die Stroot wor schleit, am Steiweld (= Steinfeld) muuß Vürspann gehollt werden. Et ging völl kaputt, dodurch hat de Schmett ongerm Viethuuß, fast an der öngerschten Heid, völl te donn. He hiel ne Gesell on ouch ne Lierjong. -
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Nachdem die Großmutter geendet hatte, sagte sie "Gott nu schlopen, Kenger!" und Jakob antwortete: "geneit Bestemuder!"
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Quelle:
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